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Vorbereitungen für die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin

Kommende Woche sind, wie jedes Jahr seit 2015, Auszubildende der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin bei uns in der Geschäftsstelle zu Gast. Diesen Termin gilt es vorzubereiten. Die Präsentation wird schick gemacht. Viele Bilder. Wenig Text. In unseren Archivbeständen in Potsdam suche ich gerade Objekte aus und transportiere diese dann nach Berlin. Warum? Es gibt Geschichte zum Begreifen. Zum Beispiel Münzen vom Taler bis zur Deutschen Mark. So wird im Rahmen der Schulungsveranstaltung zur Sparkassengeschichte anschaulich gemacht, mit welchen Währungen man vor dem Euro zu tun hatte.

Selbstverständlich steht die regionale Historie im Mittelpunkt. Die erste Gründung im Geschäftsgebiet der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin war 1848 eine Kreissparkasse. Von ihr stammt das abgebildete Sparbuch, das ich den Auszubildenden mitbringe. Es ist besonders, nicht nur wegen der Verzierung anlässlich des 90. Geburtstags. Das Buch ist ein Stück Markengeschichte. Es wurde nämlich das erste Logo der deutschen Sparkassenorganisation aufgedruckt. Die Entwicklung bis zum heutigen Sparkassen-S wird bei der Veranstaltung erklärt. Was der Punkt im roten Markenzeichen bedeutet, sollten doch alle Sparkassenbeschäftigten wissen.

Auch wenn Sparkassen heute moderne Universalinstitute und keine Sparanstalten mehr sind, so ist eine Rückschau doch manchmal eine gute Idee. Sie stärkt sicherlich die Unternehmensbindung von jungen Mitarbeitenden. Mensch, seit 175 Jahren gibt es meine Sparkasse schon. Geschichte kann ein wirksamer Bestandteil der Unternehmenskultur sein. Was wurde nicht schon alles im Laufe der Jahre erlebt, in guten und auch in schlechten Zeiten. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, mit den Auszubildenden der Sparkasse am 6. September auf Zeitreise zu gehen.

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Zwangsnamen für jüdische Deutsche

Die Zwangsnamen Israel und Sara sind Ihnen sicher ein Begriff? Vor genau 85 Jahren erließen das Reichsinnen- und das Reichsjustizministerium eine Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 5. Januar 1938. Demnach sollten jüdische Deutsche nur solche Vornamen erhalten, die der Innenminister erlaubte. Dazu diente eine Liste mit willkürlich zusammengetragenen, fast ausschließlich in Deutschland unüblichen Namen.

Wenn Juden nicht einen solchen, angeblich typischen, Namen hatten, mussten sie ab dem 1. Januar 1939 einen zweiten Vornamen führen, die Männer Israel und die Frauen Sara. Diese diskrimierende Regelung sollte Juden öffentlich kenntlich machen. Wenige Jahre später folgten auf Zwangsnamen sogenannte Judensterne. Wer als Jude zu gelten hatte, regelte eine Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935. Ob die Verfolgten sich überhaupt als solche verstanden oder der Religionsgemeinschaft angehörten, war schlichtweg egal. Die NS-Judenpolitik war rassistisch motiviert.

Die Sparkassen waren damals gleichgeschaltet und in die Maßnahmen zur Ausplünderung der jüdischen Deutschen eingebunden. Schon mehrfach ist dies im Blog thematisiert worden. Die gesetzlichen Anweisungen reichten der Deutsche Sparkassen- und Giroverband und die Regionalverbände an die kommunalen Geldinstitute weiter. Um der Kundschaft die Verfügung über ihren Besitz zu entziehen und diesen schließlich an den Staat abzuführen, war es nützlich, diesen vorher zu identifizieren. Konten und Depots wurden mittels der neuen Namen markiert, wie oben abgebildetem Rundschreiben zu entnehmen ist.

  • Seite der Präsentation zur Sparkassengeschichte im Programm des Einführungsseminars für Auszubildende : © Historisches Archiv des OSV

Sparkassengeschichte für den Nachwuchs

Ab dieser Woche besuchen wieder neue Auszubildende von Sparkassen Einführungsseminare an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam. Schon seit 2016 bekommt dort der Nachwuchs von mir einen Einblick in die Historie geboten. Dabei steht die allgemeine deutsche und selbstverständlich auch die regionale Sparkassengeschichte auf dem Programm. Die Teilnehmenden sollen zum Beispiel das Wissen, wann ihre eigene Sparkasse im 19. Jahrhundert gegründet wurde, mitnehmen.

Die Produktgeschichte ist eines der Themen des heutigen Seminars. Das Sparbuch war das Produkt, das viele Menschen lange mit der Sparkasse verbanden. Es dokumentierte die sichere und Zinsen bringende Unterbringung von Ersparnissen beim Geldinstitut. Zu diesem Zweck wurden Sparkassen gegründet. Nicht ohne Grund heißt übrigens unser ältestes Sparbuch, wie viele andere historische auch, Quittungsbuch. Dass die erste Einzahlung des Kunden über zehn Taler ordnungsgemäß quittiert wurde, können Sie auf der Abbildung rechts erkennen.

