• In der Ausgabe 7 1965 der Zeitschrift Deutsche Finanzwirtschaft, Ausgabe Geld und Kredit/Versicherung, des Finanzministeriums berichteten Leitungskräfte der Pilotsparkasse von der Einführung 1964. : © Historisches Archiv des OSV

  • Covermotiv eines Werbefaltblatts der DEWAG mit dem Spargiro-Logo, 1964 : © Historisches Archiv des OSV

Spargirokonten zuerst in Berlin

Vor 60 Jahren begann in der DDR die Einführung von Spargirokonten, um den Sparverkehr zu rationalisieren. Es galt, die Zahl der aufwendig zu betreuenden Buchsparkonten zu reduzieren. Mit dem modernen Konto wollte der SED-Staat die Konzentration der Geldmittel der Bevölkerung bei den Sparkassen vorantreiben. Die Gehälter und Renten der Menschen sollten per Zahlung über das Spargirokonto automatisch dort landen.

Einfacher, bequemer und besser wurde es für die Kundschaft. Wer ein Spargirokonto besaß, bekam wie der Sparer drei Prozent Zinsen. Statt eines klassischen Sparbuchs gab es ein Spargirobuch. In diesem wurden Kontoauszüge aufbewahrt, welche die Buchungen belegten. Per Scheck oder Überweisung konnte über das Guthaben verfügt werden. Mit dem Konto konnten auch Daueraufträge zur Abbuchung eingerichtet werden.

Den Anfang machte die Sparkasse in Ost-Berlin. Die größte Sparkasse der Republik erprobte das neue Produkt, das die anderen Institute ab dem Folgejahr einführen konnten. So wollte es das Finanzministerium. Die Hauptstadtsparkasse bewarb die damals modernste Sparform mit Plakaten sowie mit Anzeigen und Artikeln in der Presse. Sparende erhielten verschiedene Informationsschreiben. Hauptsächlich wurde aber beim persönlichen Kontakt am Schalter geworben.

Im Ergebnis konnten vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1964 schon 4.368 Spargirokonten eingerichtet werden. Die Zahl der Sparkonten ging damals zwar zurück, doch nicht im erhofften Umfang. Das klassische Buchsparen wurde weiterhin gern genutzt, noch lange Zeit. Letztlich überstieg bei der Sparkasse der Stadt Berlin erst 1984 die Zahl der Spargirokonten die der Buchsparkonten. Zwei Jahre später lag dann auch mehr Geld auf den erstgenannten Konten.

  • Im „Schickler-Palais“ in der Gertraudenstraße 16/17 hatte der DSGV seinen Sitz in Berlin (Foto von 1922) : © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum des DSGV

  • Dr. Ernst Kleiner, Präsident des DSGV 1924-35 (Foto um 1926) : © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum des DSGV

  • Das aus den Buchstaben „DSGV“ geformte erste Signet der Sparkassenorganisation, entworfen vom Grafiker Karl Schulpig : © Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum des DSGV

Vor 100 Jahren: Gründung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes in Berlin

In der Geschichte der Sparkassen-Finanzgruppe kommt dem Jahr 1924 eine besondere Bedeutung zu. Es war nicht nur das Jahr, in dem Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland begannen, sich von Verwerfungen der Inflationszeit zu erholen. Es war auch das Jahr, in dem sich die bis dahin separat bestehenden Sparkassen-, Giro- und Kommunalbanken- organisationen unter einem Dach, dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband, vereinigten.

Die Sparkassenorganisation war dabei die älteste Wurzel. Sie war bereits 1884 entstanden, als sich der Sparkassenverband für Westdeutschland in Deutscher Sparkassenverband umbenannte und für Sparkassen aus allen Teilen des Deutschen Reichs öffnete. Der Deutscher Sparkassenverband agierte seitdem als Spitzenverband, der die Interessen der Sparkassen sowohl gegenüber den Institutionen des Deutschen Reichs als auch Preußens vertrat.

Die Giroorganisation war etwa ein Vierteljahrhundert später ins Leben getreten. Der Nossener Bürgermeister und Sparkassenvorsitzende Dr. Johann Christian Eberle hatte 1908 in Sachsen den ersten Giroverband gegründet, um einen Überweisungsverkehr zwischen den Sparkassen durchführen zu können. In der Folgejahren entstanden weitere regionale Giroverbände mit Girozentralen als Clearingstellen. Sie gründeten 1916 den Deutschen Zentral-Girover­band als ihren Dachverband.

