• Werbung mit Glücksschweinen in der Kreissparkasse in Eisleben 1993 : © Historisches Archiv des OSV

  • Lernspiel für Sparkassenmitarbeiter - Seite aus dem Booklet mit Kassette von 1992 : © Lotteriegesellschaft der Ostdeutschen Sparkassen mbH

  • Ergebnisse der Monatsauslosungen 1993: teilnehmende Lose und Gewinnsummen : © Historisches Archiv des OSV

Die Anfänge des PS-Lotterie-Sparens 1993

Am 12. Juni 1992 beschloss der Ausschuss Sparkassengeschäfte des damaligen Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes (OSGV) die Einführung des PS-Sparens im Verbandsgebiet. In den Ländern der alten Bundesrepublik stellte es bereits eine beliebte Anlageform dar. Nach Vorbereitungsarbeiten sollte das Produkt mit dem neuen Namen PS-Lotterie-Sparen ab Anfang 1993 in den vier Mitgliedsländern angeboten werden. Die Bezeichnung leitete sich logischerweise nicht vom „PrämienSparen“, sondern von „Per Spardauerauftrag“, dem Hauptvertriebsweg, ab.

Aus steuerrechtlichen Gründen wurde nicht der Verband in Berlin Veranstalter der Sparkassenlotterie, sondern ein Verein in Potsdam. Die Lotteriesteuer verteilte sich demnach auf die Mitgliedsländer. Am 22. Oktober 1992 fand die Gründung des Ostdeutschen Sparkassen-Lotterie-Vereins e.V. statt. Gründungsmitglieder waren Thomas Thalacker, Frank Axel, Guido Rick, Frank-Jürgen Becker, Dieter Jansen, Helgard Machutta, Dr. Jürgen Allerkamp, Detlef Hesse und Reinhard Lippstreu. Der Verein hatte seinen Sitz zunächst in der Nansenstraße 25. Die Lotteriegenehmigung erfolgte am 18. Dezember des Jahres.

Beim Deutschen Sparkassenverlag gab man eine Einführungskampagne in Auftrag. Das Marketingkonzept des Verbandes ging bereits am 19. Oktober 1992 in den Versand. Eine gute Ausgangs- und Marktsituation wurde konstatiert. Es war davon auszugehen, dass sich das Produkt wegen der attraktiven Gewinne zum Selbstläufer entwickelte. Die Lose kosteten zehn Deutsche Mark und sollten im Dauerauftragsverfahren angeboten werden. Acht DM wurden, zunächst unverzinst, gespart und zwei DM flossen in das Lotterieverfahren. Vom Gewinnfonds wurde vor der Ausschüttung noch Geld für Zweckerträge, Steuern und Kosten abgezogen. Im Rahmen der Monatsauslosungen lockten Spitzenpreise bis 10.000 DM. In der Jahresauslosung gab es sogar 25.000 DM zu gewinnen.

Im Mittelpunkt aller eingesetzten Werbemittel stand ein Glücksschwein, weil das Motiv des westdeutschen PS-Sparens im Osten nicht so gut ankam. „Spielend Sparen und Gewinnen“ lautete der erste Werbeslogan. Die zentrale Werbekampagne des OSGV sah für die letzten Wochen des Jahres 1992 den Druck von farbigen Anzeigen in verschiedensten Printmedien vor. Sie sollten die Spannung bei potentiellen Kunden steigern. Den Sparkassen gab er Tipps für Maßnahmen, etwa die Informationszeilen auf Kontoauszügen für die Produktbewerbung zu nutzen. Alle Geschäftsstellen erhielten kostenlose Aufkleber für Türen und Fenster. Weitere Materialien waren direkt beim Verlag zu bestellen. (Bild 1) Die Sparkassen bekamen von ihrem Verband Unterstützung, um eine erfolgreiche Pressearbeit zu leisten und die Mitarbeiter für das neue Produkt zu begeistern. Die besten Verkäufer wollte der OSGV übrigens 1993 mit einer Wochenendreise belohnen. Auch die Beschäftigten der Sparkassen konnten das Produkt nutzen, was die Identifikation stärkte.

