• Heimspardose und Blechsparbüchse, von Kollegen im mütterlichen Keller bzw. auf dem Trödelmarkt aufgestöbert und dem Archiv für die Sammlung überlassen. : © Historisches Archiv des OSV

  • Viele Heimsparbüchsen wurden mehrmals im Jahr geleert. Die Anschaffungskosten trugen die Sparkassen. Sie behielten auch oft die Schlüssel. Die Blechspardosen wurden als Werbemittel ausgegeben. Schloss und Schlüssel besitzen sie nicht.

  • Weltspartag in Berlin 1953 - Werbung mit übergroßer Heimspardose : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Neuzugang

Ich wurde einmal gefragt, über welche Archivzugänge ich mich am meisten freuen würde. Die Antwort darauf fiel mir ausgesprochen leicht:

Da sind zum einen Sparkassenkunden, die beispielsweise etwas zu Erbstücken wissen wollen oder etwas entdeckt haben. Sind alle Fragen beantwortet, erhalten wir das betreffende Objekt oft für das Archiv. Zum anderen sind da die Kolleginnen und Kollegen. Wenn sie sich an uns wenden, dann ist es für uns in zweierlei Hinsicht toll. Denn sie haben an uns gedacht, sich Gedanken gemacht, bevor sie den für sie selbst unnütz gewordenen Gegenstand entsorgen oder einem Händler zum Kauf anbieten. So wächst unsere Sammlung um Stücke, die wir nicht durch systematische Bestandsergänzung planmäßig anschaffen. Der Überraschungseffekt ist also jedes Mal groß. Gleichzeitig finden wir unseren Eindruck bestätigt, dass wir mit unserer Arbeit wahrgenommen werden und im Hinterkopf der Belegschaft stets präsent sind. Ein schönes Gefühl.

Jüngst haben wir von Kollegen zwei Spardosen der Sparkasse der Stadt Berlin West erhalten. Eine grüne Heimspardose aus den 1950er Jahren und eine bunte Blechspardose aus den 1960er Jahren. Beide Varianten hatten wir noch nicht im Archiv. Auf den ersten Blick ähneln sie sich in der äußeren Form und ihrem Zweck. Beide sollten den Sparsinn wecken und fördern. Doch schaut man genauer hin, erzählen sie zwei sehr unterschiedliche Geschichten.

Das Heimsparkassenprinzip gehörte laut Pohl* seit 1904 zum Kleinsparwesen in Deutschland. Das ursprünglich vom amerikanischen Bankier Walter Francis Burns in den 1890er Jahren entwickelte System verbreitete sich schnell weltweit und wurde in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auch in Deutschland zum Erfolg. Die Möglichkeit, minimalste Beträge regelmäßig zu Hause sparen zu können, ohne sich gleich mit Pfennigen auf den Weg zur örtlichen Sparkasse machen zu müssen, traf den Nerv der Zeit. Das galt insbesondere auch für die harten Aufbaujahre nach dem Krieg. 1952 fanden sich durchschnittlich 7,10 DM in jeder bundesdeutschen Heimsparbüchse einer Sparkasse. Noch 1963 lag der durchschnittliche Sparbetrag bei 12,10 DM. Fünf Jahre später stellt Schrader** fest, dass die „Summe der seit der Währungsreform eingenommenen Beträge aus allen Kleinsparverfahren […] Mitte 1968 die 10-Mrd.-DM-Grenze überschreiten [wird].“ Keine Kleinigkeit, so sein Fazit. Fast alle bundesdeutschen Sparkassen beteiligten sich am Heimsparbüchsensparen. „Ende 1966 waren mehr als 6 Millionen Spardosen der Sparkassen in Betrieb, nahezu viermal soviel wie Ende 1956“. Der Durchschnittssparbetrag pro Dose nahm fast jedes Jahr zu. Damit verzeichnete diese Sparart die vergleichsweise günstigste Entwicklung unter allen Kleinsparverfahren.

