• Im „Schickler-Palais“ in der Gertraudenstraße 16/17 hatte der DSGV seinen Sitz in Berlin (Foto von 1922) : © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum des DSGV

  • Dr. Ernst Kleiner, Präsident des DSGV 1924-35 (Foto um 1926) : © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum des DSGV

  • Das aus den Buchstaben „DSGV“ geformte erste Signet der Sparkassenorganisation, entworfen vom Grafiker Karl Schulpig : © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum des DSGV

Vor 100 Jahren: Gründung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes in Berlin

In der Geschichte der Sparkassen-Finanzgruppe kommt dem Jahr 1924 eine besondere Bedeutung zu. Es war nicht nur das Jahr, in dem Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland begannen, sich von Verwerfungen der Inflationszeit zu erholen. Es war auch das Jahr, in dem sich die bis dahin separat bestehenden Sparkassen-, Giro- und Kommunalbanken- organisationen unter einem Dach, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband, vereinigten.

Die Sparkassenorganisation war dabei die älteste Wurzel. Sie war bereits 1884 entstanden, als sich der Sparkassenverband für Westdeutschland in Deutscher Sparkassenverband umbenannte und für Sparkassen aus allen Teilen des Deutschen Reichs öffnete. Der Deutscher Sparkassenverband agierte seitdem als Spitzenverband, der die Interessen der Sparkassen sowohl gegenüber den Institutionen des Deutschen Reichs als auch Preußens vertrat.

Die Giroorganisation war etwa ein Vierteljahrhundert später ins Leben getreten. Der Nossener Bürgermeister und Sparkassenvorsitzende Dr. Johann Christian Eberle hatte 1908 in Sachsen den ersten Giroverband gegründet, um einen Überweisungsverkehr zwischen den Sparkassen durchführen zu können. In der Folgejahren entstanden weitere regionale Giroverbände mit Girozentralen als Clearingstellen. Sie gründeten 1916 den Deutschen Zentral-Girover­band als ihren Dachverband.

Kommunalbanken waren erst während und nach dem Ersten Weltkrieg von Städten und Kreisen errichtet worden, weil die Rentabilität der Sparkassen durch die Inflation erheblich gesunken war. Diese Stadt- und Kreisbanken waren nicht so scharf reguliert wie die Sparkassen, weshalb sie gewinn- trächtigere Geschäfte machen konnten. 1921 schlossen sie sich im Deutschen Verband der kommunalen Banken zusammen.

Bereits bei der Gründung des Kommunalbankenverbandes wurde beschlossen, die drei Spitzenverbände baldmöglichst zu fusionieren. Die daraufhin eingeleiteten Verhandlungen zogen sich jedoch hin. Erst im Frühjahr 1924 waren die letzten Hindernisse aus dem Weg geräumt, sodass am 15. März des Jahres im Charlottenburger Rathaus der neue Einheits- verband unter dem Namen Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV) gegründet werden konnte. Den Vorsitz übernahm Dr. Ernst Kleiner, der zuvor den Deutschen Zentral-Girover­band geleitet hatte.

Der DSGV nahm nicht allein die typischen Verbandsfunktionen wahr. Er war auch Träger einer eigenen „Bankanstalt“, der Deutsche Girozentrale. Diese war zugleich Spitzeninstitut für den Giroverkehr und Geschäftsbank mit eigenem Kredit­geschäft. Um die Trägerschaft für die DGZ wahrnehmen zu können, besaß der DSGV die Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Der neue Verband entwickelte rasch eine beeindruckende Aktivität auf vielen Gebieten. Noch 1924 richtete er einen Zentralen Werbeausschuss ein und gab die „Deutsche Sparkassen-Zeitung“ heraus, die als Sprachrohr des Verbandes sowohl in die Sparkassenorganisation als auch in die Öffentlichkeit hinein wirkte. Im Oktober desselben Jahres nahm eine Delegation des DSGV am 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand teil, wo die Gründung eines Internationalen Instituts der Sparkassen und die Einführung des Weltspartags beschlossen wurden.

