• Der Sitz der Stadtsparkasse Magdeburg befand sich vor 100 Jahren bei der Hauptwache 4-6. (Ansichtskarte Verlag Eberhardt Neubert in Magdeburg, vers. 1914; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Sparkasse MagdeBurg

Zum heutigen Tag gibt es eine neue Sparkasse im Ostdeutschen Sparkassenverband. Die Sparkasse Jerichower Land fusioniert mit der Stadtsparkasse Magdeburg zur Sparkasse MagdeBurg. Einen passenden Namen hat man gefunden, befand sich doch der Sitz der Kreissparkasse in Burg bei Magdeburg. Die Stadtsparkasse ist bei dieser Verschmelzung das bilanzmäßig größere und aufnehmende Institut. Schon eine Weile suchte die Sparkasse Jerichower Land einen Fusionspartner. Mit der Kreissparkasse Stendal wollte es nicht recht klappen. Nun kommen also eine Flächen- und eine Stadtsparkasse zusammen.

Aus historischer Sicht ist bemerkenswert, dass mit der Fusion die fast 200-jährige Geschichte der Stadtsparkasse Magdeburg endet. Am 7. Mai 1823 eröffnete die Sparkasse der damaligen Hauptstadt der preußischen Provinz Sachsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie auf Anweisung der sowjetischen Besatzungsmacht ohne Rechtsnachfolge neu gegründet. Die zahlreichen Umstrukturierungen im SED-Staat, insbesondere Anfang der 1950er-Jahre, betrafen sie nicht. Nach dem Ende der DDR blieb sie Stadtsparkasse, war nun Hauptstadtsparkasse des neu gegründeten Landes Sachsen-Anhalt. Dies ist schon eine Besonderheit, betrachtet man die anderen Hauptstadtsparkassen im OSV. So gibt es seit 1951 keine Stadtsparkasse mehr in Schwerin, seit 1971 keine in Potsdam und seit 2004 keine in Dresden. Mit der heutigen Fusion bestehen übrigens noch zwei reine Stadtsparkassen im Verbandsgebiet, in Dessau und in Schwedt.

Für die Sparkasse Jerichower Land ist das heute nicht die erste Fusion. Das erste Institut in ihrem Geschäftsgebiet war die am 7. Oktober 1844 eröffnete Stadtsparkasse Burg. Nach der Neugründung aller Sparkassen in der sowjetischen Besatzungszone wurde sie 1951 auf die Kreissparkasse Burg überführt. 1995 fusionierte die Kreissparkasse Burg schließlich mit der Kreissparkasse Genthin zur Sparkasse Jerichower Land. Dieser Schritt wurde nach einer Kreisgebietsreform in Sachsen-Anhalt, welche hier aus den zwei Kreisen einen neuen bildete, vollzogen. Üblicherweise folgten solchen Zusammenlegungen auch Sparkassenfusionen.

  • Guthaben der sächsischen Sparkassenkundschaft am Jahresende in Mio. RM : © Historisches Archiv des OSV

In manchen Krisen wird gespart

Diese Erfahrung machen die Sparkassen im Zuge der anhaltenden Pandemie, die für großen wirtschaftlichen Schaden sorgt. Die Einlagen wachsen trotz und gerade wegen der Umstände. Eine Ursache ist die Einschränkung der Möglichkeiten, Geld auszugeben. Im Effekt stieg das Einlagenvolumen bei den OSV-Sparkassen 2020 auf über 120 Milliarden Euro. Dass die Guthaben in Krisenzeiten zunehmen können, ist kein neues Phänomen. Blicken wir zurück in die Geschichte. In der Weimarer Republik traf die Weltwirtschaftskrise den Freistaat Sachsen als exportorientiertes Industrieland besonders hart und ließ hier ab 1929 die größte Massenarbeitslosigkeit Deutschlands folgen. Dies führte interessanterweise gerade nicht zu einem Rückgang der Einlagen bei den Sparkassen.

Diese wurden nach dem inflationsbedingten Verlust 1923 gerade neu aufgebaut, wie zu sehen ist. Angesichts des Konjunkturrückgangs investierten Gewerbetreibende nicht in ihre Betriebe, sondern legten Geld bei der Sparkasse an. Gleichzeitig gab es eine vermehrte Spartätigkeit von Menschen, die sich angesichts drohender Arbeitslosigkeit eine Reserve schaffen wollten. Noch bis zum Frühjahr 1931 wurden in Sachsen Fortschritte im Spargeschäft gemacht. Erst die Bankenkrise setzte der Entwicklung ein Ende. Der Zusammenbruch der zweitgrößten deutschen Bank beunruhigte auch Sparkassenkunden, die aus Furcht um die Sicherheit ihres Geldes ihre Sparbücher plünderten. Davon wird im Blog pünktlich zum 90. Jahrestag am 13. Juli zu lesen sein.

