• Die Sparkasse hatte von 1845 bis 1895 ihren Sitz im hier abgebildeten Rathaus. (Ansichtskarte Verlag F. Ullmann in Zwickau, um 1900; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • König Friedrich August II. genehmigte die Sparkassengründung der Stadt Zwickau. : © Historisches Archiv des OSV

175 Jahre Sparkasse Zwickau

Heute hat die Sparkasse Zwickau ihren 175. Geburtstag. Zu diesem Anlass beglückwünschen wir die Mitgliedssparkasse des OSV und senden herzliche Grüße nach Westsachsen. Das Institut hat sich für das Jubiläumsjahr einige Aktionen einfallen lassen. Zum Beispiel erhalten heute in der Region geborene Kinder 175 Euro von der Sparkasse geschenkt. Als sie selbst vor 175 Jahren ins Leben trat, war noch der Taler Währung. Am 16. April 1845 um 14:00 Uhr eröffnete die Stadtsparkasse Zwickau. Dies war die erste Gründung im heutigen Geschäftsgebiet der Sparkasse Zwickau. Gleich neben der Kämmerei im Rathaus befand sich die Geschäftsstelle, die anfangs immer am Mittwochnachmittag besetzt war. Als Kassierer tat hier Christian Friedrich Klösel Dienst. Er war der einzige Angestellte und erhielt für jeden Öffnungstag einen Taler als „Remuneration“, also als Vergütung.

Klösel war aber nicht allein. Bei den wöchentlichen „Expeditionen“ der Sparkasse hatte auch ein Mitglied der kommunalen Sparkassenverwaltung, der sogenannten „Deputation“, anwesend zu sein und den Tagesabschluss mit seiner Unterschrift zu bestätigen. Die staatlich genehmigte Satzung des Geldinstituts beinhaltete noch andere Sicherheitsvorkehrungen. So musste der Kassierer eine Kaution leisten. Die Tageseinnahmen durfte er nur vom einen zum anderen Mittwoch selbst verwahren. Dann kamen sie in eine Kasse, zu der er nicht allein Zugang hatte. Überliefert ist, dass im ersten Jahr 366 Einzahlungen über insgesamt 3.025 Taler und 5 Neugroschen stattfanden. 182 Sparkassenbücher wurden ausgestellt und mit Name und Wohnort der Kundinnen und Kunden versehen.

Vornehmlich für die „unbemittelten“ Einwohner des Stadtbezirks Zwickau wurde die Sparkasse gegründet. Es konnten sogar vermögende Bürger abgewiesen werden. Bei Ersparnissen von Kindern war die gesellschaftliche Herkunft hingegen nicht ausschlaggebend. Grundsätzlich waren Einlagen ab 10 Neugroschen bis 25 Taler möglich. Die Sparkassensatzung machte klar, dass die kommunale Einrichtung nicht zur „sicheren und bequemen Unterbringung […] zufällig müßig liegender Kapitalien missbraucht“ werden durfte. Bei 100 Talern Guthaben war Schluss. Wenn der Kunde das Konto nicht leerte und sich um eine andere Anlage kümmerte, kaufte die Sparkasse selbst sichere Wertpapiere für das Geld und händigte diese aus.

Interessant ist auch, dass die Sparkasse von Anfang an Wert darauf legte, die örtliche Wirtschaft mit Darlehen zu fördern. In der Eröffnungsanzeige in der Zeitung am 7. April 1845 machte die fürs Aktivgeschäft zuständige Sparkassendeputation klar, dass „sicheren Gewerbetreibenden und Geschäftsleuten […] sehr gern laufende Credite bewilligt werden“. Auch über kleinere Summen dürften sie disponieren. Und wenn sich aus der Verwaltung der Stadtsparkasse Überschüsse ergaben, so sollte satzungsgemäß ein Reservefonds für schlechte Zeiten gebildet werden. 1847 war es soweit. 61 Taler, 27 Neugroschen und 2 Pfennige waren die erste Rücklage. Ab 1856 profitierte die Trägerkommune von ihrer Sparkasse. Bereits 1864 begann die Förderung wohltätiger und gemeinnütziger Projekte. Auch dieses wichtige gesellschaftliche Engagement weist die Sparkasse in ihrer Historie als Meilenstein aus.

