• Lübecker Notgeld

    Die Sammler-Notgeldscheine zur Kunstausstellung "Nordische Woche" wurden im September 1921 ausgegeben. Abgebildet sind (v.l.o.n.r.u): Serienrückseite sowie die Wappen von Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark und Lübeck. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Nordisches Notgeld

    Sammler-Notgeld der Lübecker Fischermeister, ausgegeben September 1921. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Nordisches Notgeld

Im September des Jahres 2023 beschlossen der Ostdeutsche Sparkassenverbund (OSV) und die Berliner Sparkasse, nach vielen Jahren bestehender Kooperation im Bereich geschichtlicher Öffentlichkeitsarbeit, dieses gemeinsame Vorhaben nun auch vertraglich zu besiegeln. Dem OSV fiel damit die fachliche Betreuung der historischen Sammlung der Berliner Sparkasse zu. Um einen von vielen dort behüteten Schätzen soll es sich heute drehen.

In zahlreichen unscheinbaren Kartons und Kisten schlummerten nicht weniger als rund 100.000 Notgeldscheine und Banknoten der unlängst 100 Jahre zurückliegenden Hyperinflation des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Die oft künstlerisch wertvoll gestalteten und an ihre Lokalkultur gekoppelten Papiere bieten uns auf ästhetisch ansprechende Art eine wertvolle Perspektive und Erinnerung an die oft charakteristischen Lebens- und Sprechweisen der Menschen dieser Zeit. Obgleich sich aus nahezu allen Teilen Deutschlands und ihrer damaligen Provinzen kleine bunte Scheinchen im Archiv der Berliner Sparkasse eingefunden haben, wird an dieser Stelle lediglich eine Ortschaft näher beleuchtet.

Mit seinen hanseatisch geprägten Vereinen und Veranstaltungen sticht Lübeck in Sachen Notgeld aus diesem Bestand hervor. Während unzählige Exemplare in anderen Gegenden des ehemaligen Deutschen Reiches von Stadträten, Magistraten, Firmen und natürlich auch von den Sparkassen in Umlauf gebracht wurden, schritten in Lübeck die Nordischen Briefmarkensammler und Händler sowie Fischermeister, Bäckersänger oder die Plattdeutsche Volksgilde zur Tat.

Auch die als „Nordische Woche“ titulierte Kunstausstellung aus dem Jahre 1921 bot einen Anlass. Sie stellte das Ergebnis der Bestrebung dar, auf Grundlage einer gemeinsamen baltischen und nordeuropäisch geprägten Lebenswelt Kontakte mit den skandinavischen Ländern und Finnland wiederherzustellen, um dadurch jüngere kriegsbedingte Wunden zu heilen. Dementsprechend lassen sich auf den Notgeldscheinen zur Nordischen Woche neben des Lübecker Wappens auch die Embleme jener Länder wiederfinden. Ein Symbol der Einigkeit und diplomatischen Bemühungen, welches in den Händen von Sammlern und angereisten Gästen Spuren entsprechender Signalkraft hinterlassen haben wird.

In ihrer Kombination spiegeln die vielfältigen Motive sowohl die Eigenarten der Sprache als auch die facettenreichen Alltagserscheinungen der Menschen Lübecks wider. Im Magazin des Historischen Archivs des OSV sind diese vielfältigen Serien neben etlichen nicht weniger schönen und kulturell aussagekräftigen Notgeldscheinen anderer Regionen gesichtet und weiterhin für die Nachwelt verewigt.

Fabian Helbig

Praktikant des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Auszug aus einem Brigadebuch der Stadtsparkasse Dresden von 1983 : © Historisches Archiv des OSV

Weihnachtsfeiern in der DDR – Arbeiten (und Feiern) im Kollektiv

Weihnachtsfeiern sind heutzutage in den allermeisten Firmen und Betrieben ein fester Bestandteil des Jahreskalenders. Jeden Dezember aufs Neue sind die Restaurants und Festsäle durch Firmengruppen ausgebucht. Von kleinen Teams bis hin zu ganzen Abteilungen trifft man sich, um ein leckeres Weihnachtsessen zu genießen.

