• Berliner Archivrundschau 1/2019 mit dem Themenschwerpunkt " Wirtschaftsarchive in Berlin" : © Landesverband Berlin im VdA - Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V.

Einblicke

Wer schon immer einmal wissen wollte, was Archive von Unternehmen und Verbänden in der Hauptstadt so alles tun, für den ist die aktuelle Ausgabe der Berliner Archivrundschau genau die richtige Lektüre. Denn diesmal bilden die „Wirtschaftsarchive in Berlin“ den Themenschwerpunkt.

Wirtschaftsarchive sind besonders in ihrer Art. Sie entstehen nicht aufgrund eines Archivgesetzes, sondern durch die bewusste Entscheidung von Unternehmern, Zeugnisse ihrer Identität im eigenen Haus zu bewahren und Forschungsarbeit zu betreiben. Die darauf aufbauende historische Öffentlichkeitsarbeit wird durch eigenes Personal wahrgenommen und als wichtiger Baustein der Unternehmenskommunikation begriffen.

In diesem Sinne unterstützen die Archive ihr Unternehmen dabei, Traditionslinien wahrheitsgetreu und nah am Menschen zu kommunizieren. Wenn die Kundschaft ein in Erinnerung bleibendes Markenerlebnis hat und wenn die Belegschaft ein Wir-Gefühl eint, dann ist gelungen, was Ziel der Geschichtsarbeit in Wirtschaftsarchiven ist. Für clevere Unternehmen gilt also: „Wer sein System geschichtsbewusst vorantreibt und korrespondierende Geschichten resonanzstark einsetzt, signalisiert Klugheit, Erfahrung und Reife. Er öffnet eine Schatzkiste. Und der Griff in diese Kiste kostet ihn nichts.“*

Wie vielfältig das Wirken von Wirtschaftsarchiven ist, stellt eindrucksvoll das vorliegende Heft unter Beweis. Freuen Sie sich auf spannende Geschichten und interessante Projekte. Erfahren Sie mehr über wahre Schätze aus den Sammlungen der unterschiedlichsten Einrichtungen. Das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes beteiligte sich zum Beispiel mit einem Bericht über eine ganz besondere Aktion. Auf den Seiten 32-35 können Sie nachlesen, wie das Projekt „Ein Buch weckt Erinnerungen …“ durch das Archiv bearbeitet wurde und zu welchen nachhaltigen Ergebnissen es führte. So entstand unter anderem erstmalig eine Wanderausstellung mit sehr persönlichen Kundengeschichten rund ums Sparbuch …

Doch lesen Sie selbst. Wir wünschen Ihnen viele vertiefende Einblicke in den Berufsalltag von Wirtschaftsarchivarinnen und -archivaren.

Zitatnachweis
*Schmidt, Manfred: Die Bedeutung des Markenmanagements zur Jahrtausendwende, in: Die Bedeutung der Tradition für die Markenkommunikation, hrsg. von Nicolai O. Herbrand, Stefan Röhrig, Stuttgart 2006, S. 75.

  • © Historisches Archiv des OSV

  • Geboren wird Eberle am 3. Mai 1869 in Laumersheim in der Pfalz. Zeitlebens ist ihm der Kontakt zu Familie und Heimat wichtig. : © Historisches Archiv des OSV

  • Von 1898 bis 1919 wirkt er als Bürgermeister in Nossen. In dieser Funktion steht er auch der kommunalen Sparkasse vor. : © Historisches Archiv des OSV

  • 1907 erhalten die sächsischen Sparkassen eine politische Interessenvertretung. Auf Eberle geht nicht nur die Gründung des Sächsischen Sparkassenverbandes zurück. Ihm sind auch die Entstehung zahlreicher weiterer Verbände und Institutionen im Dienste der Sparkassenorganisation zu verdanken. : © Historisches Archiv des OSV

  • Die erste deutsche Girozentrale befindet sich bei der Sächsischen Bank in Dresden. In einem Nebenzimmer der Bank beginnt der Giroverkehr am 2. Januar 1909. An diesem Tag gehen neun Überweisungen aus fünf Girokassen ein. : © Historisches Archiv des OSV

  • Die Einführung des Sparkassen-Giroverkehrs ist Eberles größter Erfolg. : © Historisches Archiv des OSV

  • Nach mehreren Umzügen besitzt die Girozentrale Sachsen 1931 ein modernes Gebäude in Dresden. Hier ein Blick in Eberles Arbeitszimmer. : © Historisches Archiv des OSV

  • 1916 zieht die Familie Eberle nach Dresden und wohnt ab 1925 im Haus am Beutlerpark 4. Ein enger Weggefährte berichtet später, dass Eberle gewöhnlich am Vormittag in der Girozentrale in Dresden und am Nachmittag zu Hause "teils bis spät abends arbeitend, teils sein Gärtchen pflegend" tätig war. : © Historisches Archiv des OSV

  • Auch die Gründung von Verbundunternehmen der sächsischen Sparkassen ist Eberle zu verdanken. Sein Engagement zum Ausbau der Sparkassen als "Allfinanzdienstleister" ist für die damalige Zeit fortschrittlich und zukunftsweisend. : © Historisches Archiv des OSV

  • Eberles Grab wird noch heute in Ehren gehalten. Es ist auf dem Johannisfriedhof in Dresden zu finden. : © Historisches Archiv des OSV

