• Sparbuch von Emma Schröder, geb. Peters, Seite 1, ausgestellt am 5. Juli 1901, letzte Einzahlung 1941 : © Historisches Archiv des OSV

  • Emma Schröder mit Ehemann Otto und Tochter Elsa, 1923 : © Familienarchiv E. Bartel, Lindow (Mark)

  • Die 1826 als Ersparnisanstalt gegründete und 1827 eröffnete Sparkasse in Neustrelitz hatte zuerst ihren Sitz im alten Palais, ursprünglich Alterssitz des Herrscherhauses. Die Einrichtung startete am 6. Juni mit 828 Talern und entwickelte sich in den kommenden Jahrzehnten erfolgreich mit wachsendem Einlagenbestand. Bereits 1876 waren es mehr als 3 Mio. Mark. 1887 konnte die Sparkasse ein eigenes Grundstück in der Töpferstraße erwerben. Hier tätigten auch Emma und Otto Schröder ihre Geldgeschäfte. In den 1920er-Jahren zog die Sparkasse auf den Markt in ein ehemaliges Hotelgebäude in unmittelbarer Rathausnähe. Eine Gedenktafel erinnert heute in der Schloßstraße 1 an den Hauptsitz von 1946. Seit gut 20 Jahren ist die Hauptgeschäftsstelle in einem Neubau in der Strelitzer Straße 27 zu finden. Auf dem Markt ist die Sparkasse trotzdem geblieben, mit einer SB-Geschäftsstelle. (Abb. Ansichtskarte, Verlag L. Geissler in Neustrelitz, 1930er-Jahre; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Seit 190 Jahren hier zu Hause: Die Sparkasse Mecklenburg-Strelitz feiert Geburtstag

„Als kleine Sicherheit für schlechte Zeiten diente das hier gezeigte Sparbuch“, erklärt Eckhard Bartel* die Sparmotivation seiner Vorfahren. Von ihm wissen wir auch, dass die eingetragene Sparbuchinhaberin Emma Peters den Forstangestellten Otto Schröder heiratete und 1913 Tochter Elsa geboren wurde. Die kleine Familie lebte bis Mitte der 1920er-Jahre auf einem Forsthof nahe dem mecklenburgischen Dorf Schwarz, später auf dem Forsthof in Lärz.

Als das Buch am 5. Juli 1901 ausgestellt wurde, blickte die Ersparnisanstalt in Neustrelitz auf fast 75 Jahre erfolgreiche Sparkassenarbeit zurück. Sie wurde 1826 mit dem Hauptzweck gegründet, „die Ersparnisse der ärmeren Bevölkerung zu sammeln, zu verzinsen und zu größeren Kapitalien zusammengefasst wieder zinsbar anzulegen.“**

Der Landesherr, Großherzog Georg von Mecklenburg-Strelitz, Bruder und bis zu ihrem frühen Tod 1810 Vertrauter von Königin Luise von Preußen, unterstützte das gemeinnützige Vorhaben. Er stellte unentgeltlich Geschäftsräume im alten Palais zur Verfügung und wies an, Gelder bis zur Höhe von 5000, später 10.000 Talern Gold zu 5 % verzinst von der Sparkasse anzunehmen. So konnte am 6. Juni 1827 die Sparkasse erstmals ihre Türen für ein Publikum öffnen, das laut Archivrat Dr. Endler** ein unerschütterliches Vertrauen in die heimatliche Ersparnisanstalt hatte und langfristige Geschäftsbeziehungen einging.

Auch das Sparbuch von Emma Schröder zeugt von diesem Vertrauen. Der Familie ging es wirtschaftlich so gut, dass sie über viele Jahre immer mal wieder kleine Summen einzahlen konnte. Die Einlagen nahmen in dem kleinen Büchlein anfangs stetig zu. Doch Kriegsjahre und ihre Folgen führten zu Brüchen bei der Entwicklung des Sparguthabens. Inflation und Entwertung der Ersparnisse sind im bis 1941 geführten Sparbuch noch heute sichtbar.

Die unruhigen Zeiten führten nicht nur zu monetären Verlusten, sondern trübten auch das unbeschwerte Familienidyll. Doch Emma Schröder hatte Glück. Ihr Mann kehrte unversehrt aus dem Ersten Weltkrieg heim, Tochter Elsa heiratete in den 1930er-Jahren und holte zwei Jahrzehnte später ihre Eltern zu sich nach Rheinsberg.

