• In der Ausgabe 7 1965 der Zeitschrift Deutsche Finanzwirtschaft, Ausgabe Geld und Kredit/Versicherung, des Finanzministeriums berichteten Leitungskräfte der Pilotsparkasse von der Einführung 1964. : © Historisches Archiv des OSV

  • Covermotiv eines Werbefaltblatts der DEWAG mit dem Spargiro-Logo, 1964 : © Historisches Archiv des OSV

Spargirokonten zuerst in Berlin

Vor 60 Jahren begann in der DDR die Einführung von Spargirokonten, um den Sparverkehr zu rationalisieren. Es galt, die Zahl der aufwendig zu betreuenden Buchsparkonten zu reduzieren. Mit dem modernen Konto wollte der SED-Staat die Konzentration der Geldmittel der Bevölkerung bei den Sparkassen vorantreiben. Die Gehälter und Renten der Menschen sollten per Zahlung über das Spargirokonto automatisch dort landen.

Einfacher, bequemer und besser wurde es für die Kundschaft. Wer ein Spargirokonto besaß, bekam wie der Sparer drei Prozent Zinsen. Statt eines klassischen Sparbuchs gab es ein Spargirobuch. In diesem wurden Kontoauszüge aufbewahrt, welche die Buchungen belegten. Per Scheck oder Überweisung konnte über das Guthaben verfügt werden. Mit dem Konto konnten auch Daueraufträge zur Abbuchung eingerichtet werden.

Den Anfang machte die Sparkasse in Ost-Berlin. Die größte Sparkasse der Republik erprobte das neue Produkt, das die anderen Institute ab dem Folgejahr einführen konnten. So wollte es das Finanzministerium. Die Hauptstadtsparkasse bewarb die damals modernste Sparform mit Plakaten sowie mit Anzeigen und Artikeln in der Presse. Sparende erhielten verschiedene Informationsschreiben. Hauptsächlich wurde aber beim persönlichen Kontakt am Schalter geworben.

Im Ergebnis konnten vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1964 schon 4.368 Spargirokonten eingerichtet werden. Die Zahl der Sparkonten ging damals zwar zurück, doch nicht im erhofften Umfang. Das klassische Buchsparen wurde weiterhin gern genutzt, noch lange Zeit. Letztlich überstieg bei der Sparkasse der Stadt Berlin erst 1984 die Zahl der Spargirokonten die der Buchsparkonten. Zwei Jahre später lag dann auch mehr Geld auf den erstgenannten Konten.

  • © Historisches Archiv des OSV/ Depositum der Sparkasse Meißen

Durch Rationalisierung der Arbeit zu schnellerer Kundenbedienung

1. Mai – Internationaler Kampftag aller Werktätigen. Die Kreissparkasse Dresden war 1967 mit einem Lastkraftwagen bei der Demonstration dabei. Die in die DDR-Planwirtschaft eingebundene Sparkasse wies auf ihre Leistungen hin. Außerdem trug ein straßenseitig angebrachtes Schild die Losung „Durch Rationalisierung der Arbeit zu schnellerer Kundenbedienung“. Eine Frau hatte das mit ihrer Büromaschine zu veranschaulichen. Die Beschleunigung der Geschäftsvorfälle war unter anderem notwendig, weil sich der Kundenverkehr wegen der verkürzten Arbeitswoche auf fünf Tage zusammendrängte.

Durch die Einführung der „komplexen Einmann-Bedienung“ sollte Abhilfe geschaffen werden. Mann beziehungsweise Frau war gleichzeitig für das Kassieren, Quittieren und die Eintragungen in die Sparbücher zuständig. Demonstrierte etwa die zweite Frau am Tisch, dass es dabei kein Vier-Augen-Prinzip mehr gab? Die Einmann-Bedienung wurde ab 1965 bei der Kreissparkasse eingeführt. Dafür mussten einseitig ausgebildete und eingesetzte Beschäftigte qualifiziert werden.