Kommunalbanken waren erst während und nach dem Ersten Weltkrieg von Städten und Kreisen errichtet worden, weil die Rentabilität der Sparkassen durch die Inflation erheblich gesunken war. Diese Stadt- und Kreisbanken waren nicht so scharf reguliert wie die Sparkassen, weshalb sie gewinn- trächtigere Geschäfte machen konnten. 1921 schlossen sie sich im Deutschen Verband der kommunalen Banken zusammen.

Bereits bei der Gründung des Kommunalbankenverbandes wurde beschlossen, die drei Spitzenverbände baldmöglichst zu fusionieren. Die daraufhin eingeleiteten Verhandlungen zogen sich jedoch hin. Erst im Frühjahr 1924 waren die letzten Hindernisse aus dem Weg geräumt, sodass am 15. März des Jahres im Charlottenburger Rathaus der neue Einheits- verband unter dem Namen Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV) gegründet werden konnte. Den Vorsitz übernahm Dr. Ernst Kleiner, der zuvor den Deutschen Zentral-Girover­band geleitet hatte.

Der DSGV nahm nicht allein die typischen Verbandsfunktionen wahr. Er war auch Träger einer eigenen „Bankanstalt“, der Deutsche Girozentrale. Diese war zugleich Spitzeninstitut für den Giroverkehr und Geschäftsbank mit eigenem Kredit­geschäft. Um die Trägerschaft für die DGZ wahrnehmen zu können, besaß der DSGV die Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Der neue Verband entwickelte rasch eine beeindruckende Aktivität auf vielen Gebieten. Noch 1924 richtete er einen Zentralen Werbeausschuss ein und gab die „Deutsche Sparkassen-Zeitung“ heraus, die als Sprachrohr des Verbandes sowohl in die Sparkassenorganisation als auch in die Öffentlichkeit hinein wirkte. Im Oktober desselben Jahres nahm eine Delegation des DSGV am 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand teil, wo die Gründung eines Internationalen Instituts der Sparkassen und die Einführung des Weltspartags beschlossen wurden.

Seine politische Schlagkraft bewies der DSGV in den ersten Jahren seines Bestehens, indem er die Sparkassen erfolgreich gegen Kritik verteidigte, sie würden zunehmend mit den privaten und genossenschaftlichen Banken konkurrieren und dabei ihre originären Aufgaben vernachlässigen.

Der Übergang von der Weimarer Republik in das sog. „Dritte Reich“ gelang dem DSGV und seinem Führungspersonal weitgehend reibungslos. Der Verband passte sich an die neuen Gegebenheiten an und diente den politischen und wirtschaftlichen Zielsetzungen der NS-Diktatur.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte der DSGV seine Arbeit ein, ohne jedoch aufgelöst zu werden. In den westlichen Besatzungszonen konstituierte sich 1947 eine Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sparkassen- und Giroverbände und Girozentralen. Sie wuchs sukzessive in die Aufgabenstellungen eines Spitzenverbandes hinein und erhielt 1950 die Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Drei Jahre später nahm die Arbeitsgemeinschaft den Namen Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V. an.

Der ‚alte‘ DSGV, der fortan in Abgrenzung zu seinem Namensvetter mit dem Zusatz „ö.K.“ („öffentliche Körperschaft“) bezeichnet wurde, blieb dennoch bestehen. Er fungierte aber nicht mehr als Dachverband der Sparkassen- organisation, sondern nur noch als Träger der DGZ, die in der Bundes- republik 1949 als „verlagertes Geldinstitut“ anerkannt worden war und seit 1954 wieder alle Bankgeschäfte betrieb. Diese Funktion nimmt der DSGV ö.K. heute für die DekaBank Deutsche Girozentrale wahr.

