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Geld zum Kekse backen?

Hier sehen Sie den letzten Guthabenstand eines Quittungsbuchs der Stadtsparkasse Dresden, Zweigstelle Pieschen. Genau 6,44 Mark blieben vor 100 Jahren stehen. Was war dieser Betrag wert? Interessant sind in dem Zusammenhang etwa die damaligen Lebensmittelpreise. Das Statistische Jahrbuch für den Freistaat Sachsen 1918/20 bietet auf Seite 283 einige Informationen. Die Weihnachtszeit rückte heran. Angenommen, die Sparkassenkundin hätte Kekse backen wollen, wären wohl die folgenden Preise maßgebend gewesen. So kosteten in Dresden im Kleinhandel ein Pfund Butter 4,36 Mark und ein Hühnerei 1,20 Mark, das Kilo Zucker 1,45 Mark und das Kilo Weizenmehl 84 Pfennige. Falls zu den Keksen ein Glas Milch serviert wurde, schlug der Liter mit 82 Pfennigen zu Buche.

  • Peter Carl Wilhelm Graf von Hohenthal (1754-1825), Gemälde von Anton Graff um 1800, Schloss Baruth/Lausitz (1945 zerstört). Hohenthal beschäftigte sich schon eine Weile mit der Sparkassenidee nach dem Hamburger und Stuttgarter Vorbild, bevor er 1818 das lebhafteste Bild von einer solchen Einrichtung entwickelte und ein Regulativ für diese verfasste. : © SLUB, Deutsche Fotothek, Fotograf: Walter Möbius

  • Die Hohenthals gehörten neben dem Haus Schönburg zu den größten Grundbesitzern Sachsens. Angehörige der Familie bekleideten häufig hohe Staatsämter. : © Historisches Archiv des OSV

  • Karte Sachsen 1820 (Ausschnitt). Hohenthal wollte den Versuch im Kleinen wagen. So sollte für das beschauliche Königsbrück sowie für die Umgebung eine standesherrschaftliche Sparkasse eingerichtet werden. Der Graf legte fest, dass sie von allen Einwohnern der Standesherrschaft sowie von Auswärtigen genutzt werden durfte, um Ersparnisse zu bilden und somit für schlechte Zeiten vorzusorgen. : © Historisches Archiv des OSV

  • Königsbrück um 1834. Zu dieser Zeit lebten in der Standesherrschaft etwa 2.800 Einwohner. Das Städtchen selbst, gelegen ca. 30 km von Dresden entfernt, war seit der Sparkassengründung 1819 angewachsen auf etwa 220 Häuser und zählte ca. 1.500 Einwohner : © Historisches Archiv des OSV

  • Konventionstaler mit König Friedrich August I. von Sachsen (1806-1827) aus dem Jahr 1823. Die Mindesteinlage betrug bei der Königsbrücker Sparkasse 1 Taler und 6 Groschen. Es konnten Mündel- und Spargelder angelegt werden. Der Zinsfuß der Einlagen wurde vorläufig auf 5 Prozent festgesetzt. : © Historisches Archiv des OSV

  • Schloss Königsbrück um 1912. Der Standesherr bürgte für die Sparkasse, die Zeit seines Lebens ein Zuschussgeschäft blieb. Ihre Verwaltung wurde der Renterei der Herrschaft mit Sitz im Schloss übertragen, namentlich Dr. Karl Gustav Schmalz. : © Historisches Archiv des OSV

  • Turm über dem Eingangstor 2009. Rentmeister Schmalz übernahm 1822 auch die Leitung zur Wiederherstellung des Turms über dem Schlosstor. Er wurde „mit Schiefer gedeckt“ und erhielt „dabey seine alte schöne Form wieder“. : © Historisches Archiv des OSV

  • Königsbrück um 1903. Nach Schließung 1832 und Wiedereröffnung 1850 wurde schließlich die Stadt im April 1854 Träger der Sparkasse in Königsbrück. Mit der kommunalen Übernahme waren endgültig die Weichen für die Zukunft des Instituts gestellt, das 1888 gemeinsam mit der Stadtverwaltung in das frisch renovierte Rathaus am Markt einziehen konnte. : © Historisches Archiv des OSV

