• Werbung für plombierte Heimspardosen um 1950 : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Werbewagen mit Heimsparbüchse zum Weltspartag 1953 : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • 1955 stehen für die Kunden der Sparkasse der Stadt Berlin West Spardosen in unterschiedlichen Formen bereit : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Werbung für die neuen ovalen Bilderspardosen aus Metall in der Kundenbroschüre „Vom Segen des Sparens“ von 1957 : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Werbung zum Weltspartag 1956 mit der Werbefigur „Sparefroh“ und der Fußball- und Reisekofferspardose : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Sparwerbung zu Weihnachten 1957 mit der Werbefigur „Sparefroh“ und die Reisekofferspardose : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Fußbälle und Reisekoffer – Besondere Spardosen der West-Berliner Sparkasse dienten der Förderung des Spargedankens

Nach der Währungsreform 1948 sah es die Sparkasse der Stadt Berlin West als wichtige Aufgabe an, den Spargedanken in der Bevölkerung wieder neu zu beleben. Auch die Ausgabe von Spardosen mit schönen Bildmotiven und außergewöhnlichen Formen in den 1950er Jahren diente diesem Ziel.

Um 1950 standen noch die traditionellen Heimspardosen aus Metall in ovaler bzw. runder Form bei der West-Berliner Sparkasse im Mittelpunkt. Ein Werbefoto für die Schaufensterwerbung der Zweigstellen aus diesen Tagen zeigt Beschäftigte beim Plombieren der Spardosen, die dann an die Kunden kostenlos abgegeben wurden. Im Geschäftsbericht des Jahres 1950 heißt es dazu: „Die Pflege des Spargedankens diente die Wiederaufnahme des Kleinsparens. Heimspardosen und Spardosen wurden den Sparern zur Verfügung gestellt“. Das Sparen von kleinen Beträgen entwickelte sich sehr erfreulich. Rund 2.300 Spardosen mit einer Gesamtsparsumme von rund 56.000 DM wurden im Laufe des Jahres 1951 geleert. Diese Heimspardosen tragen je nach Form entweder ein auf der Vorderseite angebrachtes kleines Metallschild mit der Bezeichnung „Sparkasse der Stadt Berlin West“ oder als Aufdruck das bis 1955 verwendete runde Unternehmenszeichen mit dem Berliner Stadtwappen und der Inschrift „Die Sparkasse – Die Bank für alle“.

Die Geschäftsberichte der folgenden Jahre schildern ausführlich die Förderung des Spargedankens besonders bei Kindern und Jugendlichen. Neben der Durchführung des Schulsparens sowie der Ausgabe von Spargeschenkgutscheinen an Neugeborene und Schulanfänger berichtet der Geschäftsbericht 1955 auch über die Ausgabe von Heimspardosen und über die neu geschaffenen, mit verschiedenen Motiven versehenen Bilderspardosen für die jüngsten Sparer. In der Kundenbroschüre „Vom Segen des Sparens“ von 1957 wird ebenfalls auf die in den Zweigstellen kostenlos erhältlichen farbigen Bilderspardosen hingewiesen, die vor allem Kinder für das Sparen begeistern sollten. Am Weltspartag 1956 erhielt jeder Kunde, der ein Sparbuch eröffnete und jedes Kind, das in die Zweigstelle kam, eine Bilderspardose. Im Jahr 1956 wurden insgesamt 53.000 Heimspardosen verteilt. Im Geschäftsbericht 1957 wird über die starke Nachfrage nach den farbigen Bilderspardosen und den anderen Heimspardosen in verschiedenen Ausführungen berichtet. Insgesamt 73.000 Spardosen gab die Sparkasse in dem Jahr 1957 aus. Als Besonderheit hatte jede Zweigstelle zum Weltspartag 1957 ein Kontingent von 100 Spardosen erhalten, die mit einem Aufkleber zum Weltspartag versehen waren. Auch 1958 fanden die Bilderspardosen einen reißenden Absatz. Rund 70.000 Stück wurden kostenlos verteilt. Zusätzlich verkaufte die Sparkasse 6.000 Heimspardosen in Form von Reisekoffern, Hutschachteln oder Fußbällen an die Kunden.