Die Weiterbildung stellte auch einen Punkt in den Vereinbarungen dar, die sie mit dem Direktor treffen konnten, um möglicherweise den Ehrentitel „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“ zu erhalten. 1967 nahmen zehn Teams der Sparkasse am Wettbewerb teil. Drei Kollektive in Radeberg und Langebrück wurden ausgezeichnet. 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichten dabei „gute Ergebnisse in ideologischer und ökonomischer Hinsicht“, so der Jahresbericht der Sparkasse.

  • Sparkassenfiliale in Neubrandenburg - Stargarder Straße 13, 2024 : © Thomas Einert

Spurensuche in Neubrandenburg

Zu Ostern bin ich von Neubrandenburg nach Neustrelitz gewandert. Am Beginn des Fußmarsches stand eine Stadtbesichtigung. Empfehlenswert ist eine Umrundung der Neubrandenburger Innenstadt entlang der Mauer mit ihren beeindruckenden Toren, Türmen und Wieckhäusern. Innerhalb des Rings gibt es jedoch wenig uralte Substanz zu sehen. Vergeblich sucht man etwa den Gründungsort der Ersparnis-Anstalt zu Neubrandenburg, die am 20. Juni 1852 im Haus des Kaufmanns J. C. H. Volckmann an der Ecke Turmstraße/ Palaisstraße eröffnete. Jetzt steht an der Stelle, mit der Adresse Stargarder Straße 19, das verwaiste Kaufhof-Gebäude. Das Haus wurde übrigens in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre als Kaufhaus errichtet.

Doch zurück zur Sparkasse. Nach mehreren Umzügen kam sie 1870 in einem neuerbauten Haus in der Stargarder Straße 8 unter. Dort blieb sie bis 1945. Ende April verbrannten im Zuge der Eroberung durch die Rote Armee rund 80 Prozent der Innenstadt. Viele Fachwerkhäuser wurden vollkommen zerstört. Massive Steinbauten, wie die Sparkasse in der damaligen Adolf-Hitler-Straße, brannten aus. Der schrittweise Neuaufbau der in Trümmern liegenden Stadt begann erst nach einigen Jahren. Die Straße war mittlerweile nach Ernst Thälmann benannt und als Magistrale gedacht. In ihrem nördlichen Abschnitt entstanden Gebäude von öffentlichem Interesse. Dazu kamen Laden- und Wohnbauten. Eine solche Funktion hat auch das zwischen 1955 und 1957 errichtete Haus, welches heute die Sparkassenfiliale in der Stargarder Straße 13 beherbergt.

  • Sparkassen werben für das Urlaubssparen, Das Magazin, Nr. 4, 1962 : © Historisches Archiv des OSV

Urlaub, mach mal Urlaub, komm wir packen unsre sieben Sachen …

Sommer, Sonne, Urlaub. Seit Jahrzehnten für die meisten Deutschen eine Selbstverständlichkeit. Das Jahr vor der Pandemie wies laut Statista sogar Rekordzahlen auf: 55 Millionen Bürger unternahmen 2019 eine mindestens fünf Tage andauernde Reise. 78 Prozent der Bevölkerung brachten es auf etwa 70,1 Millionen Urlaubsreisen. Nun ist Corona mit eingeschränkten Möglichkeiten schon fast wieder vergessen. Die Aktivitäten nehmen stetig zu. Gezählt wurden 2022 wiederum Millionen längere und kürzere Urlaubsreisen.

Das touristische Unterwegssein ist heutzutage ein Massenphänomen. Etabliert hat es sich aber erst im 20. Jahrhundert. Voraussetzungen waren neben freier Zeit durch einen gesetzlich geregelten, bezahlten Urlaubsanspruch für die arbeitende Bevölkerung auch das nötige „Kleingeld“. Reisen kostet eben.