  • Seit 1975 wird in Erinnerung an den bekanntesten deutschen Sparkassenreformer die Dr.-Johann-Christian-Eberle-Medaille in Gold verliehen. Sie ist die höchste Auszeichnung der Sparkassenorganisation und geht an Persönlichkeiten, die sich um das Sparkassenwesen über viele Jahre verdient gemacht haben. : © Historisches Archiv des OSV

Dr. Johann Christian Eberle (1869 – 1937)

Dr. Johann Christian Eberle ist der bedeutendste und bekannteste Erneuerer des Sparkassenwesens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit 29 Jahren wird er Bürgermeister der Kleinstadt Nossen. Aktiv geht er viele Infrastrukturprojekte an und saniert während seiner Amtszeit den städtischen Haushalt. Als Kommunalpolitiker interessiert und engagiert er sich ab 1905 zunehmend auch für die Belange des gewerblichen Mittelstandes. Durch seine Herkunft sind ihm die Bedürfnisse und Probleme der Selbständigen vertraut. Da er als Bürgermeister auch der kommunalen Sparkasse vorsteht, erkennt er früh in diesen Geldhäusern ein großes ökonomisches Potential, um mittelständische Unternehmer durch Kreditvergaben zu fördern. Andererseits sieht er aber auch die Notwendigkeit einer Modernisierung des Sparkassenwesens.

Als 1908 das Reichsscheckgesetz erlassen und den Sparkassen damit die Aufnahme des bargeldlosen Zahlungsverkehrs gestattet wird, ergreift Eberle die Initiative. Er gründet in Sachsen den ersten deutschen Giroverband und legt damit den Grundstein für die reichsweite Verbreitung des Giroverkehrs bei den Sparkassen. Zu Beginn des Jahres 1909 wird diese Neuerung zuerst in Sachsen in die Praxis umgesetzt.

Die Einführung des Giroverkehrs wird schließlich Eberles größter Erfolg im Dienste der Sparkassenorganisation. Denn diese Reform gibt den zukunftsweisenden Impuls für die nachfolgende Entwicklung der Sparkassen zu Universalkreditinstituten. Da sich heute der Geburtstag von Eberle zum 150. Mal jährt, haben wir die wichtigsten biographischen Daten und Fakten an dieser Stelle zusammengefasst. Sie belegen eindrucksvoll sein unermüdliches Wirken für die deutsche Sparkassenorganisation:

03. 05. 1869
Geburt in Laumersheim als fünftes und letztes Kind einer pfälzischen Wein- und Obstbauernfamilie
> nach dem frühen Tod des Vaters unterstützen Eberle und seine Geschwister die Mutter bei der Bewirtschaftung des Hofes

Schulbildung
Besuch der örtlichen Volksschule
anschließend Besuch der Lateinschule in Grünstadt
danach Besuch des Gymnasiums in Speyer
> die Sozialisation im Deutschen Kaiserreich bedeutet vor allem eine autoritäre, strenge Erziehung zu Gehorsamkeit, Disziplin und Ordnung sowie zu einem ausgeprägten Nationalbewusstsein
> Eberle erteilt Nachhilfeunterricht und beteiligt sich auf diese Weise an den Kosten seiner Ausbildung

1889 – 1893
Studium der Rechts- und Staatswissenschaften im Hauptfach sowie der Philosophie und Volkswirtschaft im Nebenfach in Heidelberg, München und Leipzig

Winter 1892|93
Militärdienst in Dresden

1893
zweites Examen
Rechtsreferendar in der Verwaltung der Stadt Leipzig
Erlangung der sächsischen Staatsangehörigkeit

1894
Zulassung zum Verwaltungsdienst beim Königlichen Amtsgericht Zittau

1896
Promotion an der Juristischen Fakultät der Universität Leipzig
> Thema: „Die Verpflichtung der Parteien zur Vorzeigung von Augenscheinsachen nach dem Rechte der Reichscivilgesetzordnung“

1896 – 1898
Ratsassessor in der Stadtverwaltung Leipzig

1898 – 1919
Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister der sächsischen Kleinstadt Nossen
> während seiner Amtszeit wurden Straßen, städtische Arbeiterwohnungen, ein Krankenhaus, eine Schule und das Rathaus neu gebaut sowie die städtischen Finanzen konsolidiert

1907 – 1937
Mitgründer und ab 1908 Präsident des Sächsischen Sparkassenverbandes (SSV)
> der SSV fungiert als politische Interessenvertretung der sächsischen Sparkassen

1908 – 1937
Mitgründer und Vorsitzender des Giroverbandes Sächsischer Gemeinden (GVSG)
> der GVSG ist ein Zusammenschluss der Kommunen des Landes zur Ermöglichung und Abrechnung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs

1909 – 1918
Vorstandsmitglied der Mittelstandsvereinigung im Königreich Sachsen (MVKS)
> der MVKS ist eine 1905 in Dresden gegründete Interessenvertretung von Handwerkern und mittelständischen Unternehmern

1909 (1913) – 1916
Beteiligung an der Gründung und am Aufbau des Submissionsamtes in Leipzig, einer Unterabteilung der MVKS
Geschäftsführender Vorstand
> Ziel ist die aktive Unterstützung des ortsansässigen, gewerblichen Mittelstandes, z. B. durch juristische Beratungen