Nach dem sensationellen Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 durch die deutsche Mannschaft lagen Spardosen in der Form eines Fußballs im Trend der Zeit. Diese Spardosen sind aufwendig gestaltet und den damals üblichen braunen Lederfußbällen nachempfunden. Versehen sind sie mit dem Aufdruck „Sparkasse der Stadt Berlin West“. Auch der Koffer hatte in der Nachkriegszeit eine große Symbolik. 1951 sang der populäre Sänger Bully Buhlan den Schlager „Ich hab´noch einen Koffer in Berlin“. Zudem nahm Mitte der 1950er Jahre der Wunsch nach einer Urlaubsreise bei vielen Menschen zu. Mit der Reisekofferspardose konnte dafür gespart werden. Diese aus Kunststoff hergestellten Spardosen sind detailgetreu mit kleinen Abziehbildern mit Motiven deutscher Urlaubsgebiete beklebt. Daneben befindet sich auf der Vorderseite das seit 1955 genutzte Geschäftszeichen der West-Berliner Sparkasse mit einem außergewöhnlich gestalteten Sparkassen-S. Beliebt war auch die Spardose in der Form eines Einfamilienhauses, die zugleich als Werbeobjekt für das Bausparen bei der 1951 als Abteilung der Sparkasse der Stadt Berlin West errichteten Öffentlichen Bausparkasse Berlin diente.

Klaus-Dieter Marten

Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

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Quellen:

  • Geschäftsberichte der Sparkasse der Stadt Berlin West von 1950, 1951, 1955, 1956, 1957 und 1958.
  • Kundenbroschüre „Vom Segen des Sparens“ der Sparkasse der Stadt Berlin West von 1957.
  • Werbenachrichten Nr. 7/1956 (26.11.1956) und Nr. 8/1957 (4.10.1957) der Sparkasse der Stadt Berlin West an alle Zweigstellen und Abteilungen.
  • Saskia Brunst und Thomas Einert im Archivmagazin : © Historisches Archiv des OSV

Das Historische Archiv auf Instagram

Wie Sie bestimmt schon mitbekommen haben, hat der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) seit dem Februar dieses Jahres einen eigenen Instagram-Account. Julia Gericke und Celina Breuer haben den Account ins Leben gerufen. Sie nehmen uns seitdem auf Pressekonferenzen und Veranstaltungen mit und informieren uns über aktuelle Themen des OSV.

Nun ist es soweit: Das Historische Archiv wird mit eigenen Beiträgen erscheinen. Wir wollen Sie mit unseren Posts virtuell in das Archiv mitnehmen und Ihnen Einblicke in unseren Berufsalltag geben. Darüber hinaus können Sie auf das unikale Archivgut neugierig sein, dass in unserer riesigen Schatzkiste – dem Magazin – auf Sie wartet. Wussten Sie bereits, dass der Raum, in dem Archivalien aufbewahrt werden, Archivmagazin genannt wird? Weitere Archiv-Fakten gibt es bald auf Instagram.

In unserer Geschichtswoche vom 5. bis zum 9. Juli 2021 haben Sie zum ersten Mal die Möglichkeit, auf Instagram hinter die Kulissen des Archivs zu schauen. Am ersten Tag erwartet Sie der Image-Film des Historischen Archivs mit zusätzlichen Informationen über die Entstehung und das Dienstleistungsangebot. Am zweiten Tag fahren wir fort mit einem Interview. Sie hören von dem OSV-Historiker Thomas Einert, wie er das Archivgut für seine Arbeit nutzt. In der Mitte der Woche stellen wir Ihnen die Wanderausstellung „Wir sind die Sparkasse – eine Traditionsmarke im Wandel der Zeit“ vor. Frischen Sie Ihr Wissen über die Entwicklung der Marke Sparkasse auf. Am nächsten Tag erwartet Sie dazu ein History-Quiz. Zum Abschluss unserer Geschichtswoche möchten wir gern von Ihnen erfahren, wie sie Ihnen gefallen hat und welche Beiträge Sie sich zukünftig aus dem Archiv wünschen. Sie können die Fragen über ein Textfeld in der Instagram-Story beantworten. Sie haben die gesamte Woche über Gelegenheit, Ihre Anregungen und Fragen über Instagram mitzuteilen.

Als ehemalige Praktikantin im Historischen Archiv möchte ich eigene Ideen für archivische Beiträge auf Instagram entwickeln und in die Tat umsetzen – das alles im Rahmen meiner Bachelorarbeit „Instagram in Wirtschaftsarchiven – umgesetzt am Beispiel des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes“ an der Fachhochschule Potsdam. Da Instagram ein Werkzeug mit zahlreichen Funktionen ist, lässt sich damit die Archivarbeit gut visuell präsentieren und für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Ich freue mich darauf, das Archiv mit Ihnen gemeinsam von einer ganz neuen Seite kennenzulernen!

