• Die große Resonanz auf sein erstes Schreiben nimmt der Präsident des DSGV zum Anlass, um sich am 23. Februar 1990 erneut persönlich an die Sparkassenleiter der DDR zu wenden. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes | Bild Helmut Geiger, 1980er Jahre, Quelle: Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum Bonn

  • Geiger informiert u. a. über das von den Verbandsvorstehern am 12./13. Februar 1990 verabschiedete regionale Betreuungskonzept und die konkreten Zuordnungen von westdeutschen Regionalverbänden zu Bezirken der DDR. : © Historisches Archiv des OSV

„Ihre Briefe unterstreichen […] Ihren Willen, das Sparkassenwesen in der DDR neu zu beleben“

Blogserie, Teil 14

Am 5. Januar 1990 bot der Präsident des DSGV, Helmut Geiger*, den Direktorinnen und Direktoren der Sparkassen in der DDR persönlich seine Unterstützung an.

Die große Resonanz** auf sein Schreiben beeindruckt ihn sehr, sodass er sich am 23. Februar erneut persönlich an die Sparkassenleiter im Osten wendet. Er bedankt sich für die zahlreichen Antworten, in denen „großes Interesse an mehr Information“ ausgedrückt wird. Gleichzeitig steht Geiger hinter den Direktoren, die bereit sind, die durch die anstehende Bankreform in der DDR entstehenden Möglichkeiten aktiv zu nutzen.

Nun informiert er über das mit dem in Gründung befindlichen Sparkassenverband der DDR verabredete Betreuungskonzept und erläutert dazu:

Wenn ich mich mit diesem Brief erneut an Sie wende, so vor allem, um Ihnen zu versichern, daß die Sparkassenorganisation in der Bundesrepublik bereit ist, Ihnen bei der Bewältigung Ihrer neuen Aufgaben zu helfen und Sie bei der Entwicklung eines selbständigen Sparkassenwesens in der DDR nach Kräften zu unterstützen […]

Die regionalen Sparkassen- und Giroverbände werden dafür sorgen, daß DDR-Sparkassen, die dies wünschen, mit einer oder mehreren Sparkassen der Bundesrepublik eine Partnerschaft vereinbaren können. Ziel der Partnerschaft sollte es sein, durch Bereitstellung von Arbeitsmitteln Ihre äußeren Arbeitsbedingungen zu verbessern, durch Schulung vor Ort und Mitarbeiteraustausch sicherzustellen, möglichst rasch neue kreditwirtschaftliche Aufgaben bewältigen zu können […]

Geiger übermittelt die ersten Seminartermine, die im April für alle Sparkassenleiter der DDR in West-Berlin angedacht sind und erinnert noch einmal an die Einladungen zur CeBit in Hannover, wo sich die Direktorinnen und Direktoren der DDR-Sparkassen das „technische Leistungsangebot“ der bundesdeutschen Sparkassenorganisation anschauen können. Schließlich macht er noch auf die mit Voigt geplanten, gemeinsamen Arbeitsgruppen aufmerksam, die Konzeptionen zur Verbesserung des Leistungsangebots der DDR-Sparkassen erarbeiten sollen.

Der Präsident des DSGV schließt seinen Brief mit den aufmunternden Worten:

Die Entwicklungen der letzten Monate und die Perspektiven der Zukunft stellen für uns alle eine große Herausforderung dar. Ich bin zuversichtlich, daß die Sparkassenorganisationen der DDR und der Bundesrepublik sich gemeinsam diesen Herausforderungen erfolgreich stellen werden.***

Fortsetzung am 26.02.2020

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*Helmut Geiger verstarb am 11. Januar 2020 im Alter von 91 Jahren. Rainer Voigt erinnert sich in einem Gespräch mit der Sparkassenzeitung an diese herausragende Persönlichkeit, der die ostdeutschen Sparkassen in der schnelllebigen Wendezeit so viel zu verdanken haben. Geiger wirkte insbesondere auf politischer Ebene erfolgreich im Hintergrund und hat „das Unmögliche möglich gemacht“. Lesetipp: Artikel von Peter Müller, Sparkassenzeitung online, 06.02.2020.

