• Auszug aus dem ersten Journal der Zittauer Stadtsparkasse - Die erste Kundin war die Kaufmannstochter Therese Heuser. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes/Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien

  • Auszug aus dem ersten Hauptbuch der Zittauer Stadtsparkasse - Dienstmädchen Johanne Rosine Franzin war am 11. April die erste berufstätige Kundin. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes/Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien

  • Auszug aus dem ersten Kassenbuch der Zittauer Stadtsparkasse - Kundinnen und Kunden wurden hier als „Interessenten" bezeichnet. : © Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes/Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien

Die ersten Kundinnen und Kunden der Zittauer Sparkasse

Heute vor 200 Jahren eröffnete in Zittau die erste kommunale Sparkasse im Königreich Sachsen. Es handelt sich um die erste Sparkassengründung im Geschäftsgebiet der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, die darum ihren Geburtstag mit einem vielfältigen Programm feiert. Wir sagen: Herzlichen Glückwunsch! Das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes unterstützt das Jubiläum auf verschiedenste Weise, zum Beispiel durch die Ausleihe von Wanderausstellungen und die Erarbeitung von Ausstellungselementen zur Unternehmensgeschichte. Weil das OSV-Archiv die Überlieferung der Sparkasse als Depositum betreut, wurde auch ein Blick in die ältesten Geschäftsunterlagen geworfen. Getreu der Devise: die Kundschaft steht im Mittelpunkt.

Die Zittauer Sparkasse konnte 1825 von den Bewohnern der Stadt und der umliegenden Dörfer genutzt werden. Sie bot insbesondere wenig vermögenden Menschen die Möglichkeit des finanziellen Vorsorgens für Notzeiten oder persönliche Lebensziele. Das war damals eine Innovation. Im Sinn hatte man etwa Handwerkslehrlinge, Tagelöhner, Fabrikarbeiter sowie männliche und weibliche Dienstboten. Letztgenannte waren unter anderem als Hilfskräfte im Haushalt angestellt. Sie bekamen Lohn sowie Kost und Logis im Haus der Dienstherrschaft, konnten also etwas sparen. Eine weitere Zielgruppe stellten unmündige Personen dar, also oft Kinder. Vormündern gab die Stadtsparkasse die Möglichkeit, Gelder für ihre Schutzbefohlenen absolut sicher anzulegen.

Uralte Sparkassenakten geben Auskunft über die ersten Kundinnen und Kunden. Als Mündel sind etwa am 28. März 1825 Christiane Emilie Auguste Donat und Marie Auguste Schwabe verzeichnet. Es finden sich außerdem die Namen vieler Töchter und Söhne sowie ihrer Väter. Die bekannteste Kundin ist sicherlich die Kaufmannstochter Therese Heuser, die das Sparbuch Nummer 1 erhielt. Die Stadtsparkasse stellte an ihrem ersten Geschäftstag insgesamt 17 sogenannte Quittungsbücher aus. Eines mussten sich zwei Personen teilen. Das waren Carl August und Ernst Ferdinand, die Söhne des Tuchscherers August Benjamin Zschaschel. Jeder bekam 10 Taler als Einlage. Die Kinder von Auktionator Seyffert, Ernst Ludwig und Eduard Wilhelm, besaßen zwar jeweils ein eigenes Sparbuch, waren aber nicht finanziell gleichberechtigt. Der ältere Sohn hatte 10, der jüngere 5 Taler als Startguthaben.

Weitere interessante Informationen sind überliefert. So gehörten ein Gymnasiast, ein Koch, ein Zimmerlehrling sowie ein Webkammsetzer zu den ersten Kunden. Als Tätigkeiten von Vätern wurden beispielsweise Tagelöhner, Lampenwärter, Leinenweber oder Doktor notiert. Für die Kundinnen fehlen Berufsangaben. Einige werden in den Sparkassenakten als Jungfern bezeichnet. Das waren also unverheiratete Frauen. Die erste Berufstätige scheint am nächsten Kassentag, 11. April 1825, gekommen zu sein. Johanne Rosine Franzin aus Lichtenberg arbeitete als Dienstmädchen bei Herrn Kaufmann Döring in Zittau. (Bild 2)