Doch wie wurde dies in der ehemaligen DDR gehandhabt? Einen Einblick geben uns die sogenannten Brigadebücher der Betriebe und Verwaltungen, hier beispielhaft das Brigadebuch des Arbeitskollektivs Gewerkschaftsgruppe M12 der Stadtsparkasse Dresden. Dieses Brigadebuch ist zusammen mit vielen weiteren als Depositum der Ostsächsischen Sparkasse Dresden in das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes gelangt und von uns Praktikanten in der Datenbank verzeichnet und erschlossen worden.

Für mich, der in Bayern geboren und aufgewachsen ist, waren Brigadebücher neu und unbekannt. Auch im Geschichtsunterricht in der Schule habe ich nichts darüber erfahren. Brigadebücher waren in der DDR ab 1960 bis 1989 in Betrieben und der Verwaltung in Verwendung. Die Führung eines Brigadetagebuchs war Voraussetzung zur Erlangung des staatlichen Ehrentitels „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“, für den die Brigade eine Urkunde und eine Kollektivprämie erhielt. Das Tagebuch spiegelte die gemeinsamen Anstrengungen zur Planerfüllung und die Zusammengehörigkeit des Arbeitskollektivs wider.[1] Es enthielt Verpflichtungserklärungen des Kollektivs, Zielvereinbarungen, Kultur- und Reisebeiträge, aber auch Berichte über Geburtstags- und Faschingsfeiern sowie Urlaubsgrüße.

Die Gewerkschaftsgruppe M12 veranstaltete ihre Weihnachtsfeiern sowohl in den eigenen Filialräumen als auch auswärts, wie im Interhotel Astoria in Dresden oder der Gaststätte Waldesruh in der Waldmaxbaude. Zu jeder Weihnachtsfeier wurde eine Verlosung von Weihnachtsgeschenken organisiert. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin durfte zuvor ein oder mehrere Dinge zu einem bestimmten maximalen Wert auf einen Wunschzettel notieren. Während der Feier wurden dann die Lose gezogen und ein „Weihnachtsmann“ verteilte die Geschenke. Die Mitarbeiter, welche die Geschenke ihres Wunschzettels erhielten, freuten sich natürlich am meisten. Für das leibliche Wohl wurde entweder von der Gaststätte oder von den Mitarbeitern selbst gesorgt. Zur weiteren Unterhaltung kamen häufig Gesellschaftsspiele oder Quizze zum Einsatz. 1983 trat sogar der anlässlich zur Weihnachtsfeier ins Leben gerufene „Chor der alten Sparkassen-Vokalisten“ auf.

Im Jahr 1982 hatten sich zwei Kolleginnen besonders Mühe gegeben und eine kleine satirische Festzeitung verfasst. Sie enthielt Beiträge wie das „Sparkassen-ABC“, mit Einträgen wie zum Beispiel:

„B – Beratung: Zeit fehlenden Schlaf nachzuholen            
C – Chaos: Zustand, wenn 2 Kunden auf einmal kommen            
U – Urlaub: Ziel allen Schuftens“.

Aber auch Witze und selbstgeschriebene Gedichte und Verse über die eigenen Arbeitskollegen:             

„Es tönt die Frage – wer will zum Frühstück was haben
Kollegin G. ruft, ich möchte an 3 Brötchen mich laben  
Und hört sie den Preis, erschrickt sie – so viel? 
Trotzdem sind morgen 4 Semmeln ihr Ziel“        

„Für Kollegin W. bringt die Winterzeit   
wieder sehr viel Zeitvertreib.    
Die Straßen sind voll Schnee und Eis      
und Straßenbahn fährt keine meist.      
Nach Papperitz, den Berg hinauf,            
da macht die Luft schon ganz schön schnauf.    
Doch abwärts hat Glatteis den Vorteil dann,      
dass sie zur Arbeit rollen kann.“

Daniel Müller

Praktikant des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes


[1] https://saxarchiv.hypotheses.org/11802; zulsetzt abgerufen im Dezember 2024

  • Die Spardose aus den 1960er Jahren funktioniert auch mit Euro-Münzen tadellos. Sie ist eine von mehreren ungewöhnlichen Spardosen, die wir mit dem Archivbestand der Ostsächsischen Sparkasse Dresden übernommen haben. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Einfach an der Kurbel drehen - und es passiert: Der Star kommt mit geöffnetem Schnabel heraus, schnappt sich die Münze, fährt wieder rein und lässt das Geld im Häuschen fallen. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

„Kommt ein Vogel geflogen…“

Spardosen sind wahre Kunstwerke, die in nahezu jeder erdenklichen Form, Farbe und Größe daherkommen. Heute möchte ich einen ganz besonderen Neuzugang vorstellen, der kürzlich von der Ostsächsischen Sparkasse Dresden eingetroffen ist. Als Praktikant im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes habe ich die Aufgabe, die neuen Spardosen zu erschließen und zu digitalisieren, die wir erhalten haben.

