Ein schöner Schönauer Scheck
Ab 1909 wurde innerhalb der deutschen Sparkassenorganisation zuerst in Sachsen der bargeldlose Zahlungsverkehr in Form des Giroverkehrs eingeführt. Dieser lag hier aber, im Unterschied zu anderen Ländern im Deutschen Reich, zunächst nicht in der Zuständigkeit der Sparkassen. Den Zahlungsverkehr, neben Giro- auch Scheckverkehr, wickelten sogenannte Girokassen ab. Diese wurden gewöhnlich von den Sparkassenbeamten in den Sparkassenräumen getrennt mitverwaltet.
So war auch die 1888 im heutigen Chemnitzer Ortsteil Schönau gegründete Gemeindesparkasse nicht selbst für den Zahlungsverkehr zuständig. 1917 fand die Gründung einer Girokasse statt, die dem Giroverband Sächsischer Gemeinden beitrat. Die Verrechnungszentrale des Verbandes befand sich in der Landeshauptstadt Dresden. Lediglich für den örtlichen Zahlungsverkehr in Schönau war hingegen der abgebildete Scheck gedacht. Er ist einer der Ältesten in unserem Archivbestand.
Frank Metasch 13:34
Vielen Dank für diese sehr treffende Zusammenfassung zu den Ortsschecks des Giroverbandes Sächsischer Gemeinden. Da das Jubiläum der Hyperinflation noch nicht so lange her ist, vielleicht noch eine kleine Ergänzung: 1922/23 dienten diese Scheckformulare den sächsischen Girokassen, Sparkassen und Gemeinden als willkommene Vorlage zur Herstellung von Notgeld, insbesondere auch für die Bezahlung der eigenen Angestellten und Beamten. Oftmals über Nacht wurden die Scheckformulare bedruckt, bestempelt oder sogar gänzlich handschriftlich ausgefertigt. Von den knapp 600 sächsischen Girokassen ist bislang für rund 300 die Ausgabe solcher „GSG-Schecks“ belegt, oftmals war es sogar das wichtigste und manchmal das einzige Notgeld im Ort. Die 1922/23 schon seit Jahren etablierten und vor allem gleichen Scheckformulare des Giroverbandes haben wohl dazu beigetragen, dass diese ganz besondere sächsische Art des Notgeldes eine recht hohe Akzeptanz auch außerhalb des ausgebenden Ortes besaß. Damit dürfte den Scheckformularen eine wichtige Bedeutung bei der Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit der sächsischen Sparkassen und Gemeinden in den Zeiten des großen Bargeldmangels zuzumessen sein. Ohne die Vorreiterrolle der sächsischen Girokassen bei der Einführung von einheitlichen Scheckformularen wäre dies nicht möglich gewesen – und so ist diese besondere Notgeldform auch nur in Sachsen zu finden.