**Ein Brief des Sparkassendirektors der Kreissparkasse Gadebusch, Horst-Dieter Hoffmann, vom 10. Januar 1990 an Helmut Geiger steht exemplarisch für viele Antworten an den DSGV-Präsidenten. Er schildert detailliert die Probleme der DDR-Sparkassen, macht Vorschläge zu den notwendigen Änderungen und begrüßt ausdrücklich „das Zustandekommen der von Ihnen vorgeschlagenen Kooperationsvereinbarungen“. Hoffmann sieht den zu bildenden „Sparkassenverband der DDR […] als Partner […], da dieses die Beachtung unserer spezifischen Probleme sichern würde.“ Bestand: Historisches Archiv des OSV, Konvolut Horst-Dieter Hoffmann, D/13061/AUG.

***Geiger, Helmut: Schreiben an die Direktorinnen und Direktoren der Sparkassen in der DDR, Bonn, 23.02.1990, Bestand: Historisches Archiv des OSV, Konvolut Horst-Dieter Hoffmann, D/13061/AUG.

  • Bedarf der von den Sparkassen bis zum 20. Februar 1990 gemeldeten Arbeitsmittel aus den einzelnen Bezirken der DDR. : © Historisches Archiv des OSV

  • Der "Bedarf an Büroausstattung [...] wäre natürlich sehr groß, wenn man alles etwas modernisieren wollte."* Am dringendsten wurden die dargestellten Arbeitsmittel benötigt. : © Historisches Archiv des OSV

  • Insbesondere wurden diese sechs Dinge des täglichen Bürobedarfs von den DDR-Sparkassen genannt. : © Historisches Archiv des OSV

Wünsche über Wünsche

Blogserie, Teil 13

Ein Ergebnis des ersten gemeinsamen Arbeitstreffens am 6./7. Februar 1990 war die vereinbarte Meldung von einem „konkreten Bedarf an Kleinmechanisierung in den Sparkassen der DDR“ nach Bonn.

Wie wichtig gerade dieser Punkt für die Direktoren und Mitarbeiter ist, wird deutlich, wenn man näher auf die Zustände in den DDR-Sparkassen schaut. Die Staatsbank des Landes wird aus allen Teilen der Republik immer wieder mit Beschwerden über die unzumutbare Situation konfrontiert. Exemplarisch sei an dieser Stelle aus einem Brief der Stadt- und Kreissparkasse Brandenburg zitiert. Er erreicht den Präsidenten der Staatsbank Horst Kaminsky am 20. Dezember 1989 und spiegelt das Ausmaß in seiner ganzen Breite wider:

[…] Weiterhin sind die Arbeitsbedingungen äußerst mangelhaft, denn es stehen nur veraltete Büromaschinen zur Verfügung, an Kleinmechanisierung ist nicht zu denken, die Arbeitsräume sind unzureichend, keine Entlüftungen bezüglich stickiger Luft, großer Kundenlärm, eine Arbeiterversorgung fehlt gänzlich (kein Mittagessen), die Räume müssen seit einiger Zeit selbst gesäubert werden (keine Reinigungskraft), an praktischen Drehstühlen an den Arbeitsplätzen mangelt es […]**

Die Mitarbeiter betonen, dass sie in der Vergangenheit wiederholt Hinweise gegeben haben, ohne dass sich „bessere Arbeitsbedingungen“ ergeben hätten. Die Arbeitsbelastung sei durch chronische Unterbesetzung, viele Ausfälle und verlängerte Öffnungszeiten fast unerträglich geworden; 12-Stunden-Dienste sind eher die Regel als die Ausnahme. Dennoch – und auch das wird von den Sparkassenangestellten betont – werden die Kunden „mit großer Konzentration“, „fachgerecht und freundlich“ bedient.

