• Taler mit Abbild des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin : © Historisches Archiv des OSV

Der „Angsttaler“

Diesem Silbertaler, der im Revolutionsjahr 1848 im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin geprägt wurde, fehlt etwas. Friedrich Franz II. ließ, im Gegensatz zu anderen Landesherrschern, die Kürzel „G.G.“ hinter dem „V.“ weg. Vor dem Hintergrund der politischen Unruhen der Zeit bezeichnete er sich nicht als Regent „Von Gottes Gnaden“. Diese Legitimation „von oben“ stand nämlich im Widerspruch zur Idee der Volkssouveränität. Der Großherzog zeigte sich kompromissbereit hinsichtlich der Forderungen der Bürger. Durch verschiedene Zugeständnisse gelang es seiner Regierung, den Sturz zu verhindern. Deswegen wird solch ein Geldstück als „Angsttaler“ bezeichnet. Als 1864 erstmals wieder Taler geprägt wurden, existierte allerdings nur noch eines der während der Revolution erstrittenen Rechte. Man durfte auf offener Straße Tabak rauchen. Und Friedrich Franz bezeichnete sich nun wieder als Souverän „V.G.G.“.

  • Stundenplan DDR Suedruechte

    Der Stundenplan aus dem Jahr 1954 wurde von den Sparkassen der DDR an die Schüler ausgegeben. : © Historisches Archiv des OSV

Schulbeginn mit farbenfrohem Stundenplan

In der Hälfte der Bundesländer hat die Schule bereits wieder begonnen. Der Stundenplan des aktuellen Schuljahres ist erst wenige Tage alt und in den Köpfen der Schüler und Eltern noch nicht gepeichert. Vielleicht hängt hier und da – ganz old school – ein Ausdruck des Plans am Kühlschrank, an der Zimmertür oder liegt griffbereit auf dem Schreibtisch.

Das oben gezeigte Exemplar ist einer von mehr als 100 Stundenplänen des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. Die allermeisten Pläne in unserem Bestand wurden von den Sparkassen der DDR in den 1950er und 1960er Jahren an die Schüler ausgegeben.

Dabei ist der Gedanke, Kinder in der Schule zum Sparen zu erziehen, fast so alt wie die Sparkassen selbst. Sogenannte Schulsparkassen gibt es bereits seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Damals sammelten die Lehrer wöchentlich einen kleinen Betrag ihrer sparfähigen Schüler ein und notierten alle Spareinlagen fein säuberlich in einem Buch. Der Sparer erhielt eine Nummer und sein persönliches Schulsparkassenbuch, in welches die Einzahlung ebenfalls eingetragen und mit Unterschrift quittiert wurde. Einmal im Monat zahlte der Lehrer das Geld dann bei der Sparkasse auf ein eigens dafür angelegtes Sparbuch ein. Das institutionelle Schulsparen hielt sich örtlich bis in die 1990er Jahre. So stellte zum Beispiel die Kreissparkasse Köln 1995 das Schulsparen offiziell ein.

Falls Sie noch einen bunten Stundenplan für Ihren Kühlschrank benötigen, schicken wir Ihnen gern eine druckfähige Datei zu.

 

  • Reisenaehzeug Sparkasse Dessau Koethen

    © Historisches Archiv des OSV

Ein Reparaturkit von der Sparkasse

Es ist Urlaubszeit. Was bloß alles einpacken? Vielleicht auch Nähzeug, falls ein Knopf abfällt oder die Hose zerreißt! Für den Notfall waren auch Reisende vor über acht Jahrzehnten gewappnet, mit diesem Döschen der Kreissparkasse Dessau-Köthen. Es handelt sich um einen äußerst praktischen Werbeartikel. Enthalten sind nämlich eine Spule mit weißem und schwarzem Garn, eine Nadel sowie ein Fingerhut. Falls einmal ein Malheur passierte, konnte der Schaden umgehend behoben werden. Solche Reparaturkits scheinen damals populär gewesen zu sein. Ein weiteres Exemplar der Stadtsparkasse Crimmitschau, in anderer Form und Farbe, befindet sich ebenfalls in unserem Archivbestand.

  • Eine Seite aus dem Tagebuch des 6. Internatslehrgangs für Sparkassenlehrlinge des Bezirkes Dresden 1962 : © Historisches Archiv des OSV

Sparkassenlehrlinge auf Ostereiersuche

Auf den ersten Blick erkennt man es nicht, was die jungen Menschen auf dem freien Gelände hier im sächsischen Johnsbach vor mehr als 50 Jahren machen. Doch die zu den Fotos gesellten, liebevollen Zeichnungen erklären die Szenerie. Die lachenden Gesichter der glücklichen Finderinnen tun ihr Übriges. Es ist Ostern im Jahr 1962. Der 6. Internatslehrgang der zukünftigen Finanzkaufmänner und -frauen für die Sparkassen des Bezirkes Dresden geniesst den Ostersonntag.

