• Die Nikolaikirche in Freiberg war der Veranstaltungsort für die Gesschichtsstunde, in der Geld- und Sparkassengeschichte Themen waren. : © Historisches Archiv des OSV

Die Freiberger Gesschichtsstunde und das liebe Geld

Gestern war es soweit: Freiberger Geschichtsstunde in der Nikolaikirche. Viel Zeit hatte ich in die Vorbereitung der Bilderpräsentation investiert, die die Geld- und Sparkassengeschichte thematisierte. Eine ganze Menge Silber stand digitalisiert und grafisch „aufpoliert“ für die Freibergerinnen und Freiberger bereit. Von mehreren Währungen, mit denen die regionale Sparkasse in ihrer Geschichte schon zu tun hatte, wurde berichtet. Vom Taler aus dem Gründungsjahr der Sparkasse 1823 bis zum Euro ging die historische Bilderreise. Parallel referierte Frau Dr. Indra Frey, Pressesprecherin der Sparkasse Mittelsachsen, über die Entwicklung der Sparkasse vor Ort. Auch diesen Teil konnte ich mit allerhand buntem Bildmaterial aus dem Historischen Archiv des OSV unterstützen.

Doch zurück zu meinem Part, der Geldgeschichte. Anekdoten durften hier nicht fehlen. So erfuhren die Gäste, dass die schönen Silbertaler durch Münzreformen im 19. Jahrhundert immer weniger Edelmetall beinhalteten. Lange Zeit hatte der Groschen nicht 10, sondern 12 Pfennige. Eine Goldwährung gab es in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg. In diesem schwärzte der Staat dann Silbermünzen, weil das Volk das glänzende Geld hortete. Nicht erst in der DDR, sondern schon damals wurden Münzen aus Aluminium eingeführt. Die sich bis 1923 steigernde Inflation wurde ausgiebig mit Papiergeld bedacht. 387 Billionen Mark betrugen die Guthaben bei der Stadtsparkasse Freiberg am Ende der Hyperinflation. Das waren in der neuen Währung lediglich 387 Reichsmark. Ursächlich für den Untergang der Reichsmark war das verbrecherische NS-Regime.

Währungsreformen in West und Ost forcierten 1948 die Spaltung Deutschlands. Interessant ist, dass das Geld trotzdem bis 1964 den gleichen Namen hatte: Deutsche Mark. Die harte Westmark kam schließlich 1990 in die DDR. Im selben Jahr wurde unser Land wiedervereinigt. 2001 konnten sich die Menschen die ersten Euros bei ihrer Sparkasse abholen. Die DM-Münzen wurden übrigens mit zu Euros umgeschmolzen. Kam im Deutschen Reich der Reichsadler aufs Geld, so finden wir nun den Bundesadler auf in der Bundesrepublik Deutschland geprägten Eurostücken. Ja, auch etwas „Adlerkunde“ durfte gestern nicht fehlen.

Natürlich stand die Geldgeschichte nicht allein für sich. Immer wieder habe ich etwa Währungsumstellungen anhand von alten Sparbüchern verdeutlicht. Von diesen gibt es über 1.000 Stück in unserem Archiv. Und auch viele andere Zeugnisse der Geschichte der Mitgliedssparkassen des OSV, die sich bei weiteren Referaten nutzen lassen, befinden sich in Potsdam „unter Tage“. Gern unterstützen wir unsere Sparkassen, etwa im Rahmen heranrückender Jubiläen, mit Bildmaterial und Objekten. Ich komme auch gern mit einem interessanten Vortrag im Gepäck vorbei.

  • Rathaus und Sparkasse Ende Mai 2018 : © Thomas Einert

175 Jahre Sparkasse in Eisleben

Heute vor genau 175 Jahren war es soweit. Im Kämmerei-Kassen-Local des Rathauses von Eisleben eröffnete um 14:00 Uhr eine Sparkasse. Der Magistrat hatte einige Tage zuvor im Kreisblatt für den Mannsfelder See-Kreis unterhaltenden und belehrenden Inhalts über diesen Termin informiert. Auch die Satzung des Geldinstituts war abgedruckt. Dem Dokument können wir Interessantes zur ersten Sparkasse im Geschäftsgebiet der heutigen Sparkasse Mansfeld-Südharz entnehmen.

So war anfangs tatsächlich nur am Mittwoch und Sonnabend jeweils drei Stunden geöffnet. Zur Geldanlage gab es 1843 lediglich Sparbücher. Auch die Möglichkeiten des Kreditinstituts, mit den Einlagen zu wirtschaften, waren noch begrenzt. Pupillarisch sichere Hypotheken und inländische Staatspapiere oder Pfandpapiere sah die Satzung insbesondere vor.

