• Ansichtskarte Bad Brambach

    In Bad Brambach im Vogtland gibt es die Sparkasse seit 1906. (Ansichtskarte Verlag Kurt Rössiger in Brambach, versendet 1912; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Geschaefststelle Bad Brambach

    In dem sächsischen Kurort befindet sich die südlichste Geschäftsstelle im OSV-Gebiet. : © Sparkasse Vogtland, 2015

  • Foto Filiale Bad Brambach

    So sah die Sparkasse im damaligen Radiumbad Brambach vor über 80 Jahren aus. (Foto aus dem Jubiläumsbuch für Dr. Johann Christian Eberle anlässl. 25 Jahre Giroverkehr in Sachsen, 1933; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Landkarte Ruegen

    Irgendwo hier liegt der gesuchte Ort. Er ist sogar auf der Karte verzeichnet. (Ausschnitt Karte der preuss. Provinz Pommern, um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vom Süden in den Norden

Vier ostdeutsche Bundesländer umfasst das Gebiet des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. In mehr als einem Viertel der Fläche der Bundesrepublik Deutschland ist der Regionalverband Interessenvertreter und Dienstleister der Sparkassen und ihrer Träger. Ein Mitgliedsinstitut im Freistaat Sachsen ist die Sparkasse Vogtland. Sie hat ihren Sitz in Plauen, wo bereits 1839 eine Stadtsparkasse gegründet wurde.

Im Vogtland ist die südlichste Sparkassengeschäftsstelle in unserem Verbandsgebiet zu finden, im bekannten Kurort Bad Brambach. Seit 1912 gibt es dort nach der Entdeckung einer Radiummineralquelle den Bade- und Kurbetrieb. Die Sparkasse wirkte schon 1906 in der Gemeinde. Die Anfänge waren klein. Am Ende des Jahres bestanden 143 Sparbücher. 1912 waren es schon 1.223. Durch mehrere Zusammenlegungen von Sparkassen ist Bad Brambach dann im Laufe der Geschichte eine Filiale der Sparkasse Vogtland geworden.

Aber wo liegt denn die nördlichste Geschäftsstelle? Zwei Tipps gebe ich Ihnen. Sie befindet sich auf der größten Insel Deutschlands, im Geschäftsgebiet der Sparkasse Vorpommern. Wer die richtige Antwort weiß, kann gern einen Kommentar zu diesem Beitrag verfassen. Die erste Meldung gewinnt: ein sparkassenrotes Sparschwein!

  • © Historisches Archiv des OSV

  • Deutscheinsiedel und seine Nachbarorte an der Grenze zu Böhmen (Ausschnitt Königlich Sächsische Generalstabskarte, 1902; Privatbestand Thomas Einert)

  • Ansichtskarte Deutscheinsiedel Winter 1916

    So sah der kleine Ort vor 100 Jahren aus. (Ansichtskarte Verlag Bruno Böhm in Frankenberg, versendet 1916; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Gemeindesparkasse Deutscheinsiedel

    Bis 1937 bestand in Deutscheinsiedel eine Gemeindesparkasse. (Foto aus dem Jubiläumsbuch für Dr. Johann Christian Eberle anlässl. 25 Jahre Giroverkehr in Sachsen, 1933; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Die kleinen Sparkassengemeinden in Sachsen

Derzeit arbeiten zwölf Sparkassen mit zahlreichen Geschäftsstellen im Freistaat Sachsen. Früher war das anders. So gab es 1919 in dem Land sogar 369 Sparkassen. Mehr Institute haben in der fast 200-jährigen Sparkassengeschichte Sachsens niemals existiert. Es bestanden 199 Zweig- beziehungsweise Annahmestellen. Vergleichsweise viele Geschäftsstellen unterhielten die Großstadtsparkassen. So hatte etwa die Sparkasse in der Landeshauptstadt Dresden neben der Hauptstelle 18 Zweigstellen.

Aber die großen Institute sollen hier gar nicht Thema sein. Denn die Anlaufstellen der Kundinnen und Kunden in Sachsen waren damals vor allem die vielen kleineren Sparkassen in Städten und Landgemeinden. Kreissparkassen, wie zum Beispiel im Nachbarland Preußen, gab es nicht. Verbandssparkassen verbreiteten sich nur langsam. Im Freistaat dominierten die eigenständigen Gemeindesparkassen.

Das ist heute schwer vorstellbar. Sogar Orte mit geringer Bevölkerungszahl hatten 1919 eine eigene Sparkasse. Die zehn kleinsten Gemeinden habe ich hier für Sie zusammengefasst. Sie sind nach der Einwohnerzahl geordnet. Auffällig ist die Verbreitung in der Amtshauptmannschaft Freiberg. Dies war der untere Verwaltungsbezirk, der die meisten Sparkassen in Sachsen aufwies. So kam hier eine Kasse auf durchschnittlich 23 km² oder 2.809 Einwohner, was weit über dem Landesdurchschnitt lag.