Vor 200 Jahren in Königsbrück – Graf Hohenthal eröffnet eine Sparkasse

1819. Im beschaulichen Königsbrück wird für die Standesherrschaft und für Auswärtige eine Sparkasse eingerichtet. Die erste in Sachsen. Zu verdanken ist sie dem Engagement eines Adligen: Peter Carl Wilhelm von Hohenthal. Heute ist die Sparkasse eine Filiale der Ostsächsischen Sparkasse Dresden. Und natürlich wird das 200-jährige Jubiläum vor Ort auch gefeiert! Eine kleine Ausstellung wird im Gebäude Markt 13, am 9. Januar 2019, Punkt 18:19 Uhr eröffnet. Interessierte Besucher können sich anschließend dienstags von 9 – 13 Uhr und 14 – 18 Uhr sowie freitags von 9 – 13 Uhr auf eine Zeitreise in die Königsbrücker Sparkassengeschichte begeben.

Darüber hinaus wurden für das Heft 1/2019 der Sächsischen Heimatblätter die historischen Akten zur Königsbrücker Sparkasse transkribiert und ausgewertet. Im Ergebnis entstand ein umfassender Beitrag zur wechselvollen Geschichte der Einrichtung von den Anfängen bis zur kommunalen Übernahme 1854.

Graf Hohenthal, der ab 1775 im sächsischen Staatsdienst stand, galt schon zu Lebzeiten als eifriger Förderer gemeinnütziger Bestrebungen. Der Königsbrücker Chronist, Oberpfarrer Kirsch, berichtete 1845, dass keiner der Vorbesitzer der Herrschaft dem „Edlen an Verdiensten um die Standesherrschaft gleich stände“. Er lobte seinen Einsatz für Kirche, Schulbildung und weitere Belange einfacher Menschen.

„Wenn nur etwas Gemeinnütziges dadurch bewürckt wird“dieser Gedanke zieht sich wie ein roter Faden durch das arbeitsreiche und erfüllte Leben Hohenthals. Seine Beteiligung an zahlreichen sozialen Projekten wird neben den vielfältigen beruflichen Herausforderungen bereits 1827 in einer umfassenden Abhandlung über den Grafen gewürdigt. Wir haben für Sie die historischen Quellen gewälzt und eine biographische Chronik zusammengestellt:

20.04.1754
geboren in Trossin bei Leipzig, als Sohn des Freiherrn Peter von Hohenthal, der 1790 in den Reichsgrafenstand erhoben wird

>> Stammbaum der Familie in Bezug auf Peter Carl Wilhelm von Hohenthal und seine Standesherrschaft Königsbrück, siehe Bildergalerie<<<

Erziehung durch Hauslehrer
Entwicklung einer Zeit seines Lebens bestehenden Vorliebe für klassische Sprachen und für die Schriften der alten Klassiker

1771-1774
Studium der Rechtswissenschaft sowie Beschäftigung mit Theologie und Philosophie an der Universität Leipzig
bereits vor dem juristischen Examen Zutritt zu den Sitzungen des Leipziger Oberhofgerichts
nach Abschluss des Studiums Arbeit im Oberaufseheramt zu Eisleben

08.1775    
Assessor bei der Landesregierung in Dresden
Beginn der Karriere im sächsischen Staatsdienst

1776
Veröffentlichung der vollständig umgearbeiteten Examensarbeit
„Liber de Politia, adspersis observationibus de causarum politiae et justitiae differentiis“

1777 
Supernumerar-, Hof- und Justitienrat
Mitglied der Leipziger Ökonomischen Societät (1811 Direktor)
sowie weitere Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen, u. a.
1805 Mitglied der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften
1811 Ehrenmitglied der Märkischen Ökonomischen Societät zu Potsdam
1814 Präsident der neu gestifteten Sächsischen Bibelgesellschaft zu Dresden