Am Eröffnungstag wurden insgesamt 187 Taler und 12 Groschen eingezahlt. (Bild 3) Das meiste Geld hatte dabei übrigens kein Mann, sondern eine Frau auf dem Konto. Das war Johanne Rosine Frauendorf mit stattlichen 50 Talern. Und auch das kleinste Guthaben gehörte einer Kundin. Friederieke Kunigunde Reinhard besaß 12 Groschen. Das erlaubte Einzahlungsminimum betrug 8 Groschen, was einem Dritteltaler entsprach. Aber ein Groschen-Betrag wurde am 28. März nur einmal eingezahlt. Und es blieb auch eine Ausnahme. Die Kundschaft brachte wohl eher bereits angesammelte, größere Ersparnisse zu ihrer Sparkasse.

  • Ansichtskarte Verlag Bruno Jenzig in Görlitz, vers. 1909; Bestand: Historisches Archiv des OSV : © Historisches Archiv des OSV

Was die Sparkasse mit der Görlitzer Muschelminna zu tun hat …

Unweit des Beratungscenters der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien in der Berliner Straße finden Sie auf dem Postplatz eine außergewöhnliche Brunnenanlage. Oben steht eine weibliche Bronzefigur, die eine überdimensionale Muschel trägt. Diese spendet manchmal Wasser. Die Frau soll die Natur verkörpern. Im Volksmund avancierte sie zur Muschelminna. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Statue für Rüstungszwecke eingeschmolzen und erst 1994 ersetzt. Umgeben ist sie von vier Marmorfiguren. Das sind ein Fischer, ein Jäger, eine Nymphe und eine Nixe.

Seit 1887 gibt es den Springbrunnen schon. Seine Errichtung folgte einer Anregung des Oberpräsidenten der preußischen Provinz Schlesien. Das preußische Kultusministerium stellte dafür 75.000 Mark bereit. Durch Spenden kamen 15.000 Mark zusammen. Die Kommune beteiligte sich 1878 zunächst mit 30.000 Mark. Das Geld stammte aus den Überschüssen ihrer Sparkasse. Bereits seit 1872 stellte sie regelmäßig Geld zur Verfügung, das zum Beispiel die Stadt verschönern half. Wenn Sie sich für weitere historische Finanzierungen interessieren, so schauen Sie gern in den Blog der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien. Für diese hat der Autor wieder einen Beitrag zugearbeitet.

  • Fund in einer Akte der Gemeindeverbandssparkasse Leutersdorf in Sachsen : © Historisches Archiv des OSV/ Depositum Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien

Fund der Woche

Seit über einem Jahr bin ich damit befasst, der Öffentlichkeitsarbeit der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien regelmäßig Artikel zu historischen Themen zu liefern. Dies geschieht zur Einstimmung auf das 200. Jubiläum des Instituts 2025. Thematisiert wurden zum Beispiel die Anfänge beim Spar- und Kreditgeschäft sowie die Einführung des Giroverkehrs. Einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung zum modernen Universalinstitut stellt der Beginn des Wertpapiergeschäfts dar. Dazu erscheint demnächst ein Beitrag im Blog der Sparkasse.

Zur Finanzierung des Ersten Weltkrieges führte das Deutsche Reich 1914 Kriegsanleihen ein. Diese Papiere sollten von den Kapitalsammelstellen erworben und auch verkauft werden. Der Staat ließ die Sparkassen als Zeichnungsstellen zu. Sie waren weitverbreitet und betreuten Millionen Kundinnen und Kunden. Auf deren Geld wollte das Reich nicht verzichten. Bestehende Spareinlagen wurden umgeschichtet und neue Ersparnisse in die Wertpapiere investiert. Die Sparkasen durften diese dann für ihre Kundschaft verwalten, etwa in offenen Depots.

Die Kriegsanleihen waren als Volksanleihen gedacht. Mit viel Propaganda wurde an die patriotische Gesinnung appelliert. Außerdem brachten sie mehr Zinsen als das Sparbuch. Von 1914 bis 1918 gab es insgesamt neun Auflagen. Für den Staat kamen rund 97 Milliarden Mark zusammen. Das reichte nur für einen Teil der Kriegskosten. Die Reichsanleihen wurden als mündelsichere Anlage beworben. Die Rückzahlung war aber unsicher. Zunächst hoffte man, wie nach dem Sieg über Frankreich 1871, von Reparationszahlungen zu profitieren. Letztlich sollte die Wirtschaftskraft Deutschlands die Tilgung garantieren. Soweit die Propaganda.

