• Die Ansichtskarte zeigt die Straßenpartie mit Sparkasse und Rathaus. (Verlag Georg Mugler, Papierhandlung, Oberlungwitz 1906; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Die Ansichtskarte zeigt das Rathaus und die Sparkasse mit älteren Fahrzeugen vor dem Nachbargebäude. (Verlag Max Franke, Oberlungwitz, 1919; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ansichten von Oberlungwitz

Vor 146 Jahren, im Jahre 1870, war der Startschuss für das Postkartenwesen in Deutschland. Alles begann mit der Amtseinführung des Generalpostdirektors Heinrich Stephan im April und dem Inkrafttreten der „Verordnung über die Einführung der Correspondenzkarte“ am 1. Juli 1870.  Unterzeichnet wurde dieser Erlass vom damaligen preußischen Ministerpräsidenten und Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes Otto von Bismarck.  Damals noch „Correspondenzkarte“ getauft, wurde sie zwei Jahre später in Postkarte umbenannt.

Im Jahre 1906 gelaufen – nur 110 Jahre jung – ist eine unserer ältesten Postkarten hier im Historischen Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes mit einem Sparkassengebäude-Motiv.  Sie zeigt in schlichtem Schwarz-Weiß die Straßenpartie mit Rathaus und integrierter Gemeindesparkasse im sächsischen Oberlungwitz. Das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes beherbergt zurzeit über 500 Post- und Ansichtskarten mit Sparkassenmotiven.

Und nun zu ein paar kleinen Eckdaten der Sparkasse in Oberlungwitz: Sie wurde 1893 gegründet. Ab 1943 endete bereits die Eigenständigkeit des Institutes. Die Sparkasse Oberlungwitz wurde am Jahresende in die Spar- und Girokasse Hohenstein-Ernstthal eingegliedert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Sparkassen in der sowjetischen Besatzungszone neu gegründet. In Oberlungwitz gab es ab dann eine Zweigstelle der Kreissparkasse Glauchau. Mit der großen Verwaltungsreform 1952 in der DDR bestand hier nun eine Zweigstelle der Kreissparkasse Hohenstein-Ernstthal. Seit 1996 gehört Oberlungwitz zum Geschäftsgebiet der Sparkasse Chemnitz.  Das Oberlungwitzer Rathaus mit Stadtverwaltung befindet sich heute noch in der Hofer Str. 203.  Die Sparkasse ist nicht mehr in diesem Gebäude untergebracht, sondern in der Hofer Str. 211.

Unsere zweite Postkarte mit dem Oberlungwitzer Rathaus ist dagegen eine „kleine Schönheit“ mit ihrer Farbigkeit und aufwendigen Ausführung. Der Gestalter der Postkarte hat sogenannte „Goldfenster“ am Rathaus und dessen Nachbargebäuden aufbringen lassen. Kippt man die Karte, erweckt es den Eindruck von an- und ausgehendem Licht. Dezent koloriert bis ins kleinste Detail ist die 1919 gelaufene Postkarte. Dieses Schmuckstück gehört zu den Lieblingsmotiven der Praktikantin.

Caroline Ludwig (Studentische Praktikantin im Archiv des OSV)

  • Faksimile des Sparkassenbuches von 1849, bereitgestellt von Herrn Brefka aus Stuhr bei Bremen : © Alois Brefka

  • Von 1840 bis 1901 befand sich die Stadtsparkasse Zittau in diesem Gebäude am Rathausplatz. (Ausschnitt Ansichtskarte Verlag E. Wagner in Zittau, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ein altes Sparbuch und seine Geschichte

Vor Kurzem erreichte uns sehr interessante Leserpost. Durch einen Blogbeitrag anlässlich des 190. Jahrestags der Sparkasseneröffnung in Zittau war man auf uns aufmerksam geworden. Der Leser berichtete von einem uralten Sparbuch der Stadtsparkasse Zittau, das sich in seinem Besitz befindet. Es sei einer der Höhepunkte seiner Sammlung, seines kleinen privaten Museums. Solche Sparbücher sind tatsächlich selten und auch wertvoll. Sie erlauben einen Rückblick auf längst vergangene Zeiten.