1778    
Amt eines Geheimen (Geh.) Referendars

27.09.1779  
heiratet Christiane Sophie von Watzdorff (1759-1814)
aus der Ehe stammen 9 Kinder, vier überleben den Vater
sein Sohn, Peter Carl von Hohenthal (1784-1856), übernimmt die Standesherrschaft Königsbrück ab 1825
sein jüngster Sohn, Peter Wilhelm von Hohenthal (1799-1859) wird Jurist und Schriftsteller
seine beiden Töchter, Dorothea Friederike und Eleonore Sophie Auguste, heiraten in die Familie zur Lippe ein

1781
Geh. Kammer- und Bergrat
Sitz und Stimme in der Polizei- und Armenkommission, wo er von 1789-1809 das Kondirektorium führt

1782
Mitglied des neu errichteten Geh. Finanzkollegiums, Geh. Finanzrat
in den Folgejahren werden Hohenthal wichtige Kommissionen übertragen bzw. er wird Kommissionsmitglied, u. a.
1782 Mitglied einer Kommission zur Revision des Etats der drei Fürstenschulen und Mitglied der Wasserleitungskommission
1788 Mitglied einer Kommission zur Besorgung der Armen-, Zucht- und Waisenhäuser (1807-1809 Oberleitung)
1795 Leitung der Revision des Jakobshospitals, verbessert dort die Krankenhausordnung und initiiert den Wiederaufbau der kleinen Kirche

1792-1807
führende Position in einer Gesetzeskommission für das Kurfürstentum (ab 1806 Königreich) Sachsen, u. a. Ausarbeitung eines neuen Gesetzbuches und einer neuen Prozessordnung

1794   
Nach dem Tod des Vaters setzt er dessen Projekte fort, u. a.
Unterstützung des 1769 gegründeten Freitisches (kostenlose Mahlzeiten) für junge Studenten in Leipzig mit jährlich 300 bis 400 Talern
bis 1807 Unterstützung der Leipziger Freischule, wo mehr als 60 Kinder unentgeltlich unterrichtet werden
bis 1824 Herausgabe der 1763 gegründeten, aufklärerisch wirksamen Schrift „Leipziger Intelligenzblatt“; verfasst für das Blatt mehrere Beiträge

01.11.1797  
Eröffnung einer von Hohenthal gestifteten Versorgungsanstalt für arme Kranke in Dresden-Friedrichstadt, Hohenthalplatz Nr. 7, späteres Amtskrankenhaus, das 1799 vom Staat übernommen wird unter gleichzeitiger Übertragung der Leitung und Verwaltung an Hohenthal

Erweiterung der Anstalt durch Erwerb eines angrenzenden bebauten Grundstücks, späteres sog. Hohenthal-Haus, das nach dem Tod des Grafen zum Pflegeheim umfunktioniert wird

03.1800-1807  
Präsident des Sächsischen Appellationsgerichts

1803
Mitbegründer und zeitweise Mitdirektor des „Vereins zu Rath und That“ in Dresden, der u. a. die Eröffnung der Dresdner Sparkasse 1821 realisiert

Unterstützung in Not geratener Dresdner Handwerker durch unverzinsbare Vorschüsse in Höhe von mehreren tausend Talern im Rahmen einer Aktiengesellschaft

30.11.1803  
Kauf der Standesherrschaft Königsbrück für 246.000 Taler,
führt in den Folgejahren dort – in der größten seiner Besitzungen – Verbesserungen und Veränderungen im Religions- und Schulwesen sowie im Schullehrerdienst durch; weitere Neuerungen:
ab 1810 öffentliche Konfirmation der Kinder
ab 1811 Karfreitag als ganztägiger Feiertag
übernimmt das Schulmandat der Erblande für die Standesherrschaft
begründet 1821 eine Schullehrer-Konferenz
baut in Döbernitz ein Schulhaus
übernimmt in Städteln (heute Großstädteln) das Schulgeld für arme Kinder
legt ein Getreidemagazin für Bedürftige an
etc.

ab 1806      
Initiative zur Fortsetzung des Codex Augusteus
Einnahmen aus dem Druck der Gesetzessammlung kommen der 1820 gegründeten Witwenkasse in Königsbrück zugute

08.1807    
Aufnahme im Konferenzministerium, u. a. zuständig für das Direktorium des Konsistorialdepartments
Beschäftigung mit bedeutenden Landesangelegenheiten etc.

