• Bild 1: Porzellan-Spardosen der Sparkasse der Stadt Leipzig von 1938 (rechts) und der Städtischen Sparkasse Plauen von 1939 (links). : © Historisches Archiv des OSV

  • Bild 2: Werbeanzeigen der Porzellanfabrik Heinrich & Co., Selb in der „Sparkassen-Zeitung" vom 23. Juni 1938 (oben links), 13. August 1938 (unten links) und November 1939 - Mai 1940 (rechts). : © Deutscher Sparkassenverlag

  • Bild 3: Porzellan-Spardose für die „reifere Jugend" mit den Sparzielen Motorrad, Hochzeit und Eigenheim. : © Historisches Archiv des OSV

  • Bild 4: Porzellan-Spardose der Sächsischen Bank, gedacht für Schulkinder. : © Historisches Archiv des OSV

  • Bild 5: Links die Porzellanmarke der Firma Heinrich & Co., Selb vor 1939 (links) und ab 1939 (rechts). : © Historisches Archiv des OSV

  • Bild 6: Der Blecheinsatz mit Geldeinwurf und Schloß. Die Schlüssel verblieben bei den Sparkassen. : © Historisches Archiv des OSV

Die Heimsparbüchse, die dem Sparer gefällt! – Spardosen der Porzellanfabrik Heinrich & Co., Selb

Heute stellen wir Ihnen besonders hübsche historische Spardosen aus unserem Archiv vor.

Es handelt sich um Porzellan-Spardosen, die Ende der 1930er Jahre in Deutschland auf den Markt kamen. Sie trafen den Geschmack damaliger Sparer und ziehen auch heute noch durch ihr gelungenes Design und leuchtenden Farben Blicke auf sich.

Schon im Juli 1937 informierte der „Sparkassen-Werbedienst“ über die Porzellan-Heimsparbüchse in Glockenform als eine „aktuelle Neuheit“. Diese Spardose hatte noch eine verschließbare Entnahmeöffnung auf der Unterseite. Beim nicht genannten Hersteller handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die Porzellanfabrik Heinrich & Co., Selb, die bereits 1936, anlässlich der Olympischen Spiele in Berlin, Spardosen in Form der „Olympiaglocke“ herstellte.

Die Porzellanfabrik Heinrich & Co., Selb, gegründet 1896 von dem Porzellanmaler Franz Heinrich, produzierte von 1902 bis zur Übernahme 1976 durch die Firma Villeroy & Boch im großen Maßstab hochwertige Porzellanware. Anfang der 1930er Jahre hatte Heinrich & Co., Selb etwa 500 Mitarbeiter. Das oberfränkische Selb, als „Porzellanstadt“ berühmt, beheimatete mit Hutschenreuther und Rosenthal noch zwei andere namhafte deutsche Porzellanhersteller.

Ab Juni 1938 wurde in der Sparkassen-Zeitung die Porzellan-Heimsparbüchse der Porzellanfabrik Heinrich & Co., Selb als neuartige Spardose beworben [Bild 2]. Sie hatte nun einen Münzeinwurf- und Geldentnahme-Einsatz aus Blech in der oberen Öffnung, der sich mittels eines Schlüssels öffnen ließ.

Sparkassen, Banken und Versicherungen, aber auch Privatkunden, bestellten in großer Zahl die Porzellan-Heimsparbüchse. Bereits Mitte August 1938 brüstete sich der Hersteller damit, bereits „zehntausende Verkäufe“ verzeichnen zu können [Bild 2]. Zweifelsohne erfreuten sich diese Porzellan-Spardosen großen Zuspruchs. Darauf verweist auch die Anzeige von September 1938, in der das Lob der Stadt- und Kreissparkasse Neubrandenburg für die „gefällige Form“ der Porzellan-Heimsparbüchse wiedergegeben wird.

Die damalige Reklame übertrieb sicherlich nicht, wenn sie die schöne Gestaltung und Hochwertigkeit der Porzellan-Heimsparbüchse betonte. Ins Auge stechen vor allem die liebevollen und farbenfrohen Illustrationen. Ursprünglich in vier Varianten verfügbar, wuchs die Palette bis Ende 1939 auf sechs Ausführungen an. Dabei wurde bewusst versucht, für jede Altersgruppe unter den Sparern eine eigene Version mit entsprechenden Sprüchen anzubieten. Die Anzeige die  November 1939 bis Mai 1940 geschaltet wurde [Bild 2], zeigt alle sechs Dekore für Neugeborene, Kleinkinder, Schulanfänger, Schulentlassung, reifere Jugend und Erwachsene. Die sechs- bis zehnfarbigen Drucke sind im zeittypischen Stil gehalten, wie er in den 1930ern häufig für Werbung und Kinderbuch-Illustrationen verwendet wurde.