Ausgestellt wurde das sogenannte Quittungs-Buch 1849. Damals besserte sich, nach Angstabhebungen von beunruhigten Bürgern im Revolutionsjahr 1848, die Bilanz der Stadtsparkasse. Der Einlagenbestand wuchs wieder. Dazu trugen auch die 18 Taler bei, mit denen der Kunde sein Sparbuch eröffnete. Dies geschah am Montag, den 9. Juli 1849. Das Buch trug die Nummer 4.652 und war eines von 427 Exemplaren, die in dem Jahr neu ausgestellt wurden.

Für das Einlagengeschäft hatte die Sparkasse, außer an Feiertagen, immer montagnachmittags ab 14:00 Uhr geöffnet. Dies erscheint für damalige Verhältnisse angemessen. Das Produktangebot der sächsischen Sparkassen war noch klein. Es gab nur Sparbücher zur Geldanlage. Ende 1849 bestanden bei der Stadtsparkasse in Zittau 2.257 Konten und es erfolgten in dem Jahr 1.144 Ein- und 654 Auszahlvorgänge. Diese Zahlen verdeutlichen die Frequentierung der Geschäftsstelle.

Sie befand sich im „Gewandhaus“, heute Rathausplatz 14. Hierher kam der Besitzer des vorgestellten Sparkassenbuches bis 1854 insgesamt dreimal und ließ sich seine Einlage nach und nach auszahlen. Ein Rest von einem Taler blieb jedoch bestehen, als er wegzog. Somit wurde das Sparbuch auch nicht aufgelöst, sondern reiste mit seinem Eigner nach Bremen. Und dort hat es nach mehr als 160 Jahren seine Ur-Ur-Enkelin unserem Leser geschenkt.

  • Mit ihrer Begleiterin Juliane Wiese (links) waren Auszubildende der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin am Mittwoch im OSV zu Gast. : © Historisches Archiv des OSV

  • Dass Sparkassenbücher vor ihrer Vereinheitlichung nicht nur unterschiedlich farbig waren, sondern auch verschiedene Bezeichnungen führten, erfuhren Auszubildende gestern. : © Historisches Archiv des OSV

  • Natürlich war auch der Tisch bei der Abendveranstaltung am Donnerstag wieder reich "gedeckt". : © Historisches Archiv des OSV

Immer ein buntes Programm für die Auszubildenden der Sparkassen

Auszubildende von vier Sparkassen konnte ich in dieser Woche bei zwei Veranstaltungen, in der Verbandsgeschäftsstelle in Berlin und am NOSA-Standort Potsdam, begrüßen. Sie wurden nicht nur mit ihrem Verband und der Sparkassengeschichte bekannt gemacht. Auf dem Plan stand neben der Historie der Sparkassen Ostprignitz-Ruppin und Prignitz sowie der Sparkassen Muldental und Oberlausitz-Niederschlesien natürlich auch die Entwicklung der Marke.

Den Gästen aus Brandenburg und aus dem Freistaat Sachsen wurde unter anderem vermittelt, wann der bekannte Claim „Wenn’s um Geld geht – Sparkasse“ entstand (1963) und seit wann unser Logo eigentlich sparkassenrot ist (1972). Mit großem Interesse wurde auch aufgenommen, was der Punkt über dem S eigentlich bedeutet. Wissen Sie es auch?

Dann erfolgte die Übung des Erlernten. Das bewährte Logo-Klebe-Spiel kam zum Einsatz und diverse Werbefilme. Diese konnten anhand der darin abgebildeten Logos und des Slogans zeitlich eingeordnet werden. Daneben halfen sicherlich auch Hinweise, wenn zum Beispiel eine typische 80er-Jahre-Frisur zu sehen war oder 90er-Jahre-Techno im Spot erklang.

Wenngleich dieser Teil meiner Bildungsarbeit schon standardisiert ist, so erfordert das Eingehen auf die einzelnen Sparkassen doch einige Vorarbeit. Zu feststehenden Themen und Epochen müssen jeweils passende Abbildungen gefunden werden. Objekte aus unserem Archiv werden nicht nur im Original gezeigt. Digitalisierung und Bildbearbeitung nehmen einen großen Teil der Vorbereitungszeit ein. So bekommen die Auszubildenden stets eine visuell ansprechende Präsentation geboten.

