„Knastgeld“ in DDR-Haftanstalten
Der Bestand an Zahlungsmitteln im Historischen Archiv des OSV wird – auch für die aktuelle Wanderausstellung „Geldgeschichten“ – stets erweitert. Zuletzt waren unter den Neuerwerbungen mehrere Wertmarken aus Papier. Nach einiger Recherche stellte sich heraus, dass es sich dabei um Gefängnisgeld handelt, welches in Haftanstalten der DDR als Zahlungsmittel ausgegeben wurde.
Die Arbeit in den Haftanstalten sollte zum einen der Erziehung der Gefangenen dienen, zum anderen war sie ein wichtiger Bestandteil des DDR-Wirtschaftssystems. Unter oft verheerenden Arbeitsbedingungen wurde im Drei-Schicht-System gearbeitet. Dabei waren 48-Stunden-Wochen plus Zusatzschichten keine Seltenheit. Die Häftlinge wurden mit Druck und der Aussicht auf Hafterleichterungen zu hohen Arbeitsleistungen angetrieben. Anreize wurden mit Artikeln für den persönlichen Bedarf oder der Aussicht auf Briefkontakt zu Familie und Freunden geschaffen.
Jedoch gab es auch Arbeitsverweigerer, darunter vor allem politische Gefangene, welche damit gegen das System und die Haftbedingungen protestierten. Die Folge war der Entzug aller Vergünstigungen sowie wöchentlicher Arrest.
Meist handelte es sich bei den Tätigkeiten um Zuarbeit für die umliegenden Betriebe, wovon auch westliche Unternehmen profitierten. So wurden beispielsweise Haushaltsartikel produziert, die das westdeutsche Versandhaus Quelle als Hausmarke vertrieb.
Für ihre Arbeit stand den Gefangenen ab Ende der 1950er Jahre ca. 10 % eines vergleichbaren Nettolohns zur freien Verfügung. Den größten Teil der Zahlungen behielt die Gefängnisleitung für die Haftkosten ein. Zuletzt bekam ein Häftling rund 138 Mark. Von diesem Betrag mussten ggf. die Familie unterstützt und Rücklagen für das Leben nach der Entlassung gebildet werden. Den restlichen Betrag bekam man als Eigengeld in Form von Wertmarken („Knastgeld“) ausgezahlt.
Die Wertmarken dienten in den anstaltsinternen Läden als Zahlungsmittel, wo Waren des täglichen Bedarfs erworben werden konnten. Dort war das Sortiment begrenzt und wurde zu überhöhten Preisen angeboten. Besonders begehrt waren Zigaretten, Kaffee und zuätzliche Nahrungsmittel sowie auch Kosmetikartikel.
Anna-Lena Seibel
Praktikantin im Historischen Archiv des OSV
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Quellen:
Jan Philipp Wölbern: Die historische Aufarbeitung der Zwangsarbeit politischer Häftlinge im Strafvollzug der DDR, Potsdam 2016.
Tobias Wuschnik: Selbstbehauptung und politischer Prostest von Gefangenen im DDR-Strafvollzug, in: Ehrhard Neubert, Bernd Eisenfeld (Hrsg.): Macht-Ohnmacht-Gegenmacht. Grundfragen zur politischen Gegnerschaft in der DDR, Bremen 2001, S. 267-293.
Jan Philipp Wölbern, Haftarbeit in der DDR. Eine Zwischenbilanz, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, 13 (2016), S. 86-107.
Rolf Siebert 14:35
Ich bin noch im Besitz von diesen Wertgutscheinen, die als „Knastgeld“ gedient haben.
Die Scheine wurden auch in größeren zeitlichen Abständen ausgetauscht. Mir liegen Scheine mit folgenden Gültigkeiten vor:
1975 – 1982
1982 – 1990
1990 – 1991.
Danach wurde dieses „Zahlungsmittel“ wahrscheinlich abgeschafft.
Claudia Wöhnl 9:39
Guten Tag Herr Siebert,
vielen Dank für die wertvollen Informationen.
Wir werden versuchen noch weitere Ausgaben zu erwerben.
Freundliche Grüße
Claudia Wöhnl
uwe große 20:08
knastgeld hat nicht 1991 aufgehört zu existieren, in der jva brandenburg wurden die scheine in diesem jahr durch wertmarken aus plaste mit hologramm (brandenburger adler rückseitig) ausgetauscht und ung. mit der einführung des euros wieder eingestellt. die scheine wurden gegen die wertmarken ausgetauscht, weil die scheine durch freigänger auf farbkopieren im ausgang kopiert wurden. die wertmarken wurden als werte 0,01- ,0,05- ,0,10 , 0,50 , 1,00 , 5,00, 10,00 ,20,00 ,50,00 dm ausgegeben. farblich pro wert jeweils unterschiedlich und von einer firma die jetons macht hergestellt. ich besitze noch zwei komplettsätze.
mfg uwe
uwe große 21:11
guten tag,
die scheine mit aufdruck dm wurden in der jva brandenburg bis 1991 verwendet und abgeschafft weil freigänger im ausgang diese auf farbkopieren gefälscht wurden. dannach wurde in brb wertmarken aus plaste mir rückseitigen hologramm (brandenburger adler) in den werten 0,01 -, 0,05 -, 0,10-, 0,50, 1,00-, 5,00-, 10,00-, 20,00-, 50,00 dm jeweils in verschieden farben ausgegeben und bis zur euroeinführung beibehalten.
ich besitze noch zwei komplettsätze davon.
mfg uwe