Am 30. November 1992 schickte man sogar ein neues sogenanntes Verkaufsförderungsinstrument, eine Hörspielkassette mit Produktinformationen, an die Sparkassen. Sie diente zum Lernen und Motivieren. Bereits bei der Marketingtagung am 6. November war die Kassette den Marketing- und Werbeleitern vorgestellt worden. Der Preis betrug 20 DM. Zu jedem Exemplar gab es ein Booklet mit einem Quizbogen. (Bild 2) Wer fleißig lernte, sollte seine Antworten bis spätestens Mai 1993 einsenden. Die Sparkassenmitarbeiter konnten gewinnen: Wochenendreisen nach Monte Carlo mit Besuch des weltberühmten Spielcasinos, Walkmans für den bequemen Hörgenuss zu Hause und unterwegs sowie Bürotassen mit Schweinchenmotiv.

Ab Montag, dem 4. Januar 1993, boten Sparkassen PS-Lose an. Am 20. Januar wurden die Termine für die Auslosungen an die Mitgliedssparkassen versendet. Die erste Monatsauslosung in Potsdam gab es am 15. Februar. 109 Sparkassen hatten bis zum 5. Februar 88.953 Lose beim Verband in der Hans-Beimler-Straße 90 in Berlin gemeldet. Diese wurden EDV-mäßig erfasst. Alle Losnummern bekamen Speichernummern. Diese wurden aus einer Lostrommel gezogen. Insgesamt loste man 2.757 Gewinne in Höhe von 104.960 DM aus. Die Ziehungsliste bekamen die Sparkassen am Folgetag zugeschickt. Innerhalb von 10 Tagen waren die ausgelosten Gewinne durch Aushänge in den Kassenräumen bekanntzumachen.

Nach der nächsten Auslosung empfahl der Verein am 23. März, die Gewinne werbewirksam herauszustellen, um den Losabsatz zu fördern. Als Anregung konnte eine Pressemeldung der Kreissparkasse Torgau in den Eilenburger Nachrichten dienen. Dort wurde die Rentnerin Erna Döring aus Oelzschau als stolze Gewinnerin präsentiert. Nach der Aprilauslosung wurden Pressemeldungen der Kreissparkasse Sebnitz und der Sparkasse Pasewalk präsentiert. Von der Sparkassenmitarbeiterin Karin Warmbier bekam ein junger Polzower den symbolischen Scheck überreicht. Die Auszahlung erfolgte üblicherweise durch Gutschrift auf das Konto.

„Oh, soviel Geld!“ Der kleine Wilhelm war fassungslos, als Karin Warmbier von der Sparkasse die Nachricht überbrachte, daß auf den Sohn einer Bauersfamilie aus Polzow beim Lotteriesparen der Hauptgewinn von 10 000 Mark gefallen war. Der Schüler der 2. Klasse in der Grundschule Zerrenthin konnte sich darunter zunächst gar nichts vorstellen, das kleine Sparschwein als Zusatzgeschenk war weitaus wichtiger. Freude und Sprachlosigkeit herrschte auch bei den Eltern. Die Mutter hatte erst vor einem Monat die ersten Lose für ihre Kinder gespielt. Wie Karin Warmbier informierte, wurden inzwischen rund 3 100 Lose verkauft. Wilhelm überlegte eine Weile. „Da kann ich mir ja gleich zwei Mountain Bikes kaufen“, meinte er. So ein Fahrrad sei sein sehnlichster Wunsch.