1807-1815
Leitung der neu errichteten Landeskommission während der schwierigen Napoleonischen Zeit

1808 
Nachlass-Regulierung für die Halbschwester Henriette Sophie Gräfin von Hohenthal (1772-1808), u. a. Auszahlung bedeutender Legate

1809-1820  
Vorsitz der Oberrechnungsdeputation

1811
überlässt der ersten, 1809 gegründeten privaten Blindenanstalt in Dresden zur unentgeltlichen Nutzung auf unbestimmte Zeit sein Wohnhaus am See vor dem Wilsdruffer Tor (heute Postplatz in Dresden)

1815 
Unterstützung des Königs Friedrich August I. (1806-1827) während der Verhandlungen über das Schicksal Sachsens in Pressburg

02.07.1815
2. Ehe mit Ernestine von Charpentier (1776-1829), Witwe des mit Hohenthal befreundeten Oberhofpredigers Franz Volkmar Reinhardt und jüngste Tochter des Oberberghauptmanns von Charpentier

12.1815
Auszeichnung mit dem Großkreuz-Orden für Verdienst und Treue
(erste Stiftung des Ordens in Sachsen)

1818
Erholungsreise durch Süddeutschland, Schweiz

1819       
Eröffnung der ersten sächsischen Sparkasse in Königsbrück

1820 
Obersteuerdirektor

1820     
Gründung einer Witwen-und Waisenpflegschaft für die Standesherrschaft Königsbrück
überträgt die Verantwortung für diese Einrichtung Rentmeister Dr. Karl Gustav Schmalz, der 1841 in einer Publikation ausführlich über die erfolgreiche Entwicklung berichtet

1824             
Auszeichnung mit dem juristischen Ehrendoktortitel der Universität Leipzig

1824  
Reformationsfest in Dresden als ganztägiger Feiertag auf Initiative Hohenthals eingeführt

15.01.1825
stirbt in Dresden und
wird auf dem Eliaskirchhof beigesetzt.

Folgende Charaktereigenschaften werden Graf Hohenthal zugeschrieben:

  • ernste Besonnenheit, verbunden mit herzlicher Freundlichkeit
  • Pflichtbewusstsein, Wahrheitsliebe, Akribie
  • Nächstenliebe (seine Passion ist die Linderung menschlichen Elends, Armutsbekämpfung und Armenversorgung)
  • Wohltätigkeit und Generosität (Stifter und Mitbegründer zahlreicher sozialer Projekte, Unterstützer der öffentlichen Wohlfahrt)
  • Fleiß (rastlose Tätigkeit im breitgefächerten Wirkungskreis)
  • großes Bildungsinteresse, verbunden mit Freigebigkeit (gewährt auch Fremden Zutritt zu seiner umfangreichen Bibliothek).

Quellen:

Galerie denkwürdiger Staatsmänner des 18. und 19. Jahrhunderts, welche ihre irdische Laufbahn vollendet haben, Leipzig 1840, S. 149-153.

Georgi, M. K. A.: Geschichte der Königl. Sächs. Blinden=Anstalt zu Dresden bis zu ihrer Verlegung in ihr jetziges neues Gebäude, Dresden 1836, S. 3.

Lindner, Johann Wilhelm Sigismund: Peter Karl Wilhelm Graf von Hohenthal, Besitzer der Standesherrschaft Königsbrück […] Eine kurze Darstellung seiner Leben= und Handelsweise, bes. Abdruck, Ilmenau 1827, 22 S.

Schmidt, Georg: Die Familie der Grafen von Hohenthal, als Manuscript für die Familie gedruckt, Halle a. S. 1896, Kap. V., S. 43-49.