Ich recherchiere nun konkret zu Vorgängerinstituten der oben genannten Sparkasse, um bei dem Thema einen regionalen Bezug herzustellen. Im Depositalbestand finden sich Akten einzelner Vorgängersparkassen. Doch nicht nur Fakten, sondern auch Abbildungen werden benötigt. Werbematerial ist besser geeignet als Schriftgut. Dieser Kriegsanleihe-Kalender liegt in einer Akte der Leutersdorfer Sparkasse. Dargestellt ist der Andrang bei der Zeichnung der siebten Kriegsanleihe im Herbst 1917. „Geld flüssig machen!“, „Bank zur Zeichnung beauftragen“, „Müller antelefonieren ob gezeichnet!“ „Hand Geld zur Schulzeichnung“ „7 h Stammtisch (Kriegsanleihe Abend)“ sowie „Zeichnung erhöhen!“ ist zu lesen. Denn am 18. Oktober war Zeichnungsschluss.

  • Zwischen Brandenburg und Sachsen lag früher Schlesien. (Abb.: Ausschnitt Landkarte der preußischen Provinz Schlesien und der angrenzenden Länder und Staaten, 1887; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Zur schlesischen Sparkassengeschichte

Wie Sie auf der abgebildeten Landkarte erkennen können, war ein Teil des heutigen Freistaates Sachsen in früheren Zeiten nicht sächsisch. Gelb markiert ist das Gebiet der preußischen Provinz Schlesien, die bis 1945 existierte. Zu ihr gehörte der Norden der Oberlausitz, den das Königreich Sachsen 1815 abtreten musste. Sparkassen wurden auf beiden Seiten der Landesgrenze gegründet. So entstand etwa mit der Stadtsparkasse Zittau am 28. März 1825 die erste kommunale Sparkasse Sachsens.

Görlitz hingegen wurde am 1. Oktober 1830 Sitz der ständischen Provinzialsparkasse der Oberlausitz. Solch eine besondere Flächensparkasse, die in mehreren Kreisen wirkte, gab es in der preußischen Niederlausitz bereits seit 1824. Das Görlitzer Institut verfügte im Gründungsjahr über sogenannte Nebensparkassen unter anderem in Hoyerswerda, Muskau, Reichenbach und Rothenburg. Diese Agenturen mit noch begrenztem Angebot wurden meist von Geschäftsleuten, zum Beispiel Kaufmännern, betreut.

Eine weitere Besonderheit gab es im Preußen. Dort konnten, anders als in Sachsen, lange Zeit mehrere Sparkassen in einem Ort vorhanden sein. So eröffnete beispielsweise Hoyerswerda am 1. April 1880 eine Stadtsparkasse. Ab dem 1. Oktober 1887 bestand die Kreissparkasse Hoyerswerda. Nach einer Fusion wirkte ab dem 1. März 1934 die Kreis- und Stadtsparkasse Hoyerswerda. Sie übernahm dann die örtliche Kundschaft der Oberlausitzer Provinzialsparkasse, als diese Ende 1938 durch den Staat aufgelöst wurde.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Grenze entlang der Neiße neu gezogen. Der westliche Teil der ehemaligen Provinz Schlesien kam zum Land Sachsen. Auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht wurden alle Sparkassen geschlossen und neue ohne Rechtsnachfolge eröffnet. So entstanden die Kreissparkasse Hoyerswerda und im westlichen Teil des ehemaligen Kreises Rothenburg die Kreissparkasse Weißwasser. Auch die Stadt Görlitz wurde geteilt. Es existierten dann eine Stadt- und eine Kreissparkasse Görlitz. In der DDR wurde die Sparkassenlandschaft erneut umstrukturiert.

  • Schön gestaltetete und gesammelte Urlaubserinnerungen der 1960er bis 1980er Jahre : © Historisches Archiv des OSV

  • © Historisches Archiv des OSV

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„Herzliche Urlaubsgrüße…“ – Urlaubserinnerungen mal anders!