  • © Historisches Archiv des OSV

Das Reichsnotopfer

Vor 100 Jahren bekam ein Unternehmer aus dem heutigen Limbach-Oberfrohna eine Postkarte von seiner Sparkasse. Ihm wurde mitgeteilt, dass er eine Bescheinigung über das von ihm geleistete Reichsnotopfer abholen könne. Das war eine höchst umstrittene Vermögensabgabe, die der in Finanznot befindliche deutsche Staat nach dem Ersten Weltkrieg von natürlichen und juristischen Personen haben wollte. Damals wurde das gesamt Steuer- und Finanzwesen grundlegend reformiert und unter anderem die Kapitalertragsteuer eingeführt. Das Gesetz über das Reichsnotopfer vom 31. Dezember 1919 bezog sich auf das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen abzüglich der Schulden. Es umfasste etwa Kapital-, Grund- und Betriebsvermögen.

Der grundsätzliche Freibetrag belief sich übrigens auf 5.000 Mark pro Person, bei Ehegatten auf 10.000 Mark. Die Abgabe betrug bis zu einem Vermögen von 50.000 Mark 10 % und steigerte sich bis auf 65 % bei mehrfachen Millionären. Wie viel der Möbelfabrikant Ernst Bachmann berappen musste, wissen wir nicht. Überliefert ist jedoch, dass die Abwicklung des Reichsnotopfers den Sparkassen jede Menge Arbeit bescherte. Sie nahmen Beträge für die Finanzämter an, welche sogar mit Kriegsanleihen an Zahlung statt geleistet werden konnten. Durch die Herausgabe dieser Papiere hatte sich das Deutsche Reich im Krieg enorm bei den Bürgern verschuldet. Wenn die Sparkassen sie als Reichsnotopfer annahmen und weiterleiteten, bekamen sie eine geringe Vergütung.

  • von Charlotte Dietrich am 25. Juni 1838 verfasste Sparkassensatzung : © Historisches Archiv der Erzgebirgssparkasse

  • Die Zahl der Sparkassenbücher der Sparkasse nahm nicht nur zu. Wirtschaftliche und politische Faktoren bewirkten auch Rückgänge. Außerdem gab es ab 1857 die Konkurrenz der Stadtsparkasse Annaberg. : © Historisches Archiv des OSV

Die erste Sparkasse des Erzgebirges und ihre Geschäftsführerin

Vor 200 Jahren eröffnete die erste Sparkasse des Erzgebirges in Annaberg. Gegründet wurde sie nicht von der Bergstadt, sondern von zwei dort ansässigen Unternehmern als private Einrichtung. Das stellte zu dieser Zeit keine Besonderheit dar. Auch die Sparkassen in Königsbrück und Waldenburg 1819 und die in Dresden 1821 waren keine kommunalen Institute. Erst 1825 trat in Zittau die erste sächsische Stadtsparkasse ins Leben. Doch zurück nach Annaberg. Die Gründer waren die Kaufleute Julius August Köselitz und Friedrich August Dietrich. Letzterer übernahm die ehrenamtliche Verwaltung der Sparkasse.

Am 10. Februar 1821 wurde in einem Raum seiner Wohnung am Benediktplatz 1 das erste Sparkassenbuch ausgestellt. Dessen Einlage betrug einen Groschen. 4 1/6 % Zinsen bekamen die Sparenden. Die Annahme und Rückzahlung von Spargeldern fand damals immer am Sonntag nach dem Gottesdienst statt. Bis 16:00 Uhr war geöffnet. Das Geld der Kundschaft wurde unter anderem in Hypothekenkredite in der näheren Umgebung investiert. Die Nutzung der Spargelder sollte der Region vorbehalten bleiben, aus der sie hervorgegangen waren. Man konnte aber auch wertige Pfänder beleihen und so einen Kredit bekommen. Außerdem erfolgte der Erwerb von Staats- und Kreditpapieren.