1909 – 1937
Direktor der Sächsischen Girozentrale

1912 – 1917 (inaktiv bis 1931)
Wahl zum Vorsitzenden des Reichsdeutschen Mittelstandsverbandes (RDMV)
> Vorbereitung und Durchführung der Reichsdeutschen Mittelstandstage
> der RDMV fordert u. a. die Sicherung der wirtschaftlichen Verhältnisse des gewerblichen Mittelstandes und die Erhöhung der Anzahl der Selbständigen
> aktive Arbeit des Verbandes endet nach dem Ersten Weltkrieg

1916
Heirat der 58-jährigen Witwe Helene Gruschwitz (1858-1941)
> sie bringt in die Ehe Tochter Margarethe (1883-1958) mit
> Entscheidung für Dresden als Wohnort, ab 1925 wohnt die Familie Eberle im Haus am Beutlerpark 4, das sich im Besitz des Giroverbandes befindet

1916 – 1923
Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Kreditanstalt Sächsischer Gemeinden (KSG)
> Zusammenschluss sächsischer Gemeinden zur gegenseitigen Bewilligung von Krediten, die in den Kommunen zur Deckung eines durch starken Bevölkerungswachstum hervorgerufenen, hohen Investitionsbedarfs benötigt werden
> Ziel ist die Unterstützung der kommunalen Aufgabenerfüllung durch Kreditgewährung

1916 – 1924
Mitgründer und Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentral-Giroverbandes (DZG)
> Interessenvertretung der Giroverbände
> dessen Bankanstalt wird die DGZ

1918
Mitgründer der Deutschen Girozentrale (DGZ)
> zentrale Abrechnungsstelle der zwölf bestehenden Regionalverbände
> die DGZ gewährleistet jedermann deutschlandweite Überweisungen von der Heimatsparkasse an einen Empfänger andernorts

1919 – 1937
Gründer und Vorstandsvorsitzender der Öffentlichen Versicherungsanstalt der Sächsischen Sparkassen (ÖVA)
> Eberle setzt sich für die Gründung öffentlicher Versicherer ein, da die Einnahmen überwiegend in der eigenen Region investiert werden

1920 – 1930
Abgeordneter im Sächsischen Landtag für die Deutschnationale Volkspartei (DNVP)
> Eberle kandidiert für den Landtag nach der Niederlegung des Bürgermeisteramtes in Nossen
> Schwerpunkte seiner Arbeit bilden Fragen zur Gemeindeverwaltung in Sachsen, zum Steuerrecht und zur Geld- und Kreditwirtschaft
> er nutzt den Landtag als Forum für sein Hauptanliegen, die Prosperität der Kommunen und der mit ihnen verbundenen Sparkassen zu unterstützen

1923 – 1937
Aufsichtsratsvorsitzender der 1916 gegründeten KSG

1924 – 1937
Mitgründer und Vizepräsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV)
> der DSGV vereint den Deutschen Sparkassenverband mit dem 1916 gegründeten Deutschen Zentral-Giroverband und dem Deutschen Verband der Kommunalen Banken
> Ziel: Kräftebündelung, um dem zunehmenden Druck von Reichsbank, Privatbanken und Kreditgenossenschaften standhalten zu können
> Höhepunkt des verbandspolitischen Wirkens Eberles, der weiter am Ausbau der Sparkassen zu modernen Universalkreditinstituten arbeitet

1928 – 1937
Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Landesbausparkasse Sachsen (LBS)
> Eberle unterstützt die Bausparbewegung der 1920er Jahre, die mehr Menschen zu Wohneigentum verhelfen will
> in der Erweiterung der Geschäftsfelder, wie z. B. dem Bausparkassen- und Versicherungsgeschäft, sieht Eberle den Vorteil einer allumfassenden Beratung und damit langjährigen Bindung der Sparkassenkunden

1928
Mitgründer der Giroverbands-Jubiläumsstiftung
> zu Ehren Eberles ins Leben gerufen, in Erinnerung an die Gründung des GVSG 1908 und die erfolgreiche Einführung des Giroverkehrs sowie in Erinnerung an den zukunftsorientierten Ausbau des sächsischen Sparkassenwesens
> 1933 Umbenennung in „Dr. Johann Christian Eberle-Stiftung“
> seit 1968 trägt die Stiftung den Namen „Eberle-Butschkau-Stiftung

07. 12. 1937
Eberle stirbt nach kurzer, schwerer Krankheit und wird auf dem Friedhof Dresden-Tolkewitz beigesetzt.

Folgende Charaktereigenschaften werden Eberle zugeschrieben:

  • Fleiß und großes Engagement für seine Arbeit
  • begeisternde Überzeugungskraft, vor allem im Prozess der Neuausrichtung des Sparkassenwesens
    > Eberles großer Verdienst ist die durchsetzungsstarke Umsetzung bereits bekannter Konzepte. Dadurch wird er zu einer anerkannten Respektperson in der Sparkassenorganisation.
  • hohe Sozialkompetenz, was sich vor allem im verständnisvollen Umgang mit seinen Mitarbeitern zeigt
  • Bescheidenheit im Auftreten
  • seit der Kindheit tiefe Religiosität und gelebter Protestantismus, sein Leitspruch ist „Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung.“ (Römer 13, 10)
    > Im Sinne von praktizierter Nächstenliebe, die in aktiver Gemeinnützigkeit der Sparkassen ihren Ausdruck findet, ist Eberle überzeugt: „Unsere Aufgabe ist das Dienen und nicht das Verdienen.“
  • Vertretung eines konservativ-monarchistischen Weltbildes, was sich u. a. im Festhalten an der bestehenden gesellschaftspolitischen Ordnung manifestiert; zu seinen Leitfiguren gehört Bismarck
  • Heimatliebe sowie eine enge Bindung zu seiner Familie
  • Naturverbundenheit in Kombination mit einem Hang zur Einsamkeit
  • Eberle ist sehr kinderlieb und hat viele Patenkinder

Quellen und Literaturtipp:

Hillen, Barbara: Der Sparkassenreformer und sächsische Mittelstandspolitiker Johann Christian Eberle (1869-1937). Diss., Beucha 2004.