Und das Sparbuch? Das zog stets mit der Familie mit und blieb über viele Jahre als wertvolles Erinnerungsstück in ihrem Besitz. Seit 2016 gehört es zur Sammlung des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. Denn es dokumentiert eindrucksvoll die Geschichte einer Sparkasse, die sich dem „Wohle einer ganzen Region“ verschrieben hat und Ansprechpartner „für alle ist, die hier zu Hause sind“.

Mit dieser kundennahen Einstellung geht es nun auf die 200 zu. Doch heute möchten wir erst einmal gratulieren: Herzlichen Glückwunsch Sparkasse Mecklenburg-Strelitz!

 

*Ein großer Dank geht an Eckhard Bartel, der das Sparbuch dem Historischen Archiv des OSV überließ und einen ganz privaten Blick in die Familienchronik ermöglichte.

**Endler, Carl August: Die Geschichte der Landeshauptstadt Neustrelitz, Rostock, 1933, S. 184ff

  • Sparkassen-, Geld- und Markengeschichte spannend und nachhaltig vermitteln - das ist unser Ziel! : © Historisches Archiv des OSV

  • Eine kleine Kostprobe aus dem Schulungsprogramm gab's auf dem 37. Vertriebsring 2017 in Potsdam. Historische Zeitzeugnisse und die passenden Jahreszahlen sollten zueinander geordnet werden. : © Historisches Archiv des OSV

  • Unser Messestand war wieder gut besucht. : © Historisches Archiv des OSV

Wussten Sie schon …

… dass wir auch informative und unterhaltsame Bildungsveranstaltungen anbieten?

Dieses Motto stand im Mittelpunkt unseres Messestandes auf dem 37. Vertriebsring, der heute in Potsdam stattfand. Und um es gleich vorwegzunehmen: Ja, es gibt seit geraumer Zeit Schulungsveranstaltungen, die wir Auszubildenden, Mitarbeitern, Schulklassen und allen Interessierten anbieten.

Dabei ist uns wichtig, ein abwechslungsreiches Programm zu gestalten, das lange in Erinnerung bleibt und trotzdem die wichtigsten Fakten zu unserer Geschichte „mit auf den Weg“ gibt. So werden neben einem Bildervortrag auch Filme, Archivobjekte, Spiele und, wenn es sich anbietet, Ausstellungsführungen oder historische Spaziergänge in jede Veranstaltung eingeflochten.

Ideen und Möglichkeiten gibt es viele. Sparkassen-, Geld- und Markengeschichte – so unser Credo – kann je nach Bedarf und örtlichen Gegebenheiten anschaulich vermittelt werden. Im Idealfall ist die Neugier auf „Mehr“ geweckt. Und wenn Sie nun auch mehr wissen wollen zu allen Bildungsangeboten, dann schreiben Sie uns. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

  • Das Historische Archiv der Berliner Sparkasse beherbergt neben zahlreichen Akten auch sehenswerte Objekte, wie zum Beispiel Porzellanspardosen aus den 1930er-Jahren. : © Historisches Archiv des OSV

  • Das älteste Sparkassenbuch im Archiv der Berliner Sparkasse stammt von 1874. : © Historisches Archiv des OSV

  • Blick in einen chronologisch und thematisch sortierten Archivschrank der Berliner Sparkasse : © Historisches Archiv des OSV

  • Klaus-Dieter Marten stellte OSV-Mitarbeitern und Praktikanten in der letzten Woche den vielfältigen Archivbestand der Berliner Sparkasse vor.

  • Der Archivbestand der Berliner Sparkasse bietet der Forschung die einmalige Gelegenheit, 200 Jahre Sparkassengeschichte in einer Stadt zu untersuchen, die u. a. 40 Jahre Teilung und damit ganz unterschiedliche Entwicklungen in zwei Gesellschaftssystemen aufweist. Auch die Fotosammlung belegt diese Geschichte eindrucksvoll. Zum Vergleich: Werbung zu den Sparwochen 1958 der Sparkasse der Stadt Berlin im Ostteil der Stadt sowie ...

  • ... Werbung zum Weltspartag 1952 der Sparkasse der Stadt Berlin West. : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Klaus-Dieter Marten ist es zu verdanken, dass das Historische Archiv auch bei den Beschäftigten der Berliner Sparkasse bekannt ist. Aktiv werden ihm aus allen Abteilungen Unterlagen und Objekte zur Vervollständigung der historischen Sammlung angeboten. Sie sind Kunde und haben auch noch alte Unterlagen oder Gegenstände zu Ihrer Berliner Sparkasse? Dann freut sich das Archiv auf Ihren Anruf!