Nicht nur beim Verein in Potsdam fanden Auslosungen statt. So wurde eine erste öffentliche Ziehung im Rahmen des 125. Jubiläums der Kreissparkasse Hohenstein-Ernstthal am 8. September 1993 ab 20:00 Uhr in der Gaststätte „Grünes Tal“ in Gersdorf durchgeführt. Am 9. Dezember des Jahres organisierte dann die Kreissparkasse Staßfurt die abendliche Auslosung im Staßfurter Salzlandtheater. Zu diesem Zeitpunkt war der Lotterie-Verein bereits umgezogen. Mit der Landesgeschäftsstelle des Verbandes lautete seine neue Adresse in der brandenburgischen Landeshauptstadt Jägerallee 15. Bei der dortigen Jahresauslosung am 15. Dezember gab es sogar Gewinne von fast 911.000 DM. Die Monatsgewinne in 1993 betrugen insgesamt knapp 3,2 Millionen DM. (Bild 3)

Am 29. November informierte der Lotterie-Verein über die möglichen Empfänger und Verwendungszwecke des örtlichen Zweckertrags. Acht Pfennige pro Los bekam er für überörtliche Aufgaben. Das waren 214.000 DM. Zwölf Pfennige, also 321.000 DM, waren der Verwendung durch die Sparkassen vorbehalten. Die Verteilung dieses Zweckertrags erfolgte nach Beschluss der Mitgliederversammlung des Lotterie-Vereins und mit Zustimmung der zuständigen Innenministerien auf Grundlage des Losaufkommens der Länder. Die verschiedensten Möglichkeiten für die Ausschüttung wurden den Sparkassen vorgestellt. Gefördert werden konnten laut Rundschreiben zum Beispiel: Kindergärten, Jugendgruppen und -verbände, Kinderschutzbund, Lebenshilfe, Versehrtengemeinschaften, Sportvereine, Naturschutz- und Tierschutzbund, Wohlfahrtsverbände, Heilsarmee, Frauenhäuser, Alkoholikerberatungsstellen, Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Technisches Hilfswerk, Feuerwehr, Museen, Kirchen und Schulen.

  • Statut der Sparkasse vom 1. November 1822 in der Akte C 48 Ih, Nr. 254, Bd. 1 im Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Standort Merseburg : © Landesarchiv Sachsen-Anhalt

Die Gründung der Stadtsparkasse in Naumburg

Vor genau 200 Jahren gründete die Stadt Naumburg (Saale) eine Sparkasse. Es handelte sich nicht nur um die erste Gründung im Geschäftsgebiet der Sparkasse Burgenlandkreis. Es war sogar die erste kommunale Sparkasse im heutigen Sachsen-Anhalt. In Halle (Saale) gab es bereits seit 1819 eine Vereinssparkasse. In Naumburg garantierte die Kämmereikasse die Sicherheit der Einlagen. So steht es in der Satzung vom 1. November 1822. Als Geschäftsraum diente am Anfang die Kämmerei im Rathaus. Die Bestände der Sparkasse wurden dort gesondert aufbewahrt. Der Kämmerer Johann Samuel Thränhardt wirkte als Rendant. Die Kassenverwaltung und die Rechnungsführung erfolgten für die Sparkasse unentgeltlich. Geöffnet war zunächst immer mittwochs und samstags von 10:00 bis 12:00 Uhr.

Die Satzung sah vor, dass alle Einwohner der Stadt Gelegenheit erhielten, ihre kleinen Ersparnisse sicher und zinsbar unterzubringen, um sich so Rücklagen für Notfälle, Lebensziele oder das Alter zu bilden. Die Mindesteinlage war ein halber Taler. Bis zu 100 Taler konnten auf einmal eingezahlt werden. Die Sparzinsen waren gestaffelt. Je höher das Guthaben, desto niedriger der Zins. Dass es dem Magistrat unter Bürgermeister Johann Franz Rasch darum ging, insbesondere ärmere Einwohner zum Vorsorgen zu ermuntern, machte er mehrfach in der Presse deutlich. Er rief beispielsweise am 28. Mai 1823 Dienstherrschaften, Arbeitsherren und Handwerksmeister dazu auf, ihre Dienstboten, Arbeiter, Gesellen und Gehilfen über die Vorteile der Sparkasse zu informieren. Auch in der Bekanntmachung zum ersten Jahresabschluss vom 1. Februar 1824 wurden sie aufgefordert, ihre Beschäftigten zum Sparen zu bewegen, sodass sich der Zweck der Gründung mehr und mehr erfüllte.