Dass hier endlich eine Lösung gefunden werden muss, ist allen Verantwortlichen mehr als klar. Ein erster Schritt soll nun das unbürokratische Verfügbarmachen an benötigten Arbeitsmitteln sein. So ist die „Wunschliste“ mit insgesamt 19.325 Einzelpositionen aus den 196 DDR-Sparkassen schnell zusammengetragen und wird sofort nach Bonn gesendet.*** Von dort kommt auch prompt eine Antwort, die hoffen lässt und gleichzeitig die Schwierigkeiten aufzeigt:

Die „Anforderungen“ scheinen mir insgesamt maßvoll. Ob unsere Sparkassen alle Wünsche erfüllen können, weiß ich natürlich nicht. Probleme sehe ich vor allem bei den Telefonanlagen, PC’s sowie PKW’s bzw. Geldtransportern. Aber wir werden ja sehen. Ich hoffe sehr, unsere gemeinsame Sache kommt voran. Das Engagement vieler ist groß.****

Das Schreiben enthält eine auf den 28. Februar datierte Anlage, aus der ersichtlich wird, an welche Sparkassen im Osten bereits Arbeitsutensilien verschickt worden sind. Die ersten Lieferungen lesen sich wie ein bunter Blumenstrauß an Dingen, die heutzutage im Sparkassenalltag selbstverständlich sind. Sie reichen von Ordnern, Kugelschreiberhaltern, Stempelfarben und Schreibtischarbeitskörben über Klammergeräte, Papierschneidemaschinen, Aktenvernichter und Geldkassetten bis hin zu bespielten Disketten mit Beratungsmaterial für die Kreditgewährung, Schließfachanlagen und sogar schon einem Pkw – die Hilfsaktion des Westens ist Ende Februar 1990 also schon in vollem Gange …

Fortsetzung am 23.02.2020

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*Bedarf an Büroausstattung, Schreiben der Kreissparkasse Döbeln an die Staatsbank der DDR, Bezirksdirektion Rostock, Abteilung Sparkassen, 14.02.1990. Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-66/2004 Bd. 1.

**An den Präsidenten der Staatsbank der DDR! Von Mitarbeitern unterzeichneter Brief der Stadt- und Kreissparkasse Brandenburg, 18.12.1989. Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-76/2004a-c.

***“Wunschliste“ der DDR-Sparkassen vom Februar 1990 zur Deckung des jahrzehntelang unbefriedigten Bedarfs. Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-Günther 1/2004; Grafiken zur Wunschliste enthält die Bildgalerie zu diesem Beitrag.

****Schreiben von Hans E. Giese, Referatsleiter beim DSGV und Mitglied der gemeinsamen Arbeitsgruppe DSGV-zukünftiger Sparkassenverband der DDR, an Hans-Georg Günther, Bonn, 02.03.1990. Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-66/2004 Bd. 1.

  • Das regionale Betreuungskonzept sah Zuordnungen von Regionalverbänden zu Bezirken der DDR vor (s. a. Grafik im Teil 14 unserer Serie). Das Beispiel Hannover - Leipzig zeigt: Abweichungen, etwa durch vorhandene Städtepartnerschaften, waren möglich. : © Hans-Günther Niepage, Archiv Hillbrecht | Historisches Archiv des OSV

  • Bis Ende April 1990 hatten alle 196 DDR-Sparkassen eine oder mehrere westdeutsche Partnersparkassen. Der DSGV startete dazu eine Umfrage und veröffentlichte sein Ergebnis als detaillierte, nach Bezirken geordnete Übersicht in den Fachmitteilungen vom 15./16. Juni 1990. : © Historisches Archiv des OSV

Die Partnerschaften zwischen Ost und West werden angeschoben

Blogserie, Teil 12

Drei Tage nach Beschluss der Verbandsvorsteherkonferenz schreibt die Abteilung Sparkassen der Staatsbank der DDR die Leiter der Sparkassenbezirksstellen zur geplanten flächendeckenden Realisierung des regionalen Betreuungskonzeptes an:

Im Interesse der Herausbildung partnerschaftlicher Beziehungen zwischen den Sparkassen der DDR und der BRD wurden mit dem Sparkassen- und Giroverband der BRD erste Absprachen getroffen.

Es wurde vereinbart, daß in der nächsten Zeit Vertreter der Regionalverbände der Sparkassen der BRD direkt mit den Sparkassen der DDR Verbindung aufnehmen werden.

Ziel der Partnerschaften besteht u. a. darin

  • die Organisation und Durchführung von Schulungsmaßnahmen zu unterstützen sowie
  • materielle Hilfe zu gewähren.