Über die Schulter geschaut …

Der Austausch und die gute Zusammenarbeit mit Fachkollegen gehört sicherlich zu den Selbstverständlichkeiten im Berufsalltag. Auch bei den Sparkassenarchiven ist es nicht anders. Zu den Highlights zählen in jedem Fall die Besuche in den einzelnen Archiven. So lernt man die Bestände besser kennen, kann sich gemeinsam einzelne Entwicklungsetappen näher anschauen und die Überlieferungslage besprechen.

Ein solcher Besuch liegt nun wieder hinter uns. Ziel war diesmal das Archiv der Berliner Sparkasse, das seit 2007 von Klaus-Dieter Marten betreut wird und vor gut einem Jahr sein neues Domizil in der Brunnenstraße in Berlin-Wedding bezog.

In ca. 40 Schränken und dutzenden Archivkartons lagern nun die Schätze der Hauptstadtsparkasse, die mit großen Schritten auf ihren 200. Geburtstag im nächsten Jahr zusteuert. Interessant ist nicht nur die Geschichte der Sparkasse selbst, sondern auch die ihres Archivs. Ein solches hat in jedem Fall bereits im 19. Jahrhundert existiert, wie einer Mitarbeiterzeitung von 1938 zur Feier des 120-jährigen Jubiläums zu entnehmen ist. Das Archiv war im Alexanderhaus untergebracht, in dem die Berliner Sparkasse seit 1933 ihren Hauptsitz hat. Die historischen Bestände gingen jedoch im Zweiten Weltkrieg verloren. In der geteilten Stadt begann nach Gründung der Sparkasse Berlin West 1948 und in der Sparkasse Ostberlins der Aufbau zweier separater historischer Sammlungen. Erst die Wiedervereinigung 1990 führte auch sie wieder zusammen.

Die Ordnung der Bestände folgt den einzelnen Epochen. Die schriftliche Überlieferung beginnt mit dem Ersten Weltkrieg. Die chronologische Sortierung hat den Vorteil, dass man sich schnell einen Überblick über den gesamten Bestand verschaffen kann. Sie gewährleistet das schnelle Finden von allen relevanten Zeugnissen, die zu einem bestimmten Zeitraum vorhanden sind – seien es Akten, Objekte, Fotos etc. Innerhalb der Chronologie erfolgt eine thematische Abgrenzung. Hinzu kommen Sonderbestände, zum Beispiel zur Bankgesellschaft Berlin und zur Landesbank Berlin AG. Daneben gibt es geschlossene Sammlungsbestände, die von einzelnen Fachabteilungen übernommen wurden, wie die Wertpapier- oder die Sparbuchsammlung zu Alt- bzw. Uraltguthaben. Auch einmalige Werbeobjekte werden aufgehoben, zum Beispiel die verschiedenen Modelle des S-Logos, die für eine Plakatserie in den 1980er-Jahren extra angefertigt worden waren.

Auswertungswürdig für die Forschung dürfte neben dem einzigartigen Aktenbestand zu einer kommunalen Sparkasse, die u. a. 40 Jahre Getrenntsein in einer geteilten Stadt überstand, auch der umfangreiche Foto- und Filmbestand sein. Er ermöglicht einen Blick in längst vergangene Zeiten und veranschaulicht eindrucksvoll die unterschiedlichen Entwicklungen der Berliner Sparkasse in West und Ost.

Sie haben Fragen zum Archiv oder noch spannende Objekte und Geschichten zu Ihrer Berliner Sparkasse? Dann wenden Sie sich gern an:

Herrn Klaus-Dieter Marten
Berliner Sparkasse
Vorstandsstab
Telefon: 030/86962030
E-Mail: klaus-dieter.marten@berliner-sparkasse.de

  • Schmal und zukunftsweisend: Die älteste Dissertation im Bestand des OSV-Archivs aus dem Jahr 1892. : © Historisches Archiv des OSV

  • Dank der Aussonderung der Mannheimer Universitätsbibliothek (siehe Stempel) konnte die Schrift von Michael antiquarisch erworben werden und gelang so in den Bestand der historischen Fachliteratur unseres Archivs.

