• Einführungstext zur Verordnung über die Gründung der Sächsischen Landesbank und die Abwicklung der bisher bestehenden Banken und sonstigen Geldinstitute vom 14. August 1945, in: Amtliche Nachrichten der Landesverwaltung Sachsen, 1. Jg, Nr. 3, 15.081945; Bestand: Historisches Archiv des OSV

Ende und Anfang

Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg für das Deutsche Reich mit der bedingungslosen Kapitulation. Zur Finanzierung der Kriegsführung hatte sich der NS-Staat enorm verschuldet, indem er etwa Anleihen bei den Sammelstellen des Kapitals der Bevölkerung unterbrachte. Das Sparen wurde in den Kriegsjahren forciert, ja sogar steuerlich begünstigt. Das viele Geld, das die gleichgeschaltete Reichsbank herausgab, wurde abgeschöpft. Wegen der verringerten Möglichkeiten, es auszugeben, wuchsen die Ersparnisse der Bevölkerung. In Sachsen vermehrten sich die Sparguthaben bei den Sparkassen zum Beispiel von 1,6 auf 7,2 Milliarden Reichsmark. Die Einlagen wurden, auch weil das traditionelle Kreditgeschäft darbte, in Reichsanleihen und Schatzwechsel investiert. Der gesamte Wertpapierbestand betrug bei Kriegsende drei Milliarden RM, derweil Hypothekendarlehen nur noch mit 762 Millionen RM bestanden.

Die Landesverwaltung Sachsens behauptete drei Monate nach Kriegsende jedoch, sämtliche Sparguthaben seien im Krieg verpulvert worden. Mit einem lesenswerten Propagandatext wurde eine Verordnung zur Neuordnung des Finanzwesens eingeleitet und ein Schlussstrich auch mit der Staatsverschuldung begründet. Tatsächlich überstiegen die Schulden sämtliche Bar- und Buchgeldbestände sogar um rund 100 Milliarden RM. Und das Geldvolumen wiederum war ein Vielfaches des Sozialprodukts. Auf die ruinierte Währung geht der Text indes nicht ein. Dieser wurde übrigens unter der Federführung des Präsidenten Rudolf Friedrichs erarbeitet und gezeichnet. Nicht nur die Mitglieder der Moskauer Exil-KPD, die in der Landesregierung die Schlüsselpositionen besetzten, sondern auch er als linker Sozialdemokrat zielte auf ein Ende des kapitalistischen Systems ab.

Dabei handelten sie im Auftrag der Sowjetische Militäradministration. Bereits am 23. Juli 1945 befahl deren Chef, die Finanz- und Kreditorgane im Sinne der Abschaffung des Kapitalismus neu zu ordnen. Damit begann die sozialistische Umgestaltung der Eigentumsverhältnisse. Das große Ziel war ein deutscher Staat nach sowjetischem Vorbild. Dazu gab es einen mehrstufigen Plan, der taktisch flexibel umgesetzt wurde. Im sozialistischen Finanzsystem hatten Sparkassen neuen Typs einen Nutzen. Sie sollten den gesellschaftlichen Aufbau finanzieren und damit den sozialistischen Machtanspruch festigen. So erfolgte auch in Sachsen am 14. August die Anordnung ihrer Neugründung ohne Rechtsnachfolge, derweil private Kreditinstitute verstaatlicht wurden, in der Landesbank aufgingen. Was die 7,2 Milliarden betraf, so durften Auszahlungen auf vor dem 8. Mai 1945 entstandene Guthaben nicht stattfinden. Sie waren zunächst „eingefroren“.

  • Bereits im April 1990 erfolgt die Abstimmung zur Gestaltung des neuen Sparkassenbuches zwischen dem Sparkassenverband der DDR und dem Deutschen Sparkassenverlag auf der Grundlage eines händisch bearbeiteten Musters. Am 3. Mai erhält der Verband die Korrekturabzüge. Die Bücher entsprechen nun den eigenen Gestaltungswünschen. Lediglich das Feld für den S-Stempel soll noch für ein Querformat angepasst werden. Mit dieser kleinen Änderung wird die Freigabe zum Druck am 8. Mai erteilt. : © Historisches Archiv des OSV

  • Innenteil des Mustersparbuchs : © Historisches Archiv des OSV

  • Alt und Neu: letztes Sparbuch der DDR und die leuchtend rote Nachfolger-Variante, ausgestellt 1993 : © Historisches Archiv des OSV

