Das Logo
Das Sparkassen-S gibt es seit 1938. Damit gehört es zu den ältesten Logos in der Kreditwirtschaft, die sich bis heute erhalten haben. Zu verdanken haben wir es dem Wiener Grafiker Lois Gaigg. Dieser kam im selben Jahr nach Berlin und erhielt vom Deutschen Sparkassenverlag den Auftrag zur Gestaltung eines Firmenzeichens.
Allerdings ist es nicht das erste Symbol, das für die Sparkassenorganisation entstand. Denn bereits 1925 machte sich der Berliner Grafiker Karl Schulpig ans Werk und schuf den sogenannten „Hermeskopf“. Das Signet verkörperte seinerzeit den Einheitsgedanken der Organisation und erinnert an den Kopf des griechischen Gottes Hermes mit seinem geflügelten Helm. Hermes hat als Schutzgott viele Facetten. So wacht er zum Beispiel über Reisende und ist zugleich Götterbote. Da Kaufleute in der Antike einen regen Handel betrieben und viel unterwegs waren, verehrten besonders sie diesen Gott. Seine Symbole, u. a. der geflügelte Helm, und auch sein Name wurden und werden von Reise- oder Transport-, aber auch von Handelsunternehmen und Banken gern genutzt.
Der „Hermeskopf“ ist vor allem ein „Verbandszeichen“, was sich besonders in seinem Gesicht mit den Buchstaben „DSGV“ widerspiegelt. Es verweist damit auch auf den Zusammenschluss von drei Spitzenverbänden zum Deutschen Sparkassen- und Giroverband, eben „DSGV“. Diese mussten nun im wahrsten Sinne des Wortes ihre Aufgaben „unter einen Hut“ bringen.
Als Karl Schulpig Mitte der 1920er-Jahre den Auftrag vom DSGV bekam, war er bereits bekannt und Preisträger in einem Signetwettbewerb des Bundes der Deutschen Gebrauchsgrafiker. Neu war die von ihm angewandte Reduktion der Zeichen auf das Wesentliche. Er entwarf zahlreiche einprägsame Bildmarken, z. B. auch die Logos der Allianz oder der Mitropa, und gilt heute als einer der „Väter des modernen Logo-Designs“.
Auch Lois Gaigg hatte sich bereits mit dem Design von Prospekten, Plakaten und Logos einen Namen gemacht, als er den Auftrag zur S-Gestaltung 1938 übernahm. Er entwarf es als Symbol für die Institution Sparkasse und die Spardose. Der Einwurftrichter und die darüberstehende Münze verstärkten den Charakter der Spardose und verwiesen damit auf die Bedeutung des Spargedankens. Nach 1948 entwickelte sich das ursprünglich als Verlagslogo entstandene Sparkassen-S zum Markenzeichen der Sparkassen.(1)
Die Modifizierung
Als Otl Aicher Anfang der 1970er-Jahre das einheitliche Erscheinungsbild der Sparkassenorganisation erarbeitete, hatte sich das Sparkassen-S von Lois Gaigg bereits etabliert. Und so sah er seine Aufgabe nicht im Entwurf eines neuen Symbols für die Sparkassen, sondern vielmehr in der Modifizierung des bestehenden in der Art und Weise, „daß es einer neuen generation willkommener erscheint.“(2) Der Einwurftrichter verschwand, das Sparkassen-S wurde rot. Am Ende entstand ein einprägsames Zeichen. Eine Studie zur Prägnanz von drei verschiedenen Sparkassenzeichen bestätigte bereits 1971, und damit vor der Einführung des neuen Sparkassen-S, die gelungene Überarbeitung: „[…] das neue Zeichen […] wirkt jung, klar und dynamisch. Es wird nahezu ebenso eindeutig der Sparkasse zugeschrieben wie das [alte, d. A.] Symbol, symbolisiert aber nicht mehr so stark den Sparvorgang selbst, sondern eher den Charakter einer Aufforderung, einer Motivation zum Sparen, losgelöst von der Beschränkung auf ‚Spardosen-Sparen‘.“(3) Das Aicher-S sprach junge Menschen mehr an und fand gleichzeitig Anklang bei der älteren Generation. Damit passte es zum Bild eines aktiven und zeitgemäßen Geldinstituts.