Saskia Brunst

  • Blick in das neu eingerichtete Historische Archiv der Sparkasse Oder-Spree in Beeskow: auf gut 85 m² werden ca. 120 laufende Meter Schrift- und Sammlungsgut verwahrt. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Das älteste Objekt im Archiv ist ein Kontenbuch der Sparkasse Müllrose aus dem Jahr 1857. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Das Foto des kriegszerstörten Sparkassengebäudes in Beeskow ist besonders eindrucksvoll. Heute ist die Filiale topsaniert und ein zentraler Anlaufpunkt im Herzen der Stadt. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Ein schönes Ausstellungsobjekt ist auch die gut erhalten gebliebene Registrierkasse. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Zahlreiche Schreib-, Buchungs- und Rechenmaschinen sowie Telefonapparate lagern in Beeskow. : © Sparkasse Oder-Spree

Auf dem Weg zum Jubiläum

Am 1. Oktober 2022 begeht die Sparkasse Oder-Spree ihr 200. Jubiläum. Aufgrund der Bedeutung dieses historischen Ereignisses wurde bereits 2016 beschlossen, sich intensiv und frühzeitig um die entsprechenden Vorbereitungen zu kümmern.

Begonnen hatte alles mit einer Willensbekundung, eine Festschrift bzw. Chronik zu erstellen. Auf der Suche nach Kooperationspartnern, die über umfängliche Erfahrungen bei der Aufarbeitung von Sparkassenhistorie verfügen, stieß die Sparkasse auf die „KLIO – Falk, Hauer GbR. Gesellschaft für historische Recherche und Bildung, Berlin“. Dahinter stehen Frau Dr. Beatrice Falk und Herr Dr. Friedrich Hauer.

Relativ kurzfristig wurde ein erstes Angebot für die Erstellung einer Festschrift eingeholt, wobei es zunächst auch nur darum ging, Umfang und Aufwand für ein derartiges Vorhaben abzuschätzen. Eine erste Bestandsaufnahme ergab zahlreiche Publikationen und Manuskripte, die bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückreichen und die der Geschichte von Vorgängerinstituten der Sparkasse Oder-Spree gewidmet sind. Das sind z. B. Jubiläumsbroschüren, Festschriften und Chroniken. Was jedoch fehlt, ist eine Geschichte der jetzigen Sparkasse Oder-Spree einschließlich ihrer Vorgängersparkassen.

Um weitere Unterlagen zu finden, wurde eine Umfrage innerhalb der Sparkasse gestartet. Sie ergab, dass in nahezu allen Geschäftsstellen oder Bereichen historische Unterlagen und Objekte in unterschiedlichem Umfang lagerten. Daraus entstand die Aufgabe, sich einen vorläufigen Überblick über die Materialien zu verschaffen. Eine mühselige Kleinarbeit, wie sich schnell herausstellte.

Dann wurde diskutiert, alle vorhandenen Dokumente an einem zentralen Ort zu lagern. Im Ergebnis war die Idee für den Aufbau eines historischen Archivs geboren. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort wurde ein Archivraum mit Rollregalen im Untergeschoss der Sparkassengeschäftsstelle Beeskow ausgewählt.

Die Entstehung des historischen Archivs

Nach diesem Klärungsprozess erhielt „KLIO“ den Auftrag für die konkreten Arbeiten zum Aufbau des historischen Archivs. In der Folge wurden die Kolleginnen und Kollegen gebeten, die in ihren Bereichen vorhandenen historischen Unterlagen nach Beeskow bringen zu lassen.

Den Möglichkeiten entsprechend wurde in den Räumen des entstehenden historischen Archivs ein „spartanisches“ Büro eingerichtet, das „KLIO“ ermöglichte, vor Ort die vorhandenen zeitgeschichtlichen Dokumente zu sichten, zu bewerten und zu ordnen.

Sofern in den Geschäftsstellen oder Bereichen historische Bestände in größerem Umfang lagerten, wurden diese von „KLIO“ dort gesichtet sowie bewertet und erst dann erfolgte der Transport der aufzubewahrenden Unterlagen nach Beeskow.