Gerechnet wurde damals mit Talern, Silbergroschen und Pfennigen. Zwei Silbergroschen und sechs Pfennige waren der Unkostenbeitrag für ein Sparbuch. Für den Taler gab es jährlich einen Silbergroschen Zinsen. 300 Taler betrug das erlaubte Maximalguthaben eines Sparkassenbuchs. Mit bis zu 2.000 Talern Sicherheitskaution haftete der Stadtkassen-Rendant bei Fehlern. Für seine Mühwaltung bekam der einzige bezahlte Mitarbeiter der Sparkasse eine angemessene Remuneration aus deren Einkünften.

Zu einer ordentlichen und sparsamen Lebensführung wollte die Stadtverwaltung nicht nur die Bevölkerung von Eisleben motivieren. Auch Bewohner der Umgebung konnten zur Kundschaft gehören und für die Zukunft vorsorgen. Als Hilfsmittel zum eigenverantwortlichen Wirtschaften wurden Sparkassen damals gegründet. Aber letztlich profitierten auch die Trägerkommunen von ihren Geldhäusern. So sah nicht nur die Satzung der Stadtsparkasse Eisleben Regelungen zum Kommunalkredit und zur Verwendung der Überschüsse zu öffentlichen Zwecken vor.

  • Sparmarke Hartenstein Sachsen 1883

    Am 11. Mai 1883 führte die Stadtsparkasse in Hartenstein Sparmarken ein. Diese konnten Kleinsparer bei Verkaufsstellen erwerben. : © Historisches Archiv des OSV

Kleinsparen mit Sparmarken

„Es ist leider viel zu wenig bekannt, daß die Kunst des Sparens vorzugsweise darin besteht, die kleinen Ausgaben nach Möglichkeit zu vermeiden. Die großen verbieten sich vielfach von selbst, zum mindesten geht ihnen eingehendere Erwägung voraus, ob sie nicht besser zu unterlassen seien; zu kleinen Ausgaben aber, durch welche man sich vorübergehende Bequemlichkeiten verschaffen oder kurzweilige Genüsse bereiten kann, die durchaus nicht zu den unabweisbaren Lebensbedürfnissen gehören, ist der Mensch in der Regel nur zu geneigt, weil er meint, daß der dafür aufgewendete Fünf- oder Zehnpfenniger in der Summe der Ausgaben überhaupt verschwinde.

Wie irrthümlich diese Anschauung ist, kann Jedermann erfahren, der sich die Mühe nimmt, alle derartigen kleinen Ausgaben einer Woche oder einen Monat hindurch gewissenhaft aufzuschreiben und zu summiren. Die mögliche Vermeidung kleiner Ausgaben wird naturgemäß am besten durch Gelegenheiten, kleine Beträge dauernd zu sparen und zinsbar anzulegen, erreicht. […] In Sachsen hat zuerst, im Jahre 1881, Bürgermeister Bauer in Burgstädt die Einführung von Sparmarken angeregt und damit viel Anklang gefunden. Binnen wenigen Jahren hatte die Mehrzahl der sächsischen Sparkassen das Sparmarkensystem eingeführt und namentlich im Anfange auch guten Erfolg damit erzielt.“

Dr. Georg Wächter: Die Sparkassen im Königreiche Sachsen 1886 bis 1893, in: Zeitschrift des K. Sächsischen Statistischen Büreaus, 41. Jg, 1895, S. 11

  • Die Geschichte der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin begann in Neuruppin, Wittstock und Kyritz. Dies waren die ersten drei Gründungen im Geschäftsgebiet der Sparkasse. (Abb. Ausschnitt Landkarte der preuß. Provinz Brandenburg; Druck und Verlag von C. Flemming in Glogau, 1844) : © Historisches Archiv des OSV

25 Jahre und mehr Sparkasse Ostprignitz-Ruppin

Seit einem Vierteljahrhundert gibt es nun schon die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin. Mit Wirkung zum 1. Mai 1993 fusionierten infolge einer Kreisgebietsreform drei Sparkassen zu dem Institut. Es handelte sich um die Kreissparkassen Kyritz, Neuruppin und Wittstock. Neuruppin ist Hauptsitz der Sparkasse und zugleich ältester Standort im Geschäftsgebiet.

Bereits vor über 170 Jahren, am 25. März 1848, eröffnete dort die Spar-Kasse des Ruppiner Kreises. Aber auch die anderen beiden Sparkassen brachten eine lange Geschichte mit. So begann am 6. Oktober 1849 die Städtische Sparkasse Wittstock ihr Geschäft. Am 25. Mai 1855 beschlossen die Stände des Ostprignitzschen Kreises die Gründung einer Kreissparkasse in Kyritz. Der Tag ihrer Eröffnung in 1855 oder 1856 ist leider nicht bekannt.*

Die Stadtsparkasse von Wittstock wurde übrigens zum 1. Januar 1935 auf die Kreissparkasse Ostprignitz überführt. Dies war nicht die erste und auch nicht die letzte Fusion vor der Gründung der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin. Die eingangs genannten drei Kreissparkassen entstanden aber im Zuge der Verwaltungsreform 1952 in der DDR. Damals wurden die Altkreise Ostprignitz und Ruppin abgeschafft und neue Kreise gebildet.