Die konkreten Vereinbarungen zwischen den Sparkassen des jeweiligen Bezirkes und den Regionalverbänden der Sparkassen der BRD sind eigenverantwortlich durch die Leiter der Abteilungen Sparkassen der Bezirksdirektionen zu treffen. Diese Maßnahmen wurden durch den Präsidenten der Staatsbank der DDR bestätigt.

Wir bitten Sie, die Direktoren der Sparkassen entsprechend zu informieren.*

Die republikweite Umsetzung nahm in den Wochen danach an Fahrt auf. In ihren regelmäßigen Arbeitsberatungen beschäftigen sich die Sparkassendirektoren mit dem Stand der Entwicklung. So heißt es am 5. April 1990 zum Beispiel aus Leipzig:

Alle im Bezirk Leipzig ansässigen Sparkassen werden entsprechend zentraler Abstimmung partnerschaftliche Beziehungen zu Sparkassen des BRD-Bundeslandes Baden-Württemberg aufnehmen […] In Kürze ist damit zu rechnen, daß die genannten BRD-Partnersparkassen erste Kontakte zu den Kreissparkassen in unserem Bezirk herstellen.**

Im Protokoll heißt es weiter, dass die Stadt- und Kreissparkasse Leipzig eigene Wege geht. Denn die Städtepartnerschaft zwischen Hannover und Leipzig hätte inzwischen auch zu einer engen Beziehung beider Sparkassen geführt.

Fortsetzung am 20.02.2020

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*Schreiben der Abteilung Sparkassen der Staatsbank der DDR, Berlin, 16.02.1990. In: Geiger, Walter ; Günther, Hans Georg: Neugestaltung des ostdeutschen Sparkassenwesens 1990 bis 1995, Stuttgart 1998, S. 160.

**Protokoll der Arbeitsberatung der Direktoren der Sparkassen des Bezirkes Leipzig, 05.04.1990. In: Geiger, Walter ; Günther, Hans Georg: Neugestaltung des ostdeutschen Sparkassenwesens 1990 bis 1995, Stuttgart 1998, S. 161.

  • An der Spitze einer Delegation der Abteilung Sparkassen der Staatsbank der DDR verbringt Rainer Voigt vom 6. bis 7. Februar 1990 arbeitsreiche Tage bei Kollegen des DSGV in Bonn. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes | Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum Bonn

Nägel mit Köpfen machen – arbeitsreiche Tage in Bonn

Blogserie, Teil 9

Endlich ist es offiziell! In einer „sachlichen und herzlichen Atmosphäre“ beginnt am 6. und 7. Februar 1990 die konstruktive Zusammenarbeit der ost- mit der westdeutschen Sparkassenorganisation. Rainer Voigt ist mit seinen Mitarbeitern der Einladung nach Bonn gefolgt, wo die Auftaktsitzung zur Bildung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Vertretern des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sowie des im Aufbau befindlichen Sparkassenverbandes der DDR stattfindet.*

Die Besprechung steht im Zeichen der „zukünftigen Rolle der Sparkassen der DDR“. Voigt verdeutlicht in Bonn die Perspektive der DDR-Delegation, die von einem Zusammenwachsen beider deutscher Staaten ausgeht. Aus diesem Grund ist aus seiner Sicht, unter allen Umständen ein „Sonderweg für die DDR-Sparkassen“ zu vermeiden.** Unter dieser Prämisse werden mit den Bonner Kollegen richtungsweisende Ergebnisse erarbeitet:

1.       Für die Erstellung der Satzung des Sparkassenverbandes der DDR geben die Bonner wertvolle Hinweise. Insbesondere die Erfahrungen hinsichtlich einer effizienten Struktur und zur „Sicherung einer demokratischen Mitwirkung der Mitgliedssparkassen“ sind für die Ostdeutschen interessant. Für Voigt sind sie so essenziell, dass er in seinem Bericht über die beiden Bonner Arbeitstage zu dem Schluss kommt: „Die Satzung des zukünftigen Sparkassenverbandes der DDR ist unter Berücksichtigung der Hinweise des DSGV nochmals zu überarbeiten.“

2.       Es erfolgt eine Vereinbarung zur Unterstützung bei der „Qualifizierung von Sparkassenmitarbeitern auf dem Gebiet der ERP-Kreditbearbeitung“. Ziel ist es, etwa 25-30 Multiplikatoren aus allen Bezirken, Großsparkassen und der Zentrale durch Mitarbeiter des DSGV schulen zu lassen. Veranstaltungsort „solle ein Objekt in der DDR sein.“ Des Weiteren sollen „Berater aus der BRD in den Bezirken […] konkrete Hilfestellung“ leisten.