Hillen, Barbara: Neue Zeiten, neue Ziele! Johann Christian Eberle und die Modernisierung der Sparkassen. Stuttgart 2007.

Wehber, Thorsten: Die Lebensleistung von Dr. Johann Christian Eberle (1869-1937). Bonn 2016.

weiterführender Link:

Sächsische Biographie

Sparkassenzeitung

  • Peter Carl Wilhelm Graf von Hohenthal (1754-1825), Gemälde von Anton Graff um 1800, Schloss Baruth/Lausitz (1945 zerstört). Hohenthal beschäftigte sich schon eine Weile mit der Sparkassenidee nach dem Hamburger und Stuttgarter Vorbild, bevor er 1818 das lebhafteste Bild von einer solchen Einrichtung entwickelte und ein Regulativ für diese verfasste. : © SLUB, Deutsche Fotothek, Fotograf: Walter Möbius

  • Die Hohenthals gehörten neben dem Haus Schönburg zu den größten Grundbesitzern Sachsens. Angehörige der Familie bekleideten häufig hohe Staatsämter. : © Historisches Archiv des OSV

  • Karte Sachsen 1820 (Ausschnitt). Hohenthal wollte den Versuch im Kleinen wagen. So sollte für das beschauliche Königsbrück sowie für die Umgebung eine standesherrschaftliche Sparkasse eingerichtet werden. Der Graf legte fest, dass sie von allen Einwohnern der Standesherrschaft sowie von Auswärtigen genutzt werden durfte, um Ersparnisse zu bilden und somit für schlechte Zeiten vorzusorgen. : © Historisches Archiv des OSV

  • Königsbrück um 1834. Zu dieser Zeit lebten in der Standesherrschaft etwa 2.800 Einwohner. Das Städtchen selbst, gelegen ca. 30 km von Dresden entfernt, war seit der Sparkassengründung 1819 angewachsen auf etwa 220 Häuser und zählte ca. 1.500 Einwohner : © Historisches Archiv des OSV

  • Konventionstaler mit König Friedrich August I. von Sachsen (1806-1827) aus dem Jahr 1823. Die Mindesteinlage betrug bei der Königsbrücker Sparkasse 1 Taler und 6 Groschen. Es konnten Mündel- und Spargelder angelegt werden. Der Zinsfuß der Einlagen wurde vorläufig auf 5 Prozent festgesetzt. : © Historisches Archiv des OSV

  • Schloss Königsbrück um 1912. Der Standesherr bürgte für die Sparkasse, die Zeit seines Lebens ein Zuschussgeschäft blieb. Ihre Verwaltung wurde der Renterei der Herrschaft mit Sitz im Schloss übertragen, namentlich Dr. Karl Gustav Schmalz. : © Historisches Archiv des OSV

  • Turm über dem Eingangstor 2009. Rentmeister Schmalz übernahm 1822 auch die Leitung zur Wiederherstellung des Turms über dem Schlosstor. Er wurde „mit Schiefer gedeckt“ und erhielt „dabey seine alte schöne Form wieder“. : © Historisches Archiv des OSV

  • Königsbrück um 1903. Nach Schließung 1832 und Wiedereröffnung 1850 wurde schließlich die Stadt im April 1854 Träger der Sparkasse in Königsbrück. Mit der kommunalen Übernahme waren endgültig die Weichen für die Zukunft des Instituts gestellt, das 1888 gemeinsam mit der Stadtverwaltung in das frisch renovierte Rathaus am Markt einziehen konnte. : © Historisches Archiv des OSV

Vor 200 Jahren in Königsbrück – Graf Hohenthal eröffnet eine Sparkasse

1819. Im beschaulichen Königsbrück wird für die Standesherrschaft und für Auswärtige eine Sparkasse eingerichtet. Die erste in Sachsen. Zu verdanken ist sie dem Engagement eines Adligen: Peter Carl Wilhelm von Hohenthal. Heute ist die Sparkasse eine Filiale der Ostsächsischen Sparkasse Dresden. Und natürlich wird das 200-jährige Jubiläum vor Ort auch gefeiert! Eine kleine Ausstellung wird im Gebäude Markt 13, am 9. Januar 2019, Punkt 18:19 Uhr eröffnet. Interessierte Besucher können sich anschließend dienstags von 9 – 13 Uhr und 14 – 18 Uhr sowie freitags von 9 – 13 Uhr auf eine Zeitreise in die Königsbrücker Sparkassengeschichte begeben.

Darüber hinaus wurden für das Heft 1/2019 der Sächsischen Heimatblätter die historischen Akten zur Königsbrücker Sparkasse transkribiert und ausgewertet. Im Ergebnis entstand ein umfassender Beitrag zur wechselvollen Geschichte der Einrichtung von den Anfängen bis zur kommunalen Übernahme 1854.