Unter einer bunten Sammlung von Spardosen, die vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1980er Jahre reichen, entdeckte ich schließlich ein ganz besonderes Exemplar: ein liebevoll gestaltetes Vogelhäuschen. Diese charmante Spardose aus den frühen 1960er-Jahren hat ihre lebhaften Farben über die Jahrzehnte hinweg bewahrt, und der Mechanismus, der ihr einen besonderen Charakter verleiht, funktioniert bestens.

Dreht man nun an der kleinen Kurbel, so ertönt ein klickendes Geräusch und wie aus dem Nichts kommt der kleine Star aus dem Häuschen. Er beugt sich in Richtung der Münze. Kaum hat er das „Geld-Futter“ fest im Schnabel, verschwindet er mit einem kleinen Schwung in seine Behausung zurück.

Doch diese Vogelhäuschen-Spardose ist nicht die erste ihrer Art. Bereits 1890 erschien eine Vogel-Spardose aus Holz, die sogar eine integrierte Spieluhr hatte. Solche spielerischen Spardosen machen das Sparen nicht nur zu einer praktischen Angelegenheit, sondern verwandeln es in ein Erlebnis, das sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht und dazu anregt, ihr Erspartes zu vermehren.

Viktor Rosin

Praktikant des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Literatur:

Thurn, Hans Peter: Die Kultur der Sparsamkeit: die Kulturgeschichte des Sparens. Stuttgart 1982.

  • Im „Schickler-Palais“ in der Gertraudenstraße 16/17 hatte der DSGV seinen Sitz in Berlin (Foto von 1922) : © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum des DSGV

  • Dr. Ernst Kleiner, Präsident des DSGV 1924-35 (Foto um 1926) : © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum des DSGV

  • Das aus den Buchstaben „DSGV“ geformte erste Signet der Sparkassenorganisation, entworfen vom Grafiker Karl Schulpig : © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum des DSGV

Vor 100 Jahren: Gründung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes in Berlin

In der Geschichte der Sparkassen-Finanzgruppe kommt dem Jahr 1924 eine besondere Bedeutung zu. Es war nicht nur das Jahr, in dem Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland begannen, sich von Verwerfungen der Inflationszeit zu erholen. Es war auch das Jahr, in dem sich die bis dahin separat bestehenden Sparkassen-, Giro- und Kommunalbanken- organisationen unter einem Dach, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband, vereinigten.

Die Sparkassenorganisation war dabei die älteste Wurzel. Sie war bereits 1884 entstanden, als sich der Sparkassenverband für Westdeutschland in Deutscher Sparkassenverband umbenannte und für Sparkassen aus allen Teilen des Deutschen Reichs öffnete. Der Deutscher Sparkassenverband agierte seitdem als Spitzenverband, der die Interessen der Sparkassen sowohl gegenüber den Institutionen des Deutschen Reichs als auch Preußens vertrat.

Die Giroorganisation war etwa ein Vierteljahrhundert später ins Leben getreten. Der Nossener Bürgermeister und Sparkassenvorsitzende Dr. Johann Christian Eberle hatte 1908 in Sachsen den ersten Giroverband gegründet, um einen Überweisungsverkehr zwischen den Sparkassen durchführen zu können. In der Folgejahren entstanden weitere regionale Giroverbände mit Girozentralen als Clearingstellen. Sie gründeten 1916 den Deutschen Zentral-Girover­band als ihren Dachverband.

