• Am 3. Mai 1990 wurde die Presse zur Präsentation der neuen Produktwelt der DDR-Sparkassen eingeladen. : © Historisches Archiv des OSV, Bestand HA-102 1/1999

  • So sah das neue Angebot einer Sparkasse dann aus: Anzeige der Kreissparkasse Eilenburg in den Eilenburger Nachrichten vom 31. August 1990; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-102 3/1999

  • Werbeflyer von 1990; Bestand: Historisches Archiv des OSV

Deutlich mehr im Angebot

Blogserie, Teil 26

Die Produktpalette der ostdeutschen Sparkassen war vor 30 Jahren sehr begrenzt. Sie war in der DDR-Zeit immer weiter verkleinert worden. Seit 1971 gab es sogar einen einheitlichen Zinssatz für Gelder auf Sparbüchern und Spargirokonten. Es existierten nur täglich fällige Spareinlagen. Die rasche Ausweitung des Angebots war 1990 wichtig, um unter marktwirtschaftlichen Bedingungen neben anderen Kreditinstituten im Konkurrenzkampf bestehen zu können. Es bestand die Gefahr, dass Kunden abwanderten. Weil aber nicht alle vergleichbaren Produkte der bundesdeutschen Sparkassen sofort zum Zeitpunkt der Währungsunion angeboten werden konnten, schlug der DDR-Sparkassenverband den Mitgliedsinstituten in einem Rundschreiben am 26. April vor, das Angebot zunächst schwerpunktmäßig zu erweitern.*

Das bedeutete für das Passivgeschäft zum Beispiel die Einführung von Kündigungseinlagen mit verschiedenen Laufzeiten sowie der gesetzlichen Kündigungsfrist für Spareinlagen. Den Zinssatz für Spargiroeinlagen galt es zu senken. Für das Girokonto als „Fundament einer guten Verbindung“ zwischen Kunde und Sparkasse sollte es einen Dispokredit geben. Ein zusätzlichen Service stellten der eurocheque und die ec-Karte dar.** Mit dem zuständigen EDV-Dienstleister wurde die technische Umsetzung des Angebots vereinbart. Im System wurden unter anderem verschiedene Überziehungslimits oder Kontogebühren sowie differenzierte Sparbuchzinsen durch Zahlen verschlüsselt.***

Verbundpartner ergänzen das Angebot der ostdeutschen Sparkassen. So bot die Deka Deutsche Kapitalanlagegesellschaft mbH als zentrale Investmentgesellschaft der bundesdeutschen Sparkassenorganisation ihre Unterstützung an. Mit ihrer Hilfe sollten die Sparkassen in der DDR bald auch SparkassenFonds verkaufen können. Zunächst standen Investitionen in eine Auswahl deutscher Aktien, festverzinslicher Wertpapiere und kommerzieller Immobilien im Mittelpunkt. Werbematerial (Abbildung 3) und Verkaufsunterlagen wollte die Deka bereitstellen. Maßnahmen zur Qualifizierung, etwa zentrale Schulungsveranstaltungen für Teilnehmende aus allen Sparkassen oder Verkaufsschulungen auf regionaler Ebene, wurden vor 30 Jahren geplant.****

Auch zum Thema Bausparen bildeten sich Sparkassenbeschäftigte fort. Dank der Unterstützung der Landesbausparkassen der Bundesrepublik konnte bereits am 11. Juni 1990 die LBS Ostdeutsche Landesbausparkasse AG gegründet werden.***** Zum 1. Juli genehmigte die DDR-Regierung das Bausparen. Nur zeitweise, von 1954 bis 1970, war es vorher erlaubt und wegen der staatlichen Plan- oder besser Mangelwirtschaft nicht erfolgreich gewesen. Die LBS war das erste Verbundunternmehmen der ostdeutschen Sparkassenorganisation. Auf ihre Bedeutung ging Verbandspräsident Rainer Voigt bei einer Pressekonferenz am 21. Mai 1990 in Berlin ein.

