• Spardose Luebben rot

    © Historisches Archiv des OSV

PAINT IT RED

Heute möchte ich Ihnen wieder einmal eine außergewöhnliche Spardose aus unserem Bestand vorstellen. Die Herstellerfirma ist nicht bekannt. Auf diesem Exemplar findet sich kein Hinweis, etwa eine Prägung. Ziemlich verrostet ist die alte Heimspardose. Besonders ist sie, weil der Mensch, in dessen Händen sie sich einst befand, die Dose mit einem Anstrich versehen hat. Nicht gerade professionell. Aber, wie passend, in rot. Sparkassenrot?

Ein bedeutendes Institut war es, das diese Heimsparkassen an ihre Kundinnen und Kunden ausgab. Das zu Hause angesammelte Geld, Münzen und Scheine, wurde bei der Ständischen Hauptsparkasse der Niederlausitz eingezahlt. Diese Flächensparkasse wirkte in mehreren Landkreisen, von 1824 bis 1945. Der Hauptsitz war in Lübben im Spreewald.

Heute ist hier die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam vor Ort – die OSV-Mitgliedssparkasse mit dem größten Geschäftsgebiet. Sie ist im Zuge einer Fusion entstanden, wird am 1. Juli 2016 ein Vierteljahrhundert alt. Und ihre Wurzeln reichen in der Niederlausitz sogar über 190 Jahre in die Geschichte zurück.

  • Gut gelaunt dreht Lutz Herkenrath an der Kurbel des Schulsparautomaten. : © Historisches Archiv des OSV

  • Die Sparkassenazubis legten einen lehrreichen und unterhaltsamen Zwischenstopp an unserem Messestand ein. : © Historisches Archiv des OSV

  • Georg Fahrenschon auf der Herbsttagung der Sparkassenvorstände

    Kurz vor seiner Rede besuchte DSGV-Präsident Fahrenschon den Stand des Historischen Archivs des OSV. : © Historisches Archiv des OSV

Ein Schulsparautomat erzählt …

Ach, was waren das wieder für zwei aufregende Tage. Als Schulsparautomat in den besten Jahren stand ich am 15. und 16. Oktober auf der Herbsttagung der Sparkassenvorstände des Ostdeutschen Sparkassenverbandes in Potsdam. Der History-Marketing-Messestand meiner „Bosse“ vom Historischen Archiv war wie immer gut gefüllt, aber natürlich war ich die Hauptattraktion!

Einer der ersten, der meine Kurbel benutzte, war der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon. Auf dem Weg zur Aula, kurz vor seiner Rede, besuchte er gemeinsam mit dem Präsidenten des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, Michael Ermrich, unseren Messestand und ließ sich meine Funktionsweise und Aufgabe im Schulsparwesen längst vergangener Zeiten erklären. Seit meiner Reparatur vor einem Jahr funktioniere ich natürlich einwandfrei und stempele alle Schulsparkarten zur höchsten Zufriedenheit, wenn ich das in aller Bescheidenheit mal sagen darf. Aber ich schweife ab …

Was mir immer gut gefällt, wenn ich mal wieder aus dem Archiv geholt werde und auf verschiedenen Veranstaltungen stehe ist, wenn sich Jugendliche oder Kinder für mich interessieren. Denn für diese Zielgruppe wurde ich mal erdacht. Hier auf der Tagung war das auch der Fall. Eine Gruppe von Sparkassenauszubildenden hatte zufällig an diesen Tagen einen Lehrgang im Kongresshotel und auch sie konnten an mir nicht einfach so vorbeigehen.

Zu guter Letzt kam am zweiten Veranstaltungstag noch Fernseh-Prominenz zu mir. Lutz Herkenrath, bekannt aus der Serie „Ritas Welt“, drehte höchst vergnügt die Kurbel und ich stempelte auch seine Karte. Wie immer verhielt ich mich professionell und ließ mir meine Aufregung nicht anmerken.

Nun bin ich zu meinen Maschinen-Kollegen ins Magazin zurückgekehrt und träume schon von meinem nächsten Einsatz …

  • 100-DM-Schein

    Stolze 36 Prozent betrug der Anteil dieser Hunderter am gesamten damaligen Geldumlauf. Sieben Jahre nach der Erstausgabe 1990 wurde die Serie durch ein Kinegramm noch fälscherungssicherer. : © Bestand: Historisches Archiv des OSV

  • Karikatur von Clara Schumann

    "Clara mit Schlangen" ist eine von sechs Karikaturen des Leipziger Grafikers Jochen Fiedler aus dem Jahr 2004. : © Bestand: Historisches Archiv des OSV

Ein Hunderter zum Hundertsten

Seit 11 Monaten ist unser Blog nun online und dies ist er – der 100. Beitrag. Gestartet sind wir am 30. Oktober 2014. Das war der Weltspartag. Traditionell ein wichtiger Tag für die Sparkassen, an dem das Sparen gefeiert wird. Grund genug für uns an diesem Tag einen Blog zu starten, um aus der Welt der Sparkassengeschichte(n) und Archive zu berichten.

