• Die Spardose aus den 1960er Jahren funktioniert auch mit Euro-Münzen tadellos. Sie ist eine von mehreren ungewöhnlichen Spardosen, die wir mit dem Archivbestand der Ostsächsischen Sparkasse Dresden übernommen haben. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Einfach an der Kurbel drehen - und es passiert: Der Star kommt mit geöffnetem Schnabel heraus, schnappt sich die Münze, fährt wieder rein und lässt das Geld im Häuschen fallen. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

„Kommt ein Vogel geflogen…“

Spardosen sind wahre Kunstwerke, die in nahezu jeder erdenklichen Form, Farbe und Größe daherkommen. Heute möchte ich einen ganz besonderen Neuzugang vorstellen, der kürzlich von der Ostsächsischen Sparkasse Dresden eingetroffen ist. Als Praktikant im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes habe ich die Aufgabe, die neuen Spardosen zu erschließen und zu digitalisieren, die wir erhalten haben.

Unter einer bunten Sammlung von Spardosen, die vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1980er Jahre reichen, entdeckte ich schließlich ein ganz besonderes Exemplar: ein liebevoll gestaltetes Vogelhäuschen. Diese charmante Spardose aus den frühen 1960er-Jahren hat ihre lebhaften Farben über die Jahrzehnte hinweg bewahrt, und der Mechanismus, der ihr einen besonderen Charakter verleiht, funktioniert bestens.

Dreht man nun an der kleinen Kurbel, so ertönt ein klickendes Geräusch und wie aus dem Nichts kommt der kleine Star aus dem Häuschen. Er beugt sich in Richtung der Münze. Kaum hat er das „Geld-Futter“ fest im Schnabel, verschwindet er mit einem kleinen Schwung in seine Behausung zurück.

Doch diese Vogelhäuschen-Spardose ist nicht die erste ihrer Art. Bereits 1890 erschien eine Vogel-Spardose aus Holz, die sogar eine integrierte Spieluhr hatte. Solche spielerischen Spardosen machen das Sparen nicht nur zu einer praktischen Angelegenheit, sondern verwandeln es in ein Erlebnis, das sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht und dazu anregt, ihr Erspartes zu vermehren.

Viktor Rosin

Praktikant des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

Literatur:

Thurn, Hans Peter: Die Kultur der Sparsamkeit: die Kulturgeschichte des Sparens. Stuttgart 1982.

  • Titelbild der Mitarbeiterzeitung der Kreissparkasse Naumburg, 1995 : © Historisches Archiv des OSV

Frohe Weihnachten

Liebe Leserinnen und Leser,

wir wünschen Ihnen wundervolle Festtage in Saus und Braus und im Kreise Ihrer Liebsten.

Bleiben Sie gesund und seien Sie gespannt auf viele neue Sparkassengeschichten im nächsten, hoffentlich friedlicheren, Jahr.

Britta Weschke, Thomas Einert & Claudia Wöhnl

  • Das älteste Objekt im Archivbestand der Berliner Sparkasse ist dieses Sparbuch. : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse/ Historisches Archiv des OSV

Das Älteste der Berliner Sparkasse

Heute war Archivtermin bei der Berliner Sparkasse, die wir nun bei der fachlichen Betreuung ihrer Überlieferung unterstützen. Dabei interessiert natürlich auch, welche Schätze dort aufbewahrt werden. Das älteste Objekt* im Bestand ist laut Klaus-Dieter Marten dieses Quittungs-Buch, das am 5. Oktober 1874 für Fräulein Martha Pausstian ausgestellt wurde. Sie wohnte in der Großen Frankfurter Straße, der heutigen Karl-Marx-Allee.