Kommunalbanken waren erst während und nach dem Ersten Weltkrieg von Städten und Kreisen errichtet worden, weil die Rentabilität der Sparkassen durch die Inflation erheblich gesunken war. Diese Stadt- und Kreisbanken waren nicht so scharf reguliert wie die Sparkassen, weshalb sie gewinn- trächtigere Geschäfte machen konnten. 1921 schlossen sie sich im Deutschen Verband der kommunalen Banken zusammen.

Bereits bei der Gründung des Kommunalbankenverbandes wurde beschlossen, die drei Spitzenverbände baldmöglichst zu fusionieren. Die daraufhin eingeleiteten Verhandlungen zogen sich jedoch hin. Erst im Frühjahr 1924 waren die letzten Hindernisse aus dem Weg geräumt, sodass am 15. März des Jahres im Charlottenburger Rathaus der neue Einheits- verband unter dem Namen Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV) gegründet werden konnte. Den Vorsitz übernahm Dr. Ernst Kleiner, der zuvor den Deutschen Zentral-Girover­band geleitet hatte.

Der DSGV nahm nicht allein die typischen Verbandsfunktionen wahr. Er war auch Träger einer eigenen „Bankanstalt“, der Deutsche Girozentrale. Diese war zugleich Spitzeninstitut für den Giroverkehr und Geschäftsbank mit eigenem Kredit­geschäft. Um die Trägerschaft für die DGZ wahrnehmen zu können, besaß der DSGV die Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Der neue Verband entwickelte rasch eine beeindruckende Aktivität auf vielen Gebieten. Noch 1924 richtete er einen Zentralen Werbeausschuss ein und gab die „Deutsche Sparkassen-Zeitung“ heraus, die als Sprachrohr des Verbandes sowohl in die Sparkassenorganisation als auch in die Öffentlichkeit hinein wirkte. Im Oktober desselben Jahres nahm eine Delegation des DSGV am 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand teil, wo die Gründung eines Internationalen Instituts der Sparkassen und die Einführung des Weltspartags beschlossen wurden.

Seine politische Schlagkraft bewies der DSGV in den ersten Jahren seines Bestehens, indem er die Sparkassen erfolgreich gegen Kritik verteidigte, sie würden zunehmend mit den privaten und genossenschaftlichen Banken konkurrieren und dabei ihre originären Aufgaben vernachlässigen.

Der Übergang von der Weimarer Republik in das sog. „Dritte Reich“ gelang dem DSGV und seinem Führungspersonal weitgehend reibungslos. Der Verband passte sich an die neuen Gegebenheiten an und diente den politischen und wirtschaftlichen Zielsetzungen der NS-Diktatur.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte der DSGV seine Arbeit ein, ohne jedoch aufgelöst zu werden. In den westlichen Besatzungszonen konstituierte sich 1947 eine Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sparkassen- und Giroverbände und Girozentralen. Sie wuchs sukzessive in die Aufgabenstellungen eines Spitzenverbandes hinein und erhielt 1950 die Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Drei Jahre später nahm die Arbeitsgemeinschaft den Namen Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V. an.

Der ‚alte‘ DSGV, der fortan in Abgrenzung zu seinem Namensvetter mit dem Zusatz „ö.K.“ („öffentliche Körperschaft“) bezeichnet wurde, blieb dennoch bestehen. Er fungierte aber nicht mehr als Dachverband der Sparkassen- organisation, sondern nur noch als Träger der DGZ, die in der Bundes- republik 1949 als „verlagertes Geldinstitut“ anerkannt worden war und seit 1954 wieder alle Bankgeschäfte betrieb. Diese Funktion nimmt der DSGV ö.K. heute für die DekaBank Deutsche Girozentrale wahr.

Dr. Thorsten Wehber
Leiter des Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrums
Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V., Bonn

Literatur:
Josef Hoffmann: Deutsche Sparkasseneinheit. Prinzipien · Politik · Organisation. Stuttgart 1969.
(Franz) Künzer: Der Einheitsverband, in: Sparkasse, Nr. 1149 v. 27. März 1924, S. 177-179.
Jürgen Mura: Geschichte der Sparkassen- und Giroverbände, in: Ders.: Entwicklungslinien der deutschen Sparkassengeschichte. Stuttgart 1987,
S. 51-65.
Janina Salden: Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband zur Zeit des Nationalsozialismus. Stuttgart 2019

  • Schön gestaltetete und gesammelte Urlaubserinnerungen der 1960er bis 1980er Jahre : © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

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„Herzliche Urlaubsgrüße…“ – Urlaubserinnerungen mal anders!