Insgesamt nahmen fast 50 – hauptsächliche weibliche – Sparkassenlehrlinge an dem vierwöchigen Kurs teil. Viel freie Zeit blieb den Teilnehmern wahrscheinlich nicht. Der Tag begann 6.30 Uhr mit dem Wecken und Frühsport und endete nach acht Stunden Unterricht und gemeinsamen – meist politischen – Abendveranstaltungen mit der Bettruhe um 22.00 Uhr. Und das Montag bis Samstag.

Zu jedem Lehrgang wurde ein detailreiches, mit vielen Fotos versehenes Tagebuch geführt. Einige davon gelangten auch in unser Archiv. Für uns sind diese Zeitzeugen gelebter Alltagsgeschichte ebenso wichtig, wie z. B. die Akten von Vorstandssitzungen. Ergänzen sie doch das Bild, welches wir uns von der Vergangenheit machen. Nüchternes Verwaltungshandeln – für die Geschichtsschreibung unerlässlich – und die darin agierenden Menschen, setzen Stück für Stück das Puzzle der Vergangenheit zusammen.

  • © Historisches Archiv des OSV

Die Abteilungen der Chemnitzer Sparkasse

Hier sehen Sie drei bunte Sparbücher, die 1912/14 die Sparkasse in Chemnitz ausgestellt hat. Sie stammen aus verschiedenen Abteilungen. So wurden damals die Filialen genannt. Diese waren für den Sparverkehr, also Ein- und Auszahlungen, zuständig und gaben verschieden gestaltete Sparkassenbücher heraus. Die I. Abteilung war die älteste Geschäftsstelle der Sparkasse. Am 1. Juli 1839 hatte sie den Betrieb aufgenommen. Die III. Abteilung gab es seit 1895 und die Nummer V seit 1906. Insgesamt existierten vor dem Ersten Weltkrieg sieben solcher Zweigstellen. Nach dem Kriegsende 1918 wurde eine weitere eröffnet. So existierten vor 100 Jahren die folgenden Abteilungen im Stadtgebiet:

Abteilung I           Nikolaistraße 6/8 (innere Stadt)
Abteilung II         Karolastraße 1 (innere Stadt)
Abteilung III       Theaterstraße 9 (innere Stadt)
Abteilung IV        Freigutstraße 19 (Schloßvorstadt)
Abteilung V         Hainstraße 93 a (Ostvorstadt)
Abteilung VI        Südbahnstraße 2 (Südvorstadt)
Abteilung VII      Wittgensdorfer Straße 65 (Vorstadt Borna)
Abteilung VIII     Zwickauer Straße 147 (Vorstadt Kappel)

  • Diese Manille ist schlicht und ohne Ornamente oder Verzierungen. Als primitives Zahlungsmittel wurden sie vornehmlich in Westafrika verwendet. : © Historisches Archiv des OSV

  • Manille mit Ornamenten aus Westafrika. 1948 wurden die Manillen von der britischen Kolonialverwaltung in Nigeria eingezogen und ab dem 01.04.1949 waren sie endgültig als Zahlungsmittel verboten. : © Historisches Archiv des OSV

  • Paternostererbsen kamen in Süd-Nigeria und Kamerun, aber auch in Indien, als Zahlungsmittel zum Einsatz. : © Historisches Archiv des OSV

  • Um 1900 waren etwa 12 bis 15 Teeziegel nötig, um ein Schaf in der Mongolei zu kaufen. : © Historisches Archiv des OSV

Von Teeziegeln und Regenbogenschüsselchen – Teil 2

Im letzten Beitrag mit dem Titel „Von Teeziegeln und Regenbogenschüsselchen“ haben Sie zuletzt die Kaurischnecken als Zahlungsmittel im westafrikanischen Raum kennengelernt. In Westafrika wurden jedoch nicht nur Kauris eingesetzt.

Manillen

Lange Zeit handelte man mit den „Manillen“, einem westafrikanischen Ringgeld aus legiertem Kupfer bzw. Bronze. Genau genommen hielt sich der kostbare Armreif noch bis ins Jahr 1948 als offizielles Zahlungsmittel bevor er von der britischen Kolonialverwaltung in Nigeria eingezogen und ab dem 01.04.1949 endgültig als Zahlungsmittel verboten wurde. Die Manillen, die einen nicht ganz geschlossenen Kreis bilden, tauchten in ganz unterschiedlichen Anfertigungen in verschiedenen Regionen Westafrikas auf und werden dem Barrengeld zugeordnet.

Dabei beherbergt das Historische Archiv des OSV gleich zwei Formen des geschichtsträchtigen Schmuckstücks: die Standard-Manille mit schlichter Gestaltung und ohne Verzierung ist der Prototyp des europäischen Imports. Eine weniger schlichte Variante ist auf einem weiteren Foto zu sehen. Diese leicht bräunlich wirkende Manille ist mit zahlreichen Ornamenten versehen und erinnert eher an ein Schmuckstück. Allerdings war dieses Exemplar mit einem Gewicht von über 1000 g weniger zum Tragen als vielmehr zum Bezahlen gedacht. Manillen wurden gern als Wertmesser innerhalb des Sklavenhandels eingesetzt. Für etwa 12 bis 15 Manillen war es bereits möglich einen Sklaven zu „erwerben“ [1]. Darüber hinaus nutzte man die Manillen auch als Brautgeld oder Grabbeigabe.

