• Werbung für plombierte Heimspardosen um 1950 : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Werbewagen mit Heimsparbüchse zum Weltspartag 1953 : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • 1955 stehen für die Kunden der Sparkasse der Stadt Berlin West Spardosen in unterschiedlichen Formen bereit : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Werbung für die neuen ovalen Bilderspardosen aus Metall in der Kundenbroschüre „Vom Segen des Sparens“ von 1957 : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Werbung zum Weltspartag 1956 mit der Werbefigur „Sparefroh“ und der Fußball- und Reisekofferspardose : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Sparwerbung zu Weihnachten 1957 mit der Werbefigur „Sparefroh“ und die Reisekofferspardose : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Fußbälle und Reisekoffer – Besondere Spardosen der West-Berliner Sparkasse dienten der Förderung des Spargedankens

Nach der Währungsreform 1948 sah es die Sparkasse der Stadt Berlin West als wichtige Aufgabe an, den Spargedanken in der Bevölkerung wieder neu zu beleben. Auch die Ausgabe von Spardosen mit schönen Bildmotiven und außergewöhnlichen Formen in den 1950er Jahren diente diesem Ziel.

Um 1950 standen noch die traditionellen Heimspardosen aus Metall in ovaler bzw. runder Form bei der West-Berliner Sparkasse im Mittelpunkt. Ein Werbefoto für die Schaufensterwerbung der Zweigstellen aus diesen Tagen zeigt Beschäftigte beim Plombieren der Spardosen, die dann an die Kunden kostenlos abgegeben wurden. Im Geschäftsbericht des Jahres 1950 heißt es dazu: „Die Pflege des Spargedankens diente die Wiederaufnahme des Kleinsparens. Heimspardosen und Spardosen wurden den Sparern zur Verfügung gestellt“. Das Sparen von kleinen Beträgen entwickelte sich sehr erfreulich. Rund 2.300 Spardosen mit einer Gesamtsparsumme von rund 56.000 DM wurden im Laufe des Jahres 1951 geleert. Diese Heimspardosen tragen je nach Form entweder ein auf der Vorderseite angebrachtes kleines Metallschild mit der Bezeichnung „Sparkasse der Stadt Berlin West“ oder als Aufdruck das bis 1955 verwendete runde Unternehmenszeichen mit dem Berliner Stadtwappen und der Inschrift „Die Sparkasse – Die Bank für alle“.

Die Geschäftsberichte der folgenden Jahre schildern ausführlich die Förderung des Spargedankens besonders bei Kindern und Jugendlichen. Neben der Durchführung des Schulsparens sowie der Ausgabe von Spargeschenkgutscheinen an Neugeborene und Schulanfänger berichtet der Geschäftsbericht 1955 auch über die Ausgabe von Heimspardosen und über die neu geschaffenen, mit verschiedenen Motiven versehenen Bilderspardosen für die jüngsten Sparer. In der Kundenbroschüre „Vom Segen des Sparens“ von 1957 wird ebenfalls auf die in den Zweigstellen kostenlos erhältlichen farbigen Bilderspardosen hingewiesen, die vor allem Kinder für das Sparen begeistern sollten. Am Weltspartag 1956 erhielt jeder Kunde, der ein Sparbuch eröffnete und jedes Kind, das in die Zweigstelle kam, eine Bilderspardose. Im Jahr 1956 wurden insgesamt 53.000 Heimspardosen verteilt. Im Geschäftsbericht 1957 wird über die starke Nachfrage nach den farbigen Bilderspardosen und den anderen Heimspardosen in verschiedenen Ausführungen berichtet. Insgesamt 73.000 Spardosen gab die Sparkasse in dem Jahr 1957 aus. Als Besonderheit hatte jede Zweigstelle zum Weltspartag 1957 ein Kontingent von 100 Spardosen erhalten, die mit einem Aufkleber zum Weltspartag versehen waren. Auch 1958 fanden die Bilderspardosen einen reißenden Absatz. Rund 70.000 Stück wurden kostenlos verteilt. Zusätzlich verkaufte die Sparkasse 6.000 Heimspardosen in Form von Reisekoffern, Hutschachteln oder Fußbällen an die Kunden.