Sonne, weite Strände und ein unendlich himmelblaues Meer. Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Urlaub hören? Noch ist es weit hin, bis zum langersehnten jährlichen Sommerurlaub mit viel Spaß und Sonne. Aber vielleicht unterbrechen Sie diese Zeit auch mit einem kurzen Winterurlaub ins Gebirge zum Skifahren.

Im Rahmen meines Studiums, Archivwissenschaften B.A., ist ein Praxissemester in einem Archiv zu absolvieren. Als Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes zählte es zu meinen Aufgaben, verschiedene Archivalien aus dem Depositalbestand der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien zu erfassen, um sie anschließend zu erschließen und verzeichnen zu können. Dabei begegneten mir während der Erschließung verschiedene Arten von Archivalien, von der Akte bis zum Tresorschlüssel. Ebenfalls stieß ich dabei auch auf eine Postkartensammlung aus der Kreissparkasse Zittau, welche ich Ihnen gerne in diesem Blogbeitrag näher vorstellen möchte.

Bei der Sammlung handelt es sich um ein, in braunes Kunstleder gebundenes, Fotobuch mit dem Titel „Urlaubserinnerungen“, in welchem Postkarten von Sparkassenmitarbeitern aufbewahrt und auf einigen Seiten zu Collagen zusammengestellt wurden. Die Postkarten schickten die Mitarbeiter während ihres Urlaubs an die eigene Filiale.

Die Postkartensammlung, welche vor allem Postkarten aus den 1960er Jahren beinhaltet, gibt somit einen kleinen Einblick in die Reisekultur der Bürger in der DDR wieder. So fanden vor allem Reisen innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik statt. Viele der Mitarbeiter reisten auch in andere Länder, welche von den DDR-Bürgern besucht werden konnten, wie etwa nach Ungarn oder Bulgarien. Hier sticht die Hochzeitsreise einer Mitarbeiterin heraus, welche ihre Flitterwochen in Varna verbrachte und sich dabei, laut Postkarte, einen Sonnenbrand holte.

Besonders im Inland beliebt waren Sommerurlaubsreisen an die Ostsee, etwa nach Hiddensee oder Warnemünde. Aber auch im Winter wurde bei den Sparkassenmitarbeitern zum Skifahren Urlaub gemacht. Hier waren vor allem die Regionen des Erzgebirges und der Sächsischen Schweiz besonders beliebt. Eine Reise der Sparkassenmitarbeiter führte sogar nach Oberhof in das Interhotel Panorama. Auch lassen sich zwei Postkarten von Angestellten aus Reisen in die damalige BRD finden.

Neben all diesen unterschiedlichen Reisen stechen aber auch in regelmäßigen Abständen Kurbesuche heraus und unterbrechen die vielzähligen Urlaubsreisen, so zum Beispiel eine Doppelseite mit der Überschrift „LIEBE GRÜSSE VON KURDAMEN“. Die Patientinnen berichteten hierbei von ihrem ruhigen, aber manchmal auch anstrengenden Tagesablauf in den Einrichtungen. Des Weiteren verrät einem die Sammlung auch die letzten gesendeten Urlaubsgrüße des damaligen Sparkassendirektors aus Wurzbach in Thüringen.

Neben all den klassischen Urlaubsreisen gab es jedoch auch etwas ausgefallenere Fahrten. So kann man in der Sammlung eine Wandertour und deren Raststellen in und um Spindlermühle in Tschechien nachverfolgen. Ein mutiges Pärchen wagte sich sogar nur mit dem Motorrad, seine Urlaubsreise nach Tschechien anzutreten.

Kommen wir aber nun zu meiner persönlichen Lieblingsreise innerhalb der Postkartensammlung: Die Silberhochzeitsreise eines Sparkassenmitarbeiters mit seiner Frau nach Tschechien auf den Autocampingplatz in Zamberk, welcher heute noch existiert. Neben der Postkarte des Paares und weiteren Bildern des Campingplatzes, welche collageartig auf der Seite miteinander arrangiert sind, sind auch kleine silberne Blättchen des Kopfschmuckes der Braut aufgeklebt, wodurch die Seite besonders hervorsticht.