  • Sparkassengeschichtlich relevante Werke sind wertvolle Zeitdokumente, die vor Staub geschützt in Archivschränken untergebracht sind. Sie geben Aufschluss über Reformen sowie Entwicklungstrends der Sparkassenorganisation in ihrer jeweiligen Epoche, arbeiten oftmals vorhergehende Jahrzehnte auf und sind damit eine unverzichtbare Quelle für die Geschichtsschreibung. : © Historisches Archiv des OSV

„Eine ernste und streng wissenschaftliche Leistung“ – Die älteste Dissertation zum Sparkassenwesen im historischen Buchbestand des OSV-Archivs

1892 heißt es in einer Rezension der Zeitschrift „Sparkasse“ über die Schrift von Berthold Michael: „Es ist dieses die fleißige und wohlgelungene Erstlingsarbeit eines jungen Gelehrten, die von jedem Sparkassenbeamten nicht nur mit Interesse gelesen sondern auch mit Eifer studiert werden sollte.“

Im Alter von nur 28 Jahren hatte der Sohn des Berliner Genremalers Max Michael an der altehrwürdigen Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sein 84-seitiges Werk „Ueber die Ausdehnung der Thätigkeit der Sparkassen, insbesondere die Pflege des Checkverkehrs durch dieselben“ eingereicht, um die Doktorwürde zu erlangen.*

Mit seiner Arbeit brachte Berthold Michael ein für die Sparkassen wichtiges Thema aufs Tapet: Den Scheckverkehr. Durch diesen sollte die Bedeutung der Institute erhöht und die wirtschaftliche Förderung einer breiten Schicht des Mittelstandes begünstigt werden. Als positives Beispiel findet sich in der Schrift der Hinweis auf die Sparkasse Mühlheim an der Ruhr, die bereits 1884 die „Einführung eines Checkverkehrs bei der hiesigen Sparkasse“ bei der Königlichen Regierung, Abteilung des Innern zu Düsseldorf, beantragt hatte. Daraufhin stellte das Ministerium die Vor- und Nachteile des Scheckverkehrs gegenüber und entschied schließlich gegen den Antrag der Sparkasse. Ein Erlass von 1886 verbot den Sparkassenscheck sogar ausdrücklich. Drei Jahre später wurde dieses Verbot nochmals bekräftigt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 1892 konnte Michael zwar nicht wissen, aber vielleicht schon ahnen, dass die Umsetzung seiner Reformvorschläge noch einige Jahre dauern würde.

Erst die Wirtschaftskrise des Jahres 1907 gab den entscheidenden Anstoß zur Weiterführung des Themas. Die Geldversorgung der Wirtschaft sollte unabhängiger vom Bargeld organisiert werden. So wurde 1908 das Reichsscheckgesetz erlassen, das den bargeldlosen Zahlungsverkehr förderte, den Sparkassen die passive Scheckfähigkeit übertrug und die Einführung des Giroverkehrs ermöglichte. Bis heute gilt diese Entwicklung als Meilenstein in der Geschichte der Sparkassenorganisation, weil sie den Beginn der Herausbildung von Universalinstituten markiert.

In unserem historischen Buchbestand ist die vorliegende Dissertation die einzige aus dem 19. Jahrhundert mit Sparkassenbezug. Doch ist sie auch die älteste, die wir kennen? Eine Anfrage bei den Kollegen der Sparkassen-Bibliothek in Bonn ergab, dass sich der Dresdner Hans von Mangoldt bereits 1847 mit dem Sparkassenwesen wissenschaftlich auseinandergesetzt und eine Doktorarbeit „Über die Aufgabe, Stellung und Einrichtung der Sparkassen“ verfasst hatte. Auf beide Hochschulschriften lässt sich das Fazit des Rezensenten beziehen, das 1892 dem Michael’schen Werk galt: Sie konnten zu jener Zeit „als eine wertvolle Bereicherung der leider noch sehr dürftigen Sparkassen-Litteratur angesehen werden“.

 

*Das Wort „Check“ wurde im 19. Jahrhundert aus dem Englischen entlehnt. Zunächst gab es zwei Schreibweisen: check und cheque. In Deutschland setzte sich nach 1900 die eingedeutschte Form Scheck durch, s. a. Link.