„Die Sparkassen der DDR haben auf ihrer Verbandsversammlung beschlossen, eine eigene Bausparkasse zu gründen. Damit werden die Sparkassen auch ihrer Verantwortung gerecht, insbesondere im kommunalen Bereich, die Bautätigkeit zu unterstützen und so die Wohnverhältnisse der Bürger zu verbessern. Die von den Bürgern der DDR durch das Bausparen gesammelten Fonds werden ausschließlich im Gebiet der DDR zum Einsatz kommen. Je höher der gemeinsame Fonds ist, um so schneller kann die Zuteilung der Bauspardarlehen erfolgen.“ ******

Als öffentlich-rechtliche Kreditinstitute mit kommunaler Anbindung hätten die Sparkassen die Aufgabe, im Rahmen der wirtschaftlichen Eigenverantwortung der Kommunen für ihr Gebiet für eine umfassende Versorgung der Bevölkerung mit Finanzdienstleistungen zu sorgen. Auch die anderen neuen Produkte und Services der Sparkassen thematisierte Voigt. Das Angebot werde selbstverständlich weiter erweitert. Wenn man auf dem Wege sei, eine in allen Geldangelegenheiten der Menschen kompetente, zuverlässige und leistungsstarke Finanzgruppe zu werden, so liege das auch an der Unterstützung des Deutschen Sparkassenverlags.

Der DSV war damals unter anderem mit der Herstellung eines Produkthandbuchs für die Mitarbeiter der Sparkassen der DDR befasst, dass Anfang Juni als Vorabdruck in den Versand gehen sollte. Es beinhaltete zum Beispiel Argumente für die Kundenberatung. Auch die notwendigen Vordrucke, etwa zu Spareinlagen mit Anlagedauer, vereinbarter Kündigungsfrist, Festgeld oder Ratensparverträgen konnten dann bestellt werden.******* Des Weiteren wurden Millionen Prospekte und Flugblätter zur Abgabe an die Bevölkerung produziert, welche über das umfangreichere Angebot informierten. Nicht zu vergessen die Werbeartikel. So sollten etwa 1 Million Kugelschreiber, 100.000 Aschenbecher und 20.000 Zahlteller in den Osten geliefert werden.********

Fortsetzung am 03.05.2020

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* Vgl. Sparkassenverband der DDR – Verbandsdirektor Frank Axel, Rundschreiben Nr. 2, 26.04.1990, S. 2; Bestand: Historisches Archiv des OSV – Rundschreibenbestand

** Vgl. DDR-Produktprospekt, S. 2; Anlage 2 zum Rundschreiben Nr. 3 des Sparkassenverbandes der DDR, undatiert; Bestand: Historisches Archiv des OSV – Rundschreibenbestand

*** Vgl. Sparkassenverband der DDR: Vorgesehene Erweiterungen der derzeitigen EDV-Projekte, 07.05.1990, S. 2 und 4; Anlage 2 zum Rundschreiben Nr. 3 des Sparkassenverbandes der DDR, undatiert; Bestand: Historisches Archiv des OSV – Rundschreibenbestand

**** Vgl. Deka Deutsche Kapitalanlagegesellschaft mbH – Geschäftsführung an DDR-Sparkassenverband – Präsident Rainer Voigt, betr. Zusammenarbeit der DDR-Sparkassen mit DekaDespa, 24.04.1990, S. 2; Bestand: Historisches Archiv des OSV – Rundschreibenbestand

***** Vgl. Geiger, Walter/ Günther, Hans Georg: Neugestaltung des ostdeutschen Sparkassenwesens 1990 bis 1995, Stuttgart, 1998, S. 272 ff.

****** Vgl. Pressegespräch am 21.5.90, S. 6 f.; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-102 1/1999

******* Vgl. Sparkassenverband der DDR – Verbandsdirektor Frank Axel: Rundschreiben Nr. 6, undatiert, S. 3; Bestand: Historisches Archiv des OSV – Rundschreibenbestand

******** Vgl. handschr. Notiz für Geschäftsstellenleiter am 22. Mai; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-102 4/1999

  • Vor 100 Jahren wurde die Sparkasse in Schwerin kommunal. Erst danach konnten neue Produkte wie Scheck und Girokonto eingeführt werden. : © Historisches Archiv des OSV

Auf dem Weg zum Universalinstitut

Schon seit 1821 gibt es in Schwerin eine Sparkasse. Gegründet wurde sie jedoch nicht als kommunales Institut. Erst vor 100 Jahren ging die sogenannte Ersparnisanstalt auf die Stadt über. Die Einrichtung firmierte seit April 1918 als „Ersparnisanstalt in Schwerin, städtische Sparkasse“. Erst nach der Übernahme durch die Kommune und Annahme der Mustersatzung für die Stadtsparkassen im damaligen Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin konnte eine bankmäßige Entwicklung des Instituts erfolgen.

