• Bei der Währungsreform 1948 fand eine gestaffelte Umstellung von Sparguthaben statt. : © Historisches Archiv des OSV

1 zu 1, 5 zu 1, 10 zu 1

Sparkassengeschichte ist Geldgeschichte. Mit was für verschiedenen Währungen man schon zu tun hatte, erfuhren auch heute wieder Auszubildende bei einem Einführungsseminar an der Nord-Ostdeutschen Sparkassenakademie. Einige Umstellungen haben die Sparkassen schon erlebt. Die Relationen wurden dabei üblicherweise vom Staat vorgegeben. 1948 war es die sowjetische Besatzungsmacht, die für die Ostzone Deutschlands Festlegungen traf. Die Vorgabe lautete, Spareinlagen bis 100 Reichsmark 1 zu 1 umzustellen. 5 zu 1 lautete der Satz für die nächsten 900 Reichsmark. Für Geldbeträge über 1.000 Reichsmark galt sogar 10 zu 1. Und das nur, wenn das Sparguthaben maximal 5.000 Reichsmark betrug.

In einem Sparbuch der Kreissparkasse Wittenberg fand ich einen Beleg der Umrechnung und der Einführung der Deutschen Mark der Deutschen Notenbank im Sommer 1948. Diesen konnte ich dann Auszubildenden der Sparkasse Wittenberg präsentieren. Dank unseres Archivbestandes ist eine individuelle Vorbereitung auf teilnehmende Institute möglich. Für Erstaunen sorgte, dass es diese Mark zunächst nur aus Papier und erst ab 1956 aus Metall gab. Anhand des Originalobjekts aus unserer Sammlung wurde das Münzmetall (Aluminium) erraten. Natürlich sollen sich die Teilnehmenden nicht sämtliche Währungen merken. Hängenbleiben kann zumindest, dass die Sparkassen schon viel erlebt haben.

  • Mehrfach-Wumms vor der Hauptwache in Wismar. Rechts im Rathaus wurde 1824 die Sparkasse gegründet. (Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Reinicke & Rubin in Magdeburg, versendet 1909; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Zwei Doppeljubiläen

Nun ist das neue Jahr bereits einige Tage alt und die Sparkasse Wittenberg mittlerweile 30 Jahre jung. Sie entstand am 1. Januar 1994 aus den Kreissparkassen Jessen und Wittenberg. Einen gewichtigeren Anlass für ein Jubiläum gibt es jedoch bald. Die Sparkasse gibt nämlich als ursprüngliches Gründungsjahr 1824 an und wird demnach bald 200. Am 10. März 1824 beschloss die Stadt Wittenberg die Gründung einer Sparkasse. Die erste Einzahlung fand nach der Eröffnung am 5. Januar 1825 im Rathaus statt.

Auch die Sparkasse der Stadt Wismar nahm den Geschäftsbetrieb im Rathaus auf, am 2. Januar 1825. Der Beschluss des Stadtrates zur Einrichtung dieses Geldinstitutes war am 23. Juni 1824 erfolgt. Ebenfalls im Juni, und zwar am 1. im Jahr 1994, verschmolzen die Kreissparkassen Gadebusch und Grevesmühlen sowie die Sparkasse Wismar zur heutigen Sparkasse Mecklenburg-Nordwest. Sie beruft sich ebenfalls auf die kommunale Entscheidung im Jahr 1824, wenn es um das Datum ihrer historischen Gründung geht.

  • Für die Sanierung des historische Rathausportals links gab es bereits 1870 Geld von der Sparkasse. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Graph. Verlags-Anstalt Dresden, um 1910; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Das gemeinnützige Engagement der Sparkasse in Wittenberg

Nicht nur im Rahmen ihrer jüngsten Geburtstage engagieren sich Sparkassen für die Gesellschaft und geben Geld für Projekte in den Bereichen Kunst und Kultur, Soziales, Sport, Bildung und Wissenschaft sowie Umwelt. Interessant ist immer wieder, das Wirken der Sparkassen bis zu den Anfängen zurückzuverfolgen. Heute habe ich zum Beispiel in eine Festschrift geschaut, welche die Stadtsparkasse Wittenberg zum 100. Jubiläum herausgegeben hat. Diese 1825 eröffnete Sparkasse war die erste Gründung im Geschäftsgebiet der Sparkasse Wittenberg.