Am 4. Juli 1836 verstarb der Kaufmann und Kramermeister Dietrich. Nun übernahm seine Witwe die Geschäftsführung. Bereits in den letzten, von Krankheit geprägten, Lebensjahren ihres Mannes hatte Charlotte sich um die Sparkasse gekümmert, „bemächtigte sie sich der ihr jetzt gestellten Aufgabe mit eisernem Fleiß und der treuesten Pflichterfüllung, verbunden mit der humansten Geschäftsbehandlung“*. Es gab allerhand zu tun. 985 Sparkassenbücher bestanden 1836 bereits. Wie sich ihre Zahl in 30 Jahren entwickelte, können Sie der zweiten Abbildung dieses Beitrags entnehmen. Es folgten aber nicht nur Zeiten des Wachstums. Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bewirkten in manchen Jahren einen Rückgang bei den Einlagen und auch bei den Sparbüchern.

So schädigte etwa der Krimkrieg ab 1853 die sächsische Wirtschaft. Dies wirkte sich auch auf die Spartätigkeit aus. 1866 holten sich die Kunden ihre Taler, als Preußen Sachsen den Krieg erklärte und das Königreich besetzte. Genau in dieser Zeit, am 19. Juni 1866, ist Charlotte Dietrich gestorben. 30 Jahre lang war sie Geschäftsführerin der ersten erzgebirgischen Sparkasse. Ihre Nachfolge trat der Schwiegersohn an. Der Kaufmann Friedrich Brodengeyer war schon seit dem 13. April 1859 Mitinhaber. Mit Rücksicht auf die am 1. Mai 1857 eröffnete Stadtsparkasse hatten beide an dem Tag auch den Institutsnamen von Spar- und Leihkasse zu Annaberg in Dietrich’sche Spar- und Leihkasse, Ch. Dietrich geändert.

* Petermann, Theodor: Die Sparkassen des Königreichs Sachsen in den Jahren 1868-71, in: Zeitschrift des K. Sächsischen Statistischen Bureau’s, 1874, S. 101

  • Im Neuen Rathaus feierte die Sparkasse vor 100 Jahren in bescheidenem Rahmen ihren Geburtstag. (Ansichtskarte Kunstverlag Rudolf Brauneis in Dresden, versendet 1911; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Jubiläumsfeier der Dresdener Sparkasse

Gestern wurde die Sparkasse in Dresden 200 Jahre alt. Solch ein runder Geburtstag ist ein Anlass, zurückzublicken. So tat es die damalige Stadtsparkasse Dresden vor 100 Jahren. Aufgrund der schwierigen Zeiten schien eine festliche Begehung des Jubiläums nicht angebracht. Es fand lediglich eine schlichte Gedenkstunde im großen Ratssitzungssaal des Neuen Rathauses statt. Eine Festschrift hatte man aufgrund der inflationsbedingten Teuerung nicht angefertigt. Jedoch lagen Akten zur Entstehung der Sparkasse, Sparkassenbücher aus verschiedenen Zeiten, die ersten Kontenbücher und Namensverzeichnisse aus dem Jahr 1821 sowie Flugblätter aus der Gründungszeit im Saal aus. Die Gäste konnten diese historischen Dokumente besichtigen.

Erschienen waren Mitglieder des Rates, der Stadtverordneten und eine große Anzahl Ehrengäste, darunter Vertreter des Innenministeriums, der Kreishauptmannschaft, des Sächsischen Sparkassenverbandes, der Reichsbank und der Privatbanken. Auch Abordnungen der Beamten und Angestellten der Sparkasse waren zugegen. Oberbürgermeister Curt Blüher begrüßte die Anwesenden und sprach der Stadtsparkasse die Glückwünsche des Rates aus. Er dankte dem Personal für seine engagierte und erfolgreiche Arbeit. Blüher gab bekannt, dass die städtischen Körperschaften beschlossen hatten, für 100.000 Mark Geschenksparbücher auszustellen. Die Betriebsüberschüsse der Sparkasse machten dies möglich. Je 250 Mark Einlage waren für Kriegswaisen und Kinder von Kriegsbeschädigten, die Ostern 1921 die Schule verließen, bestimmt.