Aber nicht nur Postkarten mit schönen Erlebnissen und Geschichten lassen sich im Album finden, sondern auch die Teilnahmebedingungen für Reiseleistungen von 1985 und Programmhefte des Reisebüros der Deutschen Demokratischen Republik aus den 1980er Jahren. In blauer Schrift gesetzte Häkchen neben den unterschiedlichen Reiseangeboten verraten einem hierbei, welche Reisen möglicherweise durchgeführt wurden, wie etwa zur Festung Königsstein. Als empfohlen vermerkt wurde dabei die Spreewaldfahrt und eine weitere Reise in den „Spreewald mit Kahnfahrt“ für Juni 1981 geplant. Ob die Reise ausgeführt wurde, ist ungewiss, da der Zeitraum mit einem Fragezeichen markiert wurde und es keine weiteren Unterlagen dazu gibt. Dafür ging eine andere Fahrt am 22.10.1986 nach Burg Stolpen und dem Barockschloss Rammenau.

Wie man merkt, können Archivalien sehr viel mehr Informationen beinhalten, als man zuerst meint, was die Arbeit eines Archivars umso schöner und interessanter macht. Wenn Sie vielleicht noch keine Ideen für Ihr nächstes Reiseziel haben oder schon bei der Planung sind, kann Ihnen vielleicht eine Archivale dazu weiterhelfen. Und wenn Sie schon dabei sind zu verreisen, kann ich Ihnen nur sagen: „Auf die Koffer! Fertig! Los!“.

Jette Schmidt

Praktikantin des Historischen Archivs des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • © Historisches Archiv des OSV

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Die Milliarden im Sparbuch

Heute werde ich Ihnen zwei besondere Sparkassenbücher aus dem Archivbestand vorgestellen. Beide stammen aus den 1920er Jahren. In dieser Zeit, genauer im November 1923, erreichte die Hyperinflation in der Weimarer Republik den Höhepunkt. Auch in den Sparbüchern der Kunden hatte sich diese bemerkbar gemacht. Die beiden Bücher stammen von der Städtischen Sparkasse zu Zittau und befinden sich im Depositalbestand der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien im Historischen Archiv des OSV. Der Verlauf der Inflation lässt sich in diesen beiden gut nachvollziehen.

Das erste Sparbuch hatte im August 1922 ein Guthaben von knapp 5 000 Mark. Ein Jahr später waren bereits 10 000 Mark daraus geworden, nach einer Abhebung waren davon noch rund 6 000 Mark übrig. Aufgrund der im Herbst 1923 stark ansteigenden Inflationsrate wurden daraus am 19. November, aufgrund einer weiteren Einzahlung, über 200 Millionen Mark. Am 15. November erfolgte auch die Einführung der Rentenmark, um die Hyperinflation zu stoppen. Der Kurs war dabei eine Rentenmark gleich eine Billion Papiermark. Durch die Aufwertung wurden aus den 200 Millionen Mark 305 Goldmark.

Das zweite Sparbuch wurde 1921 eröffnet und startete mit einem Guthaben von 600 Mark. Durch Einzahlungen und Zinsen stieg die Einlage bis Anfang 1923 auf rund 2 800 Mark an. Während im Februar und März noch Einzahlungen von 1 500 bzw. 2 000 Mark vom Besitzer getätigt wurden, waren es am 23. Oktober schon 500 000 Mark. Einen Monat später, am 29. November, erfolgte eine Einzahlung von rund 1,5 Milliarden Mark. Was sich wie viel anhört, war in der Realität wenig. So kostete ein Kilogramm Brot Ende Oktober 680 Millionen Mark, Ende November bis zu 580 Milliarden Mark. [1]

Der ausgeschriebene Betrag des neuen Guthabens wurde im Sparbuch vermerkt. Dabei reichte der Platz für die Zahl nicht aus, da für die Guthabenspalte ein maximal fünfstelliger Betrag eingeplant war. Schließlich wurde auch dieses Sparbuch aufgewertet. 76,43 Goldmark blieben nach der Aufwertung übrig.

Lukas Kirmse, Studentischer Mitarbeiter


[1] Sprenger, Bernd; Das Geld der Deutschen, Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart, Paderborn, 2002, S. 206.