Belegt sind Zuweisungen für gemeinnützige Zwecke schon ab 1864, nachdem ausreichende Sicherheitsreserven aufgebaut waren. In diesen Zeiten durfte die Stadt als Träger mit Genehmigung der Aufsichtsbehörden die Verwendung verfügen. Mit 6.000 Talern wurde in dem Jahr der Zustand von Straßen verbessert. Immer wieder sind Beträge für Pflasterarbeiten ausgegeben worden. Auch Bürgersteige wurden erneuert. Diese nannte man damals Trottoirs. Bemerkenswerter sind Zuschüsse beim Bau anderer Einrichtungen für die Menschen in der Lutherstadt. Hier einige Beispiele aus dem 19. Jahrhundert: 1874 Bau einer Bade- und Schwimmanstalt, 1876 Bau der Schule in der Schlossvorstadt, 1877/79 Bau des Bürgerhospitals, 1884 Anlegung eines Springbrunnens im Kreisgarten, 1886 Bau einer Bade- und Bedürfnisanstalt und 1897 Bau eines Spritzenhauses für die Feuerwehr. Weil wir beim Thema Wasser sind: Zur Versorgung der Stadtbevölkerung brauchte es am Ende des Jahrhunderts neue Leitungen und einen Umbau des Wasserwerks. Damit Wasser fließen konnte, floss Geld der Sparkasse.

Ab 1878 profitierten gemeinnützige Anstalten beziehungsweise Institute von den Überschüssen der Stadtsparkasse. Die einzelnen Einrichtungen sind nicht namentlich erwähnt, wenngleich insgesamt erhebliche Beträge gegeben wurden, etwa 46.201,45 Mark im Jahr 1895. Im 20. Jahrhundert setzte sich das Engagement fort. Selbst während des Ersten Weltkriegs gab es Geld für gemeinnützige Zwecke. Mit der Inflation nach Kriegsende waren die wirtschaftlich guten Zeiten aber erst einmal vorbei. Überliefert ist, dass die Stadtsparkasse Wittenberg von 1864 bis 1918 insgesamt mehr als 1,5 Millionen Mark an Überschüssen bereitstellte. Eine stattliche Summe!

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser in unseren Mitgliedssparkassen, auch gern erfahren möchten, was Ihr Institut in früheren Zeiten schon bewirkt hat, so stellen Sie gern eine Rechercheanfrage an Ihr Historisches Archiv des OSV. Das gesellschaftliche Engagement gehört nämlich zur DNA der Sparkassen. Damit hebt man sich von Wettbewerbern ab. Es geht um mehr als Geld. Gutes tun und darüber reden war auch schon früher angesagt. Deswegen finden sich nicht nur in zu transkribierenden Quellentexten, sondern auch in leicht zugänglichen Publikationen viele Hinweise, wie die Allgemeinheit von den Gewinnen der kommunalen Sparkassen profitierte.

  • Die adrette Belegschaft der Stadtsparkasse Bad Schmiedeberg 1931 in ihrer neuen Geschäftsstelle. Im Hintergrund: Blumenschmuck. (Ansichtskarte ohne Verlagsangabe; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Das Sparkassengebäude und seine Architekten? (Ansichtskarte ohne Verlagsangabe; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

Einzug ins Sparkassengebäude

Das sind sie, die Männer von der Stadtsparkasse Bad Schmiedeberg. Anlässlich der Eröffnung ihres neuen Sparkassengebäudes hatten sie sich am Neujahrstag 1931 zu dieser Fotoaufnahme versammelt, von der auch gleich Postkarten angefertigt wurden. In den Jahren 1929/1930 war das neue Heim des Geldinstituts entstanden, weil die bisherigen Räumlichkeiten unter anderem wegen der steigenden Kundenzahl nicht mehr ausreichend waren.