In einer ersten Arbeitsphase stellte sich heraus, dass die Arbeiten so umfänglich waren, dass nicht alle Orte innerhalb der Sparkasse Oder-Spree aufgesucht werden konnten. Wer jetzt vielleicht denkt, ob der nun entstehende Mehraufwand nicht vorher hätte abgeschätzt werden können, dem sei der Vergleich mit seinem eigenen Boden oder Keller angeraten. Wer dort einmal anfängt aufzuräumen oder etwas zu suchen, verschätzt sich leicht, mit welchem Zeitaufwand diese Arbeiten am Ende verbunden sind. So erging es auch der Sparkasse. Unter dem Motto: „Wer A sagt muss auch B sagen“, entschloss sie sich im Interesse der Fortführung und des Abschlusses der Arbeiten für den Aufbau eines historischen Archivs, den Auftrag an „KLIO“ zu erweitern.

Im Sommer 2020 wurden die Arbeiten beendet. Auf einer Fläche von gut 85 m² ist ein zentrales „Historisches Archiv“ mit über 120 laufenden Metern an Schrift- und Sammlungsgut entstanden.

Wie bereits eingangs erwähnt, kam der Sparkasse Oder-Spree zugute, dass sie und ihre Vorgängerinstitute sich im Laufe der Zeit auf vielfältige Art und Weise ihrer Geschichte gewidmet haben. Das reicht vom bloßen Aufbewahren bis zum zielgerichteten Sammeln von Unterlagen, Materialien und Objekten aus der Alltagsarbeit, die als historisch relevant erachtet wurden. Sie bilden heute vor allem einen Teil des Sammlungsgutes. Besonders hilfreich war, das im Jahr 2007 von der Sparkasse Oder-Spree selbst eingerichtete Traditionskabinett, in dem bereits zahlreiches Archivmaterial aufbewahrt wurde.

Ein Ergebnis von unschätzbarem Wert

Das historische Archiv kann über zwei Findbücher erschlossen werden. Eines davon verzeichnet das Schriftgut, konkret den Aktenbestand. Es beginnt mit einem Abriss der Geschichte zur Sparkasse Oder-Spree und einer Bestandsbeschreibung. Das zweite mit dem Namen Inventar zur Sammlung „Chronik“ verzeichnet das Sammlungsgut. Es umfasst beispielsweise ausgewählte Dokumente, Kontenbücher und Kontenblätter, Stockregister, Banknoten, Münzen, Sparbücher, Fotos, Dias, Filme, Brigadetagebücher, Stempel, technische Geräte wie Rechen- und Saldiermaschinen, Registrierkassen, Taschenrechner, Geldzählmaschinen, Computer und auch den Nachbau eines Schreibpultes aus dem 19. Jahrhundert.

Jubiläumsbroschüre und Tafelausstellung

Nach Abschluss der Arbeiten zum Aufbau des „Historischen Archivs“ wurde mit der Erstellung der Jubiläumsbroschüre begonnen, die den Ausgangspunkt aller Überlegungen zur Vorbereitung des 200. Jubiläums im Jahr 2022 bildete.

Außerdem wird es im Jubiläumsjahr eine kleine historische Tafelausstellung geben, die gemeinsam von der Sparkasse, dem Museum Viadrina Frankfurt (Oder), „KLIO“ und der Werbeagentur Giraffe aus Frankfurt (Oder) erarbeitet wird. Präsentiert wird sie in den Geschäftsstellen in Beeskow, Eisenhüttenstadt, Erkner, Fürstenwalde und Müllrose sowie der Hauptstelle in Frankfurt (Oder)

Das Jahr 2022 soll für die Sparkasse Oder-Spree zu einem echten Höhepunkt werden. Mit dem „Historischen Archiv“, der zu Jahresbeginn vorliegenden „Jubiläumsbroschüre“ und der Ausstellung sind alle Voraussetzungen dafür geschaffen.

Holger Swazinna

Pressesprecher der Sparkasse Oder-Spree

  • Stadtbank und Stadtsparkasse in Gera, um 1935; Bestand: Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrum des DSGV

  • Der Erlass vom 15. April 1921 wurde in der Sparkasse abgedruckt. Bestand: Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrum des DSGV

Ein Meilenstein auf dem Weg zum Universalkreditinstitut

Die Entwicklung der Sparkassen von einfachen Sparanstalten zu Universalkreditinstituten zog sich lange hin. Ein Meilenstein auf diesem Weg war ein preußischer Ministerialerlass, der am 15. April vor einhundert Jahren veröffentlicht wurde.