Neue Sparkassenbücher braucht das Land

Blogserie, Teil 27

Vor 30 Jahren bedankt sich der Deutsche Sparkassenverlag (DSV) bei den ostdeutschen Sparkassendirektorinnen und -direktoren für ihre Bestellungen und teilt gleichzeitig mit, dass es in Zukunft möglich sein wird, 8- und 12-seitige Sparkassenbücher bei ihm zu ordern. „Um jedoch eine Belieferung aller DDR-Sparkassen bis zum 02.07.1990 gewährleisten zu können, ist augenblicklich nur eine Ausstattung der Sparkassenbücher mit 12 Inhaltsseiten möglich.“ Diese Vorgehensweise sei selbstverständlich mit dem Sparkassenverband der DDR abgestimmt. Zudem könne man die Bücher auch länger einsetzen, heißt es weiter im Schreiben vom 3. Mai 1990.*

Mit den neuen Sparkassenbüchern wird das Sparbuch der DDR, Sp 5201, abgelöst. Letztmalig werden von diesen Büchern „in Anbetracht der entstandenen Lieferrückstände sowie des außerordentlich hohen Verbrauchs an Sparbüchern seit Jahresbeginn 1990“ beim Vordruckverlag Freiberg Ende Februar zusätzlich 300.000 Stück bestellt.** Alle Bezirksdirektionen der Staatsbank der DDR, Abteilung Sparkassen, hatten einen 5-stelligen Mehrbedarf gemeldet. Da absehbar ist, dass die normalen Sparbücher nicht ausreichen würden, gibt es nun auch „Sparkassenbücher in vereinfachter Form“. Diese könne man zügig drucken lassen, da es sich lediglich um reduzierte Faltkarten handelt. 2.000.000 Stück werden schließlich beauftragt und kommen „bereits ab Anfang März in zahlreichen Sparkassen zur Anwendung.“*** Die Abteilung Sparkassen der Staatsbank der DDR informiert das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen, die Reichsbahn-Sparkasse, den Zentralvorstand des VdgB/BHG sowie den Verband der Genossenschaftskassen in einem Rundschreiben vom 28. Februar 1990 über die Faltkarten, fügt ein Muster bei und teilt mit, dass sie „im Freizügigkeitsverkehr Anerkennung finden sollen.“****

Doch kaum sind die Faltkarten ausgeliefert, sind die zusätzlichen Sparbücher bestellt, wird klar, dass die DDR-Sparbücher überarbeitet werden müssen. Spätestens mit der Vorstellung des DSV-Konzeptes zu möglichen Sofortmaßnahmen in den DDR-Sparkassen auf der Sitzung des Arbeitsausschusses des Zentralen Werbeausschusses in Stuttgart am 6. März 1990 stellt sich diese Erkenntnis ein. Der Deutsche Sparkassenverlag schlägt den Ostdeutschen bei diesem gemeinsamen Treffen vor, „für eine Übergangszeit im Umfang reduzierte Sparkassenbücher zu produzieren.“ Zwei Varianten stehen zur Auswahl.

Die Sparkassenvertreter der DDR haben jedoch ihre eigenen Vorstellungen. Anfang April geht ein Muster mit ganz konkreten Gestaltungswünschen für ein „Einheitsbuch“ nach Stuttgart. Dieses Muster entspricht der Schnelllebigkeit der damaligen Zeit. So soll es neben dem Buch zum Beispiel ein kostengünstig zu produzierendes, austauschbares Einlegeblatt für die jeweils aktuell gültigen gesetzlichen Vorschriften geben. Gedacht wird außerdem an die Möglichkeit für einen individuellen Firmeneindruck bzw. an ein passendes Stempelfeld. Im Falle einer Fusion und damit einer Namensänderung ließe sich auf diese Weise das Buch weiter nutzen. Auch die Eignung für handschriftliche Buchungen, neben der üblichen maschinellen Verarbeitung, findet Berücksichtigung im Anforderungskatalog.