Die Optimierung
Das Sparkassenlogo lag stets in den Händen von berühmten Designern. Und so ist es nicht verwunderlich, ja folgerichtig, dass die Optimierung des Zeichens im Jahr 2003 wiederum von Profis vorgenommen wurde. Jörg Zintzmeyer und Peter G. C. Lux von Interbrand Zintzmeyer & Lux erhielten den Auftrag. Auch sie gingen, wie seinerzeit bereits Aicher, sehr behutsam mit dem Sparkassen-S um. Es erfuhr eine mediengerechte Überarbeitung, wurde etwas schmaler und bekam größere Binnenräume. Das Resultat war ein modern anmutendes Zeichen, das seit 2004 verwendet wird und noch immer seine Gültigkeit hat.
Das andere Symbol
Mit der Wiedervereinigung 1990 kehrte auch das Sparkassen-S in den Osten Deutschlands zurück. Und wie sah es davor aus? Nun, ab 1957 wurde ein neues Sparkassenlogo in der DDR eingeführt. Es stammte ebenfalls aus der Feder eines bekannten Grafikers. Siegfried Riediger hatte den Auftrag erhalten, ein neues Logo zu gestalten, um das Sparkassen-S von Lois Gaigg abzulösen. Es ging darum, ein „Sparsymbol“ zu schaffen, das „formschön und einprägsam sein und nicht überladen wirken sollte.“(4) So entstand ein Zeichen mit dem Umriss einer Bienenwabe. Damit wurde an die alte Tradition, Bienenfleiß mit Sparerfleiß gleichzusetzen, angeknüpft. Gleichzeitig erinnerten zwei in die Wabe hineinfallende Münzen an das Geldinstitut Sparkasse. Im unteren Drittel der Wabe symbolisierten Mauersteine die Aufbaujahre. Interessant ist, dass vorher ein Preisausschreiben zur Findung eines neuen Sparkassensymbols stattgefunden hatte. Die eingereichten Entwürfe wurden gelobt und auch ein erster Platz prämiert. Am Ende musste die Entwicklung eines neuen Logos aber auch in der DDR in Profihände gegeben werden …
Nachweise:
(1) 50 Jahre Deutscher Sparkassenverlag. Ein Leistungsbericht. Hrsg. v. Deutschen Sparkassenverlag. Stuttgart, 1985. S. 14
(2) Aicher, Otl: Präsentationtext „das visuelle erscheinungsbild der deutschen Sparkassen“ [1971], HfG-Archiv Ulm, „Nachlaß Otl Aicher“ AiAz 1297_7, Bl. 4
(3) Kurzanalyse zu Studie 734: Psychologische Untersuchung der Prägnanz, der Anmutungen und des Bedeutungsinhaltes von drei verschiedenen Sparkassenzeichen. Hrsg. Compagnon Test-Studio GmbH & Co KG, Stuttgart, 5.5.1971, AiAz 1296_2, S. 2
(4) Blätter der Sparkassenpraxis, 1957, Nr. 116-117, S. 4-5
Eva Diederich 12:03
Sehr geehrte Damen und Herren,
Eine Frage zum Logo:
warum ist ein Punkt über dem S?
Vielen Dank für eine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
Eva Diederich
Claudia Wöhnl 12:31
Guten Tag Frau Diedrich, das ist in der Tat eine häufig gestellte Frage. Denn nach den Modernisierungen, welche das Sparkassen-S durchlaufen hat, ist die Ursprungsidee des Designers Lois Gaigg aus dem Jahr 1938 nicht mehr so gut zu erkennen. Er entwarf ein S, zu einer Spardose geformt, mit Einwurfschlitz und darüberstehender Münze. Wenn Sie im Blogbeitrag auf das nächste Bild klicken, sehen Sie alle Sparkassenlogos auf einen Blick. Also, der Punkt symbolisiert nach wie vor nichts anderes als eine Münze, welche in eine Spardose fällt.