Die zweite Spardose aus den 1960er Jahren reiht sich ein in eine ganze Serie derselben Form, insbesondere aber auch derselben Werbebotschaften: „Wer spart, gewinnt“ und „Sparen macht Freude“. Wir wissen, dass diese Dosen in Berlin West bereits zum Weltspartag 1959 ausgegeben worden sind. Das Motto aus jenem Jahr „Sparen gibt Rückhalt“ klebt breit über einer mit Märchenmotiven gestalteten Blechspardose, die wir bereits im Bestand hatten. Kennzeichnend für die Serie ist, dass sie das Signet der Sparkasse der Stadt Berlin West trägt – ein außergewöhnlich dynamisches „S“, das zwischen 1955 bis 1971 verwendet und von Hans-Joachim Schlameus, Professor an der Hochschule für bildende Künste, heute Universität der Künste Berlin, kreiert wurde. Das Kleingedruckte „KOPPE SO 36“ auf der Spardose verweist auf den Hersteller, die 1888 gegründete Firma Gebr. Koppe AG. Sie ließ sich Anfang der 1950er Jahre in Berlin-Kreuzberg, Schlesische Straße 26 nieder, heute ein stylischer Mietkomplex in einem altehrwürdigen Industriebau aus den Jahren 1910 bis 1913. „SO 36“ verweist auf die frühere Postleitzahl, wobei „SO“ für Kreuzberg-Südost und „36“ für das Zustellpostamt steht.

Die Sparkasse der Stadt Berlin West arbeitete bei der Herstellung der Spardosen also mit einem ortsansässigen Unternehmen zusammen, das bekannt für seine Blechpackungen, Plakate und Tuben war, und ließ sich gestalterisch viel einfallen, um für das Sparen zu werben. Leider sind uns die oder der Gestalter namentlich nicht bekannt, doch anhand der Ergebnisse können wir feststellen, dass die Motive Gefallen gefunden haben und zur Produktion freigegeben worden sind. In den farbenfrohen Darstellungen wurden Themen aufgegriffen, die besonders Kinder in ihren Bann ziehen, wie Märchen, exotische Tiere des Zoos oder die Erforschung der Pole. Andererseits ging es um besondere Anlässe des Hauses, wie zum Beispiel den Bezug der neuen Sparkassenzentrale in der Bundesallee am 2. Juli 1965 oder das 150-jährige Jubiläum 1968. Auf den beiden letztgenannten Spardosen fehlen die Werbesprüche, sodass nichts von den herausragenden Ereignissen jener Jahre ablenkt.

Der Slogan „Sparen macht Freude“ und damit die Propagierung des Spargedankens gehört nach Angaben des Deutschen Sparkassenverlages zu den Schwerpunkten der Sparkassenwerbung in den 1950er Jahren. „Wer spart, gewinnt“ ist ein Motto, das mit dem 1952 neu eingeführten Prämiensparen seinen Anfang nimmt und viele Jahre die Sparkassenwerbung begleitete. 1974 bildete die Aktion mit dem Titel „Wer spart, gewinnt“ sogar den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum des Weltspartages. Sie gilt als die bis dahin größte Werbeaktion in der deutschen Sparkassengeschichte. Mit der Kombination aus Sparen und Lotterieteilnahme beim Prämiensparen, kurz PS-Sparen, ist der richtige Anreiz geschaffen worden, um das regelmäßige, langfristige Sparen für breite Bevölkerungsschichten wieder oder überhaupt erst attraktiv zu machen. Die Förderung durch den Staat begünstigte ebenfalls das längerfristige Sparen. In Berlin konnte 1963 die erste Milliarde an Spareinlagen verbucht werden, wobei die durchschnittliche Anlagezeit mehr als drei Jahre betrug. Zum Ende der 1960er Jahre, so berichtet stolz die Chronik, war jeder zweite Berliner Sparkassenkunde.

—————–

*Pohl, Hans [u. a .]: Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Sparkassen im 20. Jahrhundert, Stuttgart, 2005.

