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Heimgekehrt

Heute ist es heimgekehrt. Zusammen mit der Wanderausstellung „Ein Buch weckt Erinnerungen“. Die Rede ist vom ältesten Sparkassenbuch, das im Rahmen des 200. Jubiläums der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam in den Filialen Lübben und Luckau zu sehen war. Sein Äußeres ist schlicht. Außergewöhnlich erscheint das Schleifchen zum Verschluss.

Zwei Aufkleber befinden sich auf dem Deckel. Ausgestellt wurde das Quittungsbuch 1890 bei der Geschäftsstelle der Hauptsparkasse der Niederlausitz in Lübben. Das war die Neben-Sparkasse A. Zwei Jahre später erfolgte auf Grundlage eines Amtsgerichtsbeschlusses ein vorübergehender Sperrvermerk für Auszahlungen.

Zu lesen ist, dass Kunden ihren Kontostand kontrollieren sollten. Für jede Zweigstelle druckte die Sparkasse nämlich nach dem Jahresende eine Kontenliste mit Angabe der Nummern und zugehörigen Guthaben inklusive der Zinsen. Diese erhielt der Kunde damals in Lübben beim Rendanten, dem Hauptsparkassenbuchhalter Julius Rumpel.

Differenzen mussten fristgerecht zum Beispiel beim Kurator angezeigt werden. Diese Aufsichtsperson der Filiale war hier der sogenannte Landesbestallte Florentin Schneider. In Paragraph 15 der Satzung, die Bestandteil jedes Sparbuchs war, steht dazu:

„Geschieht dies nicht vor Ablauf des Kalenderjahres, so geht der Einleger seines Rechtes auf den Mehrbetrag, den sein Quittungsbuch gegen die gedruckte Nachweisung und das Contobuch der Kasse ergibt, verlustig, jedoch mit Vorbehalt seines Regresses an den betreffenden Rendanten.“

  • Der Vorstandsvorsitzende der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam, Andreas Schulz, stellte die Jubiläumsaktivitäten vor. Der Landrat des Landkreises Dahme-Spreewald, Sven Herzberger, hielt eine Rede. Die Landrätin des Landkreises Teltow-Fläming, Kornelia Wehlan, kam auch dazu. : © Historisches Archiv des OSV

  • kurzweilige Ausstellungsführung durch den Verbandshistoriker unter anderem für Landrätin Kornelia Wehlan : © Historisches Archiv des OSV

200 Jahre Sparkasse in Lübben und Luckau

Anlässlich der Gründung der Hauptsparkasse der Niederlausitz vor 200 Jahren starteten am 29. Mai 2024 in der Lübbener Geschäftsstelle die Jubiläumsaktivitäten der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam. Das Historische Archiv des OSV unterstützt dabei nicht nur mit zwei Wanderaustellungen des Verbandes, die in Lübben und Luckau Station machen. Wir liefern auch ein vielfältiges Begleitprogramm. So war es zum Beispiel gestern meine Aufgabe, zur Historie der Sparkasse in der Region zu referieren und Highlights der Ausstellung Geldgeschichte(n) anzusprechen. Da durften unterhaltsame Storys nicht fehlen.

„Vier Groschen, die der Gesell wöchentlich zurücklegt, und, anstatt auf den Tanzboden, oder in die Bierhäuser, in die Spaarbank trägt, wachsen in 20 Jahren bis auf 258 Reichstaler.“ Solche Sätze standen zum Beispiel in einer Werbeschrift, die vor der Eröffnung 1824 im Markgraftum Niederlausitz Verbreitung fand. Angesprochen wurden auch ärmere Beamte, Handwerksleute, Dienstboten und Tagelöhner. Oder Eltern, die für die Kinder sparen konnten, damit diese dann ein Lehrgeld hatten. Auch ein Flugblatt lief um. Darin rief man Prediger, Schullehrer, Gemeindevorsteher, Armenpfleger und Familienväter auf, für Sparkassenkunden in den „niederen Volksklassen“ zu sorgen, damit sich deren „moralischer Charakter“ verbessere.

Der Gründungsgedanke nicht nur bei dieser Sparkasse war es, den nichtvermögenden Menschen eine Einrichtung zu schaffen, die ihnen das Vorsorgen durch Sparen ermöglichte. Die Hauptsparkasse wurde eröffnet, „damit die Einwohner der Provinz Gelegenheit erhalten, ihre kleinen Ersparnisse nicht nur sicher, sondern auch zinsbar unterzubringen, und sich ein Capital zu sammeln, welches sie bei Verheurathungen, Ergreifung eines Gewerbes, im Alter und im Falle der Noth benutzen können.“ So ist es im Statut zu lesen, das Sie in der Ausstellung finden. Es ging also darum, dass die Menschen sich ihr Leben verbessern und Ziele verwirklichen konnten.