Nach dem sensationellen Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 durch die deutsche Mannschaft lagen Spardosen in der Form eines Fußballs im Trend der Zeit. Diese Spardosen sind aufwendig gestaltet und den damals üblichen braunen Lederfußbällen nachempfunden. Versehen sind sie mit dem Aufdruck „Sparkasse der Stadt Berlin West“. Auch der Koffer hatte in der Nachkriegszeit eine große Symbolik. 1951 sang der populäre Sänger Bully Buhlan den Schlager „Ich hab´noch einen Koffer in Berlin“. Zudem nahm Mitte der 1950er Jahre der Wunsch nach einer Urlaubsreise bei vielen Menschen zu. Mit der Reisekofferspardose konnte dafür gespart werden. Diese aus Kunststoff hergestellten Spardosen sind detailgetreu mit kleinen Abziehbildern mit Motiven deutscher Urlaubsgebiete beklebt. Daneben befindet sich auf der Vorderseite das seit 1955 genutzte Geschäftszeichen der West-Berliner Sparkasse mit einem außergewöhnlich gestalteten Sparkassen-S. Beliebt war auch die Spardose in der Form eines Einfamilienhauses, die zugleich als Werbeobjekt für das Bausparen bei der 1951 als Abteilung der Sparkasse der Stadt Berlin West errichteten Öffentlichen Bausparkasse Berlin diente.

Klaus-Dieter Marten

Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

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Quellen:

  • Geschäftsberichte der Sparkasse der Stadt Berlin West von 1950, 1951, 1955, 1956, 1957 und 1958.
  • Kundenbroschüre „Vom Segen des Sparens“ der Sparkasse der Stadt Berlin West von 1957.
  • Werbenachrichten Nr. 7/1956 (26.11.1956) und Nr. 8/1957 (4.10.1957) der Sparkasse der Stadt Berlin West an alle Zweigstellen und Abteilungen.
  • © Historisches Archiv des OSV

3 Mark zum Schulanfang

Dieses Sparbuch mit einem Startguthaben von 3 Mark verschenkte vor genau 100 Jahren die Sparkasse in Dresden. Ob sich der 6jährige Walter* wohl über das Geschenksparbuch gefreut hat? Leider ist es bei der einen Einlage geblieben. Zur Förderung des Sparsinns gab die Stadtsparkasse diese speziellen Sparkassenbücher heraus. Es handelte sich um eine Werbemaßnahme, um neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Bis zur Mündigkeit im Alter von 21 Jahren blieb die Stammeinlage übrigens gesperrt. Der nicht sparfreudige Schüler hatte somit keine Möglichkeit, das Geld zu vernaschen. Auch als junger Mann ist er nicht ans Spargutgaben gekommen, denn dieses wurde nach der verheerenden Inflation 1923 von den Eltern nicht zur Umwertung angemeldet. Es lohnte wohl nicht. Letztlich hätte die Stadtsparkasse nach gesetzlichen Bestimmungen fünf Reichspfennige gutgeschrieben.

* Der vollständige Name des Kunden wurde retuschiert.

  • © Historisches Archiv des OSV

Ein Riesending …

… ist diese Sammelmappe für Girokontoauszüge einer brandenburgischen Sparkasse, welche vor zirka 80 Jahren benutzt wurde. Sie ist 28 Zentimeter breit und 19 Zentimeter hoch. Verzeichnet sind auf der Mappe nicht nur die damaligen Zweigstellen, sondern auch die Produkte. Sie hatten sich im Laufe der Unternehmensgeschichte vermehrt. Die Sparkassen entwickelten sich von Sparanstalten zu Universalinstituten. Einen wichtigen Meilenstein stellte dabei die Einführung des Giroverkehrs dar. Bei der Sparkasse des Kreises Jüterbog-Luckenwalde war der Scheck- und Überweisungsverkehr auf Sparguthaben am 1. März 1913 eingeführt worden. Bald wurden auch Fernüberweisungen möglich. Der Kreis gehörte nämlich zu den Gründungsmitgliedern des Giroverbandes der kommunalen Verbände der Provinz Brandenburg. Sein Zweck war laut der Satzung vom 17. Februar 1914 „die Einrichtung eines Giroverkehrs unter den Verbandsmitgliedern und mit anderen kommunalen Giroverbänden außerhalb des Brandenburgischen Verbandes sowie die Pflege des kommunalen Geld- und Kreditverkehrs“. Überweisungen zwischen den Sparkassen der Verbandsmitglieder und der Girozentrale konnten ab dem 26. August 1914 durchgeführt werden. Die Verrechnungsstelle befand sich zunächst bei der Stadtsparkasse in Forst (Lausitz).