Geldgeschichte 6: Der kleine rote Punkt. - Willkommen im Blog der Sparkasse Mittelsachsen 9:03
[…] Weitere Informationen zur Entwicklung des Sparkassenlogos und zur Geschichte der Sparkassen in Deutschland finden Sie hier: Sparkassengeschichtsblog […]
Marlies Koppehele 17:18
Hallo !
Können Sie uns freundlicher Weise mitteilen, aus welchem Grunde das Sparkassensymbol, das S mit dem Punkt (Münze) eine rote Farbe hat ?
Auch wenn die Frage nicht geklärt werden sollte, wären wir über eine
Antwort dankbar.
Hintergrund der Frage: Wir arbeiten zur Zeit an einem Projekt mit dem Namen „Sparsame Anna“ mit der mbs zusammen. Dabei spielt die rote
Farbe des Rockes (Flämingtracht) eine entscheidende Rolle.
Claudia Wöhnl 17:27
Guten Tag Frau Koppehele,
auch zu der Frage nach dem des typischen Sparkassenrot haben wir schon recherchiert. In unserem Blogbeitrag „Das Rot“ (https://www.sparkassengeschichtsblog.de/das-rot/#start) können Sie gern dazu nachlesen.
Freunliche Grüße
Claudia Wöhnl
Marcus Zysk 11:55
Hallo,
Ich habe ein Foto entdeckt aus meiner Geburtsstadt Würselen aus dem Jahr 1981…
Hier ein Facebook Link dazu: https://www.facebook.com/photo/?fbid=7554260114614759&set=pcb.7355477127826729
…das die Sparkasse dort damals ein blaues statt rotes Imago hatte, ich erinnerte mich nicht mehr daran, war derzeit erst 13 wie ich dort lebte, wollte gerne mehr drüber wissen. Kann mich jemand aufklären dazu?
Britta Weschke 10:56
Guten Tag Herr Zysk,
haben Sie vielen Dank für Ihre interessante Anfrage und die scharfsinnige Beobachtung. Es stimmt, als vor 50 Jahren das rote Sparkassen-S als neues Logo präsentiert wurde, wechselten längst nicht alle Sparkassen ihr Erscheinungsbild. Vielmehr dauerte es noch über 40 Jahre, bis der DSGV-Präsident Georg Fahrenschon in einem Interview mit dem Bankmagazin 2014 berichten konnte, dass sich nun alle Institute für die rote Farbe entschieden hätten: „Die Institute machen das einheitlich, weil ein einheitliches Auftreten ihnen nützt und der Erwartung der Kunden entspricht, dass Sparkassen klar als solche erkennbar sind.“
Es gab viele unterschiedliche Gründe, nicht sofort 1972 zu wechseln. Ein bedeutender ist, dass das Handbuch mit den neuen Gestaltungsregeln „kein Gesetzbuch“ für die regional verankerten Sparkassen darstellen sollte. Vielmehr war es „auf lange Sicht“ konzipiert worden. Die Sparkassenorganisation hat in dem Sinne auch keine Konzernzentrale wie die Privatbanken. Es gibt keine Richtlinienkompetenz des Dachverbandes DSGV. Jedes Haus entscheidet also für sich, ob es überregional entwickelte Standards annimmt. Dass das im Falle des Corporate Designs (CD) sinnvoll war und ist, hat sich mit der Zeit immer mehr herauskristallisiert.
Interessant ist, dass viele Häuser mit eigenen Farben, mitunter eigenem Logo, erst nach dem Relaunch 2003 umstiegen. Das DSGV-Markenprojekt brachte nicht nur ein moderneres Sparkassen-S hervor, sondern auch eine eigene Sparkassenschrift und Regeln für den Einsatz des Kennzeichens. Ergänzend wurden einheitliche Konzepte für die Filialgestaltung entwickelt. Außerdem erfolgte eine Eintragung als Kollektivmarke ins Markenregister. Das schuf Rechtsverbindlichkeit nach dem Markengesetz. Jeder Nutzer der CD-Elemente musste sich nun an die Markensatzung des DSGV halten.