Dr. Thorsten Wehber
Leiter des Sparkassenhistorischen Dokumentationszentrums
Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V., Bonn

Literatur:
Josef Hoffmann: Deutsche Sparkasseneinheit. Prinzipien · Politik · Organisation. Stuttgart 1969.
(Franz) Künzer: Der Einheitsverband, in: Sparkasse, Nr. 1149 v. 27. März 1924, S. 177-179.
Jürgen Mura: Geschichte der Sparkassen- und Giroverbände, in: Ders.: Entwicklungslinien der deutschen Sparkassengeschichte. Stuttgart 1987,
S. 51-65.
Janina Salden: Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband zur Zeit des Nationalsozialismus. Stuttgart 2019

  • Der erste Standort des Botanischen Gartens befand sich in Schöneberg. (Ansichtskarte Verlag S. & G. Saulsohn in Berlin, um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Vom Botanischen Garten zum Kleistpark

Im Rahmen der Kooperation mit der Berliner Sparkasse erarbeiten wir derzeit historische Ausstellungsinhalte. Interessante Fakten werden recherchiert. Aussagekräftiges Bildmaterial wird beschafft. Das gemeinnützige Engagement ist eines der Themen. So stellte die Stadtsparkasse zum Beispiel 1853 mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde 50.000 Taler für den Baufonds des geplanten Arbeits-, Siechen-, Waisen- und Irrenhauses bereit. In der ersten Hälfte der 1880er Jahre wurde die Verwendung von Überschüssen in Höhe von 887.306 Mark zum Bau von Gemeindeschulhäusern erlaubt.

Schließlich gab die Sparkasse der Stadt 1909 ganze zwei Millionen Mark zum Ankauf des alten Botanischen Gartens in Schöneberg. Belegt ist das durch einen Bericht der Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin. Seit 1679 befand sich dort ein königlicher Garten, unter anderem für die Küchenbedürfnisse des Hofes. Ab 1718 trug er offiziell den Namen Botanischer Garten. Das abgebildete Victoria-Regia-Haus wurde 1882 erbaut. Weil das Gelände zu klein war und nicht vergrößert werden konnte, zog der Botanische Garten 1910 nach Dahlem. Der ehemalige Schöneberger Garten wurde zum Park umstrukturiert. Anlässlich des 100. Todestags Heinrich von Kleists erhielt er den Namen des Schriftstellers.

  • Barrikadenkampf in Berlin am 18. März 1848 (Ausschnitt Stich von C. Becker; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Auf die Barrikaden!

In mehreren Beiträgen ist bereits thematisiert worden, dass Ereignisse vor 175 Jahren zu Angstabhebungen von Sparkassenkunden führten. In Preußen war es unter anderem die Nachricht von der Erhebung in Berlin, welche viele Menschen verunsicherte. Nach Erfolgen der revolutionären Bewegungen in Paris und Wien heizte sich die Stimmung in Berlin im März auf. Bei Volksversammlungen im Tiergarten vor der Stadt wurden zum Beispiel Forderungen nach Presse-, Rede- und Versammlungsfreiheit sowie politischer Mitsprache laut. Insbesondere Menschen aus der Unterschicht radikalisierten sich. Sie wollten auch ihre sozialen Bedingungen verbessern. Ein Arbeitsministerium, in dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichberechtigt vertreten sein sollten, war eine Forderung.

Es kam zu ersten Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und Demonstranten. Immer mehr Militär wurde nach Berlin befohlen, was die Lage noch verschärfte. Der König Friedrich Wilhelm IV. musste sich letztlich kompromissbereit zeigen und kündigte politische Reformen an. Unter anderem sollte die Pressezensur aufgehoben und eine Verfassung mit Volksvertretung eingeführt werden. Doch viele der Menschen, die sich am Nachmittag des 18. März 1848 zu einer Demonstration vor dem Stadtschloss versammelten, wussten das noch nicht. Oder es war ihnen nicht genug. Die tumultartigen Zustände auf dem Platz führten zur Auflösung der Veranstaltung. Der König gab den Befehl. Die Soldaten nutzten auch Waffen. Die Menge flüchtete. Die Aufständischen bewaffneten sich mit dem was sie in die Hände bekamen und errichteten Barrikaden. Es tobte ein blutiger Straßen- und Häuserkampf. Von Dächern und aus Fenstern flogen Wurfgeschosse. Schusswaffen hatten die Rebellen aus Lagern erbeutet. Auch einige Kanonen nutzten sie.