  • Wanderausstellung "25 Jahre Verbandsarbeit für ostdeutsche Sparkassen - Eine Entdeckungsreise" : © Michael Gottschalk/photothek.net, 2016

  • Film zur Wanderausstellung "25 Jahre Verbandsarbeit für ostdeutsche Sparkassen - Eine Entdeckungsreise" : © Michael Gottschalk/photothek.net, 2016

  • Wanderausstellung "25 Jahre Verbandsarbeit für ostdeutsche Sparkassen - Eine Entdeckungsreise" : © Historisches Archiv des OSV

25 Jahre Verbandsarbeit für ostdeutsche Sparkassen – Eine Entdeckungsreise

Heute wurde zum ersten Mal die neue Wanderausstellung des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), des jüngsten und einzigen Vier-Länder-Sparkassen-Regionalverbandes, der inzwischen auch ein fünftes Bundesland fachlich berät, im Rahmen des Festaktes zur OSV-Geburtstagsfeier gezeigt.

Seit mehr als 25 Jahren ist der Verband als Dienstleister und als Interessenvertreter seiner Mitgliedssparkassen und deren Träger in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe und gegenüber den Landesregierungen sowie der Bundespolitik tätig.

Was Verbandsarbeit in ihrer Vielfalt ausmacht, wird auf insgesamt 25 Informationstafeln vorgestellt. Die Reise führt quer durch alle Arbeitsgebiete eines regionalen Sparkassenverbandes, von denen es in Deutschland insgesamt zwölf gibt. Zu entdecken sind Kernaufgaben, wie die Umsetzung des öffentlichen Auftrags, die Koordinierung und Vertretung der Mitgliederinteressen innerhalb der Sparkassenorganisation und die politische Interessenvertretung, die Sparkassenfacharbeit, die Aus- und Weiterbildung, die Prüfungstätigkeit, unvergessliche Sparkassentage, zahlreiche Förderungen sowie zukunftsorientierte Sonderprojekte eines Vierteljahrhunderts. Spannende Einblicke in das Verbandsleben sind garantiert.

Wenn Sie die Ausstellung buchen wollen, wenden Sie sich gern an das Historische Archiv des OSV.

  • Unverkennbar: Leuchtendes Sparkassenrot, in der Fachwelt "HKS 13" genannt. : © Bildausschnitt: photothek.net, Thomas Trutschel und Thomas Imo, 2015

Der BGH hat entschieden: Der Rotton HKS 13 bleibt eingetragene Farbmarke für die Sparkassen-Finanzgruppe | Kurze Chronik eines langjährigen Rechtsstreits

Leuchtendes Rot gehört zur Sparkasse, wie sattes Blau zur Deutschen Bank oder intensives Gelb zur Commerzbank. 1972 eingeführt, hat es sich inzwischen als Hausfarbe der Sparkassen etabliert. Studien belegen: 97 % der Deutschen kennen Sparkassen, die die beliebtesten Geldinstitute zum Führen von Gehalts- und Girokonten sind.* Mehr als die Hälfte der Verbraucher können ihnen die so typische Signalfarbe zuordnen. Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), unterstreicht: „Das Sparkassen-Rot gibt den Verbrauchern Orientierung im Markt. Das ist wichtig, denn das Geschäftsmodell der Sparkassen unterscheidet sich wesentlich von dem der Privatbanken.“

„Rot“ also gleich Sparkasse? Ganz so einfach war es in den letzten Jahren nicht, wie der lang anhaltende Rechtsstreit zwischen Sparkassenorganisation und der spanischen Bankengruppe Santander zeigt. Beide nutzen in ihrem Außenauftritt kaum voneinander unterscheidbare Rottöne: HKS 13 und HKS 14. Beide wollten auch davon nicht abrücken, sodass Santander die Löschung der 2007 beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) registrierten Sparkassen-Farbmarke beantragte. Der BGH, das höchste deutsche Zivilgericht, entschied nun endgültig in der Streitsache. „Die rote Farbmarke der Sparkassen [ist] nicht im Markenregister zu löschen“, teilte die Pressestelle des Bundesgerichtshofs in ihrer Information Nr. 129/2016 mit.