Es folgten weitere Ansprachen. Zuletzt war Sparkassendirektor Dr. jur. Graupner an der Reihe. Er hielt einen Vortrag über die Entwicklung der Dresdener Sparkasse. Sie gehörte mittlerweile zu den größten Sparkassen im Deutschen Reich. Auch den Ersten Weltkrieg, in dem die Sparkassen durch den Erwerb und Vertrieb von Reichsanleihen zur Finanzierung der Kriegsführung beigetragen hatten, thematisierte er. Nun galt es, die Geschäfte zeitgemäß zu gestalten. Damit meinte er den Wandel zum Universalinstitut, der schrittweise vonstatten ging. Der Direktor beendete seine Rede mit dem Wunsch, dass es der Stadtsparkasse auch in Zukunft gelingen möge, Tradition und Moderne zu vereinen, also bei der notwendigen Weiterentwicklung die Wurzeln nicht zu vergessen.

  • Der sächsische König Friedrich August I. genehmigte nicht nur die Sparkassengründung, sondern gewährte auch einen jährlichen Zuschuss von 100 Talern zu den Verwaltungskosten. (Lithographie von Maximilian Knäbig, 1840; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Der erste Standort der Dresdner Sparkasse war "am Seethor, dem Wachhaus gegenüber [...]". Sie ist die älteste der heute noch bestehenden Sparkassen in Sachsen. Ihre Satzung wurde Vorbild für viele der danach gegründeten sächsischen Sparkassen.

  • Ein- und Auszahlungen in Konventionsgeld wurden 1821 noch in sog. Quittungsbüchern, den späteren Sparkassenbüchern, vermerkt. Jeder Kunde erhielt ab der ersten Einlage so ein Buch, das bares Geld wert war. Denn Rückzahlungen erfolgten laut Regulativ "unweigerlich an den Ueberbringer des Quittungsbuches; und die Kasse ist jedenfalls nur für den in diesem Buche angemerkten Betrag verantwortlich". : © Sparbuch von 1909, Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Der Dresdner Schriftsteller Friedrich August Schulze, alias Friedrich Laun, schrieb 1822 den Roman "Die Sparkasse". Er verwendete so viele Details seiner Heimatsparkasse, dass wir uns heute ein sehr realistisches Bild von den Anfängen des damaligen Betriebs machen können.

Für die Menschen vor Ort: Vor 200 Jahren wurde die Dresdner Sparkasse eröffnet

Am 3. Februar 1821, einem Sonnabend, öffnete in Dresden erstmals eine Sparkasse ihre Türen. Zugutekommen sollte diese neue Anstalt den ärmeren Einwohnern der Stadt, „besonders denen der dienenden und arbeitenden Klasse“. Kleine Ersparnisse „sicher und gegen Zinsen“ anlegen zu können, war das erklärte Ziel. Auf diese Weise sollte für schlechte Zeiten vorgesorgt werden. Daher waren Einzahlungen schon ab acht Groschen möglich und durften 30 Taler nicht überschreiten. Für jeden „vollen Thaler“ gab es monatlich einen Pfennig an Zinsen – und zwar schon ab dem ersten Tag des folgenden Monats.

Ähnliche, am Gemeinwohl orientierte, Initiativen hatte es im Königreich Sachsen bisher nur von Standesherren in Königsbrück und Waldenburg gegeben. Beide richteten bereits 1819 örtliche Sparkassen ein und sorgten mit ihrem Privatvermögen für die Absicherung der getätigten Einlagen. Die dritte sächsische Sparkassengründung in der königlichen Haupt- und Residenzstadt hob sich von diesen beiden Unternehmungen deutlich ab. Denn sie ging auf das große Engagement lokaler Kaufleute und Bankiers zurück. Vorbilder dafür gab es lediglich außerhalb des Königreichs.

Einen Denkanstoß für die Entwicklung einer solchen Bürgerinitiative haben wir Polizeirat Johann Daniel Merbach zu verdanken. Er beschäftigte sich 1818 – also bevor es überhaupt Sparkassen in Sachsen gab und zu einer Zeit, da in der Stadt das Armenwesen neu organisiert wurde – ernsthaft mit der Gründungsidee für Dresden. Für ihn war es wichtig, „dem gänzlichen Verarmen und insbesondere den gefährlichen Folgen entgegenzuwirken“. In einem Vortrag vor dem Stadtpolizei-Kollegium unterstrich er, „daß die Sparkassen unter die Verhütungs- und Sicherheits-Anstalten gegen die Gefahr der Armuth, mithin ebenso mit Recht unter die Kategorie der Polizei-Anstalten gehören.“