Das Militär ging mit großer Brutalität vor. Sogar mit Schrot (Kartätschen) geladene Kanonen wurden eingesetzt, um die Straßen zu säubern. Doch ganz Berlin ließ sich nicht erobern. Die Soldaten waren zwar zahlenmäßig weit überlegen, jedoch mit der Kriegsführung in einer Stadt überfordert. So empfahl der örtliche Befehlshaber General Karl von Prittwitz schließlich dem König, die Berliner durch schweren Artilleriebeschuss aus der Distanz zur Kapitulation zu zwingen. Der ließ jedoch in der Nacht seine Truppen die Kämpfe einstellen. Am Vormittag des Folgetages erfolgte eine Übereinkunft, die Barrikaden zu beseitigen, wenn das Militär abzog. Aufständische trugen ihre Toten in den Schlosshof und Friedrich Wilhelm IV. musste ihnen die Ehre erweisen. Diese 183 sogenannten Märzgefallenen wurden schließlich am 22. März bei einer Trauerfeier mit riesiger Anteilnahme der Bevölkerung auf den Gedarmenmarkt und dann zum Stadtschloss gebracht, später in Friedrichshain vor den Toren der Stadt bestattet.

  • Kassenraum im Mühlendammgebäude 1894 nach einer Zeichnung von Albert Kiekebusch/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Blick auf das Mühlendammgebäude, Postkartenmotiv um 1910/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Mühlendammgebäude mit Fischerinsel um 1930/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Stiller Winkel am Mühlendammgebäude (Gebäuderückseite) und Blick aus dem Mühlendammgebäude auf Marstall, Schloss und Berliner Dom um 1935/ Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Von Spreewasser umspült: Die alte Berliner Sparkassenzentrale im Mühlendammgebäude

An der Stelle in Berlin-Mitte, wo heute zwischen Gertrauden- und Grunerstraße die Mühlendammbrücke die Spree überspannt, stand einst das Mühlendammgebäude. Dieser imposante Bau beherbergte für vier Jahrzehnte den zentralen Sitz der Städtischen Sparkasse zu Berlin.

Der Mühlendamm war seit Jahrhunderten ein befestigter Spreeübergang mit Geschäften und Wassermühlen. Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute man auf dem Mühlendamm nach Entwürfen von Ludwig Persius einen Gebäudekomplex im Stil einer normannischen Burg, in den eine Getreidemühle einzog. Um 1890 wurden diese Bauten weitgehend abgerissen. Nur einige Seitenwände von den beiden mittleren Gebäuden blieben stehen. Sie wurden durch einen gemeinsamen Vorbau verbunden und durch einen Mittelturm ergänzt. Für dieses neue Mühlendammgebäude, das sich im Baustil an seinen Vorgängerbau anlehnte, war der Architekt und Berliner Stadtbaurat Hermann Blankenstein verantwortlich.

Seit der Reichsgründung 1871 stieg die Bevölkerung Berlins rasant an. Lebten 1875 erst knapp eine Million Einwohner in der Stadt, so waren es 1905 bereits über zwei Millionen. Auch der Kundenzuwachs bei der Sparkasse war erheblich. Die Anzahl der Sparkassenbücher nahm im Zeitraum von 1866 bis 1900 von rund 67 000 auf knapp 700 000 Stück zu. Daher reichten die Räumlichkeiten im bisherigen Sitz der Sparkasse im Palais Podewils in der Klosterstraße nicht mehr aus.

Am 16. Dezember 1893 erfolgte der Umzug der Sparkasse in das neue Mühlendammgebäude. Die Berliner Gerichts-Zeitung berichtete am 19. Dezember 1893 über das Ereignis vom vorangegangenen Sonnabend, „dass dieser Wohnungswechsel keine geringe Arbeit machte, wird jeder verstehen, der die große Menge von Arbeitsmaterial der Städtischen Sparkasse kennt. Möbelwagenweise wurden die Geschäftsbücher befördert; in Kisten und Kasten verpackt war das wertvolle Inventar, bis das schwere Geschütz der großen Schränke und Repositorien zuletzt verladen wurde“.

Zeitgenössische Zeichnungen vermitteln einen guten Eindruck vom regen Treiben im Kassenraum. Er war im Erdgeschoss untergebracht, sehr großzügig angelegt und auch bereits mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet. Insgesamt elf Kassen fanden hier Platz. Zudem war das Gebäude zentral gelegen und von allen Stadtteilen gut erreichbar.