Im Stile des Bauhauses hatte das Architektenbüro Zerbe aus Hamburg das Gebäude entworfen. Auf die moderne Außen- und Innenarchitektur konnte die Sparkassenbelegschaft wahrlich stolz sein. Wenn auch Sie sich für das Gebäude interessieren, so klicken sie einfach zum nächsten Bild oder schauen Sie doch einmal bei der Sparkasse Wittenberg vorbei. In der heutigen Luisenstraße 43 befindet sich nämlich derzeit ihre Geschäftsstelle in Bad Schmiedeberg.

Ich bedanke mich herzlich beim Stadtchronisten von Bad Schmiedeberg, Herrn Felix Saul, für Informationen zum historischen Sparkassengebäude.

  • Der evangelische Geistliche August Günther engagierte sich für die Einrichtung einer Sparkasse in Coswig. [Abb. in Stadt- und Kreissparkasse Zerbst (Hrsg.): Hundert Jahre Sparkasse Coswig-Anhalt, 1937, S. 32; Bestand: Historisches Archiv des OSV]

  • Von ihrer Gründung 1837 bis zum Jahr 1932 befand sich die Sparkasse im Rathaus. 1887 wurde sie ein städtisches Institut. (Abb. Ausschnitt Ansichtskarte Verlag Paul Voigtländer, Rob. Bernhardt Nachf, versendet 1913; Bestand Historisches Archiv des OSV)

Vor 180 Jahren – Sparkasseneröffnung in Coswig (Anhalt)

180 Jahre sind vergangen, seit in Coswig (Anhalt) erstmals eine Sparkasse eröffnete. Zu verdanken ist die Gründung in erster Linie dem Oberprediger der Kirche St. Nicolai, August Günther. Auf Anregung der herzoglichen Landesregierung wandte er sich am 19. November 1836 an 15 Bürger der Stadt und lud sie ein, die Satzung einer Sparkasse zu entwerfen. Am 23. November fand man sich im Rathaus ein. Als Vorlagen dienten die Statuten der privaten Sparkassen in Bernburg und Ballenstedt.

Bald war das Werk vollbracht. Insgesamt 17 Personen unterzeichneten und wurden „Unternehmer“ der Coswiger Sparkasse. Günther war ihr Direktor. Aus dem Kreis der Männer waren drei als Assistenten, einer als Kassierer und einer als Buchhalter tätig – zunächst alle ehrenamtlich. Die Gemeinschaft der Männer haftete für die Sicherheit der eingezahlten Gelder. Die Garantiesumme betrug am Anfang 2.000 Taler.

Am 17. Dezember 1836 wurde die Satzung von der Landesregierung in Bernburg genehmigt. Sie veröffentlichte auch die Bekanntmachung zur Eröffnung in der Zeitung. Am ersten Mittwoch jeden Monats sollte die Sparkasse geöffnet sein. Die Kassenstunden fanden zwischen 14:00 und 17:00 im Rathaus statt. Alle Einwohner der Stadt und des Amtsbezirks Coswig sowie des Gerichtsbezirks Klieken durften die Einrichtung nutzen. Zum Beispiel für die Heirat, die Eröffnung eines Gewerbes, das Alter, aber auch für Krankheits- und andere Notfälle konnte vorgesorgt werden.

Aus sozialpolitischen Gründen war die Sparkasse damals insbesondere für Tagelöhner, Hilfsarbeiter und Dienstboten gedacht, für deren „pekuniäre und moralische Wohlfahrt“, so Günther. Die erste Kundin am 1. März 1837 war aber kein einfaches Dienstmädchen, sondern die Tochter des Coswiger Oberförsters, Johanna Doebel. Ihre Einlage: zwei Taler. Der erste Kreditnehmer war der Kleinbauer Anton, der eine Hypothek über 100 Taler aufnahm. Am Ende des Geschäftsjahres betrugen die Gesamteinlagen 1.148 Taler und sechs Groschen, die Ausleihungen 1.150 Taler.  Ein Taler und 18 Groschen waren der bescheidene Reingewinn.