Unser Jubiläum „feiern“ wir mit einem anderen wichtigen Hunderter aus der deutschen Währungsgeschichte. Er war der am häufigsten vorhandene Geldschein im Umlauf. Die Deutsche Bundesbank nennt ihn sachlich „100 DM-Banknote der Serie BBK3“. Die Erstausgabe erfolgte am 1. Oktober 1990. Bis zur Einführung des Euros als Bargeld im Jahr 2002 waren fast eine Milliarde 100-DM-Scheine im Umlauf.

Viele werden sich an das monalisahafte Lächeln von Clara Schumann (1819-1896) erinnern. Die Komponistin und Pianistin zierte zusammen mit einer Leier und historischen Gebäuden aus Leipzig, ihrem Geburtsort, die Vorderseite des Scheins. Es ist auch die heimliche Lieblingsnote des Gestalters der Geldscheine Reinhold Gerstetter.

Das Bildnis Clara Schumanns fesselte auch andere Künstler, wie z. B. den Leipziger Grafiker Jochen Fiedler. Er gestaltete im Jahr 2004 eine ganz Serie mit „Karikaturen zum 100-DM-Geldschein“. „Seit ich dem Spiel mit der Variation unterschiedlicher Geldscheine erlag, war es besonders das faszinierende Gesicht Clara Schumanns, das mich  zu den unterschiedlichsten Ideen inspirierte. Es entstanden Collagen, die dem Geld eine neue Dimension bescherten. Die verklärende Erinnerung an eine vergangene Währung konnte den materiellen Aspekt vernachlässigen und neuen, künstlerischen Inhalten Raum bieten. Clara verließ sozusagen ihren Geldschein und neue Facetten ihres Daseins offenbarten sich […]“.

Sechs Grafiken aus dieser Serie haben wir für das Archiv bzw. unsere Kunstsammlung zum Thema Geld vor einiger Zeit erwoben. Sie wurde bereits in vielen Sparkassen als Teil der Wanderausstellung „Was mich interessiert ist Geld“ gezeigt.

  • Auszug Jahresbericht Kreissparkasse Bernau 1989

    Einen Teil des Jahresabschlusses der Sparkassen der DDR bildete eine Aufstellung mit allen zur Sparkasse gehörenden Zweigstellen und Agenturen. Dies ist die Liste der Kreissparkasse Bernau aus dem Jahr 1989. : © Historisches Archiv des OSV

Im Dienste der Wissenschaft

Auch aktuelle Fragestellungen, wie z. B. die zukünftige Entwicklung des Bankfilialnetzes in Deutschland oder die Auswirkungen des demografischen Wandels, finden regelmäßig ihren Weg in die historischen Archive von Unternehmen.

Eine kürzlich erschienene und vielzitierte Studie der Förderbank KfW ist u. a. mit Hilfe des vom OSV-Archiv zur Verfügung gestellten Datenmaterials entstanden. Die Schrift mit dem Titel „25 Jahre freier Bankenmarkt in Ostdeutschland – Deutlicher Rückbau seit der Wiedervereinigung“ ist eine Veröffentlichung der KfW Research in Kooperation mit der Universität Siegen.

In der Studie werden sowohl das Filialnetz aller Geld-und Kreditinstitute in der DDR zur Zeit der Wende 1989/1990 betrachtet und mit dem aktuellen Stand verglichen als auch die Entwicklung bis 2035 für ganz Deutschland eingeschätzt.  Wobei hier im schlimmsten Fall ein Filialsterben von ca. 50 % prognostiziert wird.

Für das Archiv erwies sich die Zuarbeit als sehr umfangreich und arbeitsintensiv. Die Gesamtanzahl an Sparkassenfilialen in den einzelnen DDR-Bezirken lag bereits aufgrund früherer Publikationen vor. Dies jedoch ließ keine Rückschlüsse auf das Filialnetz jeder einzelnen Sparkasse in den zu betrachtenden Regionen (kreisfreie Städte, Landkreise) zu. So kam es, dass wir die Filialaufstellungen aus den Jahresberichten aller 196 damals existierenden Sparkassen gescannt und versandt haben. Im Ergebnis waren das 377 Scans und ein Zeitaufwand von 8 Stunden. Dies hat sich jedoch in jedem Fall gelohnt, denn zukünftige Recherchen zu diesen Themen können nun bequem vom Rechner aus erfolgen und die Originalakten werden geschont.

