• Plakatwerbung mit Sparkassenlogo - damals und heute : © photothek.net, Thomas Trutschel und Thomas Imo

  • Sparkassenlogos auf einen Blick: Von der Entwicklung des Sparkassen-S bis hin zu den "etwas anderen" Logos von 1925 und 1957 : © Historisches Archiv des OSV

Das Logo

Das Sparkassen-S gibt es seit 1938. Damit gehört es zu den ältesten Logos in der Kreditwirtschaft, die sich bis heute erhalten haben. Zu verdanken haben wir es dem Wiener Grafiker Lois Gaigg. Dieser kam im selben Jahr nach Berlin und erhielt vom Deutschen Sparkassenverlag den Auftrag zur Gestaltung eines Firmenzeichens.

Allerdings ist es nicht das erste Symbol, das für die Sparkassenorganisation entstand. Denn bereits 1925 machte sich der Berliner Grafiker Karl Schulpig ans Werk und schuf den sogenannten „Hermeskopf“. Das Signet verkörperte seinerzeit den Einheitsgedanken der Organisation und erinnert an den Kopf des griechischen Gottes Hermes mit seinem geflügelten Helm. Hermes hat als Schutzgott viele Facetten. So wacht er zum Beispiel über Reisende und ist zugleich Götterbote. Da Kaufleute in der Antike einen regen Handel betrieben und viel unterwegs waren, verehrten besonders sie diesen Gott. Seine Symbole, u. a. der geflügelte Helm, und auch sein Name wurden und werden von Reise- oder Transport-, aber auch von Handelsunternehmen und Banken gern genutzt.

Der „Hermeskopf“ ist vor allem ein „Verbandszeichen“, was sich besonders in seinem Gesicht mit den Buchstaben „DSGV“ widerspiegelt. Es verweist damit auch auf den Zusammenschluss von drei Spitzenverbänden zum Deutschen Sparkassen- und Giroverband, eben „DSGV“. Diese mussten nun im wahrsten Sinne des Wortes ihre Aufgaben „unter einen Hut“ bringen.

Als Karl Schulpig Mitte der 1920er-Jahre den Auftrag vom DSGV bekam, war er bereits bekannt und Preisträger in einem Signetwettbewerb des Bundes der Deutschen Gebrauchsgrafiker. Neu war die von ihm angewandte Reduktion der Zeichen auf das Wesentliche. Er entwarf zahlreiche einprägsame Bildmarken, z. B. auch die Logos der Allianz oder der Mitropa, und gilt heute als einer der „Väter des modernen Logo-Designs“.

Auch Lois Gaigg hatte sich bereits mit dem Design von Prospekten, Plakaten und Logos einen Namen gemacht, als er den Auftrag zur S-Gestaltung 1938 übernahm. Er entwarf es als Symbol für die Institution Sparkasse und die Spardose. Der Einwurftrichter und die darüberstehende Münze verstärkten den Charakter der Spardose und verwiesen damit auf die Bedeutung des Spargedankens. Nach 1948 entwickelte sich das ursprünglich als Verlagslogo entstandene Sparkassen-S zum Markenzeichen der Sparkassen.(1)

Die Modifizierung

Als Otl Aicher Anfang der 1970er-Jahre das einheitliche Erscheinungsbild der Sparkassenorganisation erarbeitete, hatte sich das Sparkassen-S von Lois Gaigg bereits etabliert. Und so sah er seine Aufgabe nicht im Entwurf eines neuen Symbols für die Sparkassen, sondern vielmehr in der Modifizierung des bestehenden in der Art und Weise, „daß es einer neuen generation willkommener erscheint.“(2) Der Einwurftrichter verschwand, das Sparkassen-S wurde rot. Am Ende entstand ein einprägsames Zeichen. Eine Studie zur Prägnanz von drei verschiedenen Sparkassenzeichen bestätigte bereits 1971, und damit vor der Einführung des neuen Sparkassen-S, die gelungene Überarbeitung: „[…] das neue Zeichen […] wirkt jung, klar und dynamisch. Es wird nahezu ebenso eindeutig der Sparkasse zugeschrieben wie das [alte, d. A.] Symbol, symbolisiert aber nicht mehr so stark den Sparvorgang selbst, sondern eher den Charakter einer Aufforderung, einer Motivation zum Sparen, losgelöst von der Beschränkung auf ‚Spardosen-Sparen‘.“(3) Das Aicher-S sprach junge Menschen mehr an und fand gleichzeitig Anklang bei der älteren Generation. Damit passte es zum Bild eines aktiven und zeitgemäßen Geldinstituts.