  • Karte Kreis Jessen 1983

    Vor 25 Jahren wurden in Ostdeutschland die Länder neu gegründet, durch die Zusammenlegung von Bezirken und Kreisen. So war etwa der Kreis Jessen Teil des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. (Ausschnitt Verwaltungskarte der DDR von 1983, hrsg. vom VEB Tourist Verlag Berlin/Leipzig; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Weimarer Verlagsgesellschaft in der Verlagshaus Römerweg GmbH

  • Laendereinfuehrungsgesetz 1990

    Bereits im Sommer 1990 wurde in der DDR die Wiedereinführung der fünf Länder beschlossen. Im Einigungsvertrag wurde der Termin auf dem 3. Oktober 1990 vorverlegt. (Gesetz in: Gesetzblatt der DDR, Teil I Nr. 51 1990, S. 955; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Vor 25 Jahren: Die Einheit Deutschlands und die Neugründung der ostdeutschen Bundesländer

Vor 25 Jahren wurde sie Wirklichkeit. Die staatliche Einheit Deutschlands wurde nach Jahrzehnten der Teilung wiederhergestellt. Bereits am 31. August 1990 schlossen Vertreter der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland den Einigungsvertrag. Er regelte den Beitritt der DDR am 3. Oktober 1990. Das Grundgesetz sollte fortan für das gesamte deutsche Volk gelten.

Sowohl im damaligen ostdeutschen Parlament, der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR, als auch im Bundestag fand der Vertrag am 20. September 1990 eine breite Mehrheit. Danach erfolgte die Zustimmung des Bundesrates. Der Bundespräsident Richard von Weizsäcker unterzeichnete das Gesetz. So konnte der Einigungsvertrag noch nicht einmal ein Jahr nach dem Mauerfall in Kraft treten.

Damit bekam die Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 fünf neue Länder. Die Volkskammer hatte die Neugründung der 1952 aufgelösten ostdeutschen Länder schon am 22. Juli beschlossen, für den 14. Oktober. Im Staatsvertrag zur Einheit wurde dieser Termin dann vorverlegt. In der DDR gab es seit der Verwaltungsreform der 1950er-Jahre nur noch Bezirke und Kreise, die es 1990 zusammenzuführen galt.

Die Bezirke Magdeburg und Halle wurden zum Beispiel zum Bundesland Sachsen-Anhalt, wobei der Kreis Artern an Thüringen ging. Zugleich gehörte der Kreis Jessen (vormals Bezirk Cottbus) zu Sachsen-Anhalt. Er grenzte nun an Brandenburg und Sachsen. In dieser Region gab und gibt es also eine direkte Nachbarschaft von Sparkassen dreier Bundesländer. Jetzt wirken dort die Sparkasse Wittenberg, die Sparkasse Elbe-Elster und die Stadt- und Kreissparkasse Leipzig.

Die letztgenannte Sparkasse war übrigens vor 25 Jahren die größte in den neuen Ländern. Gleichzeitig gab es viele kleine Sparkassen. So hatte damals die Kreissparkasse mit dem geringsten Umfang ihren Sitz in Röbel. Heute ist hier die Müritz-Sparkasse vor Ort. Zahlreiche Landkreise und Sparkassen existierten 1990 in den neuen Bundesländern: 31 Kassen in Mecklenburg-Vorpommern, 40 in Brandenburg, 50 in Sachsen, 39 in Sachsen-Anhalt sowie 36 in Thüringen.

Sie bewährten sich seit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion (1. Juli 1990) in der Marktwirtschaft. Eine wichtige rechtliche Grundlage, um unter den veränderten wirtschaftlichen Bedingungen agieren zu können, war das DDR-Sparkassengesetz vom 29. Juni 1990. Es galt mit der Einheit zunächst als einheitliches Landesrecht weiter. Sparkassenrecht war auch in Ostdeutschland wieder Landesrecht. Später wurden einzelne Ländergesetze eingeführt, zuletzt 1996 in Brandenburg.