Die erste Geschäftsübersicht zum 15. Januar 1824 listete insgesamt 117 Einlagenbücher. Die Kunden hatten 1823 zwischen einem und 1.150 Taler eingezahlt. Tatsächlich mangelte es, wie vom Magistrat angesprochen, an Konten mit geringen Beträgen. Die Guthaben betrugen insgesamt mit Zinsen exakt 6.199 Taler, 10 Silbergroschen und 8 3/4 Pfennige. Erwirtschaftet wurden diese auf unterschiedliche Weise. Ein Verein wohlhabender und angesehener Bürger hatte sich satzungsgemäß verpflichtet, bei der Sparkasse eingehende Gelder kurzfristig zu übernehmen und ihr Zinsen zu zahlen. Größere Beträge, die längerfristig angelegt werden konnten, investierte das Institut in sichere Staats-, Provinzial- und Kommunalpapiere oder verlieh sie gegen hypothekarische Sicherheit an Privatpersonen.

Geregelt war auch, dass nach Abzug der Ausgaben verbleibende Überschüsse in einem Reservefonds zur Deckung eventueller Verluste gesammelt wurden. Nach gemeinsamem Beschluss des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung und der Sparkassenverwaltung durfte aus ihm Geld für wohltätige und gemeinnützige Zwecke der Stadt Naumburg entnommen werden. Als erste Förderung ist 1834 ein Zuschuss von 415 Talern, 26 Silbergroschen und 3 Pfennigen für die Othmarsschule belegt. 1860 wurde die alte Sparkasse schließlich aufgelöst. Es verblieben 3.036 Taler und 15 Silbergroschen im Fonds, die man unter anderem zum Neubau eines Turms der Moritzkirche beizusteuern gedachte. Eine neue Sparkasse, auf die auch Guthaben der 1823 gegründeten übergingen, existierte bereits seit dem 1. August 1839. Sie wirkte gemäß den Grundsätzen des preußischen Sparkassenrahmengesetzes vom 12. Dezember 1838. Für sie haftete die gesamte Kommune und nicht nur die Kämmerei.

  • Die Städtische Sparkasse befand sich seit 1854 im Rathaus. (Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Karl Bürmann, vers. 1904; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Start ohne Genehmigung

Fürstenwalde/Spree ist ein Standort der Sparkasse Oder-Spree, die in diesem Jahr ihr 200. Jubiläum beging. Vor genau 175 Jahren wurde die Satzung der Sparkasse der Stadt an der Spree „von Landespolizeiwegen“ vom Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg, August Werner von Meding, in Potsdam genehmigt. Laut Paragraf 1 eröffnete sie am 1. Januar 1848. Doch die Sparkasse der Stadt war damals längst aktiv, nämlich seit Mitte 1846. In der Sparkassenstatistik der zuständigen Regierung in Frankfurt (Oder) tauchte sie jedoch nicht auf. Erst für 1848 lag ihr ein korrigierter Jahresabschluss vor. Demnach bestanden Ende 1847 lediglich 16 und ein Jahr später 40 Sparbücher.

An die Frankfurter Behörde hatte sich die Kommune gemäß dem Reglement, die Einrichtung des Sparkassenwesens betreffend, eigentlich zu wenden, wenn sie eine Sparkasse gründen wollte. Nach dem Gesetz des Königs vom 12. Dezember 1838 wurde dort unter anderem geprüft, ob der Kommunalhaushalt in Ordnung war und die Gemeinde die Sicherheit der Einlagen gewährleisten konnte. Außerdem musste die zu errichtende Sparkasse vor allem ärmeren Menschen nützlich sein und durfte keine zu großen Geldbeträge von Vermögenden annehmen. Erst nach Prüfung der Satzung wurde diese vom Oberpräsidenten bestätigt. Danach konnte eine kommunale Sparkasse in Preußen ordnungsgemäß eröffnen. Ob der Magistrat für sein ungesetzliches Vorgehen sanktioniert wurde, ist derzeit nicht bekannt. Aufschluss würde ein Blick in die Gründungsakte geben.