Seine politische Schlagkraft bewies der DSGV in den ersten Jahren seines Bestehens, indem er die Sparkassen erfolgreich gegen Kritik verteidigte, sie würden zunehmend mit den privaten und genossenschaftlichen Banken konkurrieren und dabei ihre originären Aufgaben vernachlässigen.

Der Übergang von der Weimarer Republik in das sog. „Dritte Reich“ gelang dem DSGV und seinem Führungspersonal weitgehend reibungslos. Der Verband passte sich an die neuen Gegebenheiten an und diente den politischen und wirtschaftlichen Zielsetzungen der NS-Diktatur.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte der DSGV seine Arbeit ein, ohne jedoch aufgelöst zu werden. In den westlichen Besatzungszonen konstituierte sich 1947 eine Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sparkassen- und Giroverbände und Girozentralen. Sie wuchs sukzessive in die Aufgabenstellungen eines Spitzenverbandes hinein und erhielt 1950 die Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Drei Jahre später nahm die Arbeitsgemeinschaft den Namen Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V. an.

Der ‚alte‘ DSGV, der fortan in Abgrenzung zu seinem Namensvetter mit dem Zusatz „ö.K.“ („öffentliche Körperschaft“) bezeichnet wurde, blieb dennoch bestehen. Er fungierte aber nicht mehr als Dachverband der Sparkassen- organisation, sondern nur noch als Träger der DGZ, die in der Bundes- republik 1949 als „verlagertes Geldinstitut“ anerkannt worden war und seit 1954 wieder alle Bankgeschäfte betrieb. Diese Funktion nimmt der DSGV ö.K. heute für die DekaBank Deutsche Girozentrale wahr.

Dr. Thorsten Wehber
Leiter des Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrums
Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V., Bonn

Literatur:
Josef Hoffmann: Deutsche Sparkasseneinheit. Prinzipien · Politik · Organisation. Stuttgart 1969.
(Franz) Künzer: Der Einheitsverband, in: Sparkasse, Nr. 1149 v. 27. März 1924, S. 177-179.
Jürgen Mura: Geschichte der Sparkassen- und Giroverbände, in: Ders.: Entwicklungslinien der deutschen Sparkassengeschichte. Stuttgart 1987,
S. 51-65.
Janina Salden: Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband zur Zeit des Nationalsozialismus. Stuttgart 2019

  • Zwischen Brandenburg und Sachsen lag früher Schlesien. (Abb.: Ausschnitt Landkarte der preußischen Provinz Schlesien und der angrenzenden Länder und Staaten, 1887; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Zur schlesischen Sparkassengeschichte

Wie Sie auf der abgebildeten Landkarte erkennen können, war ein Teil des heutigen Freistaates Sachsen in früheren Zeiten nicht sächsisch. Gelb markiert ist das Gebiet der preußischen Provinz Schlesien, die bis 1945 existierte. Zu ihr gehörte der Norden der Oberlausitz, den das Königreich Sachsen 1815 abtreten musste. Sparkassen wurden auf beiden Seiten der Landesgrenze gegründet. So entstand etwa mit der Stadtsparkasse Zittau am 28. März 1825 die erste kommunale Sparkasse Sachsens.

Görlitz hingegen wurde am 1. Oktober 1830 Sitz der ständischen Provinzialsparkasse der Oberlausitz. Solch eine besondere Flächensparkasse, die in mehreren Kreisen wirkte, gab es in der preußischen Niederlausitz bereits seit 1824. Das Görlitzer Institut verfügte im Gründungsjahr über sogenannte Nebensparkassen unter anderem in Hoyerswerda, Muskau, Reichenbach und Rothenburg. Diese Agenturen mit noch begrenztem Angebot wurden meist von Geschäftsleuten, zum Beispiel Kaufmännern, betreut.

