• In Seelow eröffnete am 1. Februar 1847 die erste Sparkasse im Geschäftsgebiet der Sparkasse Märkisch-Oderland. Am 7. Juni des Jahres folgte Müncheberg. (Abb. Ausschnitt Landkarte der preuß. Provinz Brandenburg; Druck und Verlag von C. Flemming in Glogau, 1844) : © Historisches Archiv des OSV

175 Jahre Sparkasse in Märkisch-Oderland

Heute gibt es wieder einen Anlass, einer Mitgliedssparkasse des Ostdeutschen Sparkassenverbandes die besten Wünsche zum Geburtstag zu senden. Wir sagen „Alles Gute für die Zukunft“ und schauen etwas in die Historie. Vor genau 175 Jahren wurde die erste Sparkasse im Geschäftsgebiet der Sparkasse Märkisch-Oderland eröffnet. Das war die Stadtsparkasse Seelow im Kreis Lebus. Doch wie so oft, ist auch hier der erste Standort nicht der heutige Hauptsitz. Das ist seit der Fusion der Kreissparkassen Bad Freienwalde, Seelow und Strausberg am 1. Juli 1994 die letztgenannte Stadt.

Am 14. Februar 1872, also vor fast 150 Jahren, begann die Stadtsparkasse Strausberg ihr Geschäft. Freienwalde war bereits am 1. Oktober 1851 Hauptstelle der Sparkasse des Kreises Oberbarnim. Aber die Sparkasse Märkisch-Oderland ist heute auch andernorts mit Filialen präsent, wo die Traditionslinien ebenfalls bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. In Altlandsberg und Rüdersdorf (damals Kalkberge) richtete beispielsweise die Niederbarnimer Kreissparkasse bereits 1857 Nebenstellen ein. Müncheberg hatte schon 1847 eine Stadtsparkasse. In Wriezen bestand ab 1861 sogar die erste Nebenstelle der Kreissparkasse Oberbarnim. Letschin und Neuhardenberg waren wiederum Nebenstellen bei der Gründung der Kreissparkasse Lebus 1883.

Doch werfen wir auch einen Blick in die jüngere Vergangenheit. Als Anlass für ein Jubiläum nahm die Sparkasse Märkisch-Oderland 2019 die Fusion im Jahr 1994, als die Sparkasse ihren Namen bekam. Eine große Feier zum 25. Geburtstag gab es nicht. Stattdessen wurden lieber 25 x 1.000 Euro an gemeinnützige Initiativen, Vereine und Institutionen im Geschäftsgebiet vergeben. Diese Spendenaktion im Sommer lief unter dem Motto „GUT für MOL“. Zum Nikolaus bekamen zusätzlich 25 Vereine, die sich beworben hatten, jeweils 500 Euro als Unterstützung für ihre Vorhaben.

  • Gründungsdaten der Kreissparkasse Börde - Die Aufsichtsbehörde in Magdeburg sammelte nicht nur Geschäftsdaten der Sparkassen in der Region. (Ausschnitt Nachweisung über den Zustand der Sparkassen im Regierungsbezirk Magdeburg für 1847/ Landesarchiv Sachsen-Anhalt C I I a Nr. 2690 Band 2)

Sparkassenjubiläen 2022

Im Jahr 2022 stehen erneut zwei runde Sparkassengeburtstage an. Die Sparkasse Uckermark und die Sparkasse Oder-Spree werden 200 Jahre alt. Ein Verein von Grundbesitzern gründete eine Sparkasse für den Kreis Templin, welche am 1. April 1822 im Kreishaus eröffnete. In Frankfurt (Oder) nahm hingegen am 1. Oktober 1822 eine kommunale Stadtsparkasse die Geschäftstätigkeit auf. Am 1. Februar 1847 wiederum startete die Stadtsparkasse Seelow. Das war vor 175 Jahren die erste Gründung im Geschäftsgebiet der Sparkasse Märkisch-Oderland. Wenn Sie mehr zur Geschichte der Sparkasse erfahren möchten, so schauen Sie doch gern in deren Chronik, die hier online verfügbar ist.