In diesen großen Städten konnte man noch lange Zeit andere Farben bei den Sparkassen wahrnehmen (Angabe mit Umstiegsjahr auf Rot):
– Essen – grün/blau – 2006
– Frankfurt am Main – blau/gelb – 2006
– Kiel – blau – 2005
– Köln – blau – 2005
– München – gelb – 2007
Die Taunus-Sparkasse hatte noch bis 2009 ein eigenes „Würfel-Logo“. Erst 2011 änderte sie ihre Außenwerbung. Der späteste uns bekannte Wechsel ist bei der Nassauischen Sparkasse zu verzeichnen. Die Traditionsfarben Blau-Orange des Hauses Nassau wurden erst zum 175. Geburtstag im Jahr 2015 gegen das leuchtende Sparkassenrot getauscht.
Nicht zuletzt ist so ein Umstieg auf ein neues CD nicht ganz preiswert. So wissen wir zum Beispiel von der Sparkasse Neukirchen-Vluyn, dass der Vorstand schon Anfang der 1990er Jahre von Blau auf Rot umsteigen wollte. „Aber aus Kostengründen schob man das Vorhaben immer wieder in die Zukunft“, sodass erst im Dezember 2004 der Umstieg im Sparkassen-Kurier der Sparkasse am Niederrhein verkündet wurde. In NRW kursierte die nicht ganz ernst gemeinte Einstellung: „Alle edlen Sparkassen führen die Farbe blau.“
Edit Prónay 21:10
Guten Tag, ich würde gerne wissen, wieso die Erste Bank in Österreich und ihre Tochtergesellschaften in Mittel-Europa das gleiche Logo haben können wie die Sparkassen in Deutschland? Gibt es da einen historischen Zusammenhang, hat es evtl. mit Urheberrecht etwas zu tun?
Vielen Dank für Ihre Antwort im Voraus.
Britta Weschke 17:18
Guten Tag Frau Prónay,
das ist eine spannende Frage. Vielen Dank dafür! Durch Archivrecherchen können wir folgende Antwort geben:
Seit vielen Jahren gibt es zwischen der deutschen und österreichischen Sparkassenorganisation eine intensive Zusammenarbeit. So finden zum Beispiel regelmäßige „Grundsatzgespräche“ statt. Außendarstellung und Wiedererkennung der „Marke Sparkasse“ sind den Dachverbänden, die die Interessen der Sparkassen ihrer Länder vertreten, sehr wichtig. Enge Verbindungen bzw. Ähnlichkeiten gibt es tatsächlich historisch bedingt auch in der Sparkassenwerbung. So hatte der Deutsche Sparkassenverlag seit 1938 auch ein Auslieferungslager in Wien während des Zweiten Weltkrieges. Nach dem Krieg setzte sich das 1938 von Lois Gaigg entwickelte Sparkassen-S, das ursprünglich als Markenzeichen des Verlages entstand, nicht nur in Deutschland ab 1948 immer mehr durch, sondern es wurde auch in den 1960er Jahren in Österreich auf Plakaten, Zeitschriften etc. verwendet. Ab Mitte der 1960er Jahre, also noch vor der Modifizierung des Logos durch Otl Aicher, gab es eine Nutzungsvereinbarung für die Verwendung des Sparkassenlogos im Nachbarland. Diese Vereinbarung wurde für die Nutzung des modernen roten Sparkassen-S 1976 erneuert. Abgelöst wurde sie 2004 schließlich durch einen Lizenzvertrag zwischen dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband, der die Markenrechte am roten Sparkassenlogo besitzt, und dem Österreichischen Sparkassenverband, der wiederum berechtigt ist, Unterlizenzen zu vergeben. So eine Lizenz besteht auch für die Erste Group Bank AG. Ihre Wurzeln gehen auf die Gründung der ersten österreichischen Spar-Casse im Jahr 1819 in Wien zurück. Heute hat sie nicht nur im Inland Niederlassungen, sondern auch in Zentral- und Osteuropa. Das heute noch bestehende Lizenzabkommen regelt alle Modalitäten, insbesondere auch die Verwendung des Sparkassen-S in den Ländern außerhalb Österreichs.