**Schrader, Gerhard: Wird Kleinsparen noch großgeschrieben?, in: Sparkasse, 1968. H. 3, S. 41-44.

  • Blick in das neu eingerichtete Historische Archiv der Sparkasse Oder-Spree in Beeskow: auf gut 85 m² werden ca. 120 laufende Meter Schrift- und Sammlungsgut verwahrt. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Das älteste Objekt im Archiv ist ein Kontenbuch der Sparkasse Müllrose aus dem Jahr 1857. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Das Foto des kriegszerstörten Sparkassengebäudes in Beeskow ist besonders eindrucksvoll. Heute ist die Filiale topsaniert und ein zentraler Anlaufpunkt im Herzen der Stadt. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Ein schönes Ausstellungsobjekt ist auch die gut erhalten gebliebene Registrierkasse. : © Sparkasse Oder-Spree

  • Zahlreiche Schreib-, Buchungs- und Rechenmaschinen sowie Telefonapparate lagern in Beeskow. : © Sparkasse Oder-Spree

Auf dem Weg zum Jubiläum

Am 1. Oktober 2022 begeht die Sparkasse Oder-Spree ihr 200. Jubiläum. Aufgrund der Bedeutung dieses historischen Ereignisses wurde bereits 2016 beschlossen, sich intensiv und frühzeitig um die entsprechenden Vorbereitungen zu kümmern.

Begonnen hatte alles mit einer Willensbekundung, eine Festschrift bzw. Chronik zu erstellen. Auf der Suche nach Kooperationspartnern, die über umfängliche Erfahrungen bei der Aufarbeitung von Sparkassenhistorie verfügen, stieß die Sparkasse auf die „KLIO – Falk, Hauer GbR. Gesellschaft für historische Recherche und Bildung, Berlin“. Dahinter stehen Frau Dr. Beatrice Falk und Herr Dr. Friedrich Hauer.

Relativ kurzfristig wurde ein erstes Angebot für die Erstellung einer Festschrift eingeholt, wobei es zunächst auch nur darum ging, Umfang und Aufwand für ein derartiges Vorhaben abzuschätzen. Eine erste Bestandsaufnahme ergab zahlreiche Publikationen und Manuskripte, die bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückreichen und die der Geschichte von Vorgängerinstituten der Sparkasse Oder-Spree gewidmet sind. Das sind z. B. Jubiläumsbroschüren, Festschriften und Chroniken. Was jedoch fehlt, ist eine Geschichte der jetzigen Sparkasse Oder-Spree einschließlich ihrer Vorgängersparkassen.

Um weitere Unterlagen zu finden, wurde eine Umfrage innerhalb der Sparkasse gestartet. Sie ergab, dass in nahezu allen Geschäftsstellen oder Bereichen historische Unterlagen und Objekte in unterschiedlichem Umfang lagerten. Daraus entstand die Aufgabe, sich einen vorläufigen Überblick über die Materialien zu verschaffen. Eine mühselige Kleinarbeit, wie sich schnell herausstellte.

Dann wurde diskutiert, alle vorhandenen Dokumente an einem zentralen Ort zu lagern. Im Ergebnis war die Idee für den Aufbau eines historischen Archivs geboren. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort wurde ein Archivraum mit Rollregalen im Untergeschoss der Sparkassengeschäftsstelle Beeskow ausgewählt.

Die Entstehung des historischen Archivs

Nach diesem Klärungsprozess erhielt „KLIO“ den Auftrag für die konkreten Arbeiten zum Aufbau des historischen Archivs. In der Folge wurden die Kolleginnen und Kollegen gebeten, die in ihren Bereichen vorhandenen historischen Unterlagen nach Beeskow bringen zu lassen.

Den Möglichkeiten entsprechend wurde in den Räumen des entstehenden historischen Archivs ein „spartanisches“ Büro eingerichtet, das „KLIO“ ermöglichte, vor Ort die vorhandenen zeitgeschichtlichen Dokumente zu sichten, zu bewerten und zu ordnen.

Sofern in den Geschäftsstellen oder Bereichen historische Bestände in größerem Umfang lagerten, wurden diese von „KLIO“ dort gesichtet sowie bewertet und erst dann erfolgte der Transport der aufzubewahrenden Unterlagen nach Beeskow.

In einer ersten Arbeitsphase stellte sich heraus, dass die Arbeiten so umfänglich waren, dass nicht alle Orte innerhalb der Sparkasse Oder-Spree aufgesucht werden konnten. Wer jetzt vielleicht denkt, ob der nun entstehende Mehraufwand nicht vorher hätte abgeschätzt werden können, dem sei der Vergleich mit seinem eigenen Boden oder Keller angeraten. Wer dort einmal anfängt aufzuräumen oder etwas zu suchen, verschätzt sich leicht, mit welchem Zeitaufwand diese Arbeiten am Ende verbunden sind. So erging es auch der Sparkasse. Unter dem Motto: „Wer A sagt muss auch B sagen“, entschloss sie sich im Interesse der Fortführung und des Abschlusses der Arbeiten für den Aufbau eines historischen Archivs, den Auftrag an „KLIO“ zu erweitern.