  • Die Freiberger Sparkasse gründete 1907 eine Stiftung, um das Sparen zu fördern. (Ansichtskarte Verlag Bruno Richter in Freiberg, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Die Freiberger Breitfeld-Stiftung

Fünf Stiftungen hat die Sparkasse Mittelsachsen und fördert durch sie seit Jahren Kunst, Kultur, Bildung, Umwelt, Forschung, Sport und soziale Projekte. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hat die Sparkasse in Freiberg eine Stiftung gegründet. Zu Ehren des um das Armenwesen hochverdienten Stadtrats Karl Wilhelm Breitfeld, der am 14. November 1906 verstorben war, entstand am 15. März 1907 die Breitfeld-Stiftung. Man orientierte sich bei der Gründung an der Spareinrichtung des Kaisers Wilhelm II. auf seinem Gut Cadinen in Ostpreußen. Unter sparenden Landarbeitern wurden dort am Kaisergeburtstag 1907 erstmals 500 Mark Prämien verlost.

Der Stiftungszweck in Freiberg war die Förderung des Sparsinns bei Minderbemittelten, also von Menschen, die über wenig finanzielle Mittel, kein nennenswertes Vermögen verfügten. In der Stadt wohnhafte oder beschäftigte Arbeiter, die innerhalb eines Jahres durch mindestens drei Einzahlungen mindestens zehn Mark auf das Sparbuch einzahlten, konnten Geldprämien gewinnen. Auch Tagelöhnern, Dienstboten und anderen in Arbeits- und Dienstverhältnissen stehenden Personen wurde angeboten, unter den genannten Bedingungen teilzunehmen. Ihr Jahreseinkommen durfte aber 1.500 Mark nicht übersteigen.

Bei der Beantragung der Teilnahme musste die Nummer des Sparkassenbuchs mitgeteilt werden. Die Verteilung der Prämien erfolgte jährlich am 1. Dezember durch Auslosung. Die Sparbuchnummern wurden gezogen. Vor 115 Jahren standen erstmals 750 Mark zur Belohnung der Sparer bereit. Es gab letztlich 1 x 50, 2 x 25, 10 x 10, 20 x 5 und 113 x 3 Mark. Bis auf 1.200 Mark sollte die Gewinnsumme gebracht werden. Für die Verteilung waren der kommunale Sparkassenausschuss sowie zwei Arbeitgeber und zwei Arbeitnehmer zuständig. Der Stadtrat verwaltete die Stiftung. Die Sparkasse überwies 1907 bis 1912 jährlich 5.000 Mark vom Reingewinn, bis 30.000 Mark erreicht waren. Für den Stiftungszweck konnten die Zinsen und das Stammvermögen genutzt werden.

  • Werbemotiv zur Deutschen Sparwoche 1942 auf einem Glasdia : © Historisches Archiv des OSV

  • Stempel in einem Sparbuch der Stadtsparkasse Geithain. Bei den sächsischen Sparkassen gab es in der Woche 380.033 Einzahlungen über insgesamt 44,5 Millionen Reichsmark. : © Historisches Archiv des OSV

Die Deutsche Sparwoche 1942

Bereits im ersten Jahr der NS-Herrschaft in Deutschland wurde der Weltspartag in Nationaler Spartag umbenannt. Nach dem „Anschluss“ Österreichs und der Besetzung des Sudetengebietzes 1938 wurde im „Großdeutschen Reich“ der Deutsche Spartag begangen. Eine ganze Deutsche Sparwoche fand erstmals vor 80 Jahren statt. Sie dauerte vom 26. bis zum 31. Oktober 1942. In der Deutschen Sparkassen-Zeitung riefen der Präsident und der stellvertretende Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes zu verstärkten Sparanstrengungen in der Kriegszeit auf. Sparen sei wichtig für die Lohn- und Preisstabilität in der Kriegswirtschaft. Von der „Front der Sparer“ war die Rede. Durch Sparen bekunde der „Volksgenosse“ sein Vertrauen auf den deutschen „Endsieg“.