Staatsfilialarchiv Bautzen, div. Akten aus dem Bestand „50155 Standesherrschaft Königsbrück“

Verwaltungsordnung für das Hohenthal=Haus zu Dresden, Dresden 1897. S. 3.

www.deutsche-biographie.de

  • Der Name des jungen Sparbuchinhabers wurde digital retuschiert. : © Historisches Archiv des OSV

Ein Geschenksparbuch zum Schulanfang

Im Februar 1921 wurde die Sparkasse in Dresden 100 Jahre alt. Angesichts der schwierigen Verhältnisse in der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg fand nur eine bescheidene Geburtstagsfeier statt. So steht es im Verwaltungsbericht, der auch auf die Historie des Instituts eingeht. Von der Herausgabe einer Denkschrift wurde angesichts der Teuerung abgesehen. Es gab aber den Beschluss, sich mit Betriebsüberschüssen sozial zu engagieren. So bekamen Dresdener Kriegswaisen und Kinder von Kriegsversehrten Sparbücher mit jeweils 250 Mark Guthaben geschenkt.

Zur Förderung des Sparsinns war hingegen das abgebildete Buch gedacht. Es wurde in der Geschäftsstelle Ecke Schießstraße/ Landhausstraße ausgestellt. Drei Mark Startguthaben erhielt ein Junge zum Schulanfang im September 1921. Über den Betrag und die Zinsen sollte er jedoch erst bei Volljährigkeit mit 21 Jahren verfügen dürfen. Dies war als Anreiz gedacht, Kunde der Sparkasse zu bleiben und natürlich fleißig zu sparen. Nicht nur bei der Stadtsparkasse Dresden war diese Werbemaßnahme früher üblich. Einen Anlass für ein Geschenk stellte übrigens auch die Geburt dar.

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Das Dresdener Kriegs-Sparbuch

Heute möchte ich Ihnen wieder einmal ein besonderes Sparbuch vorstellen. Es handelt sich um ein Kriegs-Sparbuch der Sparkasse der Stadt Dresden, welches derzeit in der Sonderausstellung „Sparen – Geschichte einer deutschen Tugend“ im Deutschen Historischen Museum präsentiert wird. Das Sparbuch wurde am 10. Oktober 1918 eröffnet.* Wie viele andere Sparkassen, so gab auch die Dresdener Stadtsparkasse diese Sparkassenbücher heraus, „zur Förderung der Kriegsanleihen und zur Ansammlung von Spargeldern zur Zeichnung von Kriegsanleihe-Wertpapieren“**.

Doch was sind eigentlich Kriegsanleihen? Diese Wertpapiere gab das Deutsche Reich während des Ersten Weltkriegs 1914 bis 1918 heraus. Die Allgemeinheit sollte in patriotischer Gesinnung durch ihren Erwerb den Krieg vorfinanzieren. Nach dem Sieg hätten dann die unterlegenen Gegner zahlen müssen. Rund 97 Milliarden Mark kamen als Kredit für das Reich zusammen. Auch die deutschen Sparkassen und ihre Kunden beteiligten sich kräftig an der Kriegsfinanzierung. Zugleich nahmen die Einlagen bei den Geldinstituten ordentlich zu. Die Kundinnen und Kunden konnten nicht ausreichend konsumieren und brachten daher ihr Geld zur Sparkasse. Durch die Anleihen und das Sparen wurde damals die Kaufkraft abgeschöpft und eine Inflation vorerst verhindert.

Um auch kleinere Sparbeträge für die Zeichnung von Kriegsanleihen zu „mobilisieren“, führten viele Sparkassen Kriegssparbücher beziehungsweise Kriegsanleihesparbücher ein. Auf diesen wurden meistens Guthaben längerfristig gesperrt, welche das Geldinstitut selbst in Anleihen investierte. Üblich war eine Frist bis zwei Jahre nach Friedensschluss. Man konnte sich auch eine eigene Kriegsanleihe zusammensparen, die dann die Sparkasse aushändigte oder im Depot verwahrte. Üblich war ein Zinssatz von fünf Prozent für die Sparbücher, denn soviel brachten die Kriegsanleihen. Auch in der Satzung der Dresdener Sparkasse wurden bei der Einführung des neuen Produkts 1917 diese Inhalte festgehalten.