* Vgl. Falk, Beatrice/ Hauer, Friedrich: Tradition und Moderne. Geschichte der Sparkasse im Landkreis Ostrprignitz-Ruppin, 1998, S. 27 f.

  • Nach der Inflation wurden Sparkassenguthaben in Mark entsprechend rechtlicher Vorschriften aufgewertet. : © Historisches Archiv des OSV

Wie aus 25.000 Mark schließlich 60 Reichspfennige wurden

Ein weiteres Sparbuch aus unserem Archivbestand, das seinen Weg in die Sonderausstellung des Deutschen Historischen Museums gefunden hat, möchte ich Ihnen heute vorstellen. Es stammt aus Schwarzenberg im Erzgebirge und verdeutlicht die Wirkungen der Inflation Anfang der 1920er-Jahre. Der Inhaber dieses Buches hatte durch seine Einzahlungen im Jahr der Hyperinflation ganze 25.000 Mark auf dem Konto. Dies waren aber in der neuen Währung lediglich 0,000.000.025 Reichsmark. Eine Billion Mark entsprachen einer Reichsmark.

Inflationsgeschädigte Sparer konnten jedoch auf eine Entschädigung hoffen. Am 1. November 1924 meldete der Kunde sein Sparkassenbuch zur Aufwertung an. Eine Verordnung des Freistaats Sachsen hatte zuvor die Sparkassen zu Anmeldestellen für Aufwertungsansprüche bestimmt. Zunächst sollten gemäß einem Reichsgesetz von 1925 ihre Aktiva, etwa Hypothekenkredite, aufgewertet werden. Erst danach konnte ein Treuhänder unter Aufsicht der obersten Landesbehörde die Einlagenhöhe festlegen. Das Aufwertungsgesetz sah bezüglich der Sparkassenguthaben vor, dass mindestens 12,5 % ihres Goldmarkwertes erstattet werden sollte.

Dieser Mindestsatz findet sich auch 1926 in der ersten sächsischen Ausführungsverordnung zum Gesetz. Anders als zum Beispiel in Preußen, gab es hier aber keinen einheitlichen Aufwertungssatz für alle Sparkassen. Festgelegt wurde, das jedes Institut soweit möglich seine Aktiven wiederherstellte. Die in Goldmark umgerechneten Markeinlagen wurden dann mit dem realen Sparkassenbesitz, der vorhandenen Teilungsmasse, ins Verhältnis gesetzt. So ergab sich ein individueller Aufwertungssatz. Dieser betrug etwa bei der Stadtsparkasse Schwarzenberg 25,7 %.

Zur Guthabenumrechung wurde in Sachsen 1926 ein vom Direktor der Sparkasse Wilhelmshaven entwickeltes System erlaubt.* Demnach waren 10.000 Papiermark am 2. März 1923 genau 1,95 Goldmark. 15.000 Papiermark entsprachen am 3. Juli 1923 wegen der fortschreitenden Inflation nur noch 0,40 Goldmark. Die Sparkasse addierte und trug 2,35 Goldmark ein. Unter Berücksichtigung des oben genannten Aufwertungssatzes erhielt der Kunde am Schluß ganze 60 Reichspfennige.

* Das einfachste Verfahren zur Errechnung des Goldwertes der Spareinlagen nebst Errechnungsmuster und Umrechnungstabellen. Ein Hilfsbuch für Sparkassen von G. Vollhaber, Sparkassendirektor, 3. Auflage, Wilhelmshaven, 1926 (Bestand Historisches Archiv des OSV)

  • Vor 100 Jahren wurde die Sparkasse in Schwerin kommunal. Erst danach konnten neue Produkte wie Scheck und Girokonto eingeführt werden. : © Historisches Archiv des OSV

Auf dem Weg zum Universalinstitut

Schon seit 1821 gibt es in Schwerin eine Sparkasse. Gegründet wurde sie jedoch nicht als kommunales Institut. Erst vor 100 Jahren ging die sogenannte Ersparnisanstalt auf die Stadt über. Die Einrichtung firmierte seit April 1918 als „Ersparnisanstalt in Schwerin, städtische Sparkasse“. Erst nach der Übernahme durch die Kommune und Annahme der Mustersatzung für die Stadtsparkassen im damaligen Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin konnte eine bankmäßige Entwicklung des Instituts erfolgen.

Zwar wurde den deutschen Sparkassen bereits 1908 durch das Reichsscheckgesetz die passive Scheckfähigkeit zugestanden. Die Entscheidung über die Zulassung lag jedoch bei den Aufsichtsbehörden der Länder. Die vom Schweriner Innenministerium genehmigte Mustersatzung aus dem Jahr 1917 erlaubte nur den kommunalen Sparkassen moderne Geschäfte. So konnte im August 1918 bei der städtischen Sparkasse der Scheck- und Überweisungsverkehr eingeführt werden. Die Entwicklung zum universal tätigenden Kreditinstitut hatte begonnen.