Eine ganze Sparwoche wurde eingeführt, damit der Einzahler nicht wie am Spartag Schlange stehen musste. Für das Personal brachte die Arbeitsverteilung eine Entlastung. Außerdem konnten an verschiedenen Tagen der Woche gezielt verschiedene Kundengruppen angesprochen werden. Wie schon in den Vorjahren, gab es ein zentrales Werbemotiv, diesmal mit Reichsadler und Eichenlaub. (Bild 1) Die Sparkassen unternahmen enorme Werbeanstrengungen und erzielten eine größere Breitenwirkung. Während der Deutschen Sparwoche erfolgten im Reich 4,3 Millionen Einzahlungen über zusammen 675 Millionen Reichsmark. Die Einlagen wurden mit einem Sonderstempel quittiert. (Bild 2) 300.000 neue Sparer gewannen die Sparkassen. Durch die sechs Spartage 1942 konnten die Ergebnisse des Spartags 1941 allerdings nicht versechsfacht werden.

  • "Riediger-Lieblingsmotiv" unserer derzeitigen Praktikantin, Plakat von 1960 : © Historisches Archiv des OSV

  • 1957 stellen die "Blätter der Sparkassenpraxis" das neue Logo von Siegfried Riediger zur Diskussion. Es ist einfach, übersichtlich und einprägsam, kann beliebig verkleinert und vergrößert sowie in jedem Material ausgeführt werden, heißt es seinerzeit. Verwendung soll es unter anderem als Neonbeleuchtung an den Vorderfronten, auf Transparenten, Werbeaufstellern und Vordrucken finden. : © Historisches Archiv des OSV

  • Ein Jahr zuvor berichten die "Blätter der Sparkassenpraxis" von einer schon länger bestehenden Diskussion über die Notwendigkeit und Nützlichkeit eines Sparsymbols. Es sollte ein sinnvolles, ständig wiederkehrendes, aber auch formschönes Zeichen sein, das zur Popularisierung des Spargedankens beitrug. Für die Beschäftigten in den DDR-Sparkassen erfolgte ein Preisausschreiben, denn man war mit den bisherigen Entwürfen von beauftragten Grafikern noch nicht zufrieden (im Bild 1-6). : © Historisches Archiv des OSV

  • Das Preisausschreiben stieß im ganzen Land auf große Resonanz. Viele beteiligten sich an diesem kreativen Ideenwettbewerb, der auf insgesamt 280 Einsendungen kam. Es heißt, dass die prämierten Entwürfe den Vorstellungen vom neuen Symbol zwar sehr nah kommen würden, jedoch nicht alle Anforderungen an ein Signet erfüllten. Erst der Entwurf von Siegfried Riediger, einem Profi, konnte letztendlich überzeugen und auch in jeglicher Form umgesetzt werden. : © Historisches Archiv des OSV

Was bleibt oder Wer war Siegfried Riediger?

Vielleicht kennen Sie das ja auch: Man sieht ein tolles Plakat, hält ein wunderschön illustriertes Buch oder Spiel in den Händen, greift sich einen interessant wirkenden Flyer und nimmt ihn mit. In aller Regel lautet die erste Frage da nicht: Wer hat das denn gestaltet? Eher sind es die Inhalte, die eindrücklichen Bilder, Farben, Formen, Möglichkeiten der Interpretation, die einen interessieren.