Die Optimierung

Das Sparkassenlogo lag stets in den Händen von berühmten Designern. Und so ist es nicht verwunderlich, ja folgerichtig, dass die Optimierung des Zeichens im Jahr 2003 wiederum von Profis vorgenommen wurde. Jörg Zintzmeyer und Peter G. C. Lux von Interbrand Zintzmeyer & Lux erhielten den Auftrag. Auch sie gingen, wie seinerzeit bereits Aicher, sehr behutsam mit dem Sparkassen-S um. Es erfuhr eine mediengerechte Überarbeitung, wurde etwas schmaler und bekam größere Binnenräume. Das Resultat war ein modern anmutendes Zeichen, das seit 2004 verwendet wird und noch immer seine Gültigkeit hat.

Das andere Symbol

Mit der Wiedervereinigung 1990 kehrte auch das Sparkassen-S in den Osten Deutschlands zurück. Und wie sah es davor aus? Nun, ab 1957 wurde ein neues Sparkassenlogo in der DDR eingeführt. Es stammte ebenfalls aus der Feder eines bekannten Grafikers. Siegfried Riediger hatte den Auftrag erhalten, ein neues Logo zu gestalten, um das Sparkassen-S von Lois Gaigg abzulösen. Es ging darum, ein „Sparsymbol“ zu schaffen, das „formschön und einprägsam sein und nicht überladen wirken sollte.“(4) So entstand ein Zeichen mit dem Umriss einer Bienenwabe. Damit wurde an die alte Tradition, Bienenfleiß mit Sparerfleiß gleichzusetzen, angeknüpft. Gleichzeitig erinnerten zwei in die Wabe hineinfallende Münzen an das Geldinstitut Sparkasse. Im unteren Drittel der Wabe symbolisierten Mauersteine die Aufbaujahre. Interessant ist, dass vorher ein Preisausschreiben zur Findung eines neuen Sparkassensymbols stattgefunden hatte. Die eingereichten Entwürfe wurden gelobt und auch ein erster Platz prämiert. Am Ende musste die Entwicklung eines neuen Logos aber auch in der DDR in Profihände gegeben werden …

Nachweise:
(1) 50 Jahre Deutscher Sparkassenverlag. Ein Leistungsbericht. Hrsg. v. Deutschen Sparkassenverlag. Stuttgart, 1985. S. 14
(2) Aicher, Otl: Präsentationtext „das visuelle erscheinungsbild der deutschen Sparkassen“ [1971], HfG-Archiv Ulm, „Nachlaß Otl Aicher“ AiAz 1297_7, Bl. 4
(3) Kurzanalyse zu Studie 734: Psychologische Untersuchung der Prägnanz, der Anmutungen und des Bedeutungsinhaltes von drei verschiedenen Sparkassenzeichen. Hrsg. Compagnon Test-Studio GmbH & Co KG, Stuttgart, 5.5.1971, AiAz 1296_2, S. 2
(4) Blätter der Sparkassenpraxis, 1957, Nr. 116-117, S. 4-5

  • „Das Wiedererkennen der Sparkasse durch jeden Menschen an jedem Ort ist von Vorteil für alle – Sparkassen und Kunden.“(1) : © Bildausschnitt: photothek.net, Thomas Trutschel und Thomas Imo

  • München 2007: Logo und Schriftzug der Stadtsparkasse in leuchtendem Gelb : © Historisches Archiv des OSV

Das Rot

HKS 12, 13 oder 14? Sie wissen, welcher dieser Rottöne zur Sparkasse gehört? Super. Aber wissen Sie auch seit wann und warum?

Um das beantworten zu können, müssen wir wieder einige Jahrzehnte zurückgehen. Genauer: Bis zum Beginn der Entwicklung des einheitlichen Erscheinungsbildes für die Sparkassenorganisation Anfang der 1970er-Jahre durch Otl Aicher. Der stellte bereits im September 1969 im Konzeptentwurf klar: „die farbe rot war eigentlich in der werbung der sparkasse schon aufgetreten. sie wurde als dynamische farbe anerkannt und deshalb für die sparkasse als sehr geeignet angesehen […]“.(2)