  • © Historisches Archiv des OSV

Geldgeschichte für die Azubis

Letzte Woche haben an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam wieder die Einführungsseminare für Auszubildende begonnen. Seit fünf Jahren steht dabei auch die Sparkassengeschichte mit auf dem Programm. Bei meinen Veranstaltungen erfahren die Azubis unter anderem, wann ihre Sparkassen im 19. Jahrhundert gegründet wurden, seit wann es Girokonten gibt und was der Punkt im Sparkassenlogo eigentlich bedeutet. Auch die Geldgeschichte ist Thema. Denn so alt wie die Sparkassen sind, haben sie schon mit verschiedenen Währungen zu tun gehabt. Gegründet wurden sie in der Zeit der Taler-Währung. Heute erfahren neue Auszubildene aus Berlin (OSV), Brandenburg (Sparkasse Barnim) und Sachsen-Anhalt (Sparkasse Mansfeld-Südharz) etwas über diese Epoche.

Damals machten im Königreich Preußen zwar 30 Silbergroschen einen Taler. Aber 12 Pfennige ergaben einen Silbergroschen. 360 Pfennige waren also ein Taler. Kniffelig. Warum eigentlich 12 und nicht 10 Pfennige? Nun, die Zahl 12 erlaubte die Teilung in mehr einfache Zahlen ohne Bruch. König Friedrich Wilhelm III., den Sie auf dem Taler abgebildet sehen, wollte bei der Geldreform 1821 das alte 12er-System beibehalten. Und so blieb das Duodezimalsystem bis zur Einführung der Mark im Deutschen Reich bestehen. 1871 wurde die neue Währung festgelegt, die sich aus 100 Pfennigen zusammensetzte. Statt Silbergroschen gab es dann 10-Pfennige-Stücke. Zum 1. Januar 1875 musste überall in Deutschland auf Markrechnung umgestellt sein. Natürlich auch bei den Sparkassen. Das war die erste Währungsreform in ihrer Geschichte.

  • Berlin war in die Sektoren der vier Besatzungsmächte aufgeteilt. Am 13. August 1961 wurde die bis dahin offene Sektorengrenze zwischen Ost und West abgeriegelt. (Ausschnitt Landkarte von Berlin und Brandenburg des Verlags Richard Schwarz in Berlin, 1947; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Der Mauerbau vor 60 Jahren

Hier sehen Sie eine Landkarte aus unserem Archivbestand, welche die in Sektoren aufgeteilte Stadt Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt. Deutlich zu erkennen ist die Linie zwischem dem Bereich der sowjetischen Besatzungsmacht (S) im Osten und den Zonen der Franzosen (F), Briten (B) und Amerikaner (A) im Westen. Diese offene Sektorengrenze stellte vor 60 Jahren das letzte Schlupfloch dar, um der SED-Diktatur zu entkommen. Die Zahl der Republikflüchtigen erreichte im Sommer 1961 einen Höhepunkt. Zehntausende gingen nach Westberlin. Bei der Sparkasse in Ostberlin war Republikflucht übrigens der dritthäufigste Grund, warum Beschäftigte damals aus dem Unternehmen ausschieden. Dass sich insbesondere viele junge und gut ausgebildete Menschen absetzten, schadete der Wirtschaft der DDR. Der Imageschaden war enorm. Wie konnte sich der Sozialismus als siegreich im Wettstreit der Systeme erweisen, wenn ihm die Menschen davonliefen? Außerdem gab es viele Ostberliner, die lieber in Westberlin arbeiteten und sich mit DM-Lohn ein gutes Leben leisten konnten. Auch diese waren dem Regime ein Dorn im Auge.

Die ökonomische Überlegenheit der Bundesrepublik hatte Staats- und Parteichef Walter Ulbricht intern längst als Ursache von Flucht ausgemacht und forderte immer wieder Wirtschaftshilfe und eine Abriegelung der innerstädtischen Grenze vom „großen Bruder“. Er wollte das „Ausbluten“ des SED-Staates unbedingt verhindern. Das eigentlichte Ziel Moskaus und Ostberlins war aber zunächst nicht die Errichtung einer Berliner Mauer, sondern die Verdrängung der anderen Besatzungsmächte. Man hätte so die Kontrolle über das freie Westberlin bekommen. Die Alliierten aber blieben standhaft, trotz Drohungen des KPdSU-Chefs Nikita Sergejewitsch Chruschtschow. Erst als er beim neuen US-Präsidenten John F. Kennedy nicht weiterkam, erlaubte Chruschtschow Ulbricht die Schließung der Sektorengrenze. Das war mit den Vorstellungen Kennedys vereinbar, der die Besatzungsrechte in und den freien Zugang nach Westberlin sowie die Freiheit der dortigen Bevölkerung nicht aufgeben wollte. Wegen der endgültigen Teilung Berlins hingegen sollte kein Krieg begonnen werden.