Als die Sparkassen der DDR im April 1962 augenzwinkernd an das regelmäßige Sparen für einen entspannten Urlaub am Wasser erinnerten, gehörte das Verreisen wieder zu den erfüllbaren Wünschen. Erster und Zweiter Weltkrieg hatten letztendlich zu keiner „touristischen Zäsur“ geführt, wie Spode in seiner Untersuchung herausstellt.* Bewahrheitet hatte sich vielmehr die Prognose des Reiseunternehmers Carl Degener, der bereits 1949 anmerkte: „Die Deutschen werden reisen wie noch nie, wenn sie erst wieder satt zu essen haben.“

Im Osten wurde fünf Jahre später das Urlaubs- bzw. Feriensparen neben dem Heirats-, Schulentlassungs-, Studium- und FDJ-Sparen als „neue Art des Zwecksparens“ propagiert. Sparer und Sparkasse schlossen gemeinsam eine Vereinbarung, in der das Sparziel klar benannt war. Auch die Höhe der monatlichen Einzahlungen wurde für eine bestimmte Laufzeit festgelegt. Beharrlichkeit sollte mit einem attraktiven Zinssatz belohnt werden. Bunt gestaltete Werbeanzeigen und -plakate, die sich bis heute erhalten haben, machten die möglichen Spararten im ganzen Land bekannt. 1955 gab es in puncto Werbemittel für das Feriensparen laut den „Blättern der Sparkassenpraxis“ jedoch noch erheblichen Nachholbedarf. Ein Mitarbeiter der Kreissparkasse Zittau kommt zu Wort und beklagt, dass er auf seinen Urlaubsreisen noch keine Sparwerbung in FDGB-Heimen vorgefunden hätte und somit eine günstige Gelegenheit vertan sei. Die Werbung diene der gesamten Sparkassenorganisation, war er sich sicher und betont abschließend: „Viele Werktätige fassen im Urlaub den guten Vorsatz, im nächsten Jahre wieder unbeschwerte Urlaubstage zu verleben. Diese guten Vorsätze in die richtige Bahn zu lenken, wird eine gute und zeitgerechte Werbung erfüllen.“

Die „Regeneration der Arbeitskraft“ in Form von Urlaubsfreuden war im Sinne der staatlichen Sozialpolitik der DDR. Daher traten neben das beworbene individuelle Urlaubssparen bei den Sparkassen der DDR Zuschüsse des Staates. In der Ära Honecker kostete das Urlaubswesen schließlich Milliarden. „Drei bis vier Mark legte der Fürsorgestaat laut Spode* auf jede Mark drauf, die er im Sozialtourismus einnahm.“ Den Aufbau des Sozialtourismus übernahmen ab 1947 der Feriendienst des FDGB sowie zahlreiche Betriebe, die in den Folgejahren eigene Ferienheime einrichteten. Der Urlaub war für alle erschwinglich. Das touristische Unterwegssein boomte. Im Wendejahr 1989 waren die DDR-Bürger tatsächlich zu „Reiseweltmeistern“ avanciert. 1,9 Millionen Reisen vermittelte zuletzt allein der FDGB. Während die Westdeutschen in ihrer Reiseintensität hinter anderen Europäern zurücklagen und lediglich auf 67 Prozent kamen, waren die Ostdeutschen mit etwa 80 Prozent in führender Position. Zur Ironie der Geschichte gehört, dass die angestaute Unzufriedenheit – gerade auch in Bezug auf eingeschränkte Reisefreiheiten – maßgeblich zum Untergang der DDR beitrug.

*Literaturtipp:
Spode, Hasso: Urlaub Macht Geschichte. Reisen und Tourismus in der DDR, Berlin 2022.

  • Werbebroschüre des Deutscher Sparkassenverlags, 1991 (Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © S-Communication Services GmbH

Zur Geschichte der EC-Karte

Bestimmt ist Ihnen bekannt, dass in nächster Zeit Millionen Sparkassen-Cards mit Maestro-Logo ausgetauscht werden. Diese Funktion des US-Zahlungsdienstleisters Mastercard sorgt dafür, dass man im Ausland mit der deutschen Girocard bezahlen kann. Nun stehen Änderungen an. Die Alternative von Visa nennt sich V Pay. Karten mit diesem Symbol müssen nicht ersetzt werden. Nur aufgrund der Kooperation mit diesen Bezahlsystemen sind die Girokarten außerhalb Deutschlands nutzbar.