Eingezahlt wurden 20 und am 21. Dezember 1874 nochmals 20 Taler. Dies war gemäß Statut der maximale Betrag, der monatlich eingelegt werden durfte. Außerdem waren Sparguthaben auf insgesamt 200 Taler begrenzt. Denn die Sparkasse wollte den nicht bemittelten Einwohnern Berlins beim Sparen helfen und deren Gelder sicher und zinsbar unterbringen. So steht es in Paragraf 1 der Satzung, die im Sparbuch eingebunden ist.

Sie legte drei und ein Drittel Prozent jährliche Sparzinsen fest. Zum Jahresende 1874 erhielt die Kundin demnach drei Silbergroschen und vier Pfennige Zinsen gutgeschrieben. Gleichzeitig fand die Umstellung auf die Reichswährung Mark statt. Für Fräulein Pausstian ergaben sich 120 Mark und 33 Pfennige Guthaben. Dieses Sparkassenbuch stellt also nicht nur das älteste Sammlungsstück dar, sondern dokumentiert auch die erste Währungsumstellung in der Berliner Sparkassengeschichte. Es ist daher von besonderem Wert.

* Durch die Kriegseinwirkungen 1945 sind viele, auch ältere Gegenstände vernichtet worden.

  • Im Archiv des Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrums des DSGV - von links nach rechts: Richard Hedrich-Winter (Sparkasse KölnBonn), Thomas Einert (OSV), Dr. Thorsten Wehber (DSGV), Claudia Wöhnl (OSV), Britta Weschka (OSV) : © Gregor Mauer, DSGV

Klausurtagung beim Dachverband

In den letzten Tagen war das Team des Historischen Archivs des OSV auf Dienstreise in Bonn. Dort fand unsere diesjährige Klausurtagung statt. Zu Gast waren wir im Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrum des DSGV bei Dr. Thorsten Wehber. Dort wurde sich unter anderem über Geschichtsdienstleistungen ausgetauscht, insbesondere was die Jubiläen von Sparkassen betrifft. Anwesend war auch Richard Hedrich-Winter, der das Archiv der örtlichen Sparkasse KölnBonn betreut. Der 200. Geburtstag dieser Großsparkasse steht 2026 an.

Auch das Thema Aufarbeitung der NS-Zeit war auf der Agenda. Diesbezüglich lieferte unter anderem der „Historikerstreit“ um die Chronik der Frankfurter Sparkasse 1822 eine aktuelle Vorlage. Die öffentliche Auseinandersetzung um die korrekte Behandlung dieses Kapitels der Sparkassengeschichte ist nach der kürzlich erfolgten Veröffentlichung der Jubiläumsschrift nicht beendet. Sogar das Fritz Bauer Institut beschäftigt sich mittlerweile im Auftrag der Sparkasse mit dem Thema.

Auch eine Führung durch die Bonner Archivräume stand auf dem Programm. Schon seit 1977 dokumentiert das Zentrum unseres Dachverbandes die Sparkassengeschichte. Neben vielen Publikationen und Papierquellen, vor allem zur Historie des DSGV, beherbergt das Archiv zahlreiche Bild-, Film- und Tondokumente sowie Objekte verschiedenster Art. Dazu zählen zum Beispiel allerlei Werbeartikel, Spardosen sowie Sparkassenbücher. Das älteste Exemplar wurde übrigens 1826 ausgestellt.

  • Das Plakat, das nie hängen durfte. (Deutsches Hygiene Museum Dresden, 1966) : © Historisches Archiv des OSV

Viel Ärger um ein Plakat

Heute zum Weltnichtrauchertag können wir ein ganz besonderes Plakat aus unserer umfangreichen Sammlung vorstellen. Es ist aus dem Jahr 1966 und wurde von dem Grafiker Jochen Fiedler für das Deutsche Hygiene Museum Dresden gestaltet.

Mit dem provokanten Plakattitel „Dein Geld verraucht“ wollte das Hygienemuseum eine Aktion gegen das Rauchen starten. Insgesamt wurden 50 000 Exemplare bestellt, die unter anderem an Kreisärzte geliefert werden sollten. Doch es kam anders.