Den drei großen Jubiläen werden wir einzelne Blogs widmen. Es gibt aber noch andere Sparkassengründungen, die erwähnenswert sind. Bereits am 7. Januar 1847 öffnete beispielsweise die Sparkasse in Döbeln. Im Jahr 1847 sind in Sachsen auch Sparkassen in Orten entstanden, in denen nun Zweigstellen bestehen, zum Beispiel am 4. Januar in Waldheim. Auch im heutigen Sachsen-Anhalt mehrte sich die Zahl der Sparkassen. Hauptsitz der Kreissparkasse Börde ist Oschersleben, wo Anfang 1847 eine Stadtsparkasse startete. In Sangerhausen wurde zeitgleich ebenfalls eine städtische Sparkasse gegründet. Auch in Köthen entstand in dem Jahr eine Sparkasse. In Brandenburg eröffneten Sparkassen in Müncheberg und Forst.

Deutlich jünger sind Gründungen durch Fusionen. So entstanden vor 30 Jahren drei Mitgliedssparkassen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. Seit dem 1. Januar 1992 firmieren die Sparkasse Vorpommern, die Müritz-Sparkasse und die Sparkasse Altmark West mit diesen Namen. Seit dem 1. Januar 2012, also schon zehn Jahre, gibt es die Erzgebirgssparkasse. Wer wissen möchte, wieweit die Wurzeln dieser Fusionssparkassen oder anderer Sparkassen im OSV zurückreichen, kann im Sparkassengeschichtsblog Informationen finden. Bereits am 19. und 26. Februar, 12. März und 5. April 2018 wurden alle wichtigen Gründungsdaten veröffentlicht. Über das Blogarchiv gelangen Sie zu den Beiträgen.

  • von Charlotte Dietrich am 25. Juni 1838 verfasste Sparkassensatzung : © Historisches Archiv der Erzgebirgssparkasse

  • Die Zahl der Sparkassenbücher der Sparkasse nahm nicht nur zu. Wirtschaftliche und politische Faktoren bewirkten auch Rückgänge. Außerdem gab es ab 1857 die Konkurrenz der Stadtsparkasse Annaberg. : © Historisches Archiv des OSV

Die erste Sparkasse des Erzgebirges und ihre Geschäftsführerin

Vor 200 Jahren eröffnete die erste Sparkasse des Erzgebirges in Annaberg. Gegründet wurde sie nicht von der Bergstadt, sondern von zwei dort ansässigen Unternehmern als private Einrichtung. Das stellte zu dieser Zeit keine Besonderheit dar. Auch die Sparkassen in Königsbrück und Waldenburg 1819 und die in Dresden 1821 waren keine kommunalen Institute. Erst 1825 trat in Zittau die erste sächsische Stadtsparkasse ins Leben. Doch zurück nach Annaberg. Die Gründer waren die Kaufleute Julius August Köselitz und Friedrich August Dietrich. Letzterer übernahm die ehrenamtliche Verwaltung der Sparkasse.

Am 10. Februar 1821 wurde in einem Raum seiner Wohnung am Benediktplatz 1 das erste Sparkassenbuch ausgestellt. Dessen Einlage betrug einen Groschen. 4 1/6 % Zinsen bekamen die Sparenden. Die Annahme und Rückzahlung von Spargeldern fand damals immer am Sonntag nach dem Gottesdienst statt. Bis 16:00 Uhr war geöffnet. Das Geld der Kundschaft wurde unter anderem in Hypothekenkredite in der näheren Umgebung investiert. Die Nutzung der Spargelder sollte der Region vorbehalten bleiben, aus der sie hervorgegangen waren. Man konnte aber auch wertige Pfänder beleihen und so einen Kredit bekommen. Außerdem erfolgte der Erwerb von Staats- und Kreditpapieren.