Ob nun Ruhe einkehrt, bleibt abzuwarten. Denn natürlich will Santander das Urteil prüfen und schauen, ob man dagegen vorgehen kann. Auch bleibt abzuwarten, welche Folgen das für die Gruppe haben wird. Santander also zukünftig ganz in Grün, Schwarz oder Orange? Alles möglich. Aber auch die Sparkassen bleiben am Thema dran. Vier Verletzungsverfahren wurden vom DSGV angestrengt mit dem Ziel, „dass das Santander-Rot so weit wie möglich vom Markt verschwindet.“

Manch einen mag dieser Kampfgeist befremden. Doch schaut man genauer hin, wird schnell klar, dass es für Unternehmen heutzutage selbstverständlich, unter Umständen sogar existentiell, ist, sich eigene Marken schützen zu lassen und Nachahmern entgegenzutreten. Nach § 3 Abs. 1 MarkenG (Markengesetz) „können alle Zeichen, insbesondere Wörter, einschließlich Personennamen, Abbildungen, Buchstaben, Zahlen […], sowie sonstige Aufmachungen, einschließlich Farben und Farbzusammenstellungen, geschützt werden.“ Sie müssen allerdings geeignet sein, „Waren oder Dienstleistungen eines Unternehmens von denjenigen anderer Unternehmen zu unterscheiden.“ Das Sparkassenrot trägt definitiv zu solch einer Unterscheidung bei. Oder was meinen Sie?

*aktuelle Befragungsergebnisse, Quellen: Stern und VuMA, lt. Statista 2016

Kurze Chronik eines langjährigen Rechtsstreits

1972 Der Rotton HKS 13 wird auf Vorschlag des renommierten Designers Otl Aicher Hausfarbe der deutschen Sparkassenorganisation

7.2.2002 Anmeldung des Farbtons „Rot (HKS 13)“ als Marke durch den Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), den Dachverband der Sparkassen-Finanzgruppe, beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA)

11.7.2007 Registrierung der abstrakten Farbmarke „Rot (HKS 13)“ als verkehrsdurchgesetztes Zeichen für die Dienstleistungen „Finanzwesen, nämlich Retail-Banking (Bankdienstleistungen für Privatkunden)“ beim DPMA, Markeninhaber: DSGV

15.1.2008 Antrag der Oberbank AG auf Löschung der Sparkassen-Farbmarke, Begründung: Farbe hat infolge ihrer Nutzung keine Unterscheidungskraft erworben; Der DSGV tritt dem Antrag entgegen

16.6.2009 Entscheidung DPMA: Zurückweisung des Antrags, da Sparkassenrot infolge der Benutzung Unterscheidungskraft erworben hat; Belege des DSGV: u. a. Verbraucherbefragung vom 24.1.2006

Beschwerde der Oberbank beim Gerichtshof (Dritte Kammer): Ziel ist Aufhebung der Entscheidung des DPMA und Löschung der eingetragenen Farbmarke; Der DSGV beantragt die Zurückweisung der Beschwerde und legt eine weitere, im Juni 2011 durchgeführte Verbraucherbefragung vor

19.10.2009 Antrag der Banco Santander und der Santander Consumer Bank auf Löschung der Farbmarke, Basis: aufgeführte Gründe der Oberbank 2008, demoskopische Gutachten und gutachterliche Stellungnahmen; Der DSGV tritt den Löschungsanträgen entgegen

24.4.2012 Verbindung beider Verfahren, Entscheidung DPMA: Zurückweisung der Löschungsanträge, Basis: dieselben Gründe wie 2009

Beschwerde der Banco Santander und der Santander Consumer Bank; Der DSGV beantragt Zurückweisung der Beschwerde

19.3.2013 Beschluss des Bundespatentgerichts: Aussetzung des Verfahrens und Vorabentscheidungsersuchen beim Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH)

14.5.2013 Entscheidung des Präsidenten des Gerichtshofs: Verbindung der vorliegenden Rechtssachen zu einem gemeinsamen schriftlichen und mündlichen Verfahren

19.6.2014 Urteil des EuGH: Bestätigung der grundsätzlichen Möglichkeit des Schutzes einer konturlosen Farbe als Marke

8.7.2015 Beschluss des Bundespatentgerichts (BPatG): Bestätigung des Löschungsantrags der spanischen Banco Santander S.A. und ihrer deutschen Tochter, der Santander Consumer Bank AG, Begründung: Die Sparkassen-Farbmarke hat sich weder zum Zeitpunkt der Anmeldung im Jahr 2002 noch der Entscheidung über den Löschungsantrag im Jahr 2015 im Verkehr im Sinne von § 8 Abs. 3 MarkenG durchgesetzt; Der DSGV legt Revision ein

21.7.2016 Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH): Die beim Patent- und Markenamt (DPMA) eingetragene Farbmarke „Rot (HKS 13)“ muss nicht gelöscht werden; Begründung: Breite Durchsetzung des Sparkassenrots im Markt.