Im neuen Gebäude arbeitete die 1. Abteilung der Sparkasse, die die Sparbücher mit den Kontonummern 1 bis 500 000 betreute. Aufgrund des starken Kundenzuwachses gab es seit Oktober 1886 eine 2. Abteilung, die für die Sparbücher mit den Kontonummern über 500 000 zuständig und im Vordergebäude der Markthalle III in der Zimmerstraße 90/91 beheimatet war. Daneben gab es damals noch rund 90 Annahmestellen für Spargelder, die ehrenamtlich von Geschäftsleuten betreut wurden.

Wenige Jahre nach dem Einzug ins neue Gebäude gab es in der Öffentlichkeit aber bereits Klagen über den zuweilen sehr starken Kundenandrang und über lange Wartezeiten bei der Abfertigung in der Kassenhalle der Sparkassenzentrale. Ein Bericht in der Zeitschrift Sparkasse vom 15. Oktober 1897 beschreibt die Situation sehr anschaulich: „Versuche, durch Einstellung eines größeren Beamtenpersonals ein günstiges Resultat zu erzielen, haben nicht den gewünschten Erfolg gehabt, und man ist zu der Überzeugung gelangt, dass man derart bedacht sein müsse, namentlich an den verkehrsreichen Tagen beim Quartalswechsel, an welchen der Andrang zuweilen einen lebensgefährlichen Charakter annimmt, die Einzahlungen zeitweise von der Zentrale am Mühlendamm auszuschließen und an die über die ganze Stadt verbreiteten Annahmestellen zu verweisen.“ Erst Jahre später verbesserte sich durch die Einrichtung weiterer Kassenstellen im gesamten Berliner Stadtgebiet die Situation für die Kunden. Zwischen 1911 und 1914 eröffneten neun größere Geschäftsstellen und in den Jahren 1917 und 1918 kamen 40 kleinere Zweigkassen hinzu.

Im Mühlendammgebäude erlebte die Berliner Sparkasse 1914 den Beginn des Ersten Weltkriegs. Noch kurz vor Kriegsende fand im Juni 1918 im Gebäude eine Ausstellung zum einhundertjährigen Bestehen der Berliner Sparkasse statt. Es folgten das Ende des Kaiserreichs 1918 und die ereignisreichen Jahre der Weimarer Republik mit der Bildung von Groß-Berlin 1920, der Inflation 1923 und der Weltwirtschaftskrise seit 1929. Zu dieser Zeit entsprach das Mühlendammgebäude nicht mehr den zeitgemäßen Erfordernissen. Man suchte nach einem neuen Quartier und zog im Juli 1933 zum Alexanderplatz ins neuerbaute Alexanderhaus. Der Mühlendamm wurde ab 1936 erneut umgestaltet, das Mühlendammgebäude dabei abgerissen.

Klaus-Dieter Marten
Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Danksagung: Mein Dank gilt dem Verein für die Geschichte Berlins e.V. für die Nachforschungen zum genauen Einzugstermin der Sparkasse ins Mühlendammgebäude.

Quellen:

  • Bericht zum Neubau des Mühlendammgebäudes, in: Sparkasse, Nr. 228, 01.09.1891, S. 6.
  • Bericht zum Umzug der Städtischen Sparkasse, in: Sparkasse, Nr. 284, 01.01.1894, S 6.
  • Bericht zur Situation des Kundenverkehrs bei der Städtischen Sparkasse, in: Sparkasse, Nr. 375, 15.10.1897.
  • Hundert Jahre Berliner Sparkasse 1818 bis 1918. Berliner Sparkasse (Hg.), Broschüre zum Jubiläum 1918.
  • Jahresbericht der Sparkasse der Stadt Berlin 1918.
  • Thiele, L., Die Städtische Sparkasse zu Berlin in ihrer Einrichtung und Geschäftsführung, Berlin: 1887.
  • Umzug der Städtischen Sparkasse, in: Berliner Gerichts-Zeitung, Nr.148, 19.12.1893.
  • Geschäftsstellenübersicht der Sparkasse der Stadt Berlin von 1924; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Hauptkasse der Sparkasse der Stadt Berlin im Mühlendammgebäude in Berlin-Mitte, 1918; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

  • Briefkopf der Bezirkssparkasse Lichtenberg, Anfang der 1920 Jahre; Bestand: Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Vor 100 Jahren: Die Groß-Berliner Sparkasse entsteht

Das Jahr 1920 ist für Berlin und seine Sparkasse ein denkwürdiges Jahr. Mit dem „Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin“ vom 27. April 1920, das am 1. Oktober 1920 in Kraft trat, wurde Groß-Berlin geschaffen. In Folge dieses Gesetzes fusionierten 14 Sparkassen der Vorortgemeinden mit der Sparkasse der Stadt Berlin.