Der armenpflegerische Hintergrund trug ganz wesentlich zur Entstehung der Sparkasse in Dresden bei. Polizeipräsident von Rochow war derart angetan von dem Gedanken, so eine Anstalt in seiner Stadt zu haben, dass er vertiefende Informationen zu Gründungen in anderen Staaten einholte und Umsetzungsmöglichkeiten in Dresden direkt im Stadtpolizei-Kollegium beraten ließ. Zwei Wege kamen in Betracht: Eine Kopplung an das seit 1768 bestehende Leihhaus oder aber die Inanspruchnahme des Wohltätigkeitsvereins „Zu Rath und That“. Da die Stadt der ersten Variante eine Absage erteilte, blieb noch der Verein. Dieser war bereits seit 1803 in Dresden tätig und hatte sich auf die Fahnen geschrieben, „der Verarmung der Einwohner hiesigen Orts entgegen zu arbeiten.“ Der ideale Partner also für ein altruistisches Projekt wie die Sparkassengründung. Von Rochow war selbst Vereinsmitglied und konnte sich der Offenheit für dieses neuartige Vorhaben sicher sein. Das Problem, das sich jedoch herauskristallisierte, war die Unterbringung und die gewünschte Verzinsung der Sparkassengelder in Höhe von fünf Prozent.

Fast wäre die Gründungsoffensive daran gescheitert. Doch nun traten eben die erwähnten Bankiers und Kaufleute in Erscheinung. Wohlhabende und angesehene Bürger der Stadt, manch einer Mitglied im Verein „Zu Rath und That“ und alle interessiert daran, Gutes zu tun. Sie ersuchten den König, die Sparkassengründung zu genehmigen, boten die ehrenamtliche Übernahme des Betriebs an, zahlten die Zinsen für Sparkassengelder in Höhe von fünf Prozent und garantierten die Sicherheit der Einlagen. Ihr Einsatz wurde belohnt. Drei Tage vor seinem 70. Geburtstag, am 20. Dezember 1820, stimmte Friedrich August I. der Eröffnung der ersten sächsischen Vereinssparkasse zu. Das Regulativ wurde von ihm am 1. Februar 1821 genehmigt. Zusätzlich unterstützte der Monarch das Vorhaben mit 100 Talern pro Jahr zur Deckung der Verwaltungskosten.

Auch die ersten Räumlichkeiten „am Seethor, dem Wachhaus gegenüber“ gehen auf das königliche Wohlwollen zurück. Denn im September 1820 bezog bereits die Schützesche Unterrichts- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde das ehemalige Akzisehaus (Zollhaus) vor dem Seetor. Der König hatte es Heinrich Ferdinand Schütze überlassen, der sich als gut situierter Kaufmann nicht nur für diese Anstalt unermüdlich einsetzte, sondern auch selbst zu den aktiven Sparkassengründungsmitgliedern gehörte. Ab 1821 beherbergte das Gebäude dann zwei wohltätige Einrichtungen für die Stadt Dresden.

Bis die Sparkasse am 16. Mai 1828 von der Stadt Dresden übernommen wurde, entwickelte sie sich zu einem von Grund auf soliden Institut. Bereits im ersten Jahr waren 27.544 Taler auf insgesamt 1.275 Sparbüchern zu verzeichnen. Die Einlagenbestände wuchsen stetig weiter und betrugen 1828 insgesamt 82.435 Taler. Die Einwohner Dresdens nahmen die Möglichkeiten, die ihnen ihre örtliche Sparkasse bot, gern an. Die „Flure des Sparkassengebäudes [sind] voll von Leuten beider Geschlechter und jedes Alters“, führt der zeitgenössische Schriftsteller Friedrich August Schulze, alias Friedrich Laun, in seinem Roman „Die Sparkasse“ 1822 aus und weiter heißt es: „Der Sonnabend ist der Tag, wo die Kasse geöffnet wird […] der Zulauf [ist] so groß, daß das Institut ausdrücklich erklärt hat, Summen über dreißig Thaler nicht annehmen zu können.“

—————————-

Buchempfehlung!
Wysocki, Josef: Stadtsparkasse Dresden 1821-1996, Geschichte und Gegenwart, Stuttgart, 1996.

Bildquellen:
Seetor, in: Krause, Bruno:  Die geschichtliche Entwicklung der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden vom sorbischen Dorfe an bis zur jetzigen Großstadt, Dresden, 1893.
Portrait F. Laun, in: Friedrich Laun’s gesammelte Schriften, Stuttgart, 1843.