Sonne, weite Strände und ein unendlich himmelblaues Meer. Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Urlaub hören? Noch ist es weit hin, bis zum langersehnten jährlichen Sommerurlaub mit viel Spaß und Sonne. Aber vielleicht unterbrechen Sie diese Zeit auch mit einem kurzen Winterurlaub ins Gebirge zum Skifahren.

Im Rahmen meines Studiums, Archivwissenschaften B.A., ist ein Praxissemester in einem Archiv zu absolvieren. Als Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes zählte es zu meinen Aufgaben, verschiedene Archivalien aus dem Depositalbestand der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien zu erfassen, um sie anschließend zu erschließen und verzeichnen zu können. Dabei begegneten mir während der Erschließung verschiedene Arten von Archivalien, von der Akte bis zum Tresorschlüssel. Ebenfalls stieß ich dabei auch auf eine Postkartensammlung aus der Kreissparkasse Zittau, welche ich Ihnen gerne in diesem Blogbeitrag näher vorstellen möchte.

Bei der Sammlung handelt es sich um ein, in braunes Kunstleder gebundenes, Fotobuch mit dem Titel „Urlaubserinnerungen“, in welchem Postkarten von Sparkassenmitarbeitern aufbewahrt und auf einigen Seiten zu Collagen zusammengestellt wurden. Die Postkarten schickten die Mitarbeiter während ihres Urlaubs an die eigene Filiale.

Die Postkartensammlung, welche vor allem Postkarten aus den 1960er Jahren beinhaltet, gibt somit einen kleinen Einblick in die Reisekultur der Bürger in der DDR wieder. So fanden vor allem Reisen innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik statt. Viele der Mitarbeiter reisten auch in andere Länder, welche von den DDR-Bürgern besucht werden konnten, wie etwa nach Ungarn oder Bulgarien. Hier sticht die Hochzeitsreise einer Mitarbeiterin heraus, welche ihre Flitterwochen in Varna verbrachte und sich dabei, laut Postkarte, einen Sonnenbrand holte.

Besonders im Inland beliebt waren Sommerurlaubsreisen an die Ostsee, etwa nach Hiddensee oder Warnemünde. Aber auch im Winter wurde bei den Sparkassenmitarbeitern zum Skifahren Urlaub gemacht. Hier waren vor allem die Regionen des Erzgebirges und der Sächsischen Schweiz besonders beliebt. Eine Reise der Sparkassenmitarbeiter führte sogar nach Oberhof in das Interhotel Panorama. Auch lassen sich zwei Postkarten von Angestellten aus Reisen in die damalige BRD finden.

Neben all diesen unterschiedlichen Reisen stechen aber auch in regelmäßigen Abständen Kurbesuche heraus und unterbrechen die vielzähligen Urlaubsreisen, so zum Beispiel eine Doppelseite mit der Überschrift „LIEBE GRÜSSE VON KURDAMEN“. Die Patientinnen berichteten hierbei von ihrem ruhigen, aber manchmal auch anstrengenden Tagesablauf in den Einrichtungen. Des Weiteren verrät einem die Sammlung auch die letzten gesendeten Urlaubsgrüße des damaligen Sparkassendirektors aus Wurzbach in Thüringen.

Neben all den klassischen Urlaubsreisen gab es jedoch auch etwas ausgefallenere Fahrten. So kann man in der Sammlung eine Wandertour und deren Raststellen in und um Spindlermühle in Tschechien nachverfolgen. Ein mutiges Pärchen wagte sich sogar nur mit dem Motorrad, seine Urlaubsreise nach Tschechien anzutreten.

Kommen wir aber nun zu meiner persönlichen Lieblingsreise innerhalb der Postkartensammlung: Die Silberhochzeitsreise eines Sparkassenmitarbeiters mit seiner Frau nach Tschechien auf den Autocampingplatz in Zamberk, welcher heute noch existiert. Neben der Postkarte des Paares und weiteren Bildern des Campingplatzes, welche collageartig auf der Seite miteinander arrangiert sind, sind auch kleine silberne Blättchen des Kopfschmuckes der Braut aufgeklebt, wodurch die Seite besonders hervorsticht.