Am 4. Juli 1836 verstarb der Kaufmann und Kramermeister Dietrich. Nun übernahm seine Witwe die Geschäftsführung. Bereits in den letzten, von Krankheit geprägten, Lebensjahren ihres Mannes hatte Charlotte sich um die Sparkasse gekümmert, „bemächtigte sie sich der ihr jetzt gestellten Aufgabe mit eisernem Fleiß und der treuesten Pflichterfüllung, verbunden mit der humansten Geschäftsbehandlung“*. Es gab allerhand zu tun. 985 Sparkassenbücher bestanden 1836 bereits. Wie sich ihre Zahl in 30 Jahren entwickelte, können Sie der zweiten Abbildung dieses Beitrags entnehmen. Es folgten aber nicht nur Zeiten des Wachstums. Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bewirkten in manchen Jahren einen Rückgang bei den Einlagen und auch bei den Sparbüchern.

So schädigte etwa der Krimkrieg ab 1853 die sächsische Wirtschaft. Dies wirkte sich auch auf die Spartätigkeit aus. 1866 holten sich die Kunden ihre Taler, als Preußen Sachsen den Krieg erklärte und das Königreich besetzte. Genau in dieser Zeit, am 19. Juni 1866, ist Charlotte Dietrich gestorben. 30 Jahre lang war sie Geschäftsführerin der ersten erzgebirgischen Sparkasse. Ihre Nachfolge trat der Schwiegersohn an. Der Kaufmann Friedrich Brodengeyer war schon seit dem 13. April 1859 Mitinhaber. Mit Rücksicht auf die am 1. Mai 1857 eröffnete Stadtsparkasse hatten beide an dem Tag auch den Institutsnamen von Spar- und Leihkasse zu Annaberg in Dietrich’sche Spar- und Leihkasse, Ch. Dietrich geändert.

* Petermann, Theodor: Die Sparkassen des Königreichs Sachsen in den Jahren 1868-71, in: Zeitschrift des K. Sächsischen Statistischen Bureau’s, 1874, S. 101

  • Im Neuen Rathaus feierte die Sparkasse vor 100 Jahren in bescheidenem Rahmen ihren Geburtstag. (Ansichtskarte Kunstverlag Rudolf Brauneis in Dresden, versendet 1911; Bestand: Historisches Archiv des OSV)

Die Jubiläumsfeier der Dresdener Sparkasse

Gestern wurde die Sparkasse in Dresden 200 Jahre alt. Solch ein runder Geburtstag ist ein Anlass, zurückzublicken. So tat es die damalige Stadtsparkasse Dresden vor 100 Jahren. Aufgrund der schwierigen Zeiten schien eine festliche Begehung des Jubiläums nicht angebracht. Es fand lediglich eine schlichte Gedenkstunde im großen Ratssitzungssaal des Neuen Rathauses statt. Eine Festschrift hatte man aufgrund der inflationsbedingten Teuerung nicht angefertigt. Jedoch lagen Akten zur Entstehung der Sparkasse, Sparkassenbücher aus verschiedenen Zeiten, die ersten Kontenbücher und Namensverzeichnisse aus dem Jahr 1821 sowie Flugblätter aus der Gründungszeit im Saal aus. Die Gäste konnten diese historischen Dokumente besichtigen.

Erschienen waren Mitglieder des Rates, der Stadtverordneten und eine große Anzahl Ehrengäste, darunter Vertreter des Innenministeriums, der Kreishauptmannschaft, des Sächsischen Sparkassenverbandes, der Reichsbank und der Privatbanken. Auch Abordnungen der Beamten und Angestellten der Sparkasse waren zugegen. Oberbürgermeister Curt Blüher begrüßte die Anwesenden und sprach der Stadtsparkasse die Glückwünsche des Rates aus. Er dankte dem Personal für seine engagierte und erfolgreiche Arbeit. Blüher gab bekannt, dass die städtischen Körperschaften beschlossen hatten, für 100.000 Mark Geschenksparbücher auszustellen. Die Betriebsüberschüsse der Sparkasse machten dies möglich. Je 250 Mark Einlage waren für Kriegswaisen und Kinder von Kriegsbeschädigten, die Ostern 1921 die Schule verließen, bestimmt.