Unser erstes Exemplar [Bild 1, rechts] wurde 1938 für die Sparkasse der Stadt Leipzig angefertigt. Die Herstellermarke auf der Unterseite ist die vor 1939 verwendete Version und das Deutsche Reichspatent war noch nicht erteilt, wie wir der Beschriftung des Blecheinsatzes entnehmen können. Diese „Erwachsenen“-Ausführung  der Porzellan-Heimsparbüchse mit dem Vers  „Die Sparsamkeit der Bienen laß Dir als Vorbild dienen!“ zeigt einen Bienenkorb mit realistisch dargestellten Bienen auf einer Blumenwiese.

Die zweite Dose aus unserem Archiv [Bild 1, Bild 3], wurde 1939 zum 100-jährigen Jubiläum von der Städtischen Sparkasse Plauen ausgegeben und zeigt den Dekor für die „reifere Jugend“. Hier werden die Sparziele abgebildet die so mancher junge Mensch damals (und sicherlich auch heute noch) hatte: ein Motorrad, eine traumhafte Hochzeit und ein Eigenheim. Begleitet wird dies von dem Vers „Gesparter Pfennig ist der Keim für Wohlstand, Glück und Eigenheim!“, der hier in Sütterlin-Schreibschrift gehalten ist. Die Herstellermarke ist die ab 1939 verwendete Form und der Blecheinsatz nunmehr mit „D.R.P.“ versehen.

Zum Abschluss zeigen wir Ihnen noch die „Schulanfänger“-Variante [Bild 4], mit Illustrationen zum Reim „Nütz‘ der Schulzeit gold’ne Jahre: lerne, spiele, wand’re, spare!“. Auch diese Spardose trägt die 1939 eingeführte Marke der Firma Heinrich & Co. Selb und wurde von der Sächsischen Bank ausgegeben.

Armin Riazi, Praktikant Historisches Archiv des OSV

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Quellen:

Franz Heinrich, www.porzellan-selb.de/project/porzellanindustrie-franz-heinrich

Porzellangeschichte, www.porzellanstrasse.de/de/porzellanstrasse/orte/selb.html

Porzellanmarken-Datenbank, www.sammler.com/porzellanmarken

Sparkassen-Werbedienst, 1937

Sparkassen-Zeitung, Jg. 1938-1940

  • © Janny Oestreich

„Analog zur Wirklichkeit – Mediale Quellen in Archiven“

Besuch des 2. Berliner Archivtags

Als Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes nutzte ich am 20.11.2018 die Gelegenheit, dem zweiten Berliner Archivtag beizuwohnen.

Die Akademie der Künste hieß am Veranstaltungstag geschätzt 200 Interessierte in ihren Räumlichkeiten willkommen. Eine beträchtliche Anzahl an Besuchern! Darunter fanden sich vor allem Archivare, Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, Archivdienstleister sowie Auszubildende und Studierende der Informations- und Archivwissenschaften. Auf dem Podium referierten Archivare, Professoren, Restauratoren, ein Regisseur und ein Rechtsanwalt zu Themen rund um die Sicherung und Digitalisierung des analogen Informationsgutes sowie den daraus abgeleiteten Urheber- und Nutzungsrechten.

Der Bewahrung unserer Kulturgutüberlieferungen stehen einige Probleme gegenüber: Tonbänder zerfallen, Fotomaterial verblasst, wertvolle Schriften auf Papier vergilben und brechen. Mit der Digitalisierung solcher Informationsträger wird ein Voranschreiten des Zerfalls zwar nicht beendet, doch ihr Informationsgehalt bleibt als Sicherungskopie bestehen.

Der diesjährige Berliner Archivtag setzte sich zum Ziel, ausgiebig über diesen Sachverhalt in 19 Kurzvorträgen rund um das Thema audiovisuelle Quellen in Archiven zu informieren. Die Veranstaltung diente primär dem fachlichen Austausch untereinander, welcher vor, während und nach den Vorträgen mit Hilfe einer parallel stattfindenden Archivmesse und abschließender Podiumsdiskussion erreicht wurde.