Graf Hohenthal, der ab 1775 im sächsischen Staatsdienst stand, galt schon zu Lebzeiten als eifriger Förderer gemeinnütziger Bestrebungen. Der Königsbrücker Chronist, Oberpfarrer Kirsch, berichtete 1845, dass keiner der Vorbesitzer der Herrschaft dem „Edlen an Verdiensten um die Standesherrschaft gleich stände“. Er lobte seinen Einsatz für Kirche, Schulbildung und weitere Belange einfacher Menschen.

„Wenn nur etwas Gemeinnütziges dadurch bewürckt wird“dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das arbeitsreiche und erfüllte Leben Hohenthals. Seine Beteiligung an zahlreichen sozialen Projekten wird neben den vielfältigen beruflichen Herausforderungen bereits 1827 in einer umfassenden Abhandlung über den Grafen gewürdigt. Wir haben für Sie die historischen Quellen gewälzt und eine biographische Chronik zusammengestellt:

20.04.1754
geboren in Trossin bei Leipzig, als Sohn des Freiherrn Peter von Hohenthal, der 1790 in den Reichsgrafenstand erhoben wird

>> Stammbaum der Familie in Bezug auf Peter Carl Wilhelm von Hohenthal und seine Standesherrschaft Königsbrück, siehe Bildergalerie<<<

Erziehung durch Hauslehrer
Entwicklung einer Zeit seines Lebens bestehenden Vorliebe für klassische Sprachen und für die Schriften der alten Klassiker

1771-1774
Studium der Rechtswissenschaft sowie Beschäftigung mit Theologie und Philosophie an der Universität Leipzig
bereits vor dem juristischen Examen Zutritt zu den Sitzungen des Leipziger Oberhofgerichts
nach Abschluss des Studiums Arbeit im Oberaufseheramt zu Eisleben

08.1775    
Assessor bei der Landesregierung in Dresden
Beginn der Karriere im sächsischen Staatsdienst

1776
Veröffentlichung der vollständig umgearbeiteten Examensarbeit
„Liber de Politia, adspersis observationibus de causarum politiae et justitiae differentiis“

1777 
Supernumerar-, Hof- und Justitienrat
Mitglied der Leipziger Ökonomischen Societät (1811 Direktor)
sowie weitere Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen, u. a.
1805 Mitglied der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften
1811 Ehrenmitglied der Märkischen Ökonomischen Societät zu Potsdam
1814 Präsident der neu gestifteten Sächsischen Bibelgesellschaft zu Dresden

1778    
Amt eines Geheimen (Geh.) Referendars

27.09.1779  
heiratet Christiane Sophie von Watzdorff (1759-1814)
aus der Ehe stammen 9 Kinder, vier überleben den Vater
sein Sohn, Peter Carl von Hohenthal (1784-1856), übernimmt die Standesherrschaft Königsbrück ab 1825
sein jüngster Sohn, Peter Wilhelm von Hohenthal (1799-1859) wird Jurist und Schriftsteller
seine beiden Töchter, Dorothea Friederike und Eleonore Sophie Auguste, heiraten in die Familie zur Lippe ein

1781
Geh. Kammer- und Bergrat
Sitz und Stimme in der Polizei- und Armenkommission, wo er von 1789-1809 das Kondirektorium führt

1782
Mitglied des neu errichteten Geh. Finanzkollegiums, Geh. Finanzrat
in den Folgejahren werden Hohenthal wichtige Kommissionen übertragen bzw. er wird Kommissionsmitglied, u. a.
1782 Mitglied einer Kommission zur Revision des Etats der drei Fürstenschulen und Mitglied der Wasserleitungskommission
1788 Mitglied einer Kommission zur Besorgung der Armen-, Zucht- und Waisenhäuser (1807-1809 Oberleitung)
1795 Leitung der Revision des Jakobshospitals, verbessert dort die Krankenhausordnung und initiiert den Wiederaufbau der kleinen Kirche

1792-1807
führende Position in einer Gesetzeskommission für das Kurfürstentum (ab 1806 Königreich) Sachsen, u. a. Ausarbeitung eines neuen Gesetzbuches und einer neuen Prozessordnung

1794   
Nach dem Tod des Vaters setzt er dessen Projekte fort, u. a.
Unterstützung des 1769 gegründeten Freitisches (kostenlose Mahlzeiten) für junge Studenten in Leipzig mit jährlich 300 bis 400 Talern
bis 1807 Unterstützung der Leipziger Freischule, wo mehr als 60 Kinder unentgeltlich unterrichtet werden
bis 1824 Herausgabe der 1763 gegründeten, aufklärerisch wirksamen Schrift „Leipziger Intelligenzblatt“; verfasst für das Blatt mehrere Beiträge

01.11.1797  
Eröffnung einer von Hohenthal gestifteten Versorgungsanstalt für arme Kranke in Dresden-Friedrichstadt, Hohenthalplatz Nr. 7, späteres Amtskrankenhaus, das 1799 vom Staat übernommen wird unter gleichzeitiger Übertragung der Leitung und Verwaltung an Hohenthal

Erweiterung der Anstalt durch Erwerb eines angrenzenden bebauten Grundstücks, späteres sog. Hohenthal-Haus, das nach dem Tod des Grafen zum Pflegeheim umfunktioniert wird