Eine weitere Besonderheit gab es im Preußen. Dort konnten, anders als in Sachsen, lange Zeit mehrere Sparkassen in einem Ort vorhanden sein. So eröffnete beispielsweise Hoyerswerda am 1. April 1880 eine Stadtsparkasse. Ab dem 1. Oktober 1887 bestand die Kreissparkasse Hoyerswerda. Nach einer Fusion wirkte ab dem 1. März 1934 die Kreis- und Stadtsparkasse Hoyerswerda. Sie übernahm dann die örtliche Kundschaft der Oberlausitzer Provinzialsparkasse, als diese Ende 1938 durch den Staat aufgelöst wurde.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Grenze entlang der Neiße neu gezogen. Der westliche Teil der ehemaligen Provinz Schlesien kam zum Land Sachsen. Auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht wurden alle Sparkassen geschlossen und neue ohne Rechtsnachfolge eröffnet. So entstanden die Kreissparkasse Hoyerswerda und im westlichen Teil des ehemaligen Kreises Rothenburg die Kreissparkasse Weißwasser. Auch die Stadt Görlitz wurde geteilt. Es existierten dann eine Stadt- und eine Kreissparkasse Görlitz. In der DDR wurde die Sparkassenlandschaft erneut umstrukturiert.

  • Der erste Standort des Botanischen Gartens befand sich in Schöneberg. (Ansichtskarte Verlag S. & G. Saulsohn in Berlin, um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Vom Botanischen Garten zum Kleistpark

Im Rahmen der Kooperation mit der Berliner Sparkasse erarbeiten wir derzeit historische Ausstellungsinhalte. Interessante Fakten werden recherchiert. Aussagekräftiges Bildmaterial wird beschafft. Das gemeinnützige Engagement ist eines der Themen. So stellte die Stadtsparkasse zum Beispiel 1853 mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde 50.000 Taler für den Baufonds des geplanten Arbeits-, Siechen-, Waisen- und Irrenhauses bereit. In der ersten Hälfte der 1880er Jahre wurde die Verwendung von Überschüssen in Höhe von 887.306 Mark zum Bau von Gemeindeschulhäusern erlaubt.

Schließlich gab die Sparkasse der Stadt 1909 ganze zwei Millionen Mark zum Ankauf des alten Botanischen Gartens in Schöneberg. Belegt ist das durch einen Bericht der Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin. Seit 1679 befand sich dort ein königlicher Garten, unter anderem für die Küchenbedürfnisse des Hofes. Ab 1718 trug er offiziell den Namen Botanischer Garten. Das abgebildete Victoria-Regia-Haus wurde 1882 erbaut. Weil das Gelände zu klein war und nicht vergrößert werden konnte, zog der Botanische Garten 1910 nach Dahlem. Der ehemalige Schöneberger Garten wurde zum Park umstrukturiert. Anlässlich des 100. Todestags Heinrich von Kleists erhielt er den Namen des Schriftstellers.

  • Scheck der Girokasse Schönau, 1917 : © Historisches Archiv des OSV

Ein schöner Schönauer Scheck

Ab 1909 wurde innerhalb der deutschen Sparkassenorganisation zuerst in Sachsen der bargeldlose Zahlungsverkehr in Form des Giroverkehrs eingeführt. Dieser lag hier aber, im Unterschied zu anderen Ländern im Deutschen Reich, zunächst nicht in der Zuständigkeit der Sparkassen. Den Zahlungsverkehr, neben Giro- auch Scheckverkehr, wickelten sogenannte Girokassen ab. Diese wurden gewöhnlich von den Sparkassenbeamten in den Sparkassenräumen getrennt mitverwaltet.

So war auch die 1888 im heutigen Chemnitzer Ortsteil Schönau gegründete Gemeindesparkasse nicht selbst für den Zahlungsverkehr zuständig. 1917 fand die Gründung einer Girokasse statt, die dem Giroverband Sächsischer Gemeinden beitrat. Die Verrechnungszentrale des Verbandes befand sich in der Landeshauptstadt Dresden. Lediglich für den örtlichen Zahlungsverkehr in Schönau war hingegen der abgebildete Scheck gedacht. Er ist einer der Ältesten in unserem Archivbestand.