Es folgten weitere Ansprachen. Zuletzt war Sparkassendirektor Dr. jur. Graupner an der Reihe. Er hielt einen Vortrag über die Entwicklung der Dresdener Sparkasse. Sie gehörte mittlerweile zu den größten Sparkassen im Deutschen Reich. Auch den Ersten Weltkrieg, in dem die Sparkassen durch den Erwerb und Vertrieb von Reichsanleihen zur Finanzierung der Kriegsführung beigetragen hatten, thematisierte er. Nun galt es, die Geschäfte zeitgemäß zu gestalten. Damit meinte er den Wandel zum Universalinstitut, der schrittweise vonstatten ging. Der Direktor beendete seine Rede mit dem Wunsch, dass es der Stadtsparkasse auch in Zukunft gelingen möge, Tradition und Moderne zu vereinen, also bei der notwendigen Weiterentwicklung die Wurzeln nicht zu vergessen.

  • Der sächsische König Friedrich August I. genehmigte nicht nur die Sparkassengründung, sondern gewährte auch einen jährlichen Zuschuss von 100 Talern zu den Verwaltungskosten. (Lithographie von Maximilian Knäbig, 1840; Bestand: Historisches Archiv des OSV) : © Historisches Archiv des OSV

  • Der erste Standort der Dresdner Sparkasse war "am Seethor, dem Wachhaus gegenüber [...]". Sie ist die älteste der heute noch bestehenden Sparkassen in Sachsen. Ihre Satzung wurde Vorbild für viele der danach gegründeten sächsischen Sparkassen.

  • Ein- und Auszahlungen in Konventionsgeld wurden 1821 noch in sog. Quittungsbüchern, den späteren Sparkassenbüchern, vermerkt. Jeder Kunde erhielt ab der ersten Einlage so ein Buch, das bares Geld wert war. Denn Rückzahlungen erfolgten laut Regulativ "unweigerlich an den Ueberbringer des Quittungsbuches; und die Kasse ist jedenfalls nur für den in diesem Buche angemerkten Betrag verantwortlich". : © Sparbuch von 1909, Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

  • Der Dresdner Schriftsteller Friedrich August Schulze, alias Friedrich Laun, schrieb 1822 den Roman "Die Sparkasse". Er verwendete so viele Details seiner Heimatsparkasse, dass wir uns heute ein sehr realistisches Bild von den Anfängen des damaligen Betriebs machen können.

Für die Menschen vor Ort: Vor 200 Jahren wurde die Dresdner Sparkasse eröffnet

Am 3. Februar 1821, einem Sonnabend, öffnete in Dresden erstmals eine Sparkasse ihre Türen. Zugutekommen sollte diese neue Anstalt den ärmeren Einwohnern der Stadt, „besonders denen der dienenden und arbeitenden Klasse“. Kleine Ersparnisse „sicher und gegen Zinsen“ anlegen zu können, war das erklärte Ziel. Auf diese Weise sollte für schlechte Zeiten vorgesorgt werden. Daher waren Einzahlungen schon ab acht Groschen möglich und durften 30 Taler nicht überschreiten. Für jeden „vollen Thaler“ gab es monatlich einen Pfennig an Zinsen – und zwar schon ab dem ersten Tag des folgenden Monats.

Ähnliche, am Gemeinwohl orientierte, Initiativen hatte es im Königreich Sachsen bisher nur von Standesherren in Königsbrück und Waldenburg gegeben. Beide richteten bereits 1819 örtliche Sparkassen ein und sorgten mit ihrem Privatvermögen für die Absicherung der getätigten Einlagen. Die dritte sächsische Sparkassengründung in der königlichen Haupt- und Residenzstadt hob sich von diesen beiden Unternehmungen deutlich ab. Denn sie ging auf das große Engagement lokaler Kaufleute und Bankiers zurück. Vorbilder dafür gab es lediglich außerhalb des Königreichs.