3.       Die Neugestaltung der Sparkassenarbeit soll durch mehrere Arbeitsgruppen vorangebracht werden. Fünf Themen stehen dabei im Fokus:

–          Konzeption zum Kreditgeschäft, einschließlich ERP-Programm
–          Entwicklung eines Einlagen- und Wertpapiergeschäfts
–          Betriebswirtschaft als Steuerungsinstrument
–          Betriebsorganisation
–          Werbung und Öffentlichkeitsarbeit

Diese Arbeitsgruppen sollten bis zum 15. Februar mit Mitgliedern besetzt und die Konzeptionen am 31. März bzw. 30. April bereits vorgelegt werden.

4.       Es wird vereinbart, dass bis zum 20. Februar der „konkrete Bedarf an Kleinmechanisierung in den Sparkassen der DDR zu ermitteln und dem DSGV zu übermitteln“ sei. Welche Arbeitsmittel das genau betrifft, wurde gemeinsam festgelegt.

5.       Wie eine Partnerschaft zwischen Ost- und West-Sparkassen aussehen könnte, wird erstmals besprochen. In erster Linie geht es darum, „welche Regionalverbände der Sparkassen der BRD mit welchen Bezirken Partnerschaften zur Unterstützung der Sparkassen der DDR eingehen.“ Dabei stehen materielle Hilfen und Schulungen im Vordergrund.

6.       Erkenntnisse auf dem Gebiet der Revision werden weitergegeben sowie entsprechende Literatur dazu.

7.       Die Sparkasse Bad Honnef gibt der DDR-Delegation Einblicke in ihre Organisation, Aufgaben und Wirkungsweise.

Noch ganz unter dem Eindruck zweier arbeitsintensiver Tage in Bonn, stellt der Leiter der Abteilung Sparkassen fest: „Es zeigt sich, daß mit der rasanten politischen Entwicklung sowie den wirtschaftlichen Problemen umgehend die Erarbeitung einer Gesamtkonzeption zur Neugestaltung der Sparkassenarbeit einschließlich der dazu notwendigen Qualifizierungsmaßnahmen erforderlich wird.“

Werden die westdeutschen Kollegen die erhoffte Unterstützung leisten? Wie werden die DSGV-Gremien entscheiden?

Fortsetzung am 12.02.2020

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*Voigt, Rainer: Bericht über die Konstituierung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zwischen dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) und dem zukünftigen Sparkassenverband der DDR am 6. und 7. Februar 1990 in Bonn, Berlin 08.02.1990. Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-76/2004a-c.

**Geiger, Walter ; Günther, Hans Georg: Neugestaltung des ostdeutschen Sparkassenwesens 1990 bis 1995, Stuttgart 1998, S. 155.

  • Helmut Geiger wendet sich am 5. Januar 1990 erstmals persönlich an die Sparkassenleiter in der DDR. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes | Bild Helmut Geiger, 1980er Jahre, Quelle: Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum Bonn

  • Gut informiert in eine neue Zeit - Die „Deutsche Sparkassenzeitung“ und die „Sparkasse“ werden ab Januar 1990 auch in den DDR-Sparkassen gelesen. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

„Falls Sie zusätzlichen Informationsbedarf haben, lassen Sie es mich bitte wissen.“

Blogserie, Teil 7

Die Öffnung der Grenzen hatte den Ostdeutschen Reisefreiheit und den bundesdeutschen Geldhäusern einen ungewöhnlich hohen Andrang beschert.* Diese Entwicklung wird mit großem Interesse auf beiden Seiten verfolgt, ja, in ihr werden sogar „große Chancen für mehr Miteinander und Kooperation“ gesehen, wie Dr. Helmut Geiger feststellt.**