Umgangsprachlich werden sie übrigens oft falsch als EC-Karten bezeichnet. Der Begriff geht auf Karten mit dem ec-Symbol zurück, die in unserem Verbandsgebiet ab 1990 eingeführt wurden. Im September, noch zu DDR-Zeiten, waren rund 100.000 solcher Eurocheque-Karten ausgegeben. Es ging wegen der Kapazitätsprobleme bei der Produktion allerdings langsam voran. Lieferzeiten von bis zu 15 Wochen gab es damals. Erst im Frühjahr 1991 konnte der Bedarf gedeckt werden. Am Ende des Jahres waren schließlich 4,8 Millionen Exemplare verteilt.

Diese mit maschinenlesbaren Magnetstreifen ausgestatteten Karten dienten einerseits dazu, Eurocheques über maximal 400 Deutsche Mark bei der Einlösung im In- und Ausland zu garantieren. Nur sie stellten 1990 ein Äquivalent zu den in der DDR genutzten, hier abgebildeten, grünen Schecks dar. Mit der EC-Karte und der Geheimzahl war es außerdem möglich, an allen Geldautomaten mit dem ec-Logo bis zu 400 DM abzuheben.

Die neuen Zahlungsmedien wurden gut aufgenommen. 1993 waren 56 Prozent der Girokonten der Mitgliedssparkassen mit EC-Karten ausgestattet. In den westdeutschen Bundesländern lag die Quote bei 51 Prozent. 1996 begann in unserem Verbandsgebiet die Einführung von Karten mit multifunktionalem Chip, der zum Beispiel als elektronische Geldbörse zur Zahlung von Kleinbeträgen genutzt werden konnte. 2002 endete der Einsatz der Eurocheques. Aus der Eurocheque-Karte wurde die Eletronic Cash-Karte, die 2007 in Girocard umbenannt wurde.

  • Das Plakat, das nie hängen durfte. (Deutsches Hygiene Museum Dresden, 1966) : © Historisches Archiv des OSV

Viel Ärger um ein Plakat

Heute zum Weltnichtrauchertag können wir ein ganz besonderes Plakat aus unserer umfangreichen Sammlung vorstellen. Es ist aus dem Jahr 1966 und wurde von dem Grafiker Jochen Fiedler für das Deutsche Hygiene Museum Dresden gestaltet.

Mit dem provokanten Plakattitel „Dein Geld verraucht“ wollte das Hygienemuseum eine Aktion gegen das Rauchen starten. Insgesamt wurden 50 000 Exemplare bestellt, die unter anderem an Kreisärzte geliefert werden sollten. Doch es kam anders.

Da auf dem Plakat ein Sparbuch mit dem Symbol der DDR-Sparkassen zu sehen war, schrieb im März 1967 Dr. Dietrich, der stellvertretende Finanzminister der DDR, einen Brief an den Direktor des Deutschen Hygiene Museums. In diesem stellte er klar, dass die Verwendung des Symbols ohne Zustimmung des Ministeriums der Finanzen nicht erlaubt sei. Außerdem kritisierte er die Aussage des Plakates, da auch der Eindruck entstehen könne, dass das Geld der Sparkassenkunden in der DDR verbrannt würde.

Die Sparkassen der DDR unterstanden bis 1972 dem Ministerium der Finanzen der DDR, danach der Staatsbank der DDR. Von beiden Institutionen verwahren wir einen erheblichen Teil an Akten und Sammlungsgut. Damit gelangte das Plakat in unser Archiv.

Das Museum musste daraufhin alle Plakate zurückrufen und vernichten. Außerdem wurden die verantwortlichen Mitarbeiter mit einem Verweis bestraft. Eine materielle Strafe kam noch hinzu, nachdem der Finanzminister Siegfried Böhm einen Brief an den Gesundheitsminister Max Sefrin schrieb und dies forderte. Der Gesundheitsminister bemängelte in seinem Antwortschreiben an Böhm zusätzlich, dass die „propagandistischen Einrichtungen der DDR die politisch-negativen Auslegungsmöglichkeiten des Plakates erkennen hätten müssen“. Zudem kündigte er an, „die politische Arbeit des Deutschen Hygiene-Museums einer kritischen Prüfung zu unterziehen“.*

*Quelle: Historisches Archiv des OSV, HA-49/2004a