Einen Denkanstoß für die Entwicklung einer solchen Bürgerinitiative haben wir Polizeirat Johann Daniel Merbach zu verdanken. Er beschäftigte sich 1818 – also bevor es überhaupt Sparkassen in Sachsen gab und zu einer Zeit, da in der Stadt das Armenwesen neu organisiert wurde – ernsthaft mit der Gründungsidee für Dresden. Für ihn war es wichtig, „dem gänzlichen Verarmen und insbesondere den gefährlichen Folgen entgegenzuwirken“. In einem Vortrag vor dem Stadtpolizei-Kollegium unterstrich er, „daß die Sparkassen unter die Verhütungs- und Sicherheits-Anstalten gegen die Gefahr der Armuth, mithin ebenso mit Recht unter die Kategorie der Polizei-Anstalten gehören.“

Der armenpflegerische Hintergrund trug ganz wesentlich zur Entstehung der Sparkasse in Dresden bei. Polizeipräsident von Rochow war derart angetan von dem Gedanken, so eine Anstalt in seiner Stadt zu haben, dass er vertiefende Informationen zu Gründungen in anderen Staaten einholte und Umsetzungsmöglichkeiten in Dresden direkt im Stadtpolizei-Kollegium beraten ließ. Zwei Wege kamen in Betracht: Eine Kopplung an das seit 1768 bestehende Leihhaus oder aber die Inanspruchnahme des Wohltätigkeitsvereins „Zu Rath und That“. Da die Stadt der ersten Variante eine Absage erteilte, blieb noch der Verein. Dieser war bereits seit 1803 in Dresden tätig und hatte sich auf die Fahnen geschrieben, „der Verarmung der Einwohner hiesigen Orts entgegen zu arbeiten.“ Der ideale Partner also für ein altruistisches Projekt wie die Sparkassengründung. Von Rochow war selbst Vereinsmitglied und konnte sich der Offenheit für dieses neuartige Vorhaben sicher sein. Das Problem, das sich jedoch herauskristallisierte, war die Unterbringung und die gewünschte Verzinsung der Sparkassengelder in Höhe von fünf Prozent.

Fast wäre die Gründungsoffensive daran gescheitert. Doch nun traten eben die erwähnten Bankiers und Kaufleute in Erscheinung. Wohlhabende und angesehene Bürger der Stadt, manch einer Mitglied im Verein „Zu Rath und That“ und alle interessiert daran, Gutes zu tun. Sie ersuchten den König, die Sparkassengründung zu genehmigen, boten die ehrenamtliche Übernahme des Betriebs an, zahlten die Zinsen für Sparkassengelder in Höhe von fünf Prozent und garantierten die Sicherheit der Einlagen. Ihr Einsatz wurde belohnt. Drei Tage vor seinem 70. Geburtstag, am 20. Dezember 1820, stimmte Friedrich August I. der Eröffnung der ersten sächsischen Vereinssparkasse zu. Das Regulativ wurde von ihm am 1. Februar 1821 genehmigt. Zusätzlich unterstützte der Monarch das Vorhaben mit 100 Talern pro Jahr zur Deckung der Verwaltungskosten.

Auch die ersten Räumlichkeiten „am Seethor, dem Wachhaus gegenüber“ gehen auf das königliche Wohlwollen zurück. Denn im September 1820 bezog bereits die Schützesche Unterrichts- und Beschäftigungsanstalt für erwachsene Blinde das ehemalige Akzisehaus (Zollhaus) vor dem Seetor. Der König hatte es Heinrich Ferdinand Schütze überlassen, der sich als gut situierter Kaufmann nicht nur für diese Anstalt unermüdlich einsetzte, sondern auch selbst zu den aktiven Sparkassengründungsmitgliedern gehörte. Ab 1821 beherbergte das Gebäude dann zwei wohltätige Einrichtungen für die Stadt Dresden.

Bis die Sparkasse am 16. Mai 1828 von der Stadt Dresden übernommen wurde, entwickelte sie sich zu einem von Grund auf soliden Institut. Bereits im ersten Jahr waren 27.544 Taler auf insgesamt 1.275 Sparbüchern zu verzeichnen. Die Einlagenbestände wuchsen stetig weiter und betrugen 1828 insgesamt 82.435 Taler. Die Einwohner Dresdens nahmen die Möglichkeiten, die ihnen ihre örtliche Sparkasse bot, gern an. Die „Flure des Sparkassengebäudes [sind] voll von Leuten beider Geschlechter und jedes Alters“, führt der zeitgenössische Schriftsteller Friedrich August