Geiger wendet sich am 5. Januar 1990 in seiner Funktion als Präsident des Dachverbandes der bundesdeutschen Sparkassenorganisation DSGV erstmals persönlich an die Leiter der Sparkassen der DDR und bietet auf diesem Weg seine Unterstützung an. Drei Tage zuvor hatte es ein erstes gemeinsames, aber noch „geheimes Treffen“ zwischen Vertretern der Abteilung Sparkassen der Staatsbank der DDR und Vertretern des DSGV gegeben, das auf beiden Seiten tiefe Spuren hinterlassen hatte und schließlich zum Auftakt für eine intensive Zusammenarbeit werden sollte.***

In einem ersten Schritt möchte Geiger nun die ostdeutschen Sparkassen mit Informationen zum „Bank- und Sparkassenwesen in der Bundesrepublik Deutschland“ versorgt wissen. Daher kündigt er an, die wichtigsten öffentlichen Publikationen unkompliziert zur Verfügung zu stellen. Die Ostsparkassen sollen die „Deutsche Sparkassenzeitung“ und die „Sparkasse“ zukünftig erhalten. Beide Blätter werden 1990 auch aus der DDR berichten. So beschäftigt sich beispielsweise die „Sparkasse“ unter anderem vertiefend mit den Bankgeschäften der DDR, mit dem Bausparen, dem DDR-Kreditwesen, mit der Wirtschaft und der Staatsbank der DDR sowie mit dem Zahlungsverkehr, mit Städtepartnerschaften und schließlich auch mit dem Sparkassenverband der DDR. Gleich in der ersten Ausgabe erläutert Professor Dr. Günter Ashauer „Das Bankwesen in der Deutschen Demokratischen Republik“, seine „Struktur, Funktionen, Perspektiven“. Diese offensive Vorgehensweise zeugt von Respekt, soll aufklären und Verständnis füreinander schaffen.

Weiter heißt es in dem Schreiben Geigers, dass „mit der geplanten Wirtschaftsreform in der DDR […] neue Aufgaben auf ihre Sparkassen zukommen“ werden. Er betont: „Die Sparkassenorganisation in der Bundesrepublik Deutschland ist gerne bereit, im Rahmen einer Neuordnung des Bank- und Sparkassenwesens beim Aufbau eines selbständigen, dezentral organisierten Sparkassenwesens, einschließlich der Schaffung eines Sparkassenverbandes, zu helfen.“ Damit dieses Vorhaben erfolgreich gelingt, unterbreitet er ein Kooperationsangebot, das er sowohl an die ostdeutschen Sparkassen als auch an die stellvertretende Ministerpräsidentin, Professor Dr. Christa Luft, die Finanzministerin, Uta Nickel, und den Präsidenten der Staatsbank der DDR, Horst Kaminsky, richtet. Helmut Geiger schlägt vor, „eine gemeinsame Arbeitsgruppe zu bilden.“, damit „bald über konkrete Maßnahmen gesprochen werden kann.“

Unterstützen könne die westdeutsche Sparkassenorganisation beispielsweise bei der Aus- und Weiterbildung, bei der Entwicklung neuer Finanzierungstechniken oder beim Ausbau der betrieblichen Infrastruktur, so seine Vorstellungen. Für anstehende Gespräche in Berlin bittet Geiger um Informationen und Anregungen. Er schließt sein Schreiben mit der Aufforderung: „Falls Sie zusätzlichen Informationsbedarf haben, lassen Sie es mich bitte wissen.“****

Wie werden die Sparkassenleiter der DDR auf das Angebot Geigers reagieren? Haben sie Bedarf an Informationen und Unterstützung? Interessiert sie der westdeutsche Sparkassendachverband überhaupt?

Fortsetzung am 26.01.2020
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*Siehe dazu auch Blogserie Teil 1 vom 10.11.2019, Teil 2 vom 13.11.2019.

**Helmut Geiger fungiert von 1972 bis 1993 als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. In der Wendezeit ist der erfahrene Sparkassenmann 61 Jahre alt. Er verfolgt mit großem Interesse, dass sich die „DDR im Aufbruch auch auf dem Weg zur Demokratie“ befindet. Seine brieflich geäußerten Unterstützungsangebote publiziert er ebenfalls im Heft 1 der „Sparkasse“ von 1990 und sensibilisiert damit seine westdeutschen Sparkassenkollegen für anstehende Herausforderungen auf beiden Seiten.