Auf diese Weise geraten Gebrauchsgrafiker oft in Vergessenheit. Heutzutage trifft man gar vermehrt auf Agenturnamen. Der Mensch, mit seinen pfiffigen Ideen und einer spannenden Umsetzungsvariante, tritt in den Hintergrund. Ganz anders als bei Künstlern sind die Lebenswege und Schaffensprozesse schwer zu rekonstruieren, wenn es keinen Vor- oder Nachlass gibt bzw. es sich nicht um einen sehr bekannten Kreativen wie Otl Aicher handelt.  

In der Werbegeschichte der DDR-Sparkassen gibt es einen „großen Namen“: Siegfried Riediger. Ihm verdanken wir zahlreiche Plakate, Flyer, Lesezeichen, Stundenpläne, Diapositive etc., die wir im Historischen Archiv des OSV sichern und inzwischen selbstverständlich auch als Digitalisat vorliegen haben.

Heute jährt sich nicht nur sein 20. Todestag. Vor 65 Jahren entwarf Riediger auch das neue Logo für diese Kreditinstitute, das in der Wendezeit 1990 durch das rote Sparkassen-S abgelöst worden ist. Durch intensive Recherchen konnten wir einige Informationen zur Person Siegfried Riediger zusammentragen:

Geboren wurde er am 23. Januar 1918 in Friedersdorf bei Zittau. Mitte der 1920er Jahre erfolgte der Umzug nach Dresden. Dort ging Riediger zur Schule und startete anschließend eine Lehre als Gebrauchsgrafiker im Atelier des Grafikers Otto Rönsch. Was so einfach klingt, war schwer durchzusetzen. Denn sein Vater, ein höherer Beamter, hatte andere Pläne. Der Sohn sollte in seine Fußstapfen treten, im Büro eine Ausbildung beginnen. Doch mit Zahlen, so berichtete uns seine Tochter, hatte der junge Riediger wenig am Hut. Also lernte er zwischen 1933 und 1937 von der Pike auf das Designhandwerk. Dass sich diese Entscheidung einmal als sehr nützlich erweisen würde, ahnte wohl zu dieser Zeit noch niemand.

Wie viele andere junge Männer, wurde auch Riediger zum Kriegsdienst eingezogen. Über diese Jahre rettete ihn sein Talent zum Zeichnen. Er kam in einen Bereich, wo Transportwege abgebildet werden mussten. Am Ende des Zweiten Weltkrieges geriet er in Gefangenschaft. Und wieder half ihm sein Können. Amerikanische Offiziere ließen sich gern von ihm porträtieren. Dafür erhielt er zusätzliches Essen und Trinken sowie Zigaretten. Dies teilte der eher kleine und schmale junge Mann mit einem Freund, der groß und kräftig gebaut war und durch die kargen Rationen stets hungrig blieb. Viele Jahre nach dem Krieg, so erinnerte sich seine Tochter, erhielt die Familie aus tiefer Dankbarkeit immer mal wieder Pakete von diesem. Riediger war im Lager zum „Lebensretter“ geworden. Sein Freund unterstrich: „Ohne Dich wäre ich nicht durchgekommen.“

1946 kehrte Riediger aus der Kriegsgefangenschaft nach Dresden zurück. Bis 1950 leitete er das grafische Atelier der Rekuto‐Film KG Dresden. Die Firma wurde später in die Deutsche Werbe- und Anzeigen-Gesellschaft, DEWAG‐DIA‐Film, überführt. Die Festanstellung gab er zugunsten einer freischaffenden Tätigkeit auf. Fortan übernahm er unter anderem Aufträge für die Sparkassenorganisation. Diese fand sich mit der Auflösung der Regionalverbände 1952 einerseits zentral im Ministerium der Finanzen, HA 5 Kreditwesen als Abteilung Sparkassen und andererseits regional auf Bezirksebene in der Abteilung Finanzen als Hauptreferat Banken und Sparkassen wieder. Bis Mitte der 1970er Jahre stand für die Sparkassenwerbung in der DDR ein Werbeetat zur Verfügung, der durch die „Anordnung zum sparsamen Einsatz materieller und finanzieller Fonds für Werbung und Repräsentation“ vom 23. Januar 1975 auf ein Minimum reduziert wurde. Da die erste Kürzung bereits 1971 erfolgt war, wurde Werbung in der DDR, wie sie die westdeutsche Konsumgesellschaft kennt, damit quasi eingestellt. Für die Kundschaft der Sparkassen gab es in den folgenden Jahren bei Bedarf Informationsmaterial ohne werblichen Charakter. 