Zwar wurde den deutschen Sparkassen bereits 1908 durch das Reichsscheckgesetz die passive Scheckfähigkeit zugestanden. Die Entscheidung über die Zulassung lag jedoch bei den Aufsichtsbehörden der Länder. Die vom Schweriner Innenministerium genehmigte Mustersatzung aus dem Jahr 1917 erlaubte nur den kommunalen Sparkassen moderne Geschäfte. So konnte im August 1918 bei der städtischen Sparkasse der Scheck- und Überweisungsverkehr eingeführt werden. Die Entwicklung zum universal tätigenden Kreditinstitut hatte begonnen.

  • ROB-Ausweis

    Das ist die Vorderseite der ROB-Ausweis-Klappkarte. Innen befanden sich das Foto, die Unterschrift und weitere Angaben. : © Historisches Archiv des OSV

  • ROB-Vordruck

    Ein ausgestellter Reisekreditbrief aus dem Jahr 1945 über 2000 Reichsmark. : © Historisches Archiv des OSV

  • ROB-Werbung

    Die Werbemaßnahmen für den ROB begannen gleich 1920, nach dem Beschluss der Einführung. Sie waren sehr erfolgreich. Der Reisekreditbrief wurde gut von den Kunden angenommen. : © Historisches Archiv des OSV

Ein ROB für unterwegs

Vor 100 Jahren zu verreisen, bedeutete in aller Regel viel Bargeld bei sich zu haben. Das konnte man jedoch verlieren, es konnte einem gestohlen werden oder unerwartete Ausgaben konnten es schmälern. Wie auch immer – ohne Bargeld stand man vor Schwierigkeiten.

Der bargeldlose Zahlungsverkehr der Sparkassen (wie Schecks oder Überweisungen) steckte zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen. Die meisten Leute verließen sich lieber auf das Klimpern der Münzen und Knistern der Geldscheine in ihren Taschen.

Bis es 1920 auf dem Gebiet der Reisezahlungsmittel im Sparkassengeschäft zu einer Innovation kam: Unter der Bezeichnung ROB (Reise ohne Bargeld) wurde ein Reisekreditbrief eingeführt.

Inhaber von Spar- und Girokonten – mit entsprechendem Guthaben – und natürlich nur auf Antrag, waren dafür berechtigt. Man erhielt ein Quittungsheft mit meistens zehn ROB-Vordrucken und einen ROB-Ausweis, in dem ein Foto und eine Unterschrift die Identität des Kontoinhabers bestätigten. Da die ROB-Vordrucke wie Wertpapiere zu behandeln waren, mussten hohe Sicherungsvorschriften eingehalten werden.

Mit einem dieser Vordrucke und dem Ausweis konnte man sich dann in jeder am ROB-Verkehr teilnehmenden Spar- oder Girokasse einen bestimmten Betrag auszahlen lassen. Die Gesamtkreditbriefsumme war auf 5000 Mark (später Reichsmark) begrenzt.

Aber nicht nur bei den Instituten der Sparkassenorganisation war eine Bargeld-Abholung möglich, auch Gemeindeverwaltungen wichtiger Kur- und Badeorte nahmen am ROB-Verkehr teil.

Weitere Vorteile für die Kunden waren die Verzinsung der Kreditbriefsumme bis zum Tag der  Auszahlung und der Schutz vor Verlust von Bargeld oder unberechtigter Abhebung.

Apropos unberechtigte Abhebungen: „Skimming“ und „Phishing“ lauten heute die Gefahren im bargeldlosen, elektronischen Zahlungsverkehr. Dennoch – das Bezahlen auf Reisen ist um ein Vielfaches einfacher, schneller und bequemer geworden. Mit einer kleinen Plastikkarte oder dem Smartphone kann man quasi weltweit sein Urlaubsbudget verprassen.

In diesem Sinne wünschen Ihnen eine schöne Ferienzeit

Britta Weschke, Thomas Einert & Claudia Wöhnl

  • © Historisches Archiv des OSV

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Das Historische Archiv in Zahlen – die Produkte

Bereits seit dem Jahr 2003 und kurz nach Beginn der fachgerechten Erschließung des vorhandenen Bestandes, wurde große Aufmerksamkeit auf die Öffentlichkeitsarbeit gelegt.

So entstanden bisher:

  • 7 Wanderausstellungen
  • 5 Ausstellungskataloge
  • 6 Wandkalender
  • 5 Weihnachtskarten

sowie Flyer und Geschenkartikel mit historischen Motiven.