Im Sommer 2020 wurden die Arbeiten beendet. Auf einer Fläche von gut 85 m² ist ein zentrales „Historisches Archiv“ mit über 120 laufenden Metern an Schrift- und Sammlungsgut entstanden.

Wie bereits eingangs erwähnt, kam der Sparkasse Oder-Spree zugute, dass sie und ihre Vorgängerinstitute sich im Laufe der Zeit auf vielfältige Art und Weise ihrer Geschichte gewidmet haben. Das reicht vom bloßen Aufbewahren bis zum zielgerichteten Sammeln von Unterlagen, Materialien und Objekten aus der Alltagsarbeit, die als historisch relevant erachtet wurden. Sie bilden heute vor allem einen Teil des Sammlungsgutes. Besonders hilfreich war, das im Jahr 2007 von der Sparkasse Oder-Spree selbst eingerichtete Traditionskabinett, in dem bereits zahlreiches Archivmaterial aufbewahrt wurde.

Ein Ergebnis von unschätzbarem Wert

Das historische Archiv kann über zwei Findbücher erschlossen werden. Eines davon verzeichnet das Schriftgut, konkret den Aktenbestand. Es beginnt mit einem Abriss der Geschichte zur Sparkasse Oder-Spree und einer Bestandsbeschreibung. Das zweite mit dem Namen Inventar zur Sammlung „Chronik“ verzeichnet das Sammlungsgut. Es umfasst beispielsweise ausgewählte Dokumente, Kontenbücher und Kontenblätter, Stockregister, Banknoten, Münzen, Sparbücher, Fotos, Dias, Filme, Brigadetagebücher, Stempel, technische Geräte wie Rechen- und Saldiermaschinen, Registrierkassen, Taschenrechner, Geldzählmaschinen, Computer und auch den Nachbau eines Schreibpultes aus dem 19. Jahrhundert.

Jubiläumsbroschüre und Tafelausstellung

Nach Abschluss der Arbeiten zum Aufbau des „Historischen Archivs“ wurde mit der Erstellung der Jubiläumsbroschüre begonnen, die den Ausgangspunkt aller Überlegungen zur Vorbereitung des 200. Jubiläums im Jahr 2022 bildete.

Außerdem wird es im Jubiläumsjahr eine kleine historische Tafelausstellung geben, die gemeinsam von der Sparkasse, dem Museum Viadrina Frankfurt (Oder), „KLIO“ und der Werbeagentur Giraffe aus Frankfurt (Oder) erarbeitet wird. Präsentiert wird sie in den Geschäftsstellen in Beeskow, Eisenhüttenstadt, Erkner, Fürstenwalde und Müllrose sowie der Hauptstelle in Frankfurt (Oder)

Das Jahr 2022 soll für die Sparkasse Oder-Spree zu einem echten Höhepunkt werden. Mit dem „Historischen Archiv“, der zu Jahresbeginn vorliegenden „Jubiläumsbroschüre“ und der Ausstellung sind alle Voraussetzungen dafür geschaffen.

Holger Swazinna

Pressesprecher der Sparkasse Oder-Spree

  • Zeugnis einer Fusion von 1943 : © Historisches Archiv des OSV

Geschichte für die Auszubildenden der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin

Heute ist es wieder soweit. Seit 2015 bekommen wir regelmäßig Anfang September Besuch von den neuen Auszubildenden der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin. Der Nachwuchs der Sparkasse macht bei einem Ausflug in die Hauptstadt Station beim Ostdeutschen Sparkassenverband und bekommt hier eine Einführung in die Sparkassengeschichte geboten. Eine bunte Bilderpräsentation ist vorbereitet. Werbefilme aus verschiedenen Epochen warten auf ihre Aufführung. Objekte, etwa Spardosen und Sparbücher, sind aus dem Archiv in Potsdam nach Berlin gebracht. Denn es gibt Geschichte zum Anfassen. Und auch die historischen Logos der Sparkassenorganisation werden nicht bloß angeschaut.