Paternostererbsen

Es gab jedoch auch Zahlungsmittel, denen neben einer Geldfunktion, auch ein Verbrauchswert innewohnte. So wurden zum Beispiel Kakaobohnen als Naturalgeld verwendet, die jedoch einen Nachteil hatten: ihr wahrer Wert zeigte sich erst, wenn man sie konsumierte, doch dann waren sie eben „weg“. Besser nicht konsumieren sollte man die Paternostererbsen. Die kleinen roten Hülsenfrüchte, die sehr an einen Marienkäfer erinnern, kamen in Süd-Nigeria und Kamerun, aber auch in Indien, dem Land aus dem sie stammen, als Zahlungsmittel seit dem Altertum zum Einsatz. In Indien, wo sie auch „Rati“ heißen,  wurden und werden sie zudem zum Abwiegen von Gold benutzt, da ein Samen etwa einem Karat entspricht.

Circa 100 Stück der rot-schwarzen Erbsen kamen dem Wert eines Pennys gleich. In Afrika und Asien benutzte man die farbenprächtigen Samen zudem gerne für die Herstellung von Schmuckketten. Diese Art der Verwendung war in der Geschichte aber keinesfalls neu: bereits vor 400 Jahren entdeckten die Mönche die hochgiftigen Erbsen für sich und kreierten daraus ihre ganz speziellen Rosenkränze. Das in der Paternostererbse enthaltene Abrin ist ein pflanzliches Toxin, welches zu den tödlichsten Giften überhaupt zählt. Bereits 0,01 Mikrogramm pro Kilogramm können tödlich für einen Menschen sein [2]. Das Gift kann jedoch erst im zerkauten bzw. aufgebrochenen Zustand austreten, weshalb das Verschlucken einer unzerkauten Erbse nicht zwingend tödlich wäre.

Teeziegel

Weniger giftig und weitaus genießbarer ist der letzte Kandidat in der Riege der exotischen Zahlungsmittel vergangener Zeiten die im OSV-Archiv gesammelt werden. Denn neben mühsam hergestellten Glasperlen und kilogrammschweren Kupferarmbändern wurden nicht selten auch Lebensmittel als Warengeld verwendet. So kam der Teeziegel im 9. bis 20. Jahrhundert vor allem in China, Birma, Tibet, Turkmenistan, Sibirien, Russland und in der Monogolei als Zahlungsmittel auf. Der Wert der quaderförmig gepressten Teeblätter richtete sich dabei nach ihrem Gewicht und ihrer Qualität. Jedoch war die Qualität auch von der Farbe, dem Gärungsprozess und dem Verhältnis zwischen Zweigen und Teeblättern abhängig.

Der Teeziegel des OSV-Archivs stammt ursprünglich aus der Provinz Yunnan, in welcher die Stadt Pu’er zu finden ist. Die Stadt ist Namensgeber für die mittlerweile weltweit bekannte, chinesische Teesorte „Pu-Erh-Tee“. Bei der Wertbestimmung des Teeziegels gilt: je älter der Tee desto höher sein Wert. Aus diesem Grund lagerte man auch gerne die sogenannten „Pu-Erh-Ziegel“ für längere Zeit, um das angelegte Geld zu vermehren – das Geld trug sozusagen Zinsen ein. Der abgebildete Teeziegel trägt in der obersten Reihe fünf nebeneinandergereihte Sterne, während direkt darunter ein Tempel mit drei Portiken abgebildet ist. Im letzten, untersten Feld finden sich chinesische Schriftzeichen, die einen Hinweis auf die Herstellungsstätte geben. Es waren um 1900 übrigens etwa 12 bis 15 Teeziegel nötig, um ein Schaf in der Mongolei zu kaufen [3].

Celina Höffgen, Praktikantin Historisches Archiv des OSV

[1] Ostdeutscher Sparkassenverband: Geld[un]formen. Katalog zum gleichnamigen Wettbewerb und zur Wanderausstellung des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. Berlin: Sparkassenverlag, 2008, S. 27

[2] Angelika Baack, geb. Zinner: Antikonzeptive und phytoöstrogene Wirkweisen bestimmter Gewürze, Heil- und Zierpflanzen sowie pflanzlicher Lebensmittel. Hamburg, Diplomica Verlag GmbH, 2007, S. 108

[3] Moneymuseum, Texte Hadlaub, „Traditionelle Zahlungsmittel“: Online im Internet: URL: https://www.moneymuseum.com/pdf/archiv/Traditionelle%20Zahlungsmittel,%20Texte%20Hadlaub.pdf [zuletzt aufgerufen am 14.03.2019]