03.1800-1807  
Präsident des Sächsischen Appellationsgerichts

1803
Mitbegründer und zeitweise Mitdirektor des „Vereins zu Rath und That“ in Dresden, der u. a. die Eröffnung der Dresdner Sparkasse 1821 realisiert

Unterstützung in Not geratener Dresdner Handwerker durch unverzinsbare Vorschüsse in Höhe von mehreren tausend Talern im Rahmen einer Aktiengesellschaft

30.11.1803  
Kauf der Standesherrschaft Königsbrück für 246.000 Taler,
führt in den Folgejahren dort – in der größten seiner Besitzungen – Verbesserungen und Veränderungen im Religions- und Schulwesen sowie im Schullehrerdienst durch; weitere Neuerungen:
ab 1810 öffentliche Konfirmation der Kinder
ab 1811 Karfreitag als ganztägiger Feiertag
übernimmt das Schulmandat der Erblande für die Standesherrschaft
begründet 1821 eine Schullehrer-Konferenz
baut in Döbernitz ein Schulhaus
übernimmt in Städteln (heute Großstädteln) das Schulgeld für arme Kinder
legt ein Getreidemagazin für Bedürftige an
etc.

ab 1806      
Initiative zur Fortsetzung des Codex Augusteus
Einnahmen aus dem Druck der Gesetzessammlung kommen der 1820 gegründeten Witwenkasse in Königsbrück zugute

08.1807    
Aufnahme im Konferenzministerium, u. a. zuständig für das Direktorium des Konsistorialdepartments
Beschäftigung mit bedeutenden Landesangelegenheiten etc.

1807-1815
Leitung der neu errichteten Landeskommission während der schwierigen Napoleonischen Zeit

1808 
Nachlass-Regulierung für die Halbschwester Henriette Sophie Gräfin von Hohenthal (1772-1808), u. a. Auszahlung bedeutender Legate

1809-1820  
Vorsitz der Oberrechnungsdeputation

1811
überlässt der ersten, 1809 gegründeten privaten Blindenanstalt in Dresden zur unentgeltlichen Nutzung auf unbestimmte Zeit sein Wohnhaus am See vor dem Wilsdruffer Tor (heute Postplatz in Dresden)

1815 
Unterstützung des Königs Friedrich August I. (1806-1827) während der Verhandlungen über das Schicksal Sachsens in Pressburg

02.07.1815
2. Ehe mit Ernestine von Charpentier (1776-1829), Witwe des mit Hohenthal befreundeten Oberhofpredigers Franz Volkmar Reinhardt und jüngste Tochter des Oberberghauptmanns von Charpentier

12.1815
Auszeichnung mit dem Großkreuz-Orden für Verdienst und Treue
(erste Stiftung des Ordens in Sachsen)

1818
Erholungsreise durch Süddeutschland, Schweiz

1819       
Eröffnung der ersten sächsischen Sparkasse in Königsbrück

1820 
Obersteuerdirektor

1820     
Gründung einer Witwen-und Waisenpflegschaft für die Standesherrschaft Königsbrück
überträgt die Verantwortung für diese Einrichtung Rentmeister Dr. Karl Gustav Schmalz, der 1841 in einer Publikation ausführlich über die erfolgreiche Entwicklung berichtet

1824             
Auszeichnung mit dem juristischen Ehrendoktortitel der Universität Leipzig

1824  
Reformationsfest in Dresden als ganztägiger Feiertag auf Initiative Hohenthals eingeführt

15.01.1825
stirbt in Dresden und
wird auf dem Eliaskirchhof beigesetzt.

Folgende Charaktereigenschaften werden Graf Hohenthal zugeschrieben:

  • ernste Besonnenheit, verbunden mit herzlicher Freundlichkeit
  • Pflichtbewusstsein, Wahrheitsliebe, Akribie
  • Nächstenliebe (seine Passion ist die Linderung menschlichen Elends, Armutsbekämpfung und Armenversorgung)
  • Wohltätigkeit und Generosität (Stifter und Mitbegründer zahlreicher sozialer Projekte, Unterstützer der öffentlichen Wohlfahrt)
  • Fleiß (rastlose Tätigkeit im breitgefächerten Wirkungskreis)
  • großes Bildungsinteresse, verbunden mit Freigebigkeit (gewährt auch Fremden Zutritt zu seiner umfangreichen Bibliothek).

Quellen:

Galerie denkwürdiger Staatsmänner des 18. und 19. Jahrhunderts, welche ihre irdische Laufbahn vollendet haben, Leipzig 1840, S. 149-153.

Georgi, M. K. A.: Geschichte der Königl. Sächs. Blinden=Anstalt zu Dresden bis zu ihrer Verlegung in ihr jetziges neues Gebäude, Dresden 1836, S. 3.

Lindner, Johann Wilhelm Sigismund: Peter Karl Wilhelm Graf von Hohenthal, Besitzer der Standesherrschaft Königsbrück […] Eine kurze Darstellung seiner Leben= und Handelsweise, bes. Abdruck, Ilmenau 1827, 22 S.

Schmidt, Georg: Die Familie der Grafen von Hohenthal, als Manuscript für die Familie gedruckt, Halle a. S. 1896, Kap. V., S. 43-49.