Sparkassenbücher trugen früher unterschiedliche Bezeichnungen und waren auch verschieden gestaltet. In unserem Archiv liegen Tausende. Die Azubis bekommen von mir einige Exemplare aus ihrer Heimat vorgelegt, die vor der Vereinheitlichung des Designs entstanden sind. So können sie sich einen Eindruck von der bunten Vielfalt verschaffen. Und natürlich kann der Nachwuchs auch gern nachprüfen, ob die Ein- und Auszahlungen sowie die Zinsengutschriften ordentlich quittiert wurden.

  • Sparkassen werben für das Urlaubssparen, Das Magazin, Nr. 4, 1962 : © Historisches Archiv des OSV

Urlaub, mach mal Urlaub, komm wir packen unsre sieben Sachen …

Sommer, Sonne, Urlaub. Seit Jahrzehnten für die meisten Deutschen eine Selbstverständlichkeit. Das Jahr vor der Pandemie wies laut Statista sogar Rekordzahlen auf: 55 Millionen Bürger unternahmen 2019 eine mindestens fünf Tage andauernde Reise. 78 Prozent der Bevölkerung brachten es auf etwa 70,1 Millionen Urlaubsreisen. Nun ist Corona mit eingeschränkten Möglichkeiten schon fast wieder vergessen. Die Aktivitäten nehmen stetig zu. Gezählt wurden 2022 wiederum Millionen längere und kürzere Urlaubsreisen.

Das touristische Unterwegssein ist heutzutage ein Massenphänomen. Etabliert hat es sich aber erst im 20. Jahrhundert. Voraussetzungen waren neben freier Zeit durch einen gesetzlich geregelten, bezahlten Urlaubsanspruch für die arbeitende Bevölkerung auch das nötige „Kleingeld“. Reisen kostet eben.

Als die Sparkassen der DDR im April 1962 augenzwinkernd an das regelmäßige Sparen für einen entspannten Urlaub am Wasser erinnerten, gehörte das Verreisen wieder zu den erfüllbaren Wünschen. Erster und Zweiter Weltkrieg hatten letztendlich zu keiner „touristischen Zäsur“ geführt, wie Spode in seiner Untersuchung herausstellt.* Bewahrheitet hatte sich vielmehr die Prognose des Reiseunternehmers Carl Degener, der bereits 1949 anmerkte: „Die Deutschen werden reisen wie noch nie, wenn sie erst wieder satt zu essen haben.“

Im Osten wurde fünf Jahre später das Urlaubs- bzw. Feriensparen neben dem Heirats-, Schulentlassungs-, Studium- und FDJ-Sparen als „neue Art des Zwecksparens“ propagiert. Sparer und Sparkasse schlossen gemeinsam eine Vereinbarung, in der das Sparziel klar benannt war. Auch die Höhe der monatlichen Einzahlungen wurde für eine bestimmte Laufzeit festgelegt. Beharrlichkeit sollte mit einem attraktiven Zinssatz belohnt werden. Bunt gestaltete Werbeanzeigen und -plakate, die sich bis heute erhalten haben, machten die möglichen Spararten im ganzen Land bekannt. 1955 gab es in puncto Werbemittel für das Feriensparen laut den „Blättern der Sparkassenpraxis“ jedoch noch erheblichen Nachholbedarf. Ein Mitarbeiter der Kreissparkasse Zittau kommt zu Wort und beklagt, dass er auf seinen Urlaubsreisen noch keine Sparwerbung in FDGB-Heimen vorgefunden hätte und somit eine günstige Gelegenheit vertan sei. Die Werbung diene der gesamten Sparkassenorganisation, war er sich sicher und betont abschließend: „Viele Werktätige fassen im Urlaub den guten Vorsatz, im nächsten Jahre wieder unbeschwerte Urlaubstage zu verleben. Diese guten Vorsätze in die richtige Bahn zu lenken, wird eine gute und zeitgerechte Werbung erfüllen.“

Die „Regeneration der Arbeitskraft“ in Form von Urlaubsfreuden war im Sinne der staatlichen Sozialpolitik der DDR. Daher traten neben das beworbene individuelle Urlaubssparen bei den Sparkassen der DDR Zuschüsse des Staates. In der Ära Honecker kostete das Urlaubswesen schließlich Milliarden. „Drei bis vier Mark legte der Fürsorgestaat laut Spode* auf jede Mark drauf, die er im Sozialtourismus einnahm.“ Den Aufbau des Sozialtourismus übernahmen ab 1947 der Feriendienst des FDGB sowie zahlreiche Betriebe, die in den Folgejahren eigene Ferienheime einrichteten. Der Urlaub war für alle erschwinglich. Das touristische Unterwegssein boomte. Im Wendejahr 1989 waren die DDR-Bürger tatsächlich zu „Reiseweltmeistern“ avanciert. 1,9 Millionen Reisen vermittelte zuletzt allein der FDGB. Während die Westdeutschen in ihrer Reiseintensität hinter anderen Europäern zurücklagen und lediglich auf 67 Prozent kamen, waren die Ostdeutschen mit etwa 80 Prozent in führender Position. Zur Ironie der Geschichte gehört, dass die angestaute Unzufriedenheit – gerade auch in Bezug auf eingeschränkte Reisefreiheiten – maßgeblich zum Untergang der DDR beitrug.

*Literaturtipp:
Spode, Hasso: Urlaub Macht Geschichte. Reisen und Tourismus in der DDR, Berlin 2022.