In dem Wissen, dass ich einen Beitrag zu dieser Veranstaltung für den Sparkassengeschichtsblog verfassen werde, horchte ich bei einer Vortragsreihe über die Aktivität von Berliner Archiven in sozialen Medien auf! Im Mittelpunkt standen dabei der Aufwand und Nutzen digitaler Textsammlungen. Ein Blog gibt als Erweiterung der archivischen Öffentlichkeitsarbeit allen Lesern Aufschluss darüber, was das vielfältige Berufsbild des Archivars an Aufgabenfeldern beinhaltet. Einig waren sich alle Referenten in dem Punkt, dass man mit Hilfe eines Blogbeitrages besondere Funde aus dem Archiv jederzeit publizieren kann. So handhabt es auch der Sparkassengeschichtsblog des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, der kurz vor seinem 300. Beitrag steht und nächstes Jahr sein 5. Jubiläum feiert!

Der 2. Berliner Archivtag endete, doch das Bewusstwerden über die voranschreitende Digitalisierung beginnt.

Janny Oestreich, Praktikantin des Historischen Archivs des OSV

  • Die Zentrale der Kreissparkasse befand sich vor 100 Jahren in Berlin-Steglitz. (Abb.: Ausschnitt Ansichtskarte unbekannter Verlag, versendet 1914; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die zehntgrößte deutsche Sparkasse …

… war vor 100 Jahren die Teltower Kreissparkasse. Das Institut war deshalb so groß, weil ein Teil seines Geschäftsgebietes im „Speckgürtel“ der Reichshauptstadt lag. Zweigstellen hatte die Großsparkasse unter anderem in den Vororten Friedenau, Köpenick, Lichterfelde, Südende, Steglitz und Tempelhof. Daneben gab es noch zahlreiche Agenturen, die überwiegend von Kaufleuten betreut wurden. Sie waren nicht nur im heutigen Stadtgebiet Berlins, sondern auch in Brandenburg zu finden, etwa in Zossen. Wer zur Hauptstelle wollte, musste nach Steglitz. Dort stand seit 1906 diese repräsentative Zentrale der Sparkasse des Teltower Kreises. Zwar gehörte der Ort noch nicht zu Berlin, musste jedoch wie viele andere die Bezeichnung „Berlin“ im Namen führen. Durch die Erweiterung zu Groß-Berlin 1920 verlor der Kreis übrigens Stadt- und Landgemeinden sowie Gutsbezirke, die aber Geschäftsgebiet der Kreissparkasse blieben. Allerdings wurde dann auch die Stadtsparkasse Berlin dort aktiv.

  • Politische Ereignisse wirkten sich auf die Entwicklung der Einlagen bei der Sparkasse der Stadt Berlin in der DDR-Zeit aus. : © Historisches Archiv des OSV

Politik und Einlagenentwicklung

Am Beispiel der Sparkasse der Stadt Berlin werde ich am 7. September 2018 beim Sparkassenhistorischen Workshop des DSGV im Alexanderhaus verdeutlichen, wie sich politische Ereignisse auf das Sparverhalten auswirkten. Innerhalb von 15 Jahren vermehrten sich die Spareinlagen bei der Sparkasse in Ost-Berlin enorm, auf eine Milliarde Deutsche Mark der Deutschen Notenbank. Nach der Währungsreform 1948 wurde die Werbearbeit forciert, um Kunden und Einlagen zu gewinnen. Bereits 1959 hatte rechnerisch die Hälfte der, abnehmenden, Bevölkerung ein Sparkassenbuch. Viele Menschen flohen damals, stimmten gleichsam mit den Füßen über das SED-System ab. Auch Beschäftigte der Sparkasse der Stadt Berlin begingen Republikflucht, insbesondere 1961.

Um das Ausbluten der DDR zu stoppen, wurde die Berliner Mauer errichtet. Wie sich die Ereignisse im Sommer 1961 auf die Spareinlagen auswirkten, werde ich thematisieren. Auch der Volksaufstand 1953 wird angesprochen. Ein währungspolitisch bedeutsames Ereignis war hingegen der Austausch der Banknoten 1957. Der SED-Staat wollte einen Geldüberhang beseitigen und die außerhalb des Staatsgebietes bestehenden Bestände entwerten. Die Ost-Berliner versuchte die Sparkasse während der Sparwochen zum Einzahlen des neuen Geldes zu bewegen. Es war übrigens streng verboten, Zahlungsmittel in größeren Mengen nach West-Berlin mitzunehmen. Vor dem Grenzübertritt mussten sie etwa bei der Sparkasse deponiert werden.