Die Aufträge an Riediger liefen über die DEWAG. Durch die zentralistisch organisierte Werbewirtschaft in der DDR hatte sie für das Inland eine Monopolstellung inne. Als Riediger 1951 in seine Selbständigkeit startete, erlebte er ein Land im Aufbruch, mit einem bedeutenden Wirtschaftswachstum in den 1950er Jahren. Das färbte auch auf die Werbewirtschaft ab, bei der stilistisch in Ost und West das unmittelbare Anknüpfen an die Vorkriegswerbung zu beobachten ist. Obwohl die Herstellung moderner Werbemittel zunahm, wie Dias und kurze Filme für die Kinowerbung, standen Plakate und Anzeigen noch immer im Vordergrund. In der DDR dienten Plakate insbesondere der „Sichtagitation“ im Sinne der Parteipolitik. Der Fokus lag nicht wie im anderen Deutschland auf der Nachfragesteuerung, sondern auf der Informations- und Erziehungsfunktion. Die 1960er Jahre lebten werbetechnisch vom „Erstarken des Einzelhandels“. Warenpräsentation und Schaufenstergestaltung mit Konsumgütern wurden wichtig. Der Deutsche Fernsehfunk DFF etablierte das Werbefernsehen mit kurzen TV-Spots.

Riediger ging mit der Zeit und versuchte, Gestaltungsspielräume zu nutzen, Lebenswirklichkeiten auf positive Art und Weise einzufangen. Seine Qualitätsansprüche waren hoch, die Arbeitsweise gewissenhaft. Er nahm Papier und Bleistift, skizzierte seine Ideen, fertigte Entwürfe an. Im Anschluss füllte er die Bleistiftzeichnungen mit Farbe. Riediger war sehr selbstkritisch, verwarf viel, sodass sich der Papierkorb füllte. Wenn es „noch nicht passte, was er im Kopf hatte“, begann die Arbeit von vorn, konnte die Tochter über den Vater berichten. Woran sie sich auch noch sehr gut erinnern konnte, sind seine Fahrten nach West-Berlin vor dem Bau der Mauer 1961. Denn er brauchte Farben, gute Pelikan-Farben. Die DDR-Produkte genügten seinen Ansprüchen nicht. Von „drüben“ schickte er kleine Päckchen nach Hause, so als kämen sie von einem guten Freund.

Zwischen 1964 und 1968 war Siegfried Riediger Kandidat im Bezirksverband Dresden, Sektion Gebrauchsgrafik. Im Jahr 1968 wurde die Kandidatur nicht mehr verlängert, er wurde als Mitglied nicht aufgenommen. Warum das so war, wissen wir nicht. Möglicherweise hatte das politische Gründe. Als Riediger im Jahr 2002 verstarb, gab es kein Werkverzeichnis. Im Familienarchiv schlummern noch Entwürfe und Arbeiten für viele andere Einrichtungen. Der gesamte Umfang seines Schaffens ist bis heute noch nicht vollständig dokumentiert. Eine Grabstätte mit seinem Namen gibt es nicht. Die Bestattung auf dem Heidefriedhof Dresden erfolgte anonym.

*Quellen: eigene Recherchen, Akademie der Künste Berlin, Interview mit der Tochter im Jahr 2016 sowie zur Geschichte der Werbung das Buch „Werbung: Lehr-, Studien- und Nachschlagewerk“ in seiner 3. Aufl. 2003 von Professor Ingomar Kloss