***Mehr zum ersten „geheimen Treffen“ erfahren Sie im Teil 8 unserer Blogserie, der am 26.01.2020 erscheint.

****Geiger, Helmut: Schreiben an die Direktorinnen und Direktoren der Sparkassen in der DDR, 05.01.1990, Bestand: Historisches Archiv des OSV, Konvolut Horst-Dieter Hoffmann, D/13061/AUG.

  • Die Satzungen der bis 1952 bestehenden regionalen Sparkassenverbände waren eine gute Basis, um die Satzung des Sparkassenverbandes der DDR vorzubereiten. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Mit Arbeitselan durch die Weihnachtszeit 1989

Blogserie, Teil 6

Zwei Tage nachdem Bruno Meier den Präsidenten der Staatsbank davon unterrichtet hatte, dass es eine Arbeitsgruppe geben wird, um die Bildung eines Sparkassenverbandes der DDR vorzubereiten, verkündet er seine Entscheidung auch den Stellvertretern der Bezirksdirektoren für Sparkassen.

Diese tagen kurz vor Weihnachten am 20. Dezember 1989 noch einmal in Berlin, obwohl sie gerade erst 14 Tage zuvor zusammengekommen waren, um den „Dank des Präsidenten der Staatsbank für die in den vergangenen Wochen auf dem Gebiet des Spar- und Zahlungsverkehrs geleistete Arbeit“ entgegenzunehmen und um zu erfahren, dass er eine engagierte Aufgabenerfüllung auch 1990 erwarte.

Diskutierten die Teilnehmer bereits Anfang Dezember die „Neubestimmung der Rolle und Struktur der Sparkassen im Zusammenhang mit der Verwaltungs- und Wirtschaftsreform“, wird es nun immer konkreter. Denn aus den Sparkassen waren in der Zwischenzeit zahlreiche Verbesserungsvorschläge eingetroffen.

So gibt es an diesem 20. Dezember unter anderem Festlegungen zu den Kassenöffnungszeiten und dazu passenden „praktikablen örtlichen Maßnahmen“, welche den zentralen Maßnahmeplan vom 6. Juni 1988 ersetzen und mit den örtlichen Räten abzustimmen sind. Außerdem gibt es Entscheidungen zum Verkauf von FDGB-Marken durch die Sparkassen, der im zweiten Quartal 1990 auslaufen soll, zur Führung von Konten für Organisationen und Vereine sowie zum Umgang mit den Themen Geldkartenbetrug und Geldkartenverlust.* Deutlich wird, dass all‘ diese Änderungen die Eigenverantwortung der Sparkassen vor Ort und ihre kommunale Bindung stärken werden.

Auch die Arbeitsgruppe um Rainer Voigt ist in der Weihnachtszeit aktiv. Sie beschäftigt sich mit der Frage, was ein Sparkassenverband der DDR zu leisten hat. In der „Abteilung ‚Sparkassen‘ der Staatsbank erinnerte man sich an die alten Verbandsstrukturen der Jahre 1945 bis 1952“**, sodass man mit den Ideen nicht bei Null anfangen muss. Die lange Tradition der Sparkassenorganisation kommt den erfahrenen Mitarbeitern nun zugute. Sie können auf die vorhandenen Satzungen der Sparkassenverbände der einzelnen Länder zurückgreifen, die 1947/1948 neu in Kraft getreten waren. Es ist also eine Grundlage vorhanden, auf der sich aufzubauen lohnt.***

Am 28. Dezember 1989 ist es dann so weit. Das Team legt ein Papier vor, das die „Aufgaben des Sparkassenverbandes der DDR“ skizziert und damit den Rahmen festlegt, in dem sich ein Verband für seine Sparkassen in Zukunft bewegen und einsetzen soll. Insgesamt werden acht Handlungsfelder definiert:

1. Entwicklungs- und Führungszentrum der Sparkassenorganisation
Das bedeutet:
a) Gestaltung, Förderung und Vervollkommnung des Sparkassenwesens
b) Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung und der Gesetzgebung hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Sparkassenarbeit

2. Förderung der gemeinsamen Interessen der Mitglieder durch Information, Beratung, Erfahrungsaustausch und Unterstützung, inkl. Rechtsberatung