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts beschränkte sich das Sparkassengeschäft weitgehend auf die Annahme von Spareinlagen und die Ausgabe von Hypothekenkrediten. Die zunehmenden Fortschritte in Wirtschaft, Gesellschaft und Technik ließen jedoch auch die Ansprüche der Kunden wachsen. Im ersten Jahrzehnt nach der Jahrhundertwende konnten die Sparkassen den Depositen- und Kontokorrentverkehr und insbesondere den bargeldlosen Zahlungsverkehr einführen. Ausgehend von Sachsen bauten sie seit 1909 ein reichsweites Überweisungsnetz auf. Weitere Geschäftsfelder kamen im Ersten Weltkrieg hinzu: Die Sparkassen durften nun auch Wertpapiere an ihre privaten Kunden verkaufen und diese Wertpapiere für sie in Depots verwahren und verwalten. Damit war die „bankmäßige“ Entwicklung der Sparkassen eingeleitet.

Nach dem Kriegsende bedrohte eine immer spürbar werdende Geldentwertung die Hauptgeschäftsfelder der Sparkassen, das langfristige Einlagen- und Kreditgeschäft. Trotz der neuen Geschäftsmöglichkeiten ging die Rentabilität der Institute erheblich zurück. Viele kommunale Träger kamen deshalb auf den Gedanken, zusätzlich zu ihren Sparkassen Stadt- und Kreisbanken zu gründen. Diese Kommunalbanken unterlagen nicht den Bestimmungen der Sparkassengesetze und konnten alle Bankgeschäfte betreiben.

Die Aufsichtsbehörden der Länder betrachteten diese Entwicklung mit Argusaugen, weil die Kommunen damit unerwünschte Risiken eingingen. Als erste wurde das preußische Innenministerium aktiv. Am 15. April 1921 publizierte es einen Erlass über „Die Errichtung von Kommunalbanken durch Gemeinden und Gemeindeverbände“*. Darin ging das Ministerium das Problem von zwei Seiten an: Zum einem drängte es die Kommunen dazu, ihre neuen Banken rechtlich zu verselbständigen und in haftungsrechtlich adäquate Gesellschaftsformen wie die Aktiengesellschaft und die GmbH zu überführen. Zum anderem weitete es die Geschäftskompetenzen der Sparkassen nochmals aus. So wurden insbesondere noch bestehende Höchstgrenzen für Depositen- und Kontokorrenteinlagen abgeschafft und den Sparkassen „sonstige bankmäßige Geschäfte“ widerruflich gestattet.

Völlige Freiheit bedeutete das allerdings nicht, denn der Erlass stellte klar: Ausgeschlossen müssen naturgemäß alle Geschäfte bleiben, die mit der ursprünglichen Aufgabe der Sparkassen, den Sparsinn zu fördern und als öffentliche Kredit-Institute zu dienen, unvereinbar sind, oder die die Sicherheit der Einlagen gefährden, oder endlich die der Stellung von Gemeinden und Gemeindeverbänden im öffentlichen Leben und der durch ihre geschichtliche Entwicklung gegründeten Vertrauensstellung der öffentlichen Sparkassen nicht entsprechen.“**

Andere deutsche Länder zogen mit teilweise erheblicher Verzögerung nach. So schufen Bayern und Baden erst im April bzw. Juni 1923 die rechtlichen Grundlagen für die volle bankmäßige Betätigung der Sparkassen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Geldentwertung in Deutschland bereits dramatisch beschleunigt. Befreit aus dem engen Korsett ihres bisherigen Geschäftsrechts, waren die Sparkassen jedoch in der Lage die existenzbedrohende Phase der Hyperinflation einigermaßen glimpflich zu überstehen. Nach der im Herbst 1923 eingeleiteten Währungsreform stabilisierten sie sich erstaunlich schnell wieder.

Private und genossenschaftliche Wettbewerber bemühten sich zwar in den folgenden Jahren darum, dass die bankmäßige Betätigung der Sparkassen wieder rückgängig gemacht werden. Aber auch dank der Gründung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes 1924 konnte die Sparkassenorganisation diese Attacken erfolgreich abwehren. Das Reichskreditwesengesetz bestätigte 1934 die Stellung der Sparkassen endgültig: Als Kreditinstitute waren sie den Banken grundsätzlich gleichgestellt.