Mit der Einführung des roten „Einheitssparkassenbuchs“ 1937 hatte sich ein kräftiges Dunkelrot im Laufe der Zeit mehr und mehr durchgesetzt. Man sprach auch von Bordeaux- oder Purpurrot. Daneben gab es allerdings noch verschiedene andere Rottöne. Wie auch immer, die Entwicklung des roten Sparkassenbuchs gilt als erster Versuch des Deutschen Sparkassenverlages, Produkten ein einheitliches und einprägsames Design mit hohem Wiedererkennungswert zu geben. So erhielt die Gestaltung schon frühzeitig den gleichen Stellenwert wie die Anpassung an den technischen Fortschritt. Denn eigentlich war das Einheitssparkassenbuch als Standardisierung notwendig geworden, um eine optimale maschinelle Verarbeitung gewährleisten zu können.

HKS 13

1971 hob Otl Aicher in seiner Präsentation vor dem Deutschen Sparkassenverlag und dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband hervor: „die traditionsfarbe der sparkassen, bisher hauptsächlich etabliert im sparkassenbuch, nämlich ein rot, wollten wir im grundsatz erhalten“.(3) Sein Ziel sah er also nicht darin, eine andere Hausfarbe für die Sparkassen zu kreieren. Vielmehr sollte der Rotton so gewählt werden, dass eine dynamische, frische und jugendliche Wirkung entstand.

Zwei Rottöne eines 1968 eingeführten Farbstandards kamen dafür in Frage und wurden näher untersucht: HKS 12 und HKS 13. Ein Vergleich verdeutlichte die Vorteile von HKS 13. Zu diesen zählten die einfache und preiswerte Herstellung, da es sich um eine Grundfarbe handelte; außerdem die sehr gute Lichtechtheit sowie die Eignung für Spritzlackierungen. Auch das Vorhandensein im Farbkatalog der Druckfarbenfabriken war ein Vorzug. Nicht zu unterschätzen war die Möglichkeit, im Vierfarbdruck durch das Übereinanderlegen der Farben Gelb und Rot im Vollton HKS 13 herstellen zu können. Das hellere Rot HKS 12 war hingegen in der Herstellung teurer, da es sich um eine Mischfarbe handelte. Zudem erreichte dieser Rotton nur eine geringere Lichtechtheit und war daher für die Außenwerbung und für Displays eher ungeeignet. Auch Spritz- und Nitrolackierungen oder eine Cellophanierung waren in HKS 12 nicht möglich. So stand das Ergebnis schnell fest: HKS 13 wurde 1972 zur Hausfarbe der Sparkassenorganisation und blieb es bis heute.(4)

Ein frisches Rot bis heute

Nur wenige Sparkassen schlossen sich dem Rotkonzept erst Jahre später an. Zu diesen gehörten zum Beispiel die Frankfurter Sparkasse, die sich noch vor wenigen Jahren in Blau-Gelb präsentierte, oder die Nassauische Sparkasse, die sich erst vor Kurzem von Blau-Orange verabschiedete. Vielleicht erinnern Sie sich auch noch an ein leuchtendes Gelb in München?

Dass die Wahl von HKS 13 richtig und wichtig war, fasste auch das Grundlagenwerk zu den „Gestaltungsregeln für das einheitliche Erscheinungsbild“ in 2. Auflage 1989 noch einmal zusammen. Es verwies darauf, dass die Sparkassen auch nur mit einer einzigen Farbe und damit mit der allergrößten Reduktion, an Ausstrahlung gewinnen können. Dem Rotton wurde auch über 15 Jahren nach seiner Einführung „Jugend und Dynamik“ bescheinigt. Die weite Verbreitung im Alltag, beispielsweise als Malfarbe oder selbstklebende Farbfolie, sowie die Sonderstellung unter den Farben wurden noch einmal betont. Auch die Signalwirkung der Farbe und die Alleinstellung unter den Kreditinstituten wurden herausgestellt. Ein roter Streifen mit einem Sparkassen-S reichte in der Außenwerbung bereits 92 von 100 Menschen, um die Sparkasse zu erkennen.