Der Austausch zwischen dem Sparkassenverlag und dem im März gegründeten Sparkassenverband der DDR ist überaus produktiv, sodass bereits am 24. April 1990 ein Rundschreiben zum Thema „Sparkassenbücher“ an die Bezirksgeschäftsstellen und an alle Sparkassen auf den Weg gebracht werden kann. Darin heißt es: „In Zusammenarbeit mit dem Sparkassenverlag Stuttgart wurde ein Sparkassenbuch entwickelt, welches den Anforderungen der DDR-Sparkassen auch unter den Bedingungen der Währungsunion entspricht.“ Direkt beim Verlag bestellt werden können sowohl 8- als auch 12-seitige Sparkassenbücher mit oder ohne Magnetstreifen. Die Lieferzeit beträgt fünf Wochen und die Kosten belaufen sich pro Buch ohne Magnetstreifen auf 1,30 bzw. 1,41 Mark. Zusätzlich werden Schutzhüllen angeboten. Druck und Lieferung des separaten Einlegeblatts mit den gesetzlichen Bestimmungen werden zu einem späteren Zeitpunkt avisiert.

Wie dringend der örtliche Bedarf ist, geht aus einem Schreiben der Kreissparkasse Schmalkalden hervor. Es stammt ebenfalls vom 24. April 1990 und überschneidet sich mit den positiven Nachrichten des Rundschreibens zu Bestellmöglichkeiten rund ums neue Sparbuch. Die Direktorin, die das erste umfassende Informationsseminar als Motivationsquelle für sich und ihre Mitarbeiter nutzte, spürt nun wieder die „Realitäten unseres jetzigen Alltages“. „Wir sind sehr bemüht“, stellt sie heraus, „Imagefragen […] sowie Marketing Aufgaben jetzt schon in kleinen Schritten vorzubereiten.“ Doch dies stehe im Widerspruch „zu den jetzt laufenden sehr schlechten Vordruckbedingungen unserer Sparbuchblanketten“. „Rote Zettel“ ließen sich nicht „mit einem neuen aufzubauenden Sparkassenimage“ vereinbaren. Daher frage sie nun an, ob nicht schnellstmöglich Sparkassenbücher zur Verfügung gestellt werden könnten und was aus den „vor Wochen“ weitergeleiteten Bestellungen geworden sei?

Rainer Voigt, der Präsident des Sparkassenverbandes der DDR, antwortet umgehend und räumt verständnisvoll ein, dass die „Fragen zur Belieferung der Sparkassen mit Sparkassenbüchern“ berechtigt, jedoch mit Rundschreiben vom 24. April 1990 sicherlich erledigt seien. Gleichzeitig erläutert er die entstandene Verzögerung bei der Umsetzung aller Sparbuchbestellungen. Dabei wird deutlich, dass es dem Verband wichtig gewesen wäre, den Großauftrag in der DDR und damit im Verbandsgebiet zu vergeben. Aus diesem Grund arbeitete er ursprünglich mit einer Druckerei in Leipzig zusammen. „Liefertermin und Ausstattung haben uns jedoch bewogen, von dieser Bestellung Abstand zu nehmen und uns mit dem Sparkassenverlag Stuttgart in Verbindung zu setzen.“ Voigt schließt seinen Brief mit einem Grundsatz, der bis heute für die Arbeit des Ostdeutschen Sparkassenverbandes gilt: „Ich glaube, daß mit diesen Verhandlungen auch die Interessen Ihrer Sparkasse vertreten wurden.“*****

Fortsetzung am 10.05.2020

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*Bestellbestätigung des Deutschen Sparkassenverlages an alle Direktorinnen und Direktoren der Sparkassen der DDR, Betreff: Sparkassenbücher, Stuttgart, 03.05.90; Bestand: Historisches Archiv des OSV, E 632, Bd. 3.

**Der Vordruckverlag Freiberg ist viele Jahrzehnte in der DDR das Pendant zum bundesdeutschen Sparkassenverlag in Stuttgart. Der Verlag produzierte und koordinierte alle Formulare, die im Sparkassenwesen benötigt wurden.

***Der große Bedarf an Sparbüchern ergibt sich u. a. aus der starken Zunahme der Spareinlagen im 1. Halbjahr 1990, von denen 59 % Buchspareinlagen sind. Insgesamt wird in dem Jahr ein Zuwachs von über 1,5 Mio. Buchsparkonten verzeichnet. Vor der Währungsunion erhalten v. a. Kinder neue Buchsparkonten. Sie werden angelegt, um den für die nach dem 1. Juli 1976 Geborenen festgesetzten Betrag der 1:1-Umstellungen in Höhe von 2000 DM erhalten zu können. Vgl. dazu: Geiger, Walter ; Günther, Hans Georg: Neugestaltung des ostdeutschen Sparkassenwesens 1990 bis 1995, Stuttgart 1998, S. 133, 308.

****Div. Schriftverkehr; Bestand: Historisches Archiv des OSV, E 632, Bd. 3.

*****Ebd.