Die kleinste Sparkassengemeinde im Bezirk hieß Deutscheinsiedel. Dort wirkte seit 1898 ein kommunales Geldinstitut. 1919 gab es erst 417 Sparbücher, im Juni 1937 Einlagen von nur 39.646 Reichsmark. Die Kasse wurde zu dieser Zeit aufgelöst und ein benachbartes Institut zuständig. Nachbarschaft meinte nicht nur in diesem Fall lediglich wenige Kilometer.

Auch die Selbstständigkeit der anderen aufgeführten Sparkassen endete bald, nämlich Ende 1943. Während des Zweiten Weltkriegs fanden in Sachsen sehr viele angeordnete Zusammenlegungen statt, weil das Reichswirtschaftsministerium „Konzentration und Leistungssteigerung“ forderte.

  • Sparkassenbus Wohnmbobil

    Na, wer steht denn da? Ein alter, neu belebter Sparkassenbus! : © Thomas Einert, 2015

  • Sparkassenbus Wohnmobil

    Früher war der Bus in Nordrhein-Westfalen zu den Kundinnen und Kunden der Sparkasse unterwegs. Heute ist er ein Wohnmobil. : © Thomas Einert, 2015

ON THE ROAD AGAIN

Sparkassenbusse dienen schon seit Jahrzehnten dazu, vor allem die Bevölkerung auf den Dörfern und in dünn besiedelten Gebieten nicht nur mit Bargeld zu versorgen. Insbesondere der ländliche Raum ist ihre Heimat. Auch im Osten Deutschlands sind die rollenden Zweigstellen seit vielen Jahren unterwegs.

So stellte etwa die Sparkasse Essen ihrem damaligen Partnerinstitut, der Stadtsparkasse Frankfurt (Oder), im Sommer 1990 solch eine fahrbare Geschäftsstelle zur Verfügung. Bei der Sparkasse Mittelsachsen ist zum Beispiel erst vor Kurzem ein modern ausgestattetes Mobil in Betrieb genommen worden. Sparkassenbusse sind Geschichte und Zukunft.

Was aber passiert, wenn ein Sparkassenbus ausgedient hat, er schließlich in Rente geschickt wird? Dass er ein ganz anderes, interessantes Nachleben haben kann, durfte ich kürzlich erfahren. Unterwegs in Brandenburg sah ich ein historisches Gefährt, das mich sofort in seinen Bann zog.

Dieser ehemalige Sparkassenbus namens „Harrie“ ist seit einigen Jahren das mobile Heim eines Weltenbummler-Paares. Er wurde von ihm liebevoll gestaltet und fällt sicherlich allerorten auf. Doch schauen Sie selbst einmal in den Blog der beiden. Dort können Sie auch lesen, wo der Bus schon überall Station gemacht hat. Vielleicht kommt er ja auch einmal in Ihrer Nähe vorbei?

  • Auszug Jahresbericht Kreissparkasse Bernau 1989

    Einen Teil des Jahresabschlusses der Sparkassen der DDR bildete eine Aufstellung mit allen zur Sparkasse gehörenden Zweigstellen und Agenturen. Dies ist die Liste der Kreissparkasse Bernau aus dem Jahr 1989. : © Historisches Archiv des OSV

Im Dienste der Wissenschaft

Auch aktuelle Fragestellungen, wie z. B. die zukünftige Entwicklung des Bankfilialnetzes in Deutschland oder die Auswirkungen des demografischen Wandels, finden regelmäßig ihren Weg in die historischen Archive von Unternehmen.

Eine kürzlich erschienene und vielzitierte Studie der Förderbank KfW ist u. a. mit Hilfe des vom OSV-Archiv zur Verfügung gestellten Datenmaterials entstanden. Die Schrift mit dem Titel „25 Jahre freier Bankenmarkt in Ostdeutschland – Deutlicher Rückbau seit der Wiedervereinigung“ ist eine Veröffentlichung der KfW Research in Kooperation mit der Universität Siegen.

In der Studie werden sowohl das Filialnetz aller Geld-und Kreditinstitute in der DDR zur Zeit der Wende 1989/1990 betrachtet und mit dem aktuellen Stand verglichen als auch die Entwicklung bis 2035 für ganz Deutschland eingeschätzt.  Wobei hier im schlimmsten Fall ein Filialsterben von ca. 50 % prognostiziert wird.