HKS 14

Und was hat es nun mit HKS 14 auf sich? Nun, dieser Farbton erlangte seine Popularität durch den jahrelangen Streit um die Verwendung und den Schutz der Farbe Rot als Marke im Kreditgewerbe. Es stritten und streiten noch immer: die Sparkassenorganisation und die spanische Banco Santander. Diese hatte sich in den 1980er-Jahren den Ton HKS 14 als Hausfarbe gewählt. Im Ergebnis sahen sich die Filialen von Sparkassen in HKS 13 und Santander in HKS 14 nun farblich zum Verwechseln ähnlich. Im Jahr 2007 ließ der Deutsche Sparkassen- und Giroverband seine Hausfarbe, das Sparkassenrot, beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) als Marke registrieren. Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) bestätigte 2014, „dass ein Unternehmen sich eine konturlose Farbe grundsätzlich als Marke schützen lassen kann“. Nun dürfen wir gespannt sein, wie es weitergeht und wie das Bundespatentgericht in der „Rot-Angelegenheit“ entscheiden wird …

Nachweise:
(1) Woran man uns erkennt. Hrsg. Deutscher Sparkassen- und Giroverband. Konzeption Otl Aicher. DSGV, [1988-1989], S. 3, HfG-Archiv Ulm, „Nachlaß Otl Aicher“ AiBr 455
(2) Aicher, Otl: „vorlage der konzeption am 12.9.1969″ [beim Deutschen Sparkassenverlag], HfG-Archiv Ulm, „Nachlaß Otl Aicher“ AiAz 1297_11, Bl. 2
(3) Aicher, Otl: Präsentationtext „das visuelle erscheinungsbild der deutschen sparkassen“ [1971], HfG-Archiv Ulm, „Nachlaß Otl Aicher“ AiAz 1297_7, Bl. 4
(4) Aicher, Otl: Vermerk „Betr.: Hausfarbe HKS 13 oder HKS 12?“ vom 28.1.1971, HfG-Archiv Ulm, „Nachlaß Otl Aicher“ AiAz 1296_16

  • © Bildausschnitt: photothek.net, Thomas Trutschel und Thomas Imo

  • Die serifenlose Variante der Sparkassen-Schrift in den drei Schnitten: Light, Regular und Bold mit jeweils der passenden Kursive, entwickelt vom Schweitzer Bruno Maag

Die Schrift

Die Sparkasse RG. Erstmals bekommt die Sparkassenorganisation eine eigens für sie entwickelte Hausschrift. Doch sie kam ab dem 1. Januar 2004 nicht allein, sondern wurde im Rahmen eines modifizierten Erscheinungsbildes der Marke Sparkasse eingeführt. Alles sollte wie „aus einem Guss“ wirken. So lautete der Auftrag des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes an die Agentur Interbrand Zintzmeyer & Lux in Köln. Der Agenturname verweist auf das erfolgreiche Designer-Duo Jörg Zintzmeyer und Peter G. C. Lux, die zum Beispiel auch für Marken wie BMW, Lindt oder die Deutsche Telekom gearbeitet haben.

Was sollte getan werden? Neben der Schrift galt es, das Sparkassen-S zu optimieren. Außerdem waren ein Schutzraum um die Marke und einfache Ordnungsprinzipien für das Markenzeichen (S) und den Markennamen (Sparkasse) zu definieren. Schließlich musste entschieden werden, ob es beim leuchtenden Rot HKS 13 bleiben sollte.

Die Entwicklung der Sparkassen-Schrift erfolgte schließlich in Kooperation mit dem Schweizer Bruno Maag. Dieser hatte bereits 1991 das Unternehmen Dalton Maag in London gegründet und war auf maßgeschneiderte Schriftfonts spezialisiert. Für die Sparkassenorganisation entwarf er eine moderne Schrift, „eine humanistische Sans Serif, die freundlich und gleichzeitig warm wirkt und besser lesbar ist als eine Grotesk“.(1) Und er gab dieser neuen Hausschrift verschiedene Merkmale mit, die sie von Standardschriften abgrenzt. So erhielt sie durch leicht gewölbte Diagonalen einen weichen Zug. Der Buchstabe B erinnert durch den weichen Kurveneinlauf auf der Mittellänge und dem harten auf der Schriftlinie an kalligraphische Zeichen. Die Buchstaben M, W und w weisen Wölbungen der Außendiagonalen auf, die im Kontrast zu geraden Innendiagonalen stehen. Um nur einige Beispiele zu nennen. Die neue Sparkassen-Schrift sollte sich optisch nicht allzu sehr von der bisherigen Hausschrift der Sparkassenorganisation, der Helvetica, unterscheiden. Diese war seit 1972 verwendet worden.

