Konspirativ fing es an …
Blogserie, Teil 8
Konspirativ war es, das erste persönliche Zusammentreffen von Vertretern des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes und der Abteilung Sparkassen der Staatsbank der DDR. So wusste deren Präsident Dr. Horst Kaminsky nichts von der Zusammenkunft, die am 2. Januar 1990 bei der Sparkasse in West-Berlin stattfand. Denn dienstliche Kontakte waren eigentlich untersagt. Abteilungsleiter Rainer Voigt und sein Stellvertreter Hans-Georg Günther hatten deswegen dringende Arzttermine vorgeschoben und sich „abgesetzt“.* Empfangen wurden sie vom stellvertretenden Geschäftsführer des DSGV, Dr. Walter Geiger, und dem Leiter der Deutschen Sparkassenakademie, Prof. Dr. Günter Ashauer.
Man tauschte sich über das Sparkassenwesen in Ost und West aus. Ein wichtiges Gesprächsthema stellte die Bildung eines Sparkassenverbandes in der DDR dar, mit der Voigt beauftragt war. Die Vertreter des DSGV wollten bei der Etablierung helfen und gaben Hinweise, verwiesen etwa auf die rechtlichen Grundlagen von Regionalverbänden. Im Osten gab es jedoch (noch) keine Länder, sondern Bezirke. Und auch der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik war noch nicht beschlossen. Die Schwierigkeit bestand darin, einen überregionalen Verband mit einer regionalen Satzung zu schaffen.** Die Sparkassen wollten keinesfalls von zentraler Stelle bevormundet werden, wie sie es schon von der Staatsbank kannten. Beim Entwicklungsprozess der Verbandssatzung vor 30 Jahren konnten alle ostdeutschen Sparkassendirektoren und -direktorinnen mitwirken.
Vor diesem Hintergrund fand schließlich am 26. Januar 1990 ein Treffen statt, zu dem Kaminsky selbst geladen hatte. Er wurde vom Vizepräsidenten Bruno Meier und von Rainer Voigt begleitet. Zu Besuch nach Ost-Berlin kamen der DSGV-Präsident Dr. h. c. Helmut Geiger, der Verbandsgeschäftsführer Dr. Hannes Rehn sowie sein Stellvertreter, Dr. Walter Geiger. Vereinbart wurde die Zusammenarbeit zwischen der Sparkassenabteilung und dem Dachverband. Der DSGV-Präsident kündigte nach der Zusammenkunft öffentlich an, dass die für März geplante Gründung des DDR-Sparkassenverbandes von der bundesdeutschen Sparkassenorganisation voll unterstützt werde.*** Endlich würden die Sparkassen aus ihrer Abhängigkeit von der Staatsbank entlassen. Ihre Geschäftstätigkeit sollte der neue Verband koordinieren und Hilfestellung bei der Umgestaltung des Sparkassenwesens geben, so Geiger.
Fortsetzung am 07.02.2020
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* So berichtet z. B. Hans-Georg Günther im Entwurf einer Abschiedsrede für den DSGV-Präsidenten Dr. h. c. Helmut Geiger 1993; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-81/2004, Bd. 1
** Vgl. ZZI Rainer Voigt, 15.05.2012; Bestand: Historisches Archiv des OSV
*** DDR-Sparkassenverband vor Gründung, in: Deutsche Sparkassenzeitung, Nr. 8, 30.01.1990, S. 1; Bestand: Historisches Archiv des OSV