  • Goerlitz Stadtsparkasse

    Die zeitgenössische Darstellung zeigt die Stadtsparkasse vor 100 Jahren. (Ansichtskarte Verlag Neue Postkartenquelle Görlitz, versendet 1927; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Ganz weit im Osten

Die Sparkassen und ihre kommunalen Träger in vier ostdeutschen Bundesländern sind Mitglieder im OSV. Über die nördlichste und südlichste Sparkassenfiliale im Verbandsgebiet wurde im Blog bereits berichtet. Eine befindet sich in Mecklenburg-Vorpommern und die andere in Sachsen. Heute besuchen wir wieder den Freistaat, denn dort liegt die östlichste Stadt der Bundesrepublik Deutschland: Görlitz.

Eine Sparkassentradition gibt es hier schon seit 1830. Damals wurde die Oberlausitzer Provinzialsparkasse gegründet. Vor 165 Jahren öffnete auch eine Stadtsparkasse. Sie entwickelte sich zu einem bedeutenden Geldinstitut. Im Wilhelminischen Kaiserreich war sie nach Breslau die zweitgrößte Stadtsparkasse im preußischen Schlesien.

1913 bezog die Sparkasse den hier abgebildeten Neubau in der Berliner Straße, der bald auch ihr Hauptsitz wurde. Der Standort war gut gewählt, befand sich an einer wichtigen Haupt- und Geschäftsstraße in der Nähe des Bahnhofs, dieser sogar mit Direktverbindung nach Berlin. Das Gebäude grenzte zudem an den repräsentativen Postplatz. Eine schöne Ecke, an der sich später auch die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien niedergelassen hat. Sie ist heute in dem historischen Haus mit der Nummer 64 vor Ort.

  • Bekanntmachung Zwickau 1866

    Die Regierungsbehörden wiesen die Kundschaft 1866 auf die Sicherheit der Sparkassen hin. (Abb. aus: Müller, Gottwald: Handbuch für die sächsischen Sparkassen, 1908, S. 142; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

  • Kronprinz Sachsen Koeniggraetz

    Kronprinz Albert von Sachsen vor der Schlacht bei Königgrätz (Stahlstich von A. Beck, 1866) : © Historisches Archiv des OSV

„Die Preußen kommen!“

… hieß es vor 150 Jahren in Sachsen. Nach einer Kriegserklärung rückten ab dem 16. Juni 1866 preußische Truppen im Königreich ein. Das Land wurde besetzt. Die sächsische Armee hatte sich nach Böhmen zurückgezogen. Zusammen mit österreichischen Truppen sollte sie dann am 3. Juli den Preußen in der entscheidenden Schlacht bei Königgrätz gegenübertreten. Der Hintergrund des Krieges war die Rivalität zwischen Berlin und Wien. Und die Sachsen hatte wieder einmal das Pech, auf der Verliererseite zu stehen.

Wie bei allen Kriegen, so kam es auch 1866 zu Angstabhebungen. Kunden befürchtete, dass das Ersparte bei der Sparkasse nicht sicher sei. Überliefert ist zum Beispiel, dass Bauern ihre Sparbücher „plünderten“ und die Taler vergruben. Der Staat mahnte zu Besonnenheit. Eine Bekanntmachung der südwestsächsischen Kreisverwaltung ist uns im Nachdruck überliefert. Sie hob die Sicherheit der Einlagen hervor.

Nur ein Bruchteil der Einlagen der Kundinnen und Kunden (ca. 2 %) lag damals als barer Kassenbestand in den Sparkassen selbst, natürlich gut verschlossen. Der Großteil war sicher angelegt, vor allem in Hypotheken. Daneben spielten Staats- und andere Wertpapiere eine Rolle. Und es gab durch Pfänder und Bürgen gesicherte Kredite. Für eventuelle Verluste waren Reservefonds vorhanden. Außerdem hafteten die Träger für die Sicherheit der Guthaben. Wenn tatsächlich viele Menschen in Panik gerieten und an ihr Erspartes wollten, das Bare bei den Sparkassen knapp wurde, konnten Wertpapiere „flüssig gemacht“, also verkauft oder beliehen werden.

Der Krieg dauerte allerdings nicht lange. Er endete am 23. August 1866 mit einem Friedensvertrag zugunsten Preußens. Sächsische Sparkassen verzeichneten aber weiterhin Auszahlungsüberschüsse. Warum? Es gab eine Missernte. Weil ein enger Zusammenhang zwischen dem Wohlergehen der Landwirtschaft und den Sparkassen bestand, wirkte sich auch dieses Ereignis auf die Einlagenentwicklung aus.