  • Kuponmark

    Im Juni 1948 wurde innerhalb weniger Tage durch eine großangelegte Klebaktion aus der Reichsmark eine neue Währung. : © Historisches Archiv des OSV

Als man mit der Kuponmark bezahlte

Als man mit der Kuponmark bezahlte, schrieb man das Jahr 1948. Deutschland war seit drei Jahren, nach der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai 1945, unter den vier Siegermächten aufgeteilt. Diese übten die Regierungsgewalt in ihren jeweiligen Besatzungszonen aus.

Bis zum 20. Juni 1948 war die Reichsmark die offizielle deutsche Währung. Einen Tag später wurde in den drei westlichen Besatzungszonen die Deutsche Mark eingeführt und somit das dort alleinige gesetzliche Zahlungsmittel. Im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands erfolgte die Währungsreform nur wenige Tage später; zwischen dem 24. und 28. Juni 1948.

Neue Geldscheine standen im Osten noch nicht zur Verfügung, sodass eine Notlösung gefunden werden musste. Für ca. einen Monat wurde die Kupon- oder Tapetenmark das gültige Zahlungsmittel in der SBZ. Dahinter verbargen sich Reichs- oder Rentenmarkscheine mit aufgeklebten Spezialkupons.

Welchen gewaltigen logistischen und arbeitszeitintensiven Aufwand diese „Klebeaktion“  für die Sparkassen im Land Sachsen bedeutete, belegen die Akten des Sächsischen Sparkassenverbandes aus unserem Archiv. In einem Schreiben des Sächsischen Finanzministeriums vom 18.6.1948 heißt es zum Beispiel, dass eine Verpflichtung von 2000 Beklebungen je Schicht von sieben Stunden von jedem „Kleber“ einzuhalten sei. Dafür stehe diesem dann eine Verpflegung von 250 gr. Brot, 10 Zigaretten! und Getränken zu. Des Weiteren waren die durchführenden Organe berechtigt, auf die Mitarbeiter aller Kreditinstitute, Postanstalten, Versicherungen, Verwaltungen usw. zurückzugreifen. Es gab Tag- und Nachtschichten – ohne Begrenzung der Arbeitszeit. Viel Zeit stand den „Klebern“ ohnehin nicht zur Verfügung. Die Weisung erging am 18.6.1948 um 20.40 Uhr – das war ein Freitag. Zu lösen war die Aufgabe bis Sonntag.

Doch dies war nur der erste, vorbereitende Teil der gesamten durchzuführenden Währungsreform. In einem Abschlussbericht des Sächsischen Sparkassenverbandes ist folgende Aufstellung zu finden:

Eingerichtete Umtauschstellen: 1986.

Eingesetzte Arbeitskräfte: 10 300.

In Empfang genommene Umtauscherklärungen: 1 027 565 Stück.

Vorgelegte Lebensmittelkartenabschnitte: 2 151 590.

Vereinnahmtes Altgeld: 863 818 TRM (Tausend Reichsmark) und vieles andere mehr.

Nach etwa einem Monat war dieses Geld schon Geschichte. Zwischen dem 25. und 28.7.1948 wurde die Kuponmark von der Deutschen Mark der Deutschen Notenbank abgelöst.

  • Heimspardose Städtische Sparkasse Merseburg

    © Historisches Archiv des OSV

Eine spezielle Heimspardose aus Merseburg

Heute möchte ich Ihnen eine weitere interessante Heimspardose aus unserem Archivbestand vorstellen. Sie stammt von der Städtischen Sparkasse zu Merseburg. Die Sparkasse ist vor über 180 Jahren, am 1. März 1835, eröffnet worden. Daher geht an dieser Stelle nachträglich ein herzlicher Glückwunsch nach Sachsen-Anhalt, zur Saalesparkasse. Denn sie ist heute in Merseburg vor Ort.

Schon ab 1911 dienten Heimspardosen als „kleine Annahmestellen“ der dort ansässigen Stadtsparkasse. Die hier gezeigte Spardose ist ein besonderes Exemplar, weil sie nicht nur einen einzigen Einwurfschlitz für Münzen aufweist. Die Kundinnen und Kunden der Sparkasse konnten mit ihr verschiedene Geldstücke von 5 PFG (Pfennig) bis 2 MK (Mark) sparen. Mittels einer Skala war der jeweilige Füllstand bequem von außen abzulesen. Ein separates Fach diente zur Aufnahme zusätzlicher Münzen. Auch Geldscheine fanden sicherlich ihren Weg in die Dose, gefaltet und in eine Öffnung im Boden gesteckt.