  • Just zum Jubiläum zog Delfin Trixi ins Historische Archiv des OSV ein. Als Sparmaskottchen und Nachhaltigkeitssymbol begleitet er den Weltspartag 2019. : © Deutscher Sparkassenverlag

Wir feiern Geburtstag & bleiben am Puls der Zeit

— 5. Blogjahr — 95. Weltspartag — 5. Blogjahr — 95. Weltspartag —

Vor genau fünf Jahren sind wir mit unserem Blog und 19 fertigen Beiträgen online gegangen. Anlass war der 90. Weltspartag. Ein schönes Jubiläum, um mit spannenden Sparkassen- und Archivgeschichten zu starten. Und ein schöner Anlass, um exklusiv und regelmäßig für Sie interessante Sammlungsobjekte auszuwählen, diese für tolle Fotos in Szene zu setzen und Hintergrundinformationen zu liefern, oder aber, um Dokumente aus unseren Akten zu digitalisieren und über das Internet der Allgemeinheit zugänglich zu machen.

Der ursprüngliche Leitgedanke war, History-Marketing- und History-Communication-Instrumente einzusetzen. Wir wollten zeigen, was mit unseren facettenreichen Archivmaterialien öffentlichkeits- und werbewirksam alles möglich ist. Orientierung bot die Fachliteratur, die es wunderbar auf den Punkt bringt:

Es ist eine einfache Regel:
Wer sein System geschichtsbewusst vorantreibt
und korrespondierende Geschichten resonanzstark einsetzt,
signalisiert Klugheit, Erfahrung und Reife.
Er öffnet eine Schatzkiste.*

In Zeiten des Überangebots, gar der Austauschbarkeit von Produkten und Dienstleistungen wird die Geschichte eines Unternehmens zunehmend zum einzigen zeitlosen Alleinstellungsmerkmal. Da sind die Experten sich einig. Um jedoch mit der Unternehmensgeschichte arbeiten zu können, muss man sie auch kennen. So lag es für uns auf der Hand, die „Schatzkiste“ zu öffnen und das vorhandene Potential auch in der digitalen Welt zu nutzen. Kontinuierlich berichten wir seitdem unter anderem aus der wechselvollen 200-jährigen Geschichte der Sparkassenorganisation.

Inzwischen sind wir beim 353. Blogbeitrag angelangt und freuen uns monatlich über eine 5-stellige Anzahl an Besuchern, die hoffentlich auch alle den Blog lesen. Dass gelesen wird, zeigen die vielen Anfragen und Kommentare, die uns allerdings oft noch per E-Mail oder mündlich erreichen. An dieser Stelle möchten wir Sie gern ermuntern, die Kommentarfunktion unter jedem Beitrag aktiv zu verwenden. Wir lesen alles aufmerksam, beantworten gern Ihre Fragen und sind begeistert, wenn Sie noch Ergänzungen oder Anregungen zu unseren wöchentlichen Artikeln haben.

Doch wir feiern nicht nur Bloggeburtstag. Vor allem und in erster Linie feiern wir in diesem Jahr den 95. Weltspartag! Seine Entwicklung von den Anfängen bis heute haben wir für Sie auf der Homepage des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) in Text & Bild zusammengefasst. Schauen Sie einfach einmal rein und entdecken Sie einmal mehr die Vielfalt unserer Sammlungen.

Dass der alljährliche Weltspartag kein bisschen angestaubt und altbacken daherkommt, verdankt er einer schönen Tradition. Zwar steht nach wie vor das frühzeitige Heranführen und das intensive Beschäftigen mit Geld und Sparen im Vordergrund. Daneben hat er aber stets auch ein aktuelles Thema im Gepäck. In diesem Jahr wenden sich Sparkassen in ihren Filialen mit Aktionen rund um die Nachhaltigkeit an Interessierte. Ein Thema, das uns alle angeht. Mit von der Partie ist Delfin Trixi. In Malwettbewerben und unterhaltsamen Spielen wird ein sauberer Lebensraum für ihn kreiert. Kinder können mit Trixi kuscheln und sich von ihm zum Nachdenken über Klima- und Umweltschutz inspirieren lassen. Bei dieser komplexen Aufgabe kommen auch Erwachsene auf ihre Kosten. Denn gemeinsam mit den Kleinen Überlegungen zum bewussten, ökologischen Handeln anzustellen, schafft einen generationenübergreifenden Erlebnistag.

„Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften ist eine der entscheidenden Zukunftsaufgaben“, stellt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Helmut Schleweis im „Bericht an die Gesellschaft 2018″ heraus. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Arbeit der Sparkassen von Beginn an im Dienste der Nachhaltigkeit stand. Finanzgeschäfte wurden stets im Sinne der Menschen und der regionalen Wirtschaft betrieben. Ziel war immer, dauerhaft eine hohe Lebensqualität und Wohlstand in der Region sicherzustellen. Davon zeugt bis heute das Bekenntnis zum öffentlichen Auftrag. Mit vorhandenen Ressourcen sorgsam und sparsam umzugehen, gehört seit Jahrzehnten zum Selbstverständnis. Ebenso wie die ganzheitliche Betrachtung der drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie – Ökonomie – Soziales. Ergebnisse diesbezüglich werden in Pressemitteilungen und Jahresberichten transparent gemacht. Regional erfahrbar sind für jedermann insbesondere die finanziellen Unterstützungen durch die Sparkassen, die sich stets am Gemeinwohl orientieren.

Gleichwohl zieht die Fridays-for-Future-Bewegung auch an den 385 deutschen Sparkassen nicht spurlos vorbei. Die Jugend fordert zu Recht eine lebenswerte Welt für sich und nachfolgende Generationen. Sparkassen und ihre Verbände setzen sich im gesamtgesellschaftlichen Kontext ebenfalls damit auseinander. In Arbeitsgruppen wird intensiv an zukunftsweisenden Konzepten im Sinne der Nachhaltigkeit gefeilt. „Investitionen verstärkt in ökologisch nachhaltige Wirtschaftsprozesse“** sowie die Festlegung transparenter Nachhaltigkeitskriterien***, stehen auf der Agenda. Wie Firmen ihre Nachhaltigkeitsziele definieren und umsetzen, und wie Sparkassen mit ihren Kunden das beispielsweise im Kredit- und Anlagengeschäft besser prüfen und nachvollziehen können, wird ein wichtiges Thema sein. Nachhaltige Finanzprodukte zu gestalten, ohne „Greenwashing“ zu betreiben, ist notwendig und richtig im 21. Jahrhundert.

Mit großen Schritten bewegt sich also auch die Sparkassenorganisation in Richtung Zukunft und der Weltspartag auf sein großes rundes Jubiläum zu: Die 100. Wir werden dabei sein & feiern dann gemeinsam mit ihm unser 10. Versprochen.

———————-

*Manfred Schmidt, S. 75. In: Die Bedeutung der Tradition für die Markenkommunikation. Hrsg. von Nicolai O. Herbrand, Stefan Röhrig. 1. Aufl. Stuttgart: Edition Neues Fachwissen, 2006.
** Schleweis, Helmut: Rede auf dem Bonner Akademischen Sommer. Bonn: DSGV, 2019.
*** Die Deutsche Bundesbank sieht hier insbesondere auch die Politik in der Pflicht.

  • Ansichtskarte Rathaus Waren Mueritz 1910

    Im Rathaus von Waren (Müritz) wurde vor 180 Jahren eine Sparkasse eröffnet. (Ansichtskarte Kunstverlag J. Goldiner in Berlin, versendet 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Drei 180er in Mecklenburg

Vor kurzer Zeit wurde im Blog von der Gründung der Sparkasse in Chemnitz vor 180 Jahren berichtet. Es gibt noch andere Sparkassenstandorte, die ein so hohes Alter vorweisen können, etwa drei im Mecklenburgischen. So eröffnete die Stadt Ribnitz bereits am 24. Juni 1839 eine Sparkasse. In Ribnitz-Damgarten ist heute die Sparkasse Vorpommern vor Ort. Waren ist Hauptsitz der Müritz-Sparkasse. Die Stadt bekam am 17. Juli 1839 eine „Ersparnisanstalt“. Eine Geschäftsstelle hat die Müritz-Sparkasse in Malchow. Dort nahm eine Sparkasse am 20. Dezember 1839 ihre Arbeit auf.