Aufgrund der starken Bevölkerungszunahme Berlins seit der Reichsgründung 1871 befassten sich die zuständigen Stellen bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit der weiteren städtebaulichen Entwicklung Berlins. Mit dem Zweckverbandsgesetz für Groß-Berlin vom 19. Juli 1911 und seinem Inkrafttreten am 1. April 1912 entstand ein lockerer Kommunalverband, dem neben Berlin mehrere Städte und zwei Landkreise im Umland der Hauptstadt angehörten. Damit sollte eine einheitliche städtebauliche Entwicklung und Verkehrsplanung gewährleistet werden. Da jedoch die Nachbargemeinden auf ihrer Eigenständigkeit beharrten und weiterhin zwischen ihnen Konkurrenzdenken vorherrschte sowie konservative Kreise ein erstarktes Berlin verhindern wollten, konnte sich die Idee, ein Groß-Berlin als Einheitsgemeinde zu schaffen, noch nicht durchsetzen. Erst nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs gab es die notwendige Zustimmung für eine umfassende Lösung und am 27. April 1920 votierten die Abgeordneten in der preußischen Landesversammlung für die Bildung von Groß-Berlin.

Im Rahmen dieser Verwaltungsreform wurden im Oktober 1920 in die bisherige Stadtgemeinde Berlin mit seinen 1,9 Millionen Einwohnern die Städte Charlottenburg, Köpenick, Lichtenberg, Neukölln, Schöneberg, Spandau und Wilmersdorf sowie 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke aus den umliegenden Kreisen Niederbarnim, Osthavelland und Teltow eingemeindet. Hinsichtlich der Einwohnerzahl war Berlin nach der Bildung von Groß-Berlin mit 3,8 Millionen Einwohnern nach London (7,3 Millionen Einwohner) und New York (5,6 Millionen Einwohner) die drittgrößte Stadt der Welt.

Im Jahre 1920 konnte die Berliner Sparkasse als älteste preußische Sparkasse bereits auf über einhundert und die Spandauer Sparkasse auf fast siebzig Geschäftsjahre zurückblicken. Einige Berliner Umlandsparkassen hatten in den letzten Jahren eine sehr erfolgreiche Geschäftsentwicklung genommen und waren recht einlagenstark. Allerdings verschlechterte sich nach dem Ersten Weltkrieg die allgemeine Situation aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage und der zunehmenden Inflation erheblich.

Am 7. Juni 1920 trafen sich auf Einladung des Berliner Sparkassendirektors Schmitt erstmals die Sparkassenleiter der Vorortsparkassen Charlottenburg, Spandau, Wilmersdorf, Schöneberg, Steglitz, Lichterfelde, Neukölln, Treptow, Köpenick, Lichtenberg, Weißensee, Pankow, Reinickendorf und Tegel zu einer Besprechung. Danach fanden die Treffen regelmäßig statt. Zudem wurden zur Bearbeitung spezieller Themen Unterausschüsse gebildet. Die Zusammenarbeit der einzelnen Sparkassen verlief, obwohl einigen Instituten die Aufgabe der Selbständigkeit nicht leichtfiel, recht harmonisch und konstruktiv. Zunächst mussten die je nach Sparkasse unterschiedlichen Arbeitsabläufe vereinheitlicht und eine zentrale Verwaltung aufgebaut werden. Zudem sollten durch Einsparungen die Wirtschaftlichkeit erhöht sowie die Aus- und Fortbildung der Sparkassenmitarbeiter verbessert werden. Hinzu kam die Erstellung einer den neuen Verhältnissen angepassten Satzung.