Staatsfilialarchiv Bautzen, div. Akten aus dem Bestand „50155 Standesherrschaft Königsbrück“

Verwaltungsordnung für das Hohenthal=Haus zu Dresden, Dresden 1897. S. 3.

www.deutsche-biographie.de

  • Am 22. März 2018 wurde die Spar-Ausstellung feierlich im DHM eröffnet. Andreas Willwohl und Philipp Beckert begeisterten zum Auftakt mit dem Stück "Wenn ich einmal reich wär" aus "Anatevka". : © Wolfgang Siesing

  • Eröffnungstag - Blick in den "chronologischen Zeitgang" der Spar-Ausstellung : © Historisches Archiv des OSV

  • Objekte für die Schau kamen auch aus den OSV-Mitgliedssparkassen, wie der hier gezeigte Wagen für den Transport von Inflationsgeld in den 1920er-Jahren, den das Archiv der Ostsächsischen Sparkasse Dresden zur Verfügung stellte. : © Historisches Archiv des OSV

  • Sparen mit dem Sparbuch, so wie früher? Oder lieber anders? Was meinen Sie? Diskutieren Sie gern mit uns und schreiben Sie uns Ihren Kommentar. : © Historisches Archiv des OSV

Gehen Sie doch mal wieder ins Museum

Vor genau zwei Monaten wurde die Ausstellung „Sparen – Geschichte einer deutschen Tugend“ feierlich im Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin eröffnet. Die Schau entstand anlässlich des 200. Geburtstages der Hauptstadtsparkasse und hatte bis zum 21. Mai 2018 bereits 11.500 Besucher.

In seiner Eröffnungsrede betonte Raphael Gross, Präsident der Stiftung DHM, dass das Museum mit seinen Ausstellungen einen Beitrag zur Stärkung der historisch-politischen Urteilskraft leiste und dass es helfe, gegenwärtige Ereignisse im Licht der Vergangenheit neu zu verstehen und neu zu bewerten. Die Spar-Ausstellung gehört genau in diesen Kontext. Sie trifft den Nerv der Zeit, denn das Thema „Sparen“ ist in unserer Gesellschaft hochaktuell und mit vielen Fragen verbunden. Lohnt es sich für den Einzelnen noch in Zeiten von Niedrigzinsen? Und wenn ja, wie spart man am besten? Was macht die Schwarze-Null-Politik mit der Gesellschaft? Sparen oder investieren? Was bringt uns voran? Kontrovers diskutiert wird das Thema von vielen Seiten. Der Blick zurück auf die lange Tradition des Sparens, auf die Institutionalisierung des Spargedankens und letztendlich auf die Erziehung zur Sparsamkeit eröffnet neue Perspektiven und erweitert den Diskussionshorizont.

Sie haben noch bis zum 4. November 2018 die Möglichkeit, diese ungewöhnliche Sonderausstellung zu besuchen, die auf ein enormes Echo im In- und Ausland stieß und an der zahlreiche Kooperationspartner mit Rat, Tat und natürlich vor allem mit einmaligen und einigen erstmals öffentlich präsentierten Ausstellungsobjekten mitwirkten:

 

  • Insgesamt beteiligen sich 50 Leihgeber.
  • Acht Leihgeber aus dem Ausland unterstützen die Schau.
  • Die Ausstellung zeigt etwa 300 Objekte.
  • Größter Leihgeber ist der Deutsche Sparkassenverlag Stuttgart mit 33 Objekten.
  • Für die Projektleitung gehört eine Spardose aus dem Archiv der Berliner Sparkasse mit der Aufschrift „Arbeit, Ordnung, Sparsamkeit“ von 1938 zu den  interessantesten und aussagekräftigsten Objekten der Ausstellung.
  • Am schwierigsten zu bekommen war ein englisches Plakat aus der Zeit des ersten Weltkrieges.

Das Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes verlieh an das DHM 30 Objekte für die Ausstellung, darunter Plakate, Flyer, Sparbücher, Kundenzeitschriften, ein Sparautomat und eine Schulsparkasse. Daneben ermöglichte das Archivteam eine umfangreiche Durchsicht historischer Werbefilme zum Thema und arbeitete in der Projektgruppe zur Vorbereitung der Ausstellung aktiv mit.

Lust auf einen Museumsbesuch bekommen? Das würde uns freuen, denn es lohnt sich!

 

 

  • Banknoten und Münzen : © Historisches Archiv des OSV

  • Banknoten und Münzen : © Historisches Archiv des OSV

  • Banknoten und Münzen : © Historisches Archiv des OSV

„Was mich interessiert ist Geld.“ – neu aufgelegt

Vor 15 Jahren startete unsere erste Wanderausstellung rund ums liebe Geld. Der Titel, Was mich interessiert ist Geld, gewählt nach einer Aussage des Künstlers Salvador Dali, war Programm. Denn beleuchtet wurde nicht nur die Geschichte des Geldes. Vielmehr ging es darum, so viele Facetten wie möglich vorzustellen. Die Besucher der Ausstellung konnten sich davon überzeugen, dass das Phänomen Geld in seiner Vielfalt kaum zu übertreffen ist. Sei es nun in der Politik, in der Wirtschaft, in Kunst, Philosophie, Psychologie, Literatur, Sprache, Werbung – Geld fasziniert, wird thematisiert, spielt eine Rolle und ist einfach überall und stets präsent.

Inzwischen wird die Ausstellung, die über viele Jahre in unseren Mitgliedssparkassen erfolgreich gezeigt wurde, in der Presse ein positives Feedback fand und die zahlreiche Schülergruppen im Rahmen ihres Unterrichts besuchten, überarbeitet. Sie erhält nicht nur „ein neues Kleid“, sondern wird auch die Neuentwicklungen der letzten Zeit berücksichtigen. Denken Sie nur an Bitcoin, die inzwischen in aller Munde sind.