Die Sparkassenbücher waren oft besonders gestaltet, damit die Kundinnen und Kunden ein patriotisches Erinnerungsstück an die Finanzierung des Krieges an der „Heimatfront“ beziehungsweise „Sparfront“ hatten. Die Sparkasse der sächsischen Landeshauptstadt druckte deswegen nicht etwa neue Bücher. Es wurde schlichtweg ein anderes, farbiges Cover auf ein gewöhnliches Sparkassenbuch geklebt. Wir sehen hier die damaligen Nationalfarben des Kaiserreichs, Schwarz-Weiß-Rot.

* Den Namen des Kunden, der gegen Kriegsende einmalig eine Mark einzahlte, habe ich retuschiert.
** Verwaltungsbericht der Sparkasse der Stadt Dresden für 1917, S. 3

  • Von ihrer Gründung 1838 bis zum Jahr 1926 war die Sparkasse im Rathaus (links) untergebracht. Ab 1903 war das Geschäftslokal im Erdgeschoß. (Abb. Ansichtskarte Verlag Emil Degenkolb Nf. in Dresden, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Von den Anfängen der Sparkasse in Pirna

Vor 180 Jahren war es soweit. In Pirna nahm eine kommunale Spar- und Leihkasse die Geschäftstätigkeit auf. Sie eröffnete in einem Zimmer im ersten Stock des Rathauses. Die notwendige Einrichtung, zum Beispiel Zähltische oder Kerzenleuchter, stellte der erste Kassierer des Instituts zunächst leihweise zur Verfügung. Die Stadtverwaltung hatte Sparbücher, Geschäftsbücher, Schreibpapier, Federkiele, ein Lineal und sogar einen Wandkalender besorgt. Der Tresor war eine am Boden festgeschraubte eiserne Kiste, die mit drei Schlössern versehen war.

Mit solch einer einfachen Ausstattung begann das Geschäft am 5. Januar 1838. Und auch die Öffnungszeiten waren am Anfang beschränkt. Ins Kassenlokal konnten die Kundinnen und Kunden immer freitags von 15:00 bis 17:00 Uhr kommen. Insgesamt 36 Taler wurden am ersten Tag eingezahlt und neun Sparkassenbücher ausgestellt. Gespart wurden übrigens nur Münzen, denn Papiergeld nahm die Sparkasse aus Sicherheitsgründen nicht an. Zuständig für das Tagesgeschäft waren der Stadtkassierer Eduard August Göpel und der Kaufmann Karl Friedrich Schmidt als sein Buchführer. Als Entlohnung bekamen sie eine Tantieme.

Die Einlagen wurden satzungsgemäß der Leihkasse zur Verfügung gestellt, andernfalls auf sichere Hypotheken ausgeliehen. Pfandgegenstände konnten etwa Staatspapiere, Juwelen, Uhren, Gold- und Silbergeschirr, aber auch Kupfer, Messing und Zinn sowie Seiden-, Leinen- oder Baumwollstoffe beziehungsweise Kleidungsstücke sein. Platz finden sollten die Pfänder in einem Regal, das der Kassierer mitgebracht hatte. Damit die Gegenstände nicht verstaubten, wurden an diesem noch Türen angebracht.

845 Taler lieh Sparkasse der Leihkasse im ersten Jahr. Gefragt waren aber vielmehr Hypothekenkredite der Sparkasse. Am 26. Januar 1838 erhielt der Pirnaer Schuhmachermeister Johann Gabriel Seydler das erste Darlehn über 200 Taler. Sicherheit boten sein Haus, seine Schuhbank und die Bürgschaft seiner Ehefrau. Der erste auswärtige Kunde war der Gutsbesitzer Friedrich August Sterl aus Großcotta mit 450 Talern. Am Ende des ersten Geschäftsjahres hatte die Sparkasse bereits zwei Drittel der Einlagen (2.058 Taler und 16 Groschen) gegen Hypotheken ausgeliehen.

Der bescheidene Reingewinn betrug übrigens 5 Taler, 18 Groschen und 11 Pfennige. Mit den der Stadt zufallenden Überschüssen wurde erst einmal ein Reservefonds aufgebaut. Durch  Beschlüsse des Stadtrats und der Stadtverordneten wuchs er immer weiter an. Erst 24 Jahre nach der Gründung der Spar- und Leihkasse sollte die Trägerin mit Genehmigung der Aufsichtsbehörden Geld für gemeinnützige Zwecke nutzen.