Aber nicht nur Postkarten mit schönen Erlebnissen und Geschichten lassen sich im Album finden, sondern auch die Teilnahmebedingungen für Reiseleistungen von 1985 und Programmhefte des Reisebüros der Deutschen Demokratischen Republik aus den 1980er Jahren. In blauer Schrift gesetzte Häkchen neben den unterschiedlichen Reiseangeboten verraten einem hierbei, welche Reisen möglicherweise durchgeführt wurden, wie etwa zur Festung Königsstein. Als empfohlen vermerkt wurde dabei die Spreewaldfahrt und eine weitere Reise in den „Spreewald mit Kahnfahrt“ für Juni 1981 geplant. Ob die Reise ausgeführt wurde, ist ungewiss, da der Zeitraum mit einem Fragezeichen markiert wurde und es keine weiteren Unterlagen dazu gibt. Dafür ging eine andere Fahrt am 22.10.1986 nach Burg Stolpen und dem Barockschloss Rammenau.

Wie man merkt, können Archivalien sehr viel mehr Informationen beinhalten, als man zuerst meint, was die Arbeit eines Archivars umso schöner und interessanter macht. Wenn Sie vielleicht noch keine Ideen für Ihr nächstes Reiseziel haben oder schon bei der Planung sind, kann Ihnen vielleicht eine Archivale dazu weiterhelfen. Und wenn Sie schon dabei sind zu verreisen, kann ich Ihnen nur sagen: „Auf die Koffer! Fertig! Los!“.

Jette Schmidt

Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • © Historisches Archiv des OSV

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Die Milliarden im Sparbuch

Heute werde ich Ihnen zwei besondere Sparkassenbücher aus dem Archivbestand vorgestellen. Beide stammen aus den 1920er Jahren. In dieser Zeit, genauer im November 1923, erreichte die Hyperinflation in der Weimarer Republik den Höhepunkt. Auch in den Sparbüchern der Kunden hatte sich diese bemerkbar gemacht. Die beiden Bücher stammen von der Städtischen Sparkasse zu Zittau und befinden sich im Depositalbestand der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien im Historischen Archiv des OSV. Der Verlauf der Inflation lässt sich in diesen beiden gut nachvollziehen.

Das erste Sparbuch hatte im August 1922 ein Guthaben von knapp 5 000 Mark. Ein Jahr später waren bereits 10 000 Mark daraus geworden, nach einer Abhebung waren davon noch rund 6 000 Mark übrig. Aufgrund der im Herbst 1923 stark ansteigenden Inflationsrate wurden daraus am 19. November, aufgrund einer weiteren Einzahlung, über 200 Millionen Mark. Am 15. November erfolgte auch die Einführung der Rentenmark, um die Hyperinflation zu stoppen. Der Kurs war dabei eine Rentenmark gleich eine Billion Papiermark. Durch die Aufwertung wurden aus den 200 Millionen Mark 305 Goldmark.

Das zweite Sparbuch wurde 1921 eröffnet und startete mit einem Guthaben von 600 Mark. Durch Einzahlungen und Zinsen stieg die Einlage bis Anfang 1923 auf rund 2 800 Mark an. Während im Februar und März noch Einzahlungen von 1 500 bzw. 2 000 Mark vom Besitzer getätigt wurden, waren es am 23. Oktober schon 500 000 Mark. Einen Monat später, am 29. November, erfolgte eine Einzahlung von rund 1,5 Milliarden Mark. Was sich wie viel anhört, war in der Realität wenig. So kostete ein Kilogramm Brot Ende Oktober 680 Millionen Mark, Ende November bis zu 580 Milliarden Mark. [1]

Der ausgeschriebene Betrag des neuen Guthabens wurde im Sparbuch vermerkt. Dabei reichte der Platz für die Zahl nicht aus, da für die Guthabenspalte ein maximal fünfstelliger Betrag eingeplant war. Schließlich wurde auch dieses Sparbuch aufgewertet. 76,43 Goldmark blieben nach der Aufwertung übrig.

Lukas Kirmse, Studentischer Mitarbeiter


[1] Sprenger, Bernd; Das Geld der Deutschen, Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart, Paderborn, 2002, S. 206.