  • Nicht nur über die Ausbürgerung von Dr. Albert Sommer informierte die sächsischen Spar- und Girokassen dieses Verbandsrundschreiben. Das Schreiben liegt im Historischen Archiv der Erzgebirgssparkasse. Im Historischen Archiv des OSV sind die Rundschreiben der Jahre 1939 bis 1944 als Digitalisate vorhanden.

Der Fall Dr. Albert Sommer

Im Krisenjahr 1931 führte die Regierung Brüning die Reichsfluchtsteuer ein, um der Kapitalflucht ins Ausland entgegenzuwirken. Ein Viertel des Vermögens sollte abgetreten werden. Dies sollte abschreckend wirken. Um die Zahlung zu erzwingen, konnten die Finanzämter sogar Steckbriefe zur Ergreifung erlassen und das gesamte inländische Vermögen beschlagnahmen. Über diese Fälle konnten sich die Sparkassen unter anderem in der Deutschen Sparkassenzeitung informieren. Sie waren verpflichtet, das zuständige Finanzamt, das Vermögensbeschlagnahmen verfügte, über Forderungen und Ansprüche des Betreffenden zu informieren. Zahlungen an ihn durften nicht erfolgen.

Das NS-Regime nutzte die rechtlichen Regelungen aus der Weimarer Zeit, um zur Auswanderung gezwungene jüdische Bürgerinnen und Bürger zu berauben. Dies sollte dem Staat erhebliche Einnahmen verschaffen. Allein 841.569 Reichsmark Reichsfluchtsteuer plus Zinsen wollte man zum Beispiel von Dr. Albert Sommer erpressen. Er war der erste Sachse, auf dessen Fall 1933 in der Sparkassenzeitung hingewiesen wurde. Der in Dresden promovierte Chemiker hatte die Kaltasphalttechnik in Europa eingeführt und war Aufsichtsratsvorsitzender beziehungsweise Aufsichtsratsmitglied zahlreicher Bau- und Asphaltfirmen. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten hatte er Deutschland verlassen.

Da die Finanzbehörden ein erhebliches Interesse am Besitz des jüdischen Firmeninhabers hatten, versuchten sie ihn schließlich 1938 durch die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit gänzlich zu enteignen. Grundlage war ein 1933 erschaffenes Gesetz, das bald nicht mehr vorrangig gegen politische Emigranten, sondern zur finanziellen Judenverfolgung genutzt wurde. Es erfolgte eine Massenausbürgerung, die auf das Vermögen der Geflohenen abzielte. Juden, die zum Beispiel gegen Steuer- und Devisenrecht verstießen, um Vermögen ins Ausland zu retten, sollten konsequent ausgebürgert werden. Auch über Devisenvergehen informierte übrigens die Sparkassenzeitung.

Wie alle anderen Kreditinstitute, so hatten auch die kommunalen nachzuprüfen, ob sie Vermögen ausgebürgerter Menschen verwalteten. Dazu gab es in Sachsen von 1937 bis 1939 Verbandsrundschreiben mit Namenslisten. Ab 1939 wurden die umfangreichen Namensverzeichnise der Gestapo den Mitgliedsinstituten per Umlauf zur Verfügung gestellt. Konten mussten sofort gesperrt und gemeldet werden. Für die Durchführung der Beschlagnahme war dann die Ausbürgerungsabteilung beim Finanzamt Moabit-West in Berlin zuständig. Deren Unterlagen befinden sich heute im Berliner Landesarchiv. Auch eine Akte zum Fall des Dresdeners Dr. Albert Sommer ist erhalten und wurde von mir eingesehen.

Er hatte das Glück, in der Schweiz Zuflucht gefunden zu haben. Dort lebte er bis 1968. Die noch im Deutschen Reich wohnhaften Juden, die während des Zweiten Weltkriegs in die Todeslager im Osten deportiert wurden, verloren in dem Augenblick, in dem sie die Landesgrenze überquerten, automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit. Zugleich waren sie kollektiv enteignet. Auch dafür hatten die Nationalsozialisten rechtliche Voraussetzungen geschaffen, durch eine Verordnung zum Reichsbürgergesetz 1941. Wie zum Beispiel die sächsischen Spar- und Girokassen infolge mit dem jüdischen Besitz zu verfahren hatten, wird in einem anderen Blogbeitrag beleuchtet.

