• Ansturm auf die Stadtsparkasse Berlin am Mühlendamm beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 110 Jahren (Abb. in der Illustrirten Zeitung, Nr. 3710, S. 260; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

„Kopflose Maßnahmen des Publikums“

Mit diesen Worten betitelte die Illustrirte Zeitung das Foto, das viele Kundinnen und Kunden zeigt, die bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor der Berliner Stadtsparkasse Schlange stehen, um Erspartes abzuheben. Das Berliner Tageblatt berichtete, dass zur Aufrechterhaltung der Ordnung Polizei angefordert werden musste. Als vertrauensbildende Maßnahme wies die Sparkasse mit riesigen Schildern am Gebäude auf die Haftung der Stadt für die Sicherheit der Einlagen hin. Das Geld sei als Privateigentum sowohl gegen den Zugriff des deutschen Staates und die Verwendung für Kriegszwecke als auch vor dem Feind geschützt, verkündete damals der preußische Innenminister.

Das Fachblatt des Deutschen Sparkassenverbandes, Die Sparkasse, widmete sich der Panik bei den Sparkassen im Nachgang und publizierte umfangreiches Zahlenmaterial. Verschiedene Ursachen wurden ausgemacht. Interessant erscheint zum Beispiel, dass Menschen schlichtweg Geld benötigten, um einzukaufen, weil sie Lebensmittelmangel befürchteten. Nach dem Bekanntwerden der Mobilmachung Russlands am 26. Juli 1914 nahmen die Angstabhebungen enorm zu. Den Höhepunkt erreichte der Run auf die Sparkasse der Stadt Berlin schließlich am 31. Juli (Freitag) mit 11.019 und 1. August 1914 (Samstag) mit 11.701 Rückzahlungen. Die Spareinlagen reduzierten sich um 1,291 und 1,366 Millionen Mark. Nach der Verkündung der deutschen Mobilmachung am ersten Augusttag legte sich die Unruhe und ab dem nächsten Kassentag ging der Andrang zurück.

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