Für das Archiv erwies sich die Zuarbeit als sehr umfangreich und arbeitsintensiv. Die Gesamtanzahl an Sparkassenfilialen in den einzelnen DDR-Bezirken lag bereits aufgrund früherer Publikationen vor. Dies jedoch ließ keine Rückschlüsse auf das Filialnetz jeder einzelnen Sparkasse in den zu betrachtenden Regionen (kreisfreie Städte, Landkreise) zu. So kam es, dass wir die Filialaufstellungen aus den Jahresberichten aller 196 damals existierenden Sparkassen gescannt und versandt haben. Im Ergebnis waren das 377 Scans und ein Zeitaufwand von 8 Stunden. Dies hat sich jedoch in jedem Fall gelohnt, denn zukünftige Recherchen zu diesen Themen können nun bequem vom Rechner aus erfolgen und die Originalakten werden geschont.

  • Ansichtskarte Markt Zossen

    Im Haus am Markt Nummer 16 in Zossen (hinter den beiden Jungen) befand sich die Sparkassennebenstelle der Guerckes. (Ansichtskarte Verlag Buch- und Papierhandlung des Zossener Stadt- und Landboten, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Nur wenige Frauen verwalteten damals Nebenstellen, wie z. B. Hedwig Ancker (Inhaberin einer Drogen-, Farben- und Parfümeriehandlung) und Marta Holtfeuer (Weinhändlerin). (Abb. in: Petersilie, Erich: Die Sparkasse des Kreises Teltow von 1858-1908, Berlin, 1908; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Pfarrhaus Woltersdorf

    Vor 100 Jahren war Betty Lamprecht die Verwalterin der Sparkasse, im Pfarrhaus an der Bahnhofstraße 3 in Woltersdorf. : © Thomas Einert, 2015

  • Ansichtskarte Schleuse Woltersdorf

    Das idyllische Woltersdorf war damals und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Im Ort befindet sich jetzt eine Geschäftsstelle der Sparkasse Oder-Spree. (Ansichtskarte Verlag Hermann Kemnitz in Woltersdorf, um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Altbewährt: Sparkassenagenturen

In Zeiten anhaltender Niedrigzinsen suchen einige Sparkassen aus wirtschaftlichen Gründen nach neuen Möglichkeiten, um die Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld zu gewährleisten. So kommt es zum Beispiel zur Eröffnung von Agenturen bei Geschäftsleuten. Solche Nebenstellen, die gegen ein Entgelt von Einheimischen betreut werden, sind aber kein neues Phänomen. Weil sich nicht in jedem kleinen Städtchen eine Filiale rentierte, gab es sie etwa in Preußen schon vor 100 Jahren.

Bei den Nebenstellen von Kreissparkassen konnte Geld eingezahlt und abgehoben werden. Für die Flächensparkassen waren damals vielerorts Privatpersonen tätig, vor allem Kaufleute. Im brandenburgischen Zossen hieß der Geschäftsmann beispielsweise Paul Otto Guercke. Am Marktplatz 16 befand sich seine Fouragehandlung (für Tierfutter), ab 1910 die Nebenstelle einer Sparkasse. Nach dem Tod des Inhabers 1915 übernahm seine Frau für mehr als fünf Jahre die Verantwortung.

Dass Frauen die Kundinnen und Kunden in Agenturen bedienten, war damals noch eine Seltenheit. So gab es bei einem anderen Institut, das vor 100 Jahren sogar die meisten Nebenstellen in Brandenburg aufwies, lediglich eine weibliche Kontaktperson. Betty Lamprecht war ihr Name. In Woltersdorf bei Berlin betreute das „Fräulein“ ab 1909 für zehn Jahre die Sparkassenagentur in der Bahnhofstraße 3. Dort befindet sich seit 1907 das Pfarrhaus, im Besitz der Kirchengemeinde, heute mit der Adresse Ethel-und-Julius-Rosenberg-Straße 4. Ob es sich bei Betty um die Tochter des beliebten Woltersdorfer Pfarrers Julius Lamprecht handelte? Er selbst übernahm übrigens 1919 die Nebenstelle und war einige Jahre für diese verantwortlich.

Weil sich dann der Überweisungsverkehr immer mehr verbreitete und die Kreissparkassen ihr Geschäft ausweiten konnten, traten in Zossen (14. Februar 1921) und Woltersdorf (21. Oktober 1925) Nebenkassen an die Stelle der Nebenstellen. Diese wurden von Beamten verwaltet, die auch für den Giroverkehr zuständig waren. Andernorts in Brandenburg bestanden Nebenstellen aber weiterhin. Engagierte Geschäftsleute, Männer und Frauen, waren dort noch lange für Sparkassen tätig.