Da auf dem Plakat ein Sparbuch mit dem Symbol der DDR-Sparkassen zu sehen war, schrieb im März 1967 Dr. Dietrich, der stellvertretende Finanzminister der DDR, einen Brief an den Direktor des Deutschen Hygiene Museums. In diesem stellte er klar, dass die Verwendung des Symbols ohne Zustimmung des Ministeriums der Finanzen nicht erlaubt sei. Außerdem kritisierte er die Aussage des Plakates, da auch der Eindruck entstehen könne, dass das Geld der Sparkassenkunden in der DDR verbrannt würde.

Die Sparkassen der DDR unterstanden bis 1972 dem Ministerium der Finanzen der DDR, danach der Staatsbank der DDR. Von beiden Institutionen verwahren wir einen erheblichen Teil an Akten und Sammlungsgut. Damit gelangte das Plakat in unser Archiv.

Das Museum musste daraufhin alle Plakate zurückrufen und vernichten. Außerdem wurden die verantwortlichen Mitarbeiter mit einem Verweis bestraft. Eine materielle Strafe kam noch hinzu, nachdem der Finanzminister Siegfried Böhm einen Brief an den Gesundheitsminister Max Sefrin schrieb und dies forderte. Der Gesundheitsminister bemängelte in seinem Antwortschreiben an Böhm zusätzlich, dass die „propagandistischen Einrichtungen der DDR die politisch-negativen Auslegungsmöglichkeiten des Plakates erkennen hätten müssen“. Zudem kündigte er an, „die politische Arbeit des Deutschen Hygiene-Museums einer kritischen Prüfung zu unterziehen“.*

*Quelle: Historisches Archiv des OSV, HA-49/2004a

  • Tischläufer und Handtuch der Sparkasse Obercunnersdorf von 1933 : © Historisches Archiv des OSV

Waschtag im Archiv

Pflege ist angebracht. Denn diese Textilien sind nicht im besten Zustand. Entstanden sind sie anlässlich des 50. Jubiläums der Sparkasse Obercunnersdorf in der Oberlausitz am 1. April 1933, als gerade die nationalsozialistische Gleichschaltung der kommunalen Geldinstitute stattfand. Ihre Herstellung erfolgte in der Region, die für ihre Textilindustrie bekannt war. Zum Glück gibt es in unserem Historischen Archiv zeitgenössische Hinweise zur Säuberung solcher Objekte. So werden sich die Verfärbungen gewiss entfernen lassen. Da die Sachen aus Sachsen stammen, kann es sich nur um Kaffee handeln. Die verlinkte Fleckenuhr empfiehlt, ältere Kaffeeflecken über Nacht in konzentriertem Glycerin einzuweichen und dann in warmem Wasser mit Borax nachzuwaschen.

Beide Zutaten habe ich aus der örtlichen Apotheke besorgt und musste dabei seltsamerweise meine Ausweisdaten hinterlegen. Wofür ich denn solche Stoffe brauche? Da gestand ich, dass ich jetzt im Sinne der Gleichberechtigung im Historischen Archiv des OSV die Aufgabe der Textilpflege übernehmen muss. Dabei wurde ich im Rahmen des jährlichen Frühjahrsputzes gleich zum samstäglichen Waschtag verpflichtet. Nun sitze ich also hier in Potsdam mit einem Eimer Glycerin und einer Kanne Borax und hoffe auf gute Wirkung. Nebenbei kann ich aber auch gleich im Blog etwas für unsere Öffentlichkeitsarbeit tun. Vielleicht sind solche Waschhinweise ja auch für andere Archive interessant?

[ Nachtrag: Tatsächlich stimmen die historischen Fleckentipps. Und auch die Jubiläumswerbeartikel existieren. Der Rest aber wurde im Sinne eines Aprilscherzes frei erfunden. Bei uns muss der Historiker keine braune Wäsche waschen. 😉 ]