Zur Entwicklung der Marke Sparkasse gehört aber noch mehr, denken wir nur an die Farbe. Weil‘s um Geld ging und geht, steht natürlich auch die Währungsgeschichte auf der Agenda. Den Anfang macht der Taler. Nicht nur die deutsche, sondern insbesondere die regionale Sparkassengeschichte ist Thema. Das erste Institut war 1848 die Sparkasse des Ruppiner Kreises. Technische Neuerungen, wie die ersten Selbstbedienungsautomaten, werden vorgestellt. Ihr Einsatz erfolgte in der DDR aber nur in Großstädten und Ballungsgebieten. Bei den Kreissparkassen Wittstock, Neuruppin und Kyritz gab‘s vor 30 Jahren noch keine. Die drei Sparkassen verschmolzen 1993 zur Sparkasse Ostprignitz-Ruppin. Dass es sich dabei nicht um die erste Fusion in der Geschichte handelte, erfahren die Auszubildenden.

  • Sparbuch Eberswalde Rentenmark Reichsmark

    Ab 1923 gab es die Rentenmark und ab 1924 die Reichsmark. Währungsumstellungen wurden auf bzw. in Sparkassenbüchern vermerkt. : © Historisches Archiv des OSV

Sparkassengeschichte für Sparkassenazubis

… heißt es ab dieser Woche wieder. Bei den Einführungsseminaren für Auszubildende an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam ist die Geschichte ein Programmpunkt, den das Historische Archiv des OSV liefert. Dabei wird es wie immer auch ums Geld gehen. Da es Sparkassen schon seit 200 Jahren in unserem Verbandsgebiet gibt, haben sie auch schon mit einigen Währungen zu tun gehabt. Die Geldpolitik der Regierenden hatte leider manchmal auch katastrophale Auswirkungen auf die Institute und ihre Kudinnen und Kunden. So vernichtete die große Inflation Anfang der 1920er-Jahre die Ersparnisse von Generationen. Hauptursache für die Ruinierung der Währung war die maßlose Kreditvergabe der Reichsbank an den deutschen Staat. Erst als der Regierung der Zugriff auf die Notenpresse verwehrt wurde und die Rentenmark neben die entwertete Mark trat, endete 1923 die Hyperinflation. Im Folgejahr wurde die Reichsbank von der Reichsregierung unabhängig. Die neue deutsche Währung hieß nun Reichsmark. Das Umstellungsverhältnis war 1 Reichsmark = 1 Billion Mark.

  • Berliner Archivrundschau 1/2019 mit dem Themenschwerpunkt " Wirtschaftsarchive in Berlin" : © Landesverband Berlin im VdA - Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V.

Einblicke

Wer schon immer einmal wissen wollte, was Archive von Unternehmen und Verbänden in der Hauptstadt so alles tun, für den ist die aktuelle Ausgabe der Berliner Archivrundschau genau die richtige Lektüre. Denn diesmal bilden die „Wirtschaftsarchive in Berlin“ den Themenschwerpunkt.

Wirtschaftsarchive sind besonders in ihrer Art. Sie entstehen nicht aufgrund eines Archivgesetzes, sondern durch die bewusste Entscheidung von Unternehmern, Zeugnisse ihrer Identität im eigenen Haus zu bewahren und Forschungsarbeit zu betreiben. Die darauf aufbauende historische Öffentlichkeitsarbeit wird durch eigenes Personal wahrgenommen und als wichtiger Baustein der Unternehmenskommunikation begriffen.