  • Mit diesen Klischees wurde bis 1939 in sächsische Sparkassenbücher gedruckt. Deutlich zu erkennen sind die verschiedenen Wappen der Sparbuch ausstellenden Sparkasse. : © Historisches Archiv des OSV

Sächsische Sparkassen-Signets im historischen Wandel (anhand von Klischees für Sparkassenbücher)

Ein Klischee? Klare Sache – das ist eine Vorstellung, der etwas „Schablonenhaftes“ oder Vorgefasstes anhaftet. Im Sachwörterbuch der Literatur von Gero von Wilpert findet man zu Klischee: „Vorgeprägte Wendungen, abgegriffene und durch allzu häufigen Gebrauch verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden.“

Wenn es nun aber um Drucktechnik geht, sollte man in der Etymologie noch einen Schritt zurückgehen. Das französische Wort cliché bedeutet wörtlich ins Deutsche übertragen Abklatsch und nähert sich damit auch schon eher der Bedeutung des Wortes in der Drucktechnik und mithin der gleichnamigen Bezeichnung für Druckformen für das Hochdruckverfahren. Da erscheint „Abklatsch“ schon wieder treffend, im wörtlichen Sinne.

Während meines Praktikums im Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbands hatte ich die Aufgabe, ca. 90 Klischees und ungefähr 20 Stempel zu verzeichnen. Nach dem ersten Sichten des vorhandenen Materials wurde deutlich, dass es sich in der überwiegenden Mehrheit um Klischees sächsischer Provenienz handelte, aus unterschiedlichen Jahren. Die zeitliche Veränderung war sowohl anhand der verwendeten Schriftart als auch anhand der verwendeten Signets deutlich. Dementsprechend gibt es einen Satz in Fraktur mit Stadtwappen sächsischer Gemeinden, dann einen weiteren Satz, der in Antiqua gesetzt und mit einem sächsischen Wappen  mit den gekreuzten Kurschwertern als Bildmarke versehen ist, wie man sie auch aus der Porzellan-Manufaktur Meißen kennt. Der letzte Satz schließlich, der deutlich am wenigsten benutzt wirkt, trägt das auch heute verwendete Wappen des Landes Sachsen.

Anhand von Verbands-Rundschreiben aus den 30er- und 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts und derselben dort verwendeten Signets, lassen sich die Klischees, die für Sparkassenbücher verwendet wurden, ziemlich genau zeitlich einordnen. Für die Datierung sind weiterhin die genaue Bezeichnung des Geldinstituts auf dem Klischee und die Gesetzgebung dieser Zeit zu beachten. Die älteste unter den verzeichneten Gruppen von Druckformen (unter Berücksichtigung der genannten Faktoren) enthält Stadtwappen, die noch in Fraktur gesetzt sind. Die Verwendung ist anhand von Sparkassenbüchern bis zum Jahr 1939 belegt, inklusive einer Übergangszeit, die wahrscheinlich bis 1944 andauerte.

Der zeitlich folgende Satz war nur für eine kurze Zeit im Einsatz und steht im direkten Zusammenhang mit einer Anordnung des Reichswirtschaftsministers, welche die Fusion der sächsischen Sparkassen und der Girokassen zum 31.12.1943 veranlasste. Dementsprechend verweisen die Bezeichnungen (Spar- und Girokasse …) zusammen mit der Schriftart in diesem Satz darauf, dass dieser nur danach verwendet wurde. Nach dem Kriegsende 1945 wurden die Sparkassen in der Sowjetischen Besatzungszone geschlossen und kurz darauf neu gegründet.

Damit ging die Neuorganisation in einem Sächsischen Sparkassenverband einher. Er hatte allerdings nur eine kurze Lebensdauer. Der Ministerrat der DDR beschloss seine Auflösung zum 30.11.1952. Vorausgegangen war eine Verwaltungsreform nach dem „Gesetz über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der Deutschen Demokratischen Republik vom 23. Juli 1952“, die die Abschaffung der Länder und die Neugliederung in Bezirke und Kreise bedeutete.

Es war sehr interessant, anhand von (ein paar) Druckformen für sächsische Sparkassenbücher, die geschichtlichen Entwicklungen dieser Zeit nachzuvollziehen.

Annett Gilbert-Raatz, M. A. (ehemalige Praktikantin im Historischen Archiv)