Aber woher wissen wir das so genau? Nun, auch im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin unterstanden die Sparkassen der Aufsicht des Staates. Und das Statistische Landesamt, damals das Großherzoglich statistische Bureau zu Schwerin, veröffentlichte zum Beispiel 1876 in den Beiträgen zur Statistik Mecklenburgs einen Aufsatz zum Sparkassenwesen in beiden Großherzogtümern. Darin finden sich unter anderem Gründungsdaten. Der Tag der landesherrlichen Genehmigung der Satzung und der Tag der Eröffnung wurden verzeichnet.

  • Sparbuch Luebbenau Niederlausitz

    © Historisches Archiv des OSV

200 Jahre Sparkassen im OSV

Sparkassen gibt es im Geschäftsgebiet des OSV seit 200 Jahren. Zwei Institute erinnern in diesem Jahr an Gründungen in 1819. Es handelt sich um Halle (Saale), Hauptsitz der Saalesparkasse, und um Königsbrück, erste Sparkassengründung im Geschäftsgebiet der Ostsächsischen Sparkasse Dresden. Dresden selbst hat 2021 Geburtstag. Ebenso Schwerin, Zentrale der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin. Auf 200 Jahre Sparkassengeschichte können 2022 die Sparkassen Uckermark am Standort Templin und die Sparkasse Oder-Spree mit Sitz in Frankfurt (Oder) zurückschauen. Im Folgejahr sind die Sparkasse Burgenlandkreis in Naumburg, die Stadtsparkasse Magdeburg, die Salzlandsparkasse in Bernburg sowie die Sparkasse Mittelsachsen in Freiberg an der Reihe.

Tatsächlich ist der heutige Hauptsitz nicht immer der älteste Standort. So unterhielt etwa 1824 die Hauptsparkasse der Niederlausitz Nebenstellen in Calau (Filiale Sparkasse Niederlausitz), Doberlug (Filiale Sparkasse Elbe-Elster) und Guben (Filiale Sparkasse Spree-Neiße). Die Hauptstelle war in Lübben, nun Geschäftsstelle der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam. Diese Gründung ist also Teil der Geschichte mehrerer brandenburgischer Sparkassen. Im Rahmen des 25. Jubiläums der Fusion zur MBS 2016 wurde diese Traditionslinie zum Beispiel thematisiert.

  • Halle Sparkasse Rendant 1819

    Christian Gottlieb August Runde wirkte vor 200 Jahren ehrenamtlich als Rendant der Sparkasse. (Abb. in: Neuss, Erich: Geschichte der Stadtsparkasse zu Halle 1857-1932, Tafel VI; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Gründung der Sparkasse in Halle (Saale)

Engagierten Bürgern ist die Eröffnung einer Sparkasse in der Stadt Halle vor 200 Jahren zu verdanken. Nicht als kommunales Institut, sondern als Einrichtung eines Vereins von Privatleuten ist sie entstanden. Die Planungen für das Projekt wurden ab dem Frühjahr 1819 vorangetrieben. Die Aufsichtsbehörden sahen das Vorhaben positiv. So lobte etwa die Regierung in Merseburg den „Beweis des wackeren Bürgersinnes“. Die Mitglieder der sogenannten „Sparkassen-Gesellschaft“ wollten nicht nur für eventuelle Verluste haften, sondern auch auf Gewinne verzichten. Diese sollten vielmehr gemeinnützigen Zwecken dienen.

Die Namen der 17 Gründerväter sind überliefert. Hervorzuheben ist etwa der Oberbergrat Friedrich August Ferdinand Meschker, der maßgeblich am Gründungsprozess beteiligt war. Zum Sparkassendirektor wurde der Professor für Nationalökonomie an der Universität Halle, Ludwig Heinrich von Jakob, gewählt. Als Rendant wirkte der Kaufmann Christian Gottlieb August Runde quasi ehrenamtlich. In seinem Haus in der Schmeerstraße Nummer 273 wurde die Sparkasse am 1. Juli 1819 eröffnet.