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Diesen Satz sprach Walter Ulbricht bei einer Pressekonferenz am 15. Juni 1961. Fraglich ist, ob es sich dabei um einen Freudschen Versprecher handelte. Er machte zugleich französische, englische, amerikanische und bundesdeutsche Spionagedienste im Westen der Stadt für „Menschenhandel“ verantwortlich und forderte die Schließung „sogenannter Flüchtlingslager“. Auch im Beschluss des Ministerrats der DDR vom 12. August, der zum 13. August 1961 gültig wurde, war von systematischer Abwerbung und von Menschenhandel, der von westdeutschen und westberliner Agenten betrieben werde, die Rede. Die Schließung der Grenze zu den Westsektoren wurde als Abwehrmaßnahme zur Sicherung des Friedens bezeichnet. So werde die feindliche Tätigkeit revanchistischer und militaristischer Kräfte verhindert. Vorausgegangen war der offizielle Vorschlag des Warschauer Pakts, die „Wühltätigkeit“ gegen die DDR und das sozialistische Lager durch entsprechende Sicherungsmaßnahmen an der Grenze in Berlin zu unterbinden. So wurde damals die Errichtung des „antifaschistischen Schutzwalls“ gegenüber der Öffentlichkeit begründet.

Die streng geheime „Operation Rose“ begann am Sonntag um 00:00 Uhr. Bewusst war diese Zeit gewählt worden. Die Berliner sollten nicht zu viel mitbekommen. Die detaillierten Planungen hatten sowjetische Militärs geliefert. Marschall Ivan S. Konjew gab am 10. August den DDR-Ministern Erich Mielke (Staatssicherheit), Heinz Hoffmann (Verteidigung) und Erwin Kramer (Verkehr) den Befehl zum Start am 13. August. Zuständig für die Ausführung war übrigens der Sekretär für Sicherheitsfragen beim Zentralkomittee der Partei Erich Honecker als Stabschef. In der Nacht wurde das Nahverkehrsnetz gekappt. Polizei- und Kampfgruppenverbände marschierten auf und riegelten die Sektorengrenze und den Außenring um Westberlin ab. Die meisten Übergangsstellen wurden geschlossen, Stacheldrahtsperren gelegt und Barrikaden errichtet. Im Umland standen NVA- und Sowjettruppen zum Einsatz bereit. Wenige Tage später begann die Ersetzung der provisorischen Hindernisse durch Mauern. Am 24. August wurde der erste „Grenzverletzer“ erschossen. Der erste Tote an der Berliner Mauer hieß Günter Litfin.

  • Nur 20 Reichsmark bekamen Kundinnen und Kunden ab dem 20. Juli 1931 vom Sparbuch ausgezahlt. : © Historisches Archiv des OSV

Krisenzeit vor 90 Jahren

Am 13. Juli 1931 geschah Ungeheuerliches im deutschen Bankenwesen. Die zweitgrößte Bank, die Darmstädter und Nationalbank (Danat-Bank), musste überraschend schließen. Massive Kapitalabzüge ausländischer Geldgeber und der Ausfall eines industriellen Großkunden hatten sie zahlungsunfähig gemacht. Die Reichsbank als „Lender of Last Resort“ konnte nicht mit Liquiditätsmitteln helfen. Sie sorgte sich um die Währungsstabilität, weil ihre Deckungsreserven zurückgingen. Internationale Anleger verloren damals zunehmend das Vertrauen in den Standort Deutschland. Verkündete Reichskanzler Brüning doch – um keine Reparationen mehr zahlen zu müssen – das Land stehe kurz vor dem Bankrott. Da deutsche Banken ihre ausländischen Gläubiger auszahlen mussten, schwanden die Gold- und Devisenreserven der Reichsbank. Damit sank die Notendeckung. Man befürchtete einen Eingriff in die Geldverfassung, etwa eine Abwertung der Währung. Das Misstrauen wuchs. Die „Flucht aus der Reichsmark“ betraf auch inländische Anleger. Nicht vertrauensbildend war, dass die deutsche Zentralbank sich nur noch mit einem Notkredit ausländischer Zentralbanken „über Wasser hielt“.