Die Helvetica

Bereits in den 1970er-Jahren war die Helvetica eine geläufige und weit verbreitete Gebrauchsschrift. Fast jede Setzerei hatte sie im Bestand – ein großer Vorteil. Hinzu kam, dass ihr Schriftbild ruhig und geschlossen wirkte. Das Auge wurde beim Lesen geführt. Der Helvetica, die zu den serifenlosen Linear-Antiqua- bzw. Groteskschriften gehört, wird ein schlichter Formcharakter nachgesagt. Ihr werden Begriffe wie Fortschritt, Frische oder Strenge zugeordnet. Nutzt man die Schrift in Halbfett, so bekommt sie einen ernsten und strengen Charakter. Der magere Schnitt hingegen, der im Normalfall für den Schriftzug „Sparkasse“ und das Sparkassen-S vorgesehen war, wirkte eleganter, großzügiger und auch harmonischer. Als die Drucktechnik sich weiterentwickelt hatte, kam zur „Helvetica leicht“ noch die „Helvetica mager“ hinzu. Sie sollte als noble Variante den Schriftkatalog ergänzen und insbesondere für Geschäftsvordrucke eingesetzt werden.

Die Entscheidung

Otl Aicher schlug gleich im ersten Konzeptentwurf für das einheitliche Erscheinungsbild der Sparkassenorganisation die Helvetica als Hausschrift vor. Doch beim Deutschen Sparkassenverlag war man sich 1970 noch unsicher: „Wir haben […] noch einige Bedenken bezüglich der Schrift. Ich möchte Sie bitten, doch noch einmal Alternativen zu der ‚halbfetten Helvetica‘ zu entwickeln. […] Ob die ‚magere Univers‘ nicht auch uns sehr gut zu Gesicht stünde?“(2) Aicher entsprach dem Wunsch des Verlages und prüfte mit Unterstützung einer Druckerei die Eignung der Univers und der Helvetica für Drucksachen. Daneben wurde eine weitere Schrift, die Akzidenz-Grotesk, in das Auswahlverfahren miteinbezogen. Er verglich alle drei Schriften in den Varianten Normal und Halbfett. Eine Antiqua sollte die Standardschrift für umfangreichere Werke werden. Zur Auswahl standen die Garamond und die Baskerville. Aicher bevorzugte letztere, da sie ein größeres Bild und eine ähnliche Architektur wie die Helvetica hatte. Das Format für alle Drucksachen sollte aus der DIN-A-Reihe stammen.

Der Designer verwies in einem Gespräch beim Deutschen Sparkassenverlag auf die unbedingte Notwendigkeit einer strengen Anwendung des Schriftenregelwerks. Durch eine falsche Schriftmischung würde das gesamte Erscheinungsbild seine Prägnanz verlieren.(3) Die Basislösungen für die zu wählende Schrift sollte es in Halbfett, Mager und Leicht geben. Wobei das Wort „Sparkasse“ üblicherweise in Mager zu setzen war. Aber vor allem sollte es „mehr auslösen als nur den Gedanken an Geld; es sollte immer an freundliche, friedliche Begegnungen erinnern.“(4) Die Abschlusspräsentation Aichers 1971 unterstrich die Bedeutung der Wahl der zukünftigen Hausschrift. Denn die bis dahin eingesetzte schien „nicht mehr angemessen“ zu sein. Otl Aicher konstatierte: „nur noch ehrenmale des krieges haben die betonbuchstaben Ihres gegenwärtigen schriftzuges.“(5)

Noch heute trifft sicherlich zu, was das Grundlagenwerk zu den „Gestaltungsregeln für das einheitliche Erscheinungsbild“ in 2. Auflage 1989 zum Thema „Schrift“ zusammenfasst: Die visuelle Durchgängigkeit und damit die mentale Haltung eines Unternehmens kommt besonders in der Schrift zum Ausdruck.

Nachweise:
(1) Sparkassen-Schrift. In: Page. 2003, Nr. 3, S. 54-57
(2) Brief von Dr. Horst Ulbrich (DSV) an Otl Aicher vom 20.10.1970, HfG-Archiv Ulm, „Nachlaß Otl Aicher“ AiAz 1297_46
(3) Aicher, Otl: Gesprächsnotiz „betr.: Besprechung über Typografie des Verlages im Allgemeinen und die HA Schrifttum im Besonderen“ vom 13.7.1971, HfG-Archiv Ulm, „Nachlaß Otl Aicher“ AiAz 1296_5
(4) Woran man uns erkennt. Hrsg. Deutscher Sparkassen- und Giroverband. Konzeption Otl Aicher. DSGV, [1988-1989], S. 25, HfG-Archiv Ulm, „Nachlaß Otl Aicher“ AiBr 455
(5) Aicher, Otl: Präsentationtext „das visuelle erscheinungsbild der deutschen Sparkassen“ [1971], HfG-Archiv Ulm, „Nachlaß Otl Aicher“ AiAz 1297_7, Bl. 8-9

