Fußbälle und Reisekoffer – Besondere Spardosen der West-Berliner Sparkasse dienten der Förderung des Spargedankens
Nach der Währungsreform 1948 sah es die Sparkasse der Stadt Berlin West als wichtige Aufgabe an, den Spargedanken in der Bevölkerung wieder neu zu beleben. Auch die Ausgabe von Spardosen mit schönen Bildmotiven und außergewöhnlichen Formen in den 1950er Jahren diente diesem Ziel.
Um 1950 standen noch die traditionellen Heimspardosen aus Metall in ovaler bzw. runder Form bei der West-Berliner Sparkasse im Mittelpunkt. Ein Werbefoto für die Schaufensterwerbung der Zweigstellen aus diesen Tagen zeigt Beschäftigte beim Plombieren der Spardosen, die dann an die Kunden kostenlos abgegeben wurden. Im Geschäftsbericht des Jahres 1950 heißt es dazu: „Die Pflege des Spargedankens diente die Wiederaufnahme des Kleinsparens. Heimspardosen und Spardosen wurden den Sparern zur Verfügung gestellt“. Das Sparen von kleinen Beträgen entwickelte sich sehr erfreulich. Rund 2.300 Spardosen mit einer Gesamtsparsumme von rund 56.000 DM wurden im Laufe des Jahres 1951 geleert. Diese Heimspardosen tragen je nach Form entweder ein auf der Vorderseite angebrachtes kleines Metallschild mit der Bezeichnung „Sparkasse der Stadt Berlin West“ oder als Aufdruck das bis 1955 verwendete runde Unternehmenszeichen mit dem Berliner Stadtwappen und der Inschrift „Die Sparkasse – Die Bank für alle“.
Die Geschäftsberichte der folgenden Jahre schildern ausführlich die Förderung des Spargedankens besonders bei Kindern und Jugendlichen. Neben der Durchführung des Schulsparens sowie der Ausgabe von Spargeschenkgutscheinen an Neugeborene und Schulanfänger berichtet der Geschäftsbericht 1955 auch über die Ausgabe von Heimspardosen und über die neu geschaffenen, mit verschiedenen Motiven versehenen Bilderspardosen für die jüngsten Sparer. In der Kundenbroschüre „Vom Segen des Sparens“ von 1957 wird ebenfalls auf die in den Zweigstellen kostenlos erhältlichen farbigen Bilderspardosen hingewiesen, die vor allem Kinder für das Sparen begeistern sollten. Am Weltspartag 1956 erhielt jeder Kunde, der ein Sparbuch eröffnete und jedes Kind, das in die Zweigstelle kam, eine Bilderspardose. Im Jahr 1956 wurden insgesamt 53.000 Heimspardosen verteilt. Im Geschäftsbericht 1957 wird über die starke Nachfrage nach den farbigen Bilderspardosen und den anderen Heimspardosen in verschiedenen Ausführungen berichtet. Insgesamt 73.000 Spardosen gab die Sparkasse in dem Jahr 1957 aus. Als Besonderheit hatte jede Zweigstelle zum Weltspartag 1957 ein Kontingent von 100 Spardosen erhalten, die mit einem Aufkleber zum Weltspartag versehen waren. Auch 1958 fanden die Bilderspardosen einen reißenden Absatz. Rund 70.000 Stück wurden kostenlos verteilt. Zusätzlich verkaufte die Sparkasse 6.000 Heimspardosen in Form von Reisekoffern, Hutschachteln oder Fußbällen an die Kunden.
Nach dem sensationellen Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 durch die deutsche Mannschaft lagen Spardosen in der Form eines Fußballs im Trend der Zeit. Diese Spardosen sind aufwendig gestaltet und den damals üblichen braunen Lederfußbällen nachempfunden. Versehen sind sie mit dem Aufdruck „Sparkasse der Stadt Berlin West“. Auch der Koffer hatte in der Nachkriegszeit eine große Symbolik. 1951 sang der populäre Sänger Bully Buhlan den Schlager „Ich hab´noch einen Koffer in Berlin“. Zudem nahm Mitte der 1950er Jahre der Wunsch nach einer Urlaubsreise bei vielen Menschen zu. Mit der Reisekofferspardose konnte dafür gespart werden. Diese aus Kunststoff hergestellten Spardosen sind detailgetreu mit kleinen Abziehbildern mit Motiven deutscher Urlaubsgebiete beklebt. Daneben befindet sich auf der Vorderseite das seit 1955 genutzte Geschäftszeichen der West-Berliner Sparkasse mit einem außergewöhnlich gestalteten Sparkassen-S. Beliebt war auch die Spardose in der Form eines Einfamilienhauses, die zugleich als Werbeobjekt für das Bausparen bei der 1951 als Abteilung der Sparkasse der Stadt Berlin West errichteten Öffentlichen Bausparkasse Berlin diente.
Klaus-Dieter Marten
Historisches Archiv der Berliner Sparkasse
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Quellen:
- Geschäftsberichte der Sparkasse der Stadt Berlin West von 1950, 1951, 1955, 1956, 1957 und 1958.
- Kundenbroschüre „Vom Segen des Sparens“ der Sparkasse der Stadt Berlin West von 1957.
- Werbenachrichten Nr. 7/1956 (26.11.1956) und Nr. 8/1957 (4.10.1957) der Sparkasse der Stadt Berlin West an alle Zweigstellen und Abteilungen.