  • Die Währungsreform 1948 bedeutete für einen Kunden der Kreissparkasse Löbau die Umstellung des Sparbuchs von Reichsmark auf Deutsche Mark. 100 Mark wurden 1 zu 1 übertragen. Vom Mehrbetrag verblieben 20 Prozent. : © Historisches Archiv des OSV

Die Währungsreform vor 70 Jahren

Zum 21. Juni 1948 war gemäß einem Währungsgesetz der drei Westalliierten in ihren Besatzungszonen die Deutsche-Mark-Währung gültig. Die Sowjets zogen nach. Ihre Militärverwaltung befahl, dass ab 24. Juni in der Ostzone und in ganz Berlin mit Spezialkupons versehene alte Reichsmark- und Rentenmarkscheine Zahlungsmittel wurden. Man beanspruchte tatsächlich die Währungshoheit auch über die Sektoren der Franzosen, Briten und Amerikaner, da ja Berlin wirtschaftlich einen Teil der sowjetischen Besatzungszone darstelle. Die Reaktion der Gegner im „kalten Krieg“ folgte. Die Anordnung wurde für Westberlin ungültig erklärt und auch hier zum 25. Juni 1948 die DM eingeführt. Als alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel galt sie jedoch erst ab dem 20. März 1949. Es gab also während der Berlin-Blockade der Sowjets ein Nebeneinander.

Dabei hatten die Währungen sogar eine fast gleiche Bezeichnung. Nach einem Geldumtausch zwischen dem 24. und 28. Juni 1948 in „Kuponmark“ erfolgte einen Monat später ein weiterer in Deutsche Mark der Deutschen Notenbank. In den Tagen vom 25. bis 28. Juli wurde das provisorische Papiergeld durch frisch gedrucktes ersetzt. Weil die Zahlungsmittel relativ zeitnah bereitstanden, lässt sich vermuten, dass die Sowjets den Auftrag zur Herstellung bereits vor der westlichen Währungsreform erteilt hatten. In dem Zusammenhang soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass bereits im Herbst 1947 DM-Scheine in den USA gedruckt wurden.

Wie im Westen, so war auch im Osten Deutschlands zur Identifizierung die Lebensmittelkarte vorzulegen, wenn man im Sommer 1948 Geld umtauschen wollte. Es gab aber Unterschiede bei den Tauschrelationen. So war im Ergebnis die Menge an Bar- und Buchgeld im sowjetisch besetzten Teil des Landes verhältnismäßig hoch. Staatliche Einrichtungen und Unternehmen wurden bei der Währungsreform bevorteilt. Was den „volkseigenen“ Sektor betraf, war man bei der Umwertung großzügig. Parteikonten wurden übrigens 1 zu 1 umgestellt. Aber wie erging es zum Beispiel dem Kleinsparer?

Sein Guthaben, das bis Kriegsende entstanden war, hatte die sowjetische Militäradministration bereits im Sommer 1945 „eingefroren“. Ein Auszahlungsbefehl gab im März 1946 als Unterstützungsleistung für Sparer mit kleineren Guthaben 300 Reichsmark frei. Durch die Währungsreform 1948 wurde das Altguthaben dann auf zehn Prozent abgewertet und in eine Zwangsanleihe umgewandelt. Für Spareinlagen, die nach dem 8. Mai 1945 entstanden waren, gab es gestaffelte Umtauschverhältnisse. Lediglich die ersten 100 Reichsmark wurden 1 zu 1 umgeschrieben. Bei Einlagen über 3.000 RM war der rechtmäßige Erwerb nachzuweisen.

Und wie verhielt es sich mit dem Bargeld? Auch wer im Juni 1948 mehr als 5.000 Reichsmark zur Sparkasse brachte, galt als verdächtig. Jeder Mensch bekam damals als Kopfquote 70 RM im Verhältnis 1 zu 1 in „Kuponmark“ umgetauscht. Größere Barbestände wurden abgewertet. Beim Umtausch einen Monat später erhielt man dann nur 70 Deutsche Mark der Deutschen Notenbank, weil noch nicht genügend neue Geldscheine vorhanden waren. Größere Beträge wurden auf dem Sparbuch gutgeschrieben und waren ab Mitte August 1945 freigegeben.

Die Währungsreform war für die Sparkassen eine große Herausforderung. Überliefert ist, dass in der ersten Phase allein bei den sächsischen Instituten an fast 2.000 Schaltern auf 2,15 Millionen Lebensmittelkarten 865 Millionen Mark Altgeld eingereicht wurden. Die Schalter waren mindestens zehn Stunden am Tag offen zu halten. In der zweiten Phase tauschten die Sparkassen in Sachsen schließlich auf 2,7 Millionen Lebensmittelkarten mehr als 293 Millionen „Kuponmark“ in neues Geld um. Über 10.000 Arbeitskräfte waren vor 70 Jahren mit der Währungsreform beschäftigt.