  • Seit 1963 als Werbeslogan im Einsatz: "Wenn's um Geld geht - Sparkasse" : © photothek.net, Thomas Trutschel und Thomas Imo

  • geschützte Hörmarke: Melodie in G-Dur, 2/2-Takt, Noten: h - c - h - g - a - g - g - g (gezeichnet nach der Abbildung im Eintrag beim Deutschen Patent- und Markenamt)

    geschützte Hörmarke (gezeichnet nach der Abbildung im Eintrag beim Deutschen Patent- und Markenamt) : © Historisches Archiv des OSV

Der Claim

2004. Unter den 10 bekanntesten Werbeslogans in Deutschland ist auch „Wenn’s um Geld geht – Sparkasse“. Zu dieser Zeit ist er schon über 40 Jahre alt und kein bisschen abgenutzt. Das gilt bis heute. Auch wenn es in diesem Jahr Änderungsgerüchte gab.

Doch wie entstand der Sparkassen-Slogan eigentlich?

Schauen wir zurück in das Jahr 1962. Damals diskutierte der Zentrale Werbeausschuss des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes über insgesamt sechs Claims, die entweder die Gemeinnützigkeit der Sparkassen oder aber das Ansehen als universelles Kreditinstitut zum Ausdruck brachten. Unter den Favoriten war auch: „Wenn’s um Ihr Geld geht“. Warum die Entscheidung dann auf den uns heute noch bekannten Spruch fiel, ist nicht überliefert.(1) Doch, so sieht es zumindest aus, war sie goldrichtig.

Ab 1963 war „Wenn’s um Geld geht – Sparkasse“ auf Plakaten, in Anzeigen und Broschüren zu lesen oder aber in TV-Spots sogar zu hören. Die Werbung wirkte durch den knackigen Slogan aufeinander abgestimmt und dadurch nachhaltiger. Das Ziel war erreicht. Drei Jahre später zeigte eine Untersuchung, dass schon 55 % der Befragten eine richtige Zuordnung des Claims zur Sparkasse vornehmen konnten. Seine schlüssige Formulierung machte ihn populär. Ein großer Erfolg. Hing dieser vielleicht auch mit der eingängigen Melodie zusammen? Sie wurde „seinerzeit ganz modern eingespielt auf einer elektrischen Orgel“.(2) Oder lag es daran, dass anfangs der Slogan nicht einfach still und leise über den Bildschirm wanderte, sondern auch noch einmal gesprochen wurde? Könnte sein.

Fakt ist: Heute kommt der Claim ganz ohne Sprecher aus. Man erkennt ihn sofort an der Melodie, summt mit und ergänzt die Wörter wie von selbst in Gedanken. Möglicherweise ist das auch das Ergebnis der Modernisierung der Melodie im Jahr 1993. Die zwei erfolgreichen Werbemusik-Komponisten Mehmet Ergin und Christoph Lienemann, die übrigens auch für die ITB, RTL2 oder für den Otto Versand Jingles produzierten, sind die Urheber.

Interessant ist, dass es inzwischen nicht nur Classic-, Jazz-, Pop-Mainstream-, Rock-, Folk- oder Unplugged-Versionen des „Sparkassenhits“ gibt, sondern dass sich der Audiovisionskünstler Rainer Tautenhahn daran gemacht hat, die Melodie sichtbar werden zu lassen. Auf diese Weise zeigt sich „Wenn’s um Geld geht – Sparkasse” auch als sogenanntes „Sonicpicture“ oder „Schallbild“. Das Notenbild zum Claim ergänzt übrigens die „Hörmarke“ (G-Dur, 2/2-Takt, Tonfolge: h – c – h – g – a – g – g – g) beim Deutschen Patent- und Markenamt, die der Deutsche Sparkassen- und Giroverband dort regisrieren ließ. Wann? 2004.

Nachweise:
(1) Wehber, Thorsten: 50 Jahre Werbeslogan „Wenn’s um Geld geht … Sparkasse“. DSGV, Mai 2013
(2) Schindler, Thomas: Ein Spruch, der Generationen prägte. In: Sparkassenzeitung v. 24.1.2013