So gab es für die Danat-Bank bloß eine staatliche Ausfallbürgschaft und eine Garantie für die Einlagen. Das beruhigte ihre Kunden aber nicht. Und es beruhigte erst recht nicht die Kundschaft der deutschen Sparkassen. Die Sparkassen waren im Mengengeschäft tätig und wurden zwangsläufig von der Vertrauenskrise getroffen. Die Kundinnen und Kunden waren durch die Inflationserfahrung 1923 sensibilisiert. Das ab 1924 neu angesparte Geld war oft das einzige Vermögen. Der Schaltersturm traf also ebenfalls Geldinstitute, die nicht ans Ausland verschuldet oder insolvent waren. Es gab aber auch hausgemachte Probleme. So sorgten in Sachsen die Haushaltsschwierigkeiten der Träger für Beunruhigung. Es hatte sogar einen Konkurs gegeben. Dabei besaß das Sparkassenvermögen keinen Vollstreckungsschutz. Die kommunalen Geldinstitute waren Einrichtungen der Gemeinden und verfügten über keine rechtliche Selbstständigkeit. Vorgeworfen wurde klammen Kommunen, dass sie ihre Sparkassen als Finanzierungsinstrumente nutzten, obwohl sie ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten. Solche Schlagzeilen zerstörten Vertrauen.

Am 13. Juli 1931 kamen also mehrere Krisen zusammen. Dies wird oft nicht erwähnt, wenn es um die Bankenkrise geht. Verheerende Wirkungen gab es wegen der gleichzeitigen Haushaltskrise des Reichs und der Kommunen sowie der Währungskrise. Die Menschen drängten an die Sparkassenschalter. In dieser Situation empfahl der Präsident des Sächsischen Sparkassenverbandes, Dr. Johann Christian Eberle, den Verbandsmitgliedern, die Kundschaft durch das Entsprechen ihrer Auszahlungswünsche zu beruhigen. Das war die einzige Möglichkeit. Worte halfen nicht. Bei einem sehr großen Andrang konnten die Barmittel aber nicht lange ausreichen. Kommunalkredite waren wegen der schwierigen Finanzlage der Gemeinden oft „festgefroren“. Hypothekenkredite waren langfristige Anlagen. Wertpapiere konnten nur unter großen Verlusten „flüssig gemacht“ werden. Schon am Folgetag benötigte man die Hilfe der Reichsbank. Diese wollte aber auch wegen der Notlage der Sparkassen nicht die Währungskrise verschärfen und eine Inflation heraufbeschwören.

Infolge des allgemeinen Bankruns soll im Deutschen Reich vor 90 Jahren ein Fünftel der umlaufenden Geldmenge gehortet worden sein. Das Bare landete zum Beispiel unter Matratzen. Die Regierung Brüning dachte zunächst daran, der Zahlungskrise mit Notgeld zu begegnen. Dieses Mittel der Inflationszeit wurde zum Glück nicht gewählt. Stattdessen erfolgte die Verordnung von zwei allgemeinen Bankfeiertagen am 14. und 15. Juli. Dies verschaffte den Geldinstituten eine Atempause, um Zahlungsmittel zu mobilisieren. Aber es gab auch negative Auswirkungen. So bezeichneten etwa die sächsischen Großsparkassen die Schließung als eigentliche Ursache für einen Run auf die Einlagen. Die Stadtsparkasse Leipzig als einlagenstärkstes sächsisches Institut schrieb in ihrem Geschäftsbericht:

„Die weitere Aufwärtsbewegung im Sparverkehr im ersten Halbjahr 1931 wurde durch die Zahlungskrise im Juli 1931 jäh unterbrochen. Die Bankfeiertage und die sich daran anschließenden weiteren Einschränkungen im Zahlungsverkehr erzeugten bei der Sparkundschaft eine noch nie dagewesene Vertrauenskrise, die sich in der Hauptsache in unüberlegten und überstürzten Angstkündigungen und -abhebungen äußerte. Alle Beruhigungsversuche scheiterten an der nicht wegzuleugnenden Tatsache, daß die große Zahl der Sparer wochenlang gehindert war, in der gewohnten Weise über ihre Sparguthaben zu verfügen.“