In diesem Sinne unterstützen die Archive ihr Unternehmen dabei, Traditionslinien wahrheitsgetreu und nah am Menschen zu kommunizieren. Wenn die Kundschaft ein in Erinnerung bleibendes Markenerlebnis hat und wenn die Belegschaft ein Wir-Gefühl eint, dann ist gelungen, was Ziel der Geschichtsarbeit in Wirtschaftsarchiven ist. Für clevere Unternehmen gilt also: „Wer sein System geschichtsbewusst vorantreibt und korrespondierende Geschichten resonanzstark einsetzt, signalisiert Klugheit, Erfahrung und Reife. Er öffnet eine Schatzkiste. Und der Griff in diese Kiste kostet ihn nichts.“*

Wie vielfältig das Wirken von Wirtschaftsarchiven ist, stellt eindrucksvoll das vorliegende Heft unter Beweis. Freuen Sie sich auf spannende Geschichten und interessante Projekte. Erfahren Sie mehr über wahre Schätze aus den Sammlungen der unterschiedlichsten Einrichtungen. Das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes beteiligte sich zum Beispiel mit einem Bericht über eine ganz besondere Aktion. Auf den Seiten 32-35 können Sie nachlesen, wie das Projekt „Ein Buch weckt Erinnerungen …“ durch das Archiv bearbeitet wurde und zu welchen nachhaltigen Ergebnissen es führte. So entstand unter anderem erstmalig eine Wanderausstellung mit sehr persönlichen Kundengeschichten rund ums Sparbuch …

Doch lesen Sie selbst. Wir wünschen Ihnen viele vertiefende Einblicke in den Berufsalltag von Wirtschaftsarchivarinnen und -archivaren.

Zitatnachweis
*Schmidt, Manfred: Die Bedeutung des Markenmanagements zur Jahrtausendwende, in: Die Bedeutung der Tradition für die Markenkommunikation, hrsg. von Nicolai O. Herbrand, Stefan Röhrig, Stuttgart 2006, S. 75.

  • © Janny Oestreich

„Analog zur Wirklichkeit – Mediale Quellen in Archiven“

Besuch des 2. Berliner Archivtags

Als Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes nutzte ich am 20.11.2018 die Gelegenheit, dem zweiten Berliner Archivtag beizuwohnen.

Die Akademie der Künste hieß am Veranstaltungstag geschätzt 200 Interessierte in ihren Räumlichkeiten willkommen. Eine beträchtliche Anzahl an Besuchern! Darunter fanden sich vor allem Archivare, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, Archivdienstleister sowie Auszubildende und Studierende der Informations- und Archivwissenschaften. Auf dem Podium referierten Archivare, Professoren, Restauratoren, ein Regisseur und ein Rechtsanwalt zu Themen rund um die Sicherung und Digitalisierung des analogen Informationsgutes sowie den daraus abgeleiteten Urheber- und Nutzungsrechten.

Der Bewahrung unserer Kulturgutüberlieferungen stehen einige Probleme gegenüber: Tonbänder zerfallen, Fotomaterial verblasst, wertvolle Schriften auf Papier vergilben und brechen. Mit der Digitalisierung solcher Informationsträger wird ein Voranschreiten des Zerfalls zwar nicht beendet, doch ihr Informationsgehalt bleibt als Sicherungskopie bestehen.

Der diesjährige Berliner Archivtag setzte sich zum Ziel, ausgiebig über diesen Sachverhalt in 19 Kurzvorträgen rund um das Thema audiovisuelle Quellen in Archiven zu informieren. Die Veranstaltung diente primär dem fachlichen Austausch untereinander, welcher vor, während und nach den Vorträgen mit Hilfe einer parallel stattfindenden Archivmesse und abschließender Podiumsdiskussion erreicht wurde.

In dem Wissen, dass ich einen Beitrag zu dieser Veranstaltung für den Sparkassengeschichtsblog verfassen werde, horchte ich bei einer Vortragsreihe über die Aktivität von Berliner Archiven in sozialen Medien auf! Im Mittelpunkt standen dabei der Aufwand und Nutzen digitaler Textsammlungen. Ein Blog gibt als Erweiterung der archivischen Öffentlichkeitsarbeit allen Lesern Aufschluss darüber, was das vielfältige Berufsbild des Archivars an Aufgabenfeldern beinhaltet. Einig waren sich alle Referenten in dem Punkt, dass man mit Hilfe eines Blogbeitrages besondere Funde aus dem Archiv jederzeit publizieren kann. So handhabt es auch der Sparkassengeschichtsblog des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, der kurz vor seinem 300. Beitrag steht und nächstes Jahr sein 5. Jubiläum feiert!

Der 2. Berliner Archivtag endete, doch das Bewusstwerden über die voranschreitende Digitalisierung beginnt.

Janny Oestreich, Praktikantin des Historischen Archivs des OSV