Laut Satzung vom 18. Juni 1819 bekamen die nichtvermögenden Einwohner Gelegenheit, ihre kleinen Ersparnisse zinsbar und sicher unterzubringen. An jedem Wochentag war von 11:00 bis 12:00 Uhr Kassenstunde. Wer mindestens einen und höchstens 50 Taler vorbeibrachte, erhielt einen nicht personalisierten Schuldschein als Beleg. Am Ende des ersten Geschäftsjahres betrugen die Kundeneinlagen bereits 2.976 Taler. Das Geld investierte man damals vor allem in Wertpapiere, vorrangig in Obligationen der Stadt Halle, um die Zinsen zu erwirtschaften.

  • Stempel Sparkasse Chemnitz 1839

    Historischer Stempel der Sparkasse Chemnitz, der vor 180 Jahren auf allen Sparkassenbüchern prangte : © Historisches Archiv des OSV

Von der Gründung der Chemnitzer Sparkasse

Heute ist es soweit. Vor genau 180 Jahren wurde die Stadtsparkasse in Chemnitz eröffnet. Es handelt sich dabei um die erste Gründung einer kommunalen Sparkasse im Geschäftsgebiet der heutigen Sparkasse Chemnitz. Die Geschäftsstelle befand sich am 1. Juli 1839 in der Turmstube des Rathauses. Gleich nebenan war die Stadtkassenstube. Der Stadtkassenschreiber August Friedrich Röhr, der zwei Mal die Woche jeweils drei Stunden als Sparkassenkassierer tätig war, hatte demnach einen kurzen Dienstweg. Geldbeträge von acht Groschen bis 30 Taler nahm er an. Wenn Einlagen jedoch nicht mit dem Zweck der Sparkasse übereinstimmten, konnten sie zurückgewiesen werden.

Grundsätzlich stand das Institut allen gesellschaftlichen Schichten offen. Es durfte aber nicht zur bloßen Kapitalanlage von Vermögenden genutzt werden. Gegründet wurde die Stadtsparkasse ausdrücklich für die Bürger, die sich eine Rücklage bilden beziehungsweise diese sicher unterbringen wollten. Die Sparkasse half dabei, durch Eigeninitiative das eigene Leben zu verbessern. Den Gründungsgedanken machte die am 22. Juni 1839 im Chemnitzer Anzeiger gedruckte Eröffnungsanzeige des Stadtrats besonders deutlich. Dort waren unter anderem die folgenden Worte zu lesen.

„Möge dieses Beginnen unserer Sparkassen-Anstalt ein gesegnetes seyn, und der Fortgang derselben zum Heile der Bewohner von Chemnitz und seiner Umgebung fröhlich gedeihen! Möge diese Anstalt benutzt werden, um durch kleine Einlagen sich nach und nach einen Nothpfennig zu sparen! was Jedem durch zinsbare Unterbringung kleiner Ersparnisse, so wie von Pathengeldern, Sparbüchsengeldern und dergleichen nunmehr möglich wird, besonders aber unbemittelten Familien, Fabrikarbeitern, Handwerksgesellen und Dienstboten zu ihrer wahren Wohlfahrt gereichen würde. Möge endlich diese Anstalt in den Bewohnern von Chemnitz den Sinn einer weisen Sparsamkeit erwecken und nähren!“

Belegt ist, dass am Eröffnungstag 461 Taler und 12 Groschen eingezahlt wurden, größtenteils aber nicht von „kleinen Leuten“. Durch verstärkte Werbung versuchte man sie nach der Gründung vom Sinn des Sparens zu überzeugen, damit sie ihre Spargroschen auf Sparkassenbücher einzahlten. Diese waren das erste und lange auch einzige Produkt zum Vorsorgen. In allen Sparbüchern war das „Regulativ“ abgedruckt, das die Kundschaft über die Rechtsverhältnisse der Sparkasse informierte. Jedes Buch hatte eine Nummer. Es war mit dem Namen und Wohnort des Kunden zu versehen. Die Unterschriften des Kassierers und des Vorstandes der „Deputation“ der Sparkasse, Stadtrat Carl Wilhelm Zeisig, waren unerlässlich. Der oben abgebildete Stempel durfte nicht fehlen.