Am 1. Oktober 1920 wurde das Ausscheiden der eingemeindeten Vorortsparkassen aus dem Brandenburgisches Sparkassenverband in die Wege geleitet, da sie in den für Berlin bestehenden Sparkassenverband Berlin aufzugehen hatten. Zudem verloren sie ihre Mitgliedschaft beim Brandenburgischen Giroverband. Am 25. November 1920 beschloss die Stadtverordnetenversammlung von Berlin auf Vorlage des Magistrats die zentrale Verwaltung der Sparkasse. 1921 folgten zwei weitere Versammlungen der Sparkassenleiter sowie die Einrichtung eines Organisationsausschusses, der sich aus den Sparkassenleitern und höheren Beamten der Zentrale zusammensetzte.

Mit dem Inkrafttreten der neuen Satzung am 12. Dezember 1921 verloren die bisherigen Satzungen der zu fusionierenden Sparkassen ihre Geltung. Gleichzeitig erfolgte ihre Vereinigung zur Sparkasse der Stadt Berlin, die sich in zwei Abteilungen gliederte. Die Abteilung A, die Sparkassenzentrale der Stadt Berlin, bestand aus dem Geschäftsbereich allgemeiner Sparverkehr und unterhielt in Berlin als Geschäftsstellen die Bezirks- und Zweigsparkassen. Die Abteilung B, die Girozentrale der Stadt Berlin, führte die Geschäfte der Berliner Girozentrale und war auch neben sonstigen bankmäßigen Aufgaben für den kommunalen Giroverkehr zuständig. Im Stadtgebiet war sie mit eigenen Geschäftsstellen, den Girokassen, vertreten. Geführt wurde die Sparkasse der Stadt Berlin vom Vorstand. Hinzu kam als Kontrollgremium der Aufsichtsrat, der zudem auch die Grundsätze der Geschäftsführung bestimmte.

Die in den einzelnen Bezirken gelegenen Sparkassen wurden fortan als Bezirkssparkassen bezeichnet, von denen es insgesamt 14 Stück gab. Die Bezirkssparkasse Berlin war für sämtliche Bezirke des alten Berlins vor 1920 zuständig. Zu ihr gehörten auch die in diesen Stadtteilen bereits vorhandenen Kassen A bis L der Berliner Sparkasse. Mit Ausnahme von Tempelhof hatte jeder Bezirk eine Bezirkssparkasse. Die bisher selbständige Sparkasse Lichterfelde wurde zur einer Zweigkasse der Bezirkssparkasse Steglitz, die Sparkasse Tegel in die Bezirkssparkasse Reinickendorf eingegliedert und im Juni 1921 die Bezirkssparkasse Zehlendorf neu eröffnet. Alle diese Bezirkssparkassen gaben eigene Sparbücher aus und führten auch die Konten. Daneben standen den Kunden im Berliner Stadtgebiet 72 Zweigkassen, die mit weniger Personal ausgestattet waren, zur Verfügung. Sie stellten ebenfalls eigene Sparbücher aus, wobei aber die Kontenführung überwiegend bei der zugehörigen Bezirkssparkasse lag. Zur Erleichterung des Sparverkehrs existierten im Stadtgebiet zudem 212 von Kaufleuten in ihren Ladengeschäften betriebene Nebenstellen sowie 20 Nebenstellen bei städtischen bzw. staatlichen Behörden für die dort tätigen Beamte. Die Nebenstellen konnten ebenfalls Sparbücher ausgeben, sie führten aber generell keine Konten.

Durch die Eingliederung der Vorortsparkassen entstand in Berlin mit rund 1,9 Millionen Kunden (1 903 902 ausgegebene Sparbücher) und fast zwei Milliarden Mark Spareinlagen „die größte Sparkasse der Welt“, wie Sparkassendirektor Schmitt in der Zeitschrift Sparkasse vom 30. November 1921 schrieb. Die Vorortsparkassen hatten daran mit rund 780 000 Sparbüchern und 772 Millionen Mark Spareinlagen einen Anteil von 41 Prozent. Fast 200 000 Sparbücher kamen von der größten Vorortsparkasse, der Sparkasse Charlottenburg, und nur 1 356 Sparbücher von der erst am 1. Oktober 1919 gegründeten Sparkasse Treptow.

Klaus-Dieter Marten

Historisches Archiv der Berliner Sparkasse