  • Das älteste Sparbuch im Bestand des Sparkassenmuseum wurde 1835 eröffnet. : © Sparkassenmuseum Muldental/ Foto: Historisches Archiv des OSV

Das Älteste im Muldental

Gestern waren wir anlässlich einer Besprechung bei der Sparkasse Muldental in Grimma. Es ging um unsere Unterstützungsleistungen vor dem 200. Geburtstag der Sparkasse im Jahr 2026. Am Nachmittag stand dann ein Besuch des örtlichen Sparkassenmuseums auf dem Programm. Dieses gibt es schon seit 1997. 2019 wurde es vom Sparkassenmuseum Muldental e.V. übernommen. Die Vereinsvorsitzende, Angela Elsner, begleitete uns. Für mich gab es viel Neues in den Räumen des Museums zu sehen, liegt doch der letzte Besuch fast zwölf Jahre zurück. Damals sichtete ich im Auftrag des Geschäftsführenden Präsidenten unseres Verbandes Sparkassenunterlagen aus der NS-Zeit in Sachsen.

Zwischenzeitlich wurde das Museum neugestaltet. 2019 fand die Wiedereröffnung statt. Ein Highlight in der Sammlung stellt für mich das älteste Sparkassenbuch dar, das in einer Vitrine ausgestellt ist. Es wurde am 1. September 1835 für Emil Schaditz eröffnet. Die Einlage, zu der in den Folgejahren keine weiteren des Kunden hinzukamen, betrug vier Taler. Der Kassierer und der Buchhalter der Grimmaer Spar- und Leihkasse quittierten mit ihren Unterschriften. Sitz des Instituts war damals das Privathaus des ehemaligen Bürgermeisters Caspar Gottfried Füllkruß am Markt. Die Sparkasse bestand seinerzeit als Aktiengesellschaft eines Vereins. Füllkruß war dessen Vorsteher. Die zugrunde liegende Satzung finden Sie hier im Bestand der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden.

Das Dokument bestimmte, dass es 3,125 Prozent Zinsen gab. Die Verzinsung begann im Monat nach der Einzahlung. Der Kunde bekam zunächst neun Pfennige gutgeschrieben. 288 Pfennige entsprachen zu der Zeit in Sachsen einem Rechnungstaler (Abkürzung rthl. im Sparbuch). Zwölf Pfennige machten einen Groschen, 24 Groschen den Taler. Die Zinsen wurde satzungsgemäß „nach erfolgtem Jahresschlusse, wenn sie im Laufe des Monats Januar nicht zurückgenommen werden, als neue Einlage dem Capitale zugeschrieben und vom 1sten Februar des neuen Jahres wieder mit verzinset“. Mit der Einführung des sächsischen Neugroschens (Abkürzung ngr. im Sparbuch), der zehn Pfennige ergab, erfolgte 1841 ein Schritt in Richtung Dezimalsystem. Der Taler, für den ein neuer Münzfuß galt, bestand fortan aus 30 Neugroschen.

  • Mehrfach-Wumms vor der Hauptwache in Wismar. Rechts im Rathaus wurde 1824 die Sparkasse gegründet. (Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Reinicke & Rubin in Magdeburg, versendet 1909; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Zwei Doppeljubiläen

Nun ist das neue Jahr bereits einige Tage alt und die Sparkasse Wittenberg mittlerweile 30 Jahre jung. Sie entstand am 1. Januar 1994 aus den Kreissparkassen Jessen und Wittenberg. Einen gewichtigeren Anlass für ein Jubiläum gibt es jedoch bald. Die Sparkasse gibt nämlich als ursprüngliches Gründungsjahr 1824 an und wird demnach bald 200. Am 10. März 1824 beschloss die Stadt Wittenberg die Gründung einer Sparkasse. Die erste Einzahlung fand nach der Eröffnung am 5. Januar 1825 im Rathaus statt.

Auch die Sparkasse der Stadt Wismar nahm den Geschäftsbetrieb im Rathaus auf, am 2. Januar 1825. Der Beschluss des Stadtrates zur Einrichtung dieses Geldinstitutes war am 23. Juni 1824 erfolgt. Ebenfalls im Juni, und zwar am 1. im Jahr 1994, verschmolzen die Kreissparkassen Gadebusch und Grevesmühlen sowie die Sparkasse Wismar zur heutigen Sparkasse Mecklenburg-Nordwest. Sie beruft sich ebenfalls auf die kommunale Entscheidung im Jahr 1824, wenn es um das Datum ihrer historischen Gründung geht.