Mit „Kaurischnecke, Silbermünze, Geldkarte – Die Geschichte des Geldes“ und damit dem ersten Teil der neuen Ausstellung starten wir im Juni 2018 in der Sparkasse Mittelsachsen in Freiberg. Die Stadt feiert in diesem Jahr die lange und erfolgreiche Tradition des Silberabbaus in der Region, die vor 850 Jahren mit einem Aufsehen erregenden Fund begann. Die Sparkasse wird das Jubiläum begleiten mit einer Schau, die unter anderem auch Objekte aus unseren Archivbeständen vorstellt.

Was Sie erwartet? Nun, auf jeden Fall ein Einblick in die spannende Geschichte des Geldes, die nicht nur aus Banknoten und Münzen besteht.

  • Dieser Taschenkartenleser gehört nun dank der Schenkung eines Kollegen zur Sammlung des Archivs. Er zeigte zu D-Mark-Zeiten an, wie hoch das Guthaben noch auf dem Chip der Geldkarte war, wenn man diesen aufgeladen hatte und damit bezahlte. Die Geldkarte mit multifunktionalem Chip kam 1996 auf den Markt : © Historisches Archiv des OSV

  • Taschenkartenleser als Schlüsselanhänger oder praktische Kartenhülle - der Deutsche Sparkassen Verlag bot ein vielfältiges Sortiment an. Im Sommer 1998 gab es für die Sparkassen eine Verkaufssonderaktion ab 100 Stück.

Wir lieben Geschenke …

Es ist immer wieder ein Vergnügen, wenn plötzlich Kollegen in der Tür stehen und sagen: „Ich habe da was gefunden. Wäre das vielleicht etwas fürs Archiv?“ Und weil wir nach so vielen Jahren unsere Bestände ganz gut kennen, leuchten die Augen natürlich, wenn Objekte und Unterlagen zu uns gelangen, die unsere Sammlung komplettieren und damit aus sparkassenhistorischer Sicht wertvoller machen.

Vor einigen Wochen kam just auf diese Weise eine Kartenhülle zu uns, die dem Kunden vor 20 Jahren half, Guthaben auf dem Chip der Geldkarte zu erkennen – vorausgesetzt, man hatte ihn vorher aufgeladen. Dieser sogenannte Taschenkartenleser wurde vom Deutschen Sparkassen Verlag produziert und konnte von den Sparkassen ab 100 Stück in großen Mengen eingekauft und an die Kunden verteilt werden. Er funktionierte auf Batteriebasis und zeigte bis zu drei Lade- und Entladevorgänge an sowie 15 Umsätze mit Datum und Uhrzeit. Der Verlag taufte ihn liebevoll „Chip Jack“ und brachte verschiedene Designs der Hülle auf den Markt.

„Chip Jack“ ergänzte damals eine neue Geldkarte, die es im wahrsten Sinne des Wortes „in sich hatte“. Was uns heute nicht mehr bedeutsam erscheint, gehörte vor 20 Jahren zu einer vielversprechenden technischen Innovation. Die Pilotprojekte zur Chiptechnologie waren so erfolgreich, dass 1996 erstmalig bundesweit 14,1 Millionen Karten mit einem multifunktionalen Chip ausgegeben wurden. Die Nachfrage war so groß, dass 1997 die Produktion weiter gesteigert wurde auf 18,5 Millionen Karten.

Die neue Geldkarte mit Chip bot neben den Basisanwendungen „elektronische Geldbörse“, „Electronic Cash offline“ zahlreiche Möglichkeiten für Zusatzanwendungen. Die Idee war, die Vielzahl an Karten in den Taschen der Verbraucher zu minimieren. Die Kunden, so die Marktforschung, forderten gerade diese Mehrfunktionalität.

Dank der auf dem Chip gespeicherten Zusatzanwendungen war die „intelligente Plastikkarte“ in der Lage, fortan mehrere Funktionen zu übernehmen und damit die Kundenwünsche zu erfüllen. Zu den ersten Zusatzanwendungen gehörten die Integration der Call-Card-Funktion einer privaten Telefongesellschaft, eine regionale CityCard-Funktion, der Einsatz für den papierlosen Fahrscheinkauf im öffentlichen Personennahverkehr und der Einsatz am Parkautomaten. Denkbar war außerdem die Verwendung als Pass, als Personalausweis, als Sozialversicherungs- und als Eintrittskarte in Bibliotheken, Theater oder Museen sowie als Kreditkarte. Die Technik und vor allem die absehbare Weiterentwicklung auf den Feldern Speicherkapazität, Sicherheit und Prozessorleistung machte die neue Chipkarte zum Vielkönner.

Scheitern, so hieß es 1997 in der Juliausgabe der „Betriebswirtschaftlichen Blätter“, konnte das Projekt nur an der fehlenden flächendeckenden Infrastruktur. Sie wurde als Voraussetzung für die Akzeptanz und letztendlich für die Durchsetzungskraft und den Erfolg der Chiptechnologie auf der Geldkarte definiert.

Wenn auch Sie etwas für uns haben, dann rufen Sie uns gern an. Wir freuen uns über jedes interessante Objekt, das den Weg zu uns findet.