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Zum 80. Todestag von Dr. Johann Christian Eberle

Am 7. Dezember jährt sich der Todestag des wohl bedeutendsten Sparkassenreformers Deutschlands zum 80. Mal. Johann Christian Eberle wurde am 3. Mai 1869 als fünftes Kind einer pfälzischen Weinbauernfamilie in Laumersheim geboren. Obwohl sein Vater bereits 1870 starb, wurde ihm doch der Besuch der Lateinschule in Grünstadt ermöglicht und später des Gymnasiums in Speyer, das er 1888 mit dem Reifezeugnis abschloss.

Nach Ableistung seines Militärdienstes studierte er in Heidelberg, Leipzig und München Rechts- und Staatswissenschaften, Philosophie und Volkswirtschaftslehre. Damit war eine breite Grundlage für seine spätere Tätigkeit gelegt. Beim Rat der Stadt Leipzig fand er eine Anstellung zunächst als Referendar und nach bestandenem zweiten juristischen Staatsexamen wurde er 1897 zum Ratsassessor ernannt. Dabei waren seine Hauptaufgabengebiete die städtischen Klär- und Schleusenanlagen, der Grundbesitz der Stadt Leipzig sowie die Sparkassenverwaltung.

Bereits 1898 wurde er Bürgermeister der sächsischen Kleinstadt Nossen. Und dort brachte ihn die Amtsausübung wieder mit der Arbeit der Sparkassen in Berührung und ließen ihn an der zu dieser Zeit sichtbaren  Entwicklung und Begrenzung der Sparkassengeschäfte Kritik üben. Eberle suchte ein Gegengewicht zu der immer stärkeren Konzentration des Kapitals und der kreditwirtschaftlichen Bevorteilung der Großunternehmen gegenüber der regionalen klein- und mittelständischen Wirtschaft zu schaffen. Sein Engagement galt der heimischen Wirtschaft in Verbindung mit den Sparkassen vor Ort. Aus den örtlich gesammelten Einlagen sollten zur finanziellen und damit wirtschaftlichen Förderung der Mittelschichten neben den langfristigen jetzt auch kurzfristige Kredite vermittelt werden können, um dieser bis dahin negativen Entwicklung entgegentreten zu können.

Durch ein eigenes Gironetz der Sparkassen sollte auch kleinen Handwerkern und Gewerbetreibenden die Möglichkeit eröffnet werden, am bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen zu können. Erste Ergebnisse dieses Engagements Eberles waren 1908 die Gründung des Sächsischen Giroverbandes und 1909 die Girozentrale Sachsen als erste Einrichtungen dieser Art. Als ein Höhepunkt dieser von Johann Christian Eberle initiierten Entwicklungen im Sparkassenwesen darf der 1924 stattgefundene Zusammenschluss des Deutschen Sparkassenverbandes, des Deutschen Zentralgiroverbandes und des Verbandes der kommunalen Banken zum Deutschen Sparkassen- und Giroverband in Berlin bezeichnet werden.

Auf einer Gedenktafel an seinem Geburtshaus in Laumersheim nennt ihn die Sparkassenorganisation den „Erneuerer der deutschen Sparkassen“. Sein Grabmal ziert die Inschrift: „Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung“, ein Bibelzitat aus Römer 13,10, das offenbar als Motivation über vielen seiner Aktivitäten stand, in vielen seiner Reden Anwendung fand und sicher auch retrospektiv seine frühe Entwicklung aus bescheidensten Verhältnissen kennzeichnet. Johann Christian Eberle wurde auf dem  Johannisfriedhof in Dresden- Tolkewitz beigesetzt. Sein Grabmal ist erhalten und wird durch den Ostdeutschen Sparkassenverband und die Ostsächsische Sparkasse Dresden gepflegt.

 

Folkard Wunderlich
freier Mitarbeiter
Ostsächsische Sparkasse Dresden