Dr. Thorsten Wehber, Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrum des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes

* Ministerial-Blatt für die Preußische innere Verwaltung, Jg. 82 (1921), Seite 128 – 132.
** Ebd, S. 130.

Literatur:
Günter Ashauer: Von der Ersparungscasse zur Sparkassen-Finanzgruppe. Stuttgart 1991.
Hans Pohl/Bernd Rudolph/Günther Schulz: Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Sparkassen im 20. Jahrhundert. Stuttgart 2005.

Dieser Beitrag wurde ebenfalls in der SparkassenZeitung veröffentlicht.

  • Kurzbericht der Brigade „Ökonomie“ der Kreissparkasse Weißwasser zum Frauentag 1986 : © Historisches Archiv des OSV

  • Kurzbericht der Brigade „Abteilung II“ der Kreissparkasse Weißwasser zum Frauentag 1986 : © Historisches Archiv des OSV

  • Kurzbericht der Brigade „Direktorbereich / Allgemeine Verwaltung“ der Stadt- und Kreissparkasse Görlitz zum Frauentag 1987 : © Historisches Archiv des OSV

  • Grußkarte der Betriebsleitung und der Betriebsgewerkschaftsleitung für die Mitarbeiterinnen der Brigade „Direktorbereich / Allgemeine Verwaltung“ der Stadt- und Kreissparkasse Görlitz : © Historisches Archiv des OSV

100 Jahre Internationaler Frauentag am 8. März

In den letzten Tagen meines Praxissemesters im Historischen Archiv des OSV habe ich Brigadebücher aus dem Depositalbestand der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien verzeichnet.

Da ich die DDR-Zeit selbst nicht erlebt habe, war es interessant einen kleinen Teil der Arbeits- und Alltagsgeschichte in den Brigadebüchern zu entdecken. Schnell wurde deutlich, dass diese Bücher nicht zum reinen Vergnügen erstellt und gepflegt wurden. Stattdessen ging es um das Erlangen, gegebenenfalls um das Verteidigen, des Titels „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“. Die Brigaden legten jährliche Zielstellungen, persönliche Verpflichtungen der MitarbeiterInnen sowie einen Kultur- und Bildungsplan fest. Um diese Vorhaben zu erfüllen, wurden Brigadeausflüge und –feiern durchgeführt. Kulturveranstaltungen wurden besucht und Gewerkschaftsveranstaltungen abgehalten. Die Deutsch-Sowjetische Freundschaft wurde gepflegt und Solidaritätsspenden gesammelt. Zu guter Letzt musste Rechenschaft abgelegt werden, inwieweit diese Zielstellungen erfüllt werden konnten.

Auffallend liebevoll gestaltete Seiten stachen mir besonders ins Auge. So beispielsweise die Glückwunschseiten zum Internationalen Frauentag. Die Geschichte des Internationalen Frauentages beginnt jedoch weit vor der DDR-Zeit. Auf der II. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen wurde entschieden, dass „die sozialistischen Frauen aller Länder“ jährlich einen Frauentag feiern sollten. Dieser Tag war vor allem dafür gedacht, die Entwicklung des Frauenwahlrechts voranzubringen. Die ursprüngliche Idee von einem Frauenstreiktag wurde von der US-amerikanischen Sozialistin May Wood-Simons ins Leben gerufen. Clara Zetkin und Käte Duncker haben diese Idee auf der besagten Konferenz für den europäischen Raum hervorgebracht und bekräftigt. Schließlich hat der erste Frauentag am 19. März 1911, unter anderem in Deutschland, stattgefunden. Der 08. März als Internationaler Frauentag wurde erst 1921 bestimmt. (1)

Das Feiern des Frauentages in den DDR-Sparkassen hat sich, in Anbetracht des wachsenden Frauenanteils, wahrlich gelohnt: „Waren 1950 von den 12.300 Beschäftigten noch über 50 % männliche Mitarbeiter, stieg der Frauenanteil bis 1955 schon auf 63%, bis in die 1960er Jahre auf 80%, bis 1970 auf 87%. Er erreichte 1988 mit über 93% den höchsten Stand.“ (2)