Mancher befürchtete in diesen Tagen eine staatliche Beschlagnahmung seines Eigentums, ein anderer eine neue Inflation. Am 15. Juli sank die Notendeckung unter die 1924 festgelegte Mindestgrenze, da die Bankfeiertage weitere ausländische Kreditkündigungen provoziert hatten. Überliefert ist für Sachsen, dass aus Furcht nicht nur Devisen und Edelmetalle gehamstert wurden. Es wurde auch Geld in Waren „angelegt“. Davon profitierte zum Beispiel die sächsische Möbelindustrie. Angesichts der Währungskrise ging die Regierung verstärkt gegen Kapitalflucht vor und die Reichsbank kontrollierte fortan den Gold- und Devisenverkehr. Erst als die Abflüsse ins Ausland eingedämmt wurden, erweiterte die Zentralbank ihr Angebot und gab den Sparkassen im Freistaat einen ersten Kredit. Auch weil Banken gerettet werden mussten, stellte sie nur begrenzt Liquiditätsmittel zur Verfügung. Zunächst durften zur Monatsmitte Empfänger beziehungsweise Sender von Lohn-, Gehalts- und Unterhaltsleistungen ans Sparkassenkonto. Erst ab dem 20. Juli 1931 bekamen Sparende etwas ausgezahlt. Bis zum 8. August durften Sparerinnen und Sparer nur alle Tage Beträge erhalten, zunächst 20, dann 30 und schließlich 50 Reichsmark (RM).

Dass der stärkste Ansturm danach erfolgte, berichtete nicht nur die Leipziger Stadtsparkasse. Wegen der staatlichen Vorgaben duften Kündigungsfristen von Guthaben erst ab dem 8. August 1931 laufen. Der Abfluss von Einlagen wurde so aufgeschoben. Es gab zwar im Juli besonders viele Auszahlungsvorgänge bei den sächsischen Sparkassen. In Leipzig waren es fast 64.000. Die umfangreichsten Auszahlungen erfolgten jedoch verzögert erst im September. Bei der Stadtsparkasse wurden knapp 14 Mio. RM konstatiert. Durch ihre Girozentrale in Dresden bekamen die Sparkassen Reichsbankdarlehn vermittelt, welche sie zur Finanzierung der Abflüsse benötigten. Erschwerend kam übrigens dazu, dass die Kundschaft nach den Erfahrungen mit den Zahlungsbeschränkungen im Sommer ihr Bares lieber zu Hause behielt und nicht zur Sparkasse brachte.

Wie konnte man Vertrauen aufbauen und die Menschen wieder zum Sparen bewegen? Hinsichtlich der Sparkassen verordnete Reichspräsident Hindenburg am 6. Oktober 1931 eine Umgestaltung zu Anstalten mit eigener Rechtspersönlichkeit. Auch das Vermögen wurde von dem der Träger klar getrennt. Die Selbstständigkeit, welche im Freistaat Sachsen am 13. Mai 1932 angeordnet wurde, stellte angesichts der Krisenerfahrung eine Notwendigkeit zur Erhaltung und Wiedergewinnung von Kundenvertrauen dar. Die Finanzlage der Gemeinden konnte sich nicht auf die Sparkassen auswirken. Das Reich untersagte weitere Kommunalkredite, weil darin eine Ursache für Illiquidität gesehen wurde. Sachsen beschloss am 21. September 1931 ein umfassendes kommunales Konsolidierungsprogramm. Nicht nur die Sparkassen warben im Herbst 1931 intensiv für die Sicherheit der Reichsmark-Währung. Trotz sinkender Deckung vollzog die Reichsbank nämlich keine Abwertung. Der Staat praktizierte eine Deflationspolitik. Reichskanzler Brüning und Reichsbankpräsident Luther wollten eine Inflation unbedingt vermeiden. Dies mochte die Sparerinnen und Sparer beruhigen, verschärfte jedoch ebenso wie die Bankenkrise die fortschreitende Wirtschaftskrise. Wegen der ungünstigen Wirtschaftslage und der instabilen politischen Verhältnisse am Ende der Weimarer Republik konnte der Rückschlag im Spargeschäft nicht schnell ausgeglichen werden.