3. Vertretung der Sparkassen gegenüber den Aufsichtsorganen, der Öffentlichkeit und den internationalen Gremien, u. a. zur Sicherung des Mitspracherechts

4. Gestaltung einheitlicher Bedingungen, soweit das notwendig ist, insbesondere in Bezug auf Technologien und rechtsverbindliche Weisungen

5. Entwicklung der Sparkassenautomation, u. a. Geldautomaten, Buchungsprogramme, PC-Arbeit

6. Gestaltung und Organisation der Aus- und Weiterbildung

7. Gestaltung und Durchführung der Sparkassenrevision

8. Bildung, Aufsicht und Vertretung in Gemeinschaftsunternehmen, wie z. B. Bausparkasse, Datenverarbeitung

Noch unter dem Eindruck eines „geheimen Treffens“ mit Vertretern des bundesdeutschen Dachverbandes am 2. Januar 1990 entsteht ein weiteres Papier, dessen Inhalt gleichermaßen ein bedeutender Bestandteil einer zukünftigen Satzung des Sparkassenverbandes der DDR sein würde. Rainer Voigt erinnert sich später daran zurück, dass die Erkenntnisse aus diesem ersten Treffen mit DSGV-Kollegen „uns ein paar Tage sehr zu schaffen gemacht“ haben. Denn es wurde allen „ziemlich schnell klar […], dass wir nicht nur eine Konzeption erarbeiten müssen“, sondern „auch schon einen Vorschlag machen, wie wir einen solchen Verband aufstellen wollen und eine Satzung erarbeiten.“ Das bedeutete wiederum, dass man mit der Satzung des DSGV zu diesem Zeitpunkt „gar nichts anfangen“ konnte. Gern hätte man sie neben den alten Satzungen von 1947/1948 ebenfalls als Mustervorlage verwendet. Das ganze Dilemma fasst Voigt so zusammen: „Wir wollten […] ein Zentralverband für ein Land sein. Aber wir wollten auch ein Regionalverband sein, der bestimmte Funktionalitäten hat […] wie ein Niedersächsischer oder ein Bayerischer Verband.“****

Mit diesem Ziel vor den Augen entsteht schließlich ein Entwurf zu den „Aufgaben des Vorstandes des Sparkassenverbandes der DDR, einschließlich Struktur“. Er enthält Überlegungen zu den Gremien des Verbandes, zu den Befugnissen der Verbandsversammlung und zur Beschlusshoheit des Vorstandes.*****

Beide Ausarbeitungen, sowohl das Papier zu den Aufgaben als auch das Papier zur Struktur des Sparkassenverbandes der DDR, muten noch heute sehr modern an. Viele Punkte finden sich in der gültigen Satzung des Ostdeutschen Sparkassenverbandes wieder. Doch wie wurden die Vorschläge, welche die Weichen für die Zukunft der ostdeutschen Sparkassenorganisation stellen sollten, vor 30 Jahren aufgenommen? Entsprachen sie tatsächlich den Vorstellungen der Sparkassendirektoren, denen bereits im Januar 1990 ein erster Satzungsentwurf zur Diskussion vorgelegt werden konnte?

Fortsetzung am 05.01.2020
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*Protokolle der Beratung mit den Stellvertretern der Bezirksdirektoren für Sparkassen am 6.12.1989 und 20.12.1989 in Berlin, Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAE-Pötzl 16/2004.

**Wysocki, Josef ; Günther, Hans Georg: Geschichte der Sparkassen in der DDR 1945 bis 1990, Stuttgart, 1998. S. 59.

***Die Satzungen der Sparkassenverbände in Brandenburg, Mecklenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen traten mit Wirkung vom 1. Mai 1947 in Kraft; die Satzung des Sparkassenverbandes Sachsen mit Wirkung vom 1. Juni 1948.

****Bestand: Historisches Archiv des OSV, ZZI Rainer Voigt, 15.05.2012.

*****Aufgaben des Sparkassenverbandes der DDR, 28.12.1989; Entwurf: Aufgaben des Vorstandes des Sparkassenverbandes der DDR, einschließlich Struktur, 05.01.1990, Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-76/2004a-c.