In den Brigadetagebüchern sind die Seiten über den Internationalen Frauentag gewöhnlich mit Glückwunschkarten und Kurzberichten über die Aktionen des Tages gefüllt. 1987 verbrachte beispielsweise die Brigade „Direktorbereich / Allgemeine Verwaltung“ der Stadt- und Kreissparkasse Görlitz die Frauentagsfeier bei Kaffee, Kuchen und musikalischer Begleitung. Zwischendrin wurden einige Kolleginnen geehrt, bis der Tag in den Abendstunden mit Tanz und Abendessen zum Abschluss kam. Die Brigade „Abteilung II“ und die Brigade „Ökonomie“ der Kreissparkasse Weißwasser verbrachten den Frauentag 1986 etwas ausgefallener im Kulturkaufhaus bei einer Modenschau und Schaufrisieren. (3)

Wir wünschen allen Leserinnen alles Gute zum Frauentag!

Saskia Brunst
Praktikantin im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Quellen:

(1) Dr. Kerstin Wolff (2020): Die Geschichte(n) des Internationalen Frauentages. In: Digitales Deutsches Frauenarchiv, URL: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/die-geschichten-des-internationalen-frauentages [zuletzt besucht am: 25.02.2021]

(2) Günther, Hans-Georg; Wysocki, Josef (1998): Geschichte der Sparkassen in der DDR – 1945 bis 1990. In: Wissenschaftsförderung der Sparkassenorganisationen e.V. (Hrsg.): Sparkassen in der Geschichte, 8. Band, 2. Aufl., Stuttgart, Deutscher Sparkassenverlag, S. 243

(3) Bestand: Historisches Archiv des OSV, Brigadebücher von den Brigaden der Stadt- und Kreissparkasse Görlitz und Brigadebücher von den Brigaden der Kreissparkasse Weißwasser

  • Kassenraum im Mühlendammgebäude 1894 nach einer Zeichnung von Albert Kiekebusch/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Blick auf das Mühlendammgebäude, Postkartenmotiv um 1910/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Mühlendammgebäude mit Fischerinsel um 1930/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Stiller Winkel am Mühlendammgebäude (Gebäuderückseite) und Blick aus dem Mühlendammgebäude auf Marstall, Schloss und Berliner Dom um 1935/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Von Spreewasser umspült: Die alte Berliner Sparkassenzentrale im Mühlendammgebäude

An der Stelle in Berlin-Mitte, wo heute zwischen Gertrauden- und Grunerstraße die Mühlendammbrücke die Spree überspannt, stand einst das Mühlendammgebäude. Dieser imposante Bau beherbergte für vier Jahrzehnte den zentralen Sitz der Städtischen Sparkasse zu Berlin.

Der Mühlendamm war seit Jahrhunderten ein befestigter Spreeübergang mit Geschäften und Wassermühlen. Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute man auf dem Mühlendamm nach Entwürfen von Ludwig Persius einen Gebäudekomplex im Stil einer normannischen Burg, in den eine Getreidemühle einzog. Um 1890 wurden diese Bauten weitgehend abgerissen. Nur einige Seitenwände von den beiden mittleren Gebäuden blieben stehen. Sie wurden durch einen gemeinsamen Vorbau verbunden und durch einen Mittelturm ergänzt. Für dieses neue Mühlendammgebäude, das sich im Baustil an seinen Vorgängerbau anlehnte, war der Architekt und Berliner Stadtbaurat Hermann Blankenstein verantwortlich.

Seit der Reichsgründung 1871 stieg die Bevölkerung Berlins rasant an. Lebten 1875 erst knapp eine Million Einwohner in der Stadt, so waren es 1905 bereits über zwei Millionen. Auch der Kundenzuwachs bei der Sparkasse war erheblich. Die Anzahl der Sparkassenbücher nahm im Zeitraum von 1866 bis 1900 von rund 67 000 auf knapp 700 000 Stück zu. Daher reichten die Räumlichkeiten im bisherigen Sitz der Sparkasse im Palais Podewils in der Klosterstraße nicht mehr aus.

Am 16. Dezember 1893 erfolgte der Umzug der Sparkasse in das neue Mühlendammgebäude. Die Berliner Gerichts-Zeitung berichtete am 19. Dezember 1893 über das Ereignis vom vorangegangenen Sonnabend, „dass dieser Wohnungswechsel keine geringe Arbeit machte, wird jeder verstehen, der die große Menge von Arbeitsmaterial der Städtischen Sparkasse kennt. Möbelwagenweise wurden die Geschäftsbücher befördert; in Kisten und Kasten verpackt war das wertvolle Inventar, bis das schwere Geschütz der großen Schränke und Repositorien zuletzt verladen wurde“.