Auch andere geschichtsträchtige Objekte werden vor Ort präsentiert. Ein Taler aus dem Königreich Preußen spielte im Rahmen der kleinen Ausstellungsführung eine entscheidende Rolle. Mit seiner Hilfe wurde verdeutlicht, dass die Mark ursprünglich keine Währungsbezeichnung, sondern eine Gewichtseinheit war. Aus einer Mark feinen Silbers prägte man nämlich lange Zeit 14 Taler. Ein richtiges Dezimalsystem gab es auch noch nicht. Zur Gründungszeit der Sparkasse bestand der Taler aus 30 Silbergroschen. Zwölf Pfennige machten einen Silbergroschen.

Am 28. Juni 1824 beschloss der Landtag der Niederlausitz die Satzung der Sparkasse. Am Hauptsitz Lübben begann der Geschäftsbetrieb am 1. Oktober und bei der Nebenkasse in Luckau am 9. Oktober des Jahres. Zum Geschäftsgebiet der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam kamen die Orte übrigens viele Jahre später. Zum 1. Januar 2005 fusionierte die damalige Sparkasse Dahme-Spreewald. In ihr waren wiederum zum 1. Juli 1993 die Kreissparkassen Lübben und Luckau aufgegangen.

  • Grabstätte der Familie des Sparkassengründers - anlässlich des 100. Jubiläums der Niederlausitzer Sparkasse bezahlte das Institut 1924 die Restaurierung : © Thomas Einert

  • Grabstein Christoph Ernst von Houwalds - ab 1822 wohnte er in Steinkirchen und ab 1829 in der Hauptstadt Lübben : © Thomas Einert

Urlaubsgrüße aus der Niederlausitz

In meiner Freizeit komme ich „auf Schusters Rappen“ viel in der Mark Brandenburg herum. Neulich ging ich durch den Lübbener Ortsteil Steinkirchen. An der dortigen Kirche fand ich die Grabstätte der Familie von Houwald aus dem 19. Jahrhundert. Christoph Ernst von Houwald (Grabstein hinten rechts und zweites Bild) war als Landsyndikus der führende juristische Vertreter der Landstände des Markgraftums Niederlausitz und galt gewissermaßen als „Ministerpräsident“. Ihm gelang nach der Übernahme der sächsischen Niederlausitz durch Preußen 1815 die Sicherung der ständischen Verwaltung des Landes. Es behielt in Steuer- und Haushaltsangelegenheiten eine gewisse Autonomie.

Ohne diese wäre die Gründung einer bedeutenden Flächensparkasse nicht möglich gewesen. Die Anregung für ihre Errichtung kam indes vom Landessteuerkommissar Johann Georg Joseph Mothes. Am 24. Mai 1824 legte er der Landesdeputation des Markgraftums Niederlausitz, damit auch von Houwald, eine Denkschrift vor. Diese Deputation empfahl der Ständeversammlung am 28. Juni des Jahres die Gründung. Der Landtag setzte zunächst einen Ausschuss zur Prüfung der Sache ein, in den auch Christoph Ernst von Houwald als Landtagsmitglied gewählt wurde. Das Gutachten war positiv. Die Stände genehmigten die Einrichtung der Sparkasse für das Markgraftum Niederlausitz. Die Geschäftsaufnahme fand am 1. Oktober 1824 statt. Die Zentrale der Sparkasse war bei der Landesobersteuerkasse in der Hauptstadt Lübben.

  • Spardose Luebben rot

    © Historisches Archiv des OSV

PAINT IT RED

Heute möchte ich Ihnen wieder einmal eine außergewöhnliche Spardose aus unserem Bestand vorstellen. Die Herstellerfirma ist nicht bekannt. Auf diesem Exemplar findet sich kein Hinweis, etwa eine Prägung. Ziemlich verrostet ist die alte Heimspardose. Besonders ist sie, weil der Mensch, in dessen Händen sie sich einst befand, die Dose mit einem Anstrich versehen hat. Nicht gerade professionell. Aber, wie passend, in rot. Sparkassenrot?

Ein bedeutendes Institut war es, das diese Heimsparkassen an ihre Kundinnen und Kunden ausgab. Das zu Hause angesammelte Geld, Münzen und Scheine, wurde bei der Ständischen Hauptsparkasse der Niederlausitz eingezahlt. Diese Flächensparkasse wirkte in mehreren Landkreisen, von 1824 bis 1945. Der Hauptsitz war in Lübben im Spreewald.

Heute ist hier die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam vor Ort – die OSV-Mitgliedssparkasse mit dem größten Geschäftsgebiet. Sie ist im Zuge einer Fusion entstanden, wird am 1. Juli 2016 ein Vierteljahrhundert alt. Und ihre Wurzeln reichen in der Niederlausitz sogar über 190 Jahre in die Geschichte zurück.