Zeitgenössische Zeichnungen vermitteln einen guten Eindruck vom regen Treiben im Kassenraum. Er war im Erdgeschoss untergebracht, sehr großzügig angelegt und auch bereits mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet. Insgesamt elf Kassen fanden hier Platz. Zudem war das Gebäude zentral gelegen und von allen Stadtteilen gut erreichbar.

Im neuen Gebäude arbeitete die 1. Abteilung der Sparkasse, die die Sparbücher mit den Kontonummern 1 bis 500 000 betreute. Aufgrund des starken Kundenzuwachses gab es seit Oktober 1886 eine 2. Abteilung, die für die Sparbücher mit den Kontonummern über 500 000 zuständig und im Vordergebäude der Markthalle III in der Zimmerstraße 90/91 beheimatet war. Daneben gab es damals noch rund 90 Annahmestellen für Spargelder, die ehrenamtlich von Geschäftsleuten betreut wurden.

Wenige Jahre nach dem Einzug ins neue Gebäude gab es in der Öffentlichkeit aber bereits Klagen über den zuweilen sehr starken Kundenandrang und über lange Wartezeiten bei der Abfertigung in der Kassenhalle der Sparkassenzentrale. Ein Bericht in der Zeitschrift Sparkasse vom 15. Oktober 1897 beschreibt die Situation sehr anschaulich: „Versuche, durch Einstellung eines größeren Beamtenpersonals ein günstiges Resultat zu erzielen, haben nicht den gewünschten Erfolg gehabt, und man ist zu der Überzeugung gelangt, dass man derart bedacht sein müsse, namentlich an den verkehrsreichen Tagen beim Quartalswechsel, an welchen der Andrang zuweilen einen lebensgefährlichen Charakter annimmt, die Einzahlungen zeitweise von der Zentrale am Mühlendamm auszuschließen und an die über die ganze Stadt verbreiteten Annahmestellen zu verweisen.“ Erst Jahre später verbesserte sich durch die Einrichtung weiterer Kassenstellen im gesamten Berliner Stadtgebiet die Situation für die Kunden. Zwischen 1911 und 1914 eröffneten neun größere Geschäftsstellen und in den Jahren 1917 und 1918 kamen 40 kleinere Zweigkassen hinzu.

Im Mühlendammgebäude erlebte die Berliner Sparkasse 1914 den Beginn des Ersten Weltkriegs. Noch kurz vor Kriegsende fand im Juni 1918 im Gebäude eine Ausstellung zum einhundertjährigen Bestehen der Berliner Sparkasse statt. Es folgten das Ende des Kaiserreichs 1918 und die ereignisreichen Jahre der Weimarer Republik mit der Bildung von Groß-Berlin 1920, der Inflation 1923 und der Weltwirtschaftskrise seit 1929. Zu dieser Zeit entsprach das Mühlendammgebäude nicht mehr den zeitgemäßen Erfordernissen. Man suchte nach einem neuen Quartier und zog im Juli 1933 zum Alexanderplatz ins neuerbaute Alexanderhaus. Der Mühlendamm wurde ab 1936 erneut umgestaltet, das Mühlendammgebäude dabei abgerissen.

Klaus-Dieter Marten
Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Danksagung: Mein Dank gilt dem Verein für die Geschichte Berlins e.V. für die Nachforschungen zum genauen Einzugstermin der Sparkasse ins Mühlendammgebäude.

Quellen:

  • Bericht zum Neubau des Mühlendammgebäudes, in: Sparkasse, Nr. 228, 01.09.1891, S. 6.
  • Bericht zum Umzug der Städtischen Sparkasse, in: Sparkasse, Nr. 284, 01.01.1894, S 6.
  • Bericht zur Situation des Kundenverkehrs bei der Städtischen Sparkasse, in: Sparkasse, Nr. 375, 15.10.1897.
  • Hundert Jahre Berliner Sparkasse 1818 bis 1918. Berliner Sparkasse (Hg.), Broschüre zum Jubiläum 1918.
  • Jahresbericht der Sparkasse der Stadt Berlin 1918.
  • Thiele, L., Die Städtische Sparkasse zu Berlin in ihrer Einrichtung und Geschäftsführung, Berlin: 1887.
  • Umzug der Städtischen Sparkasse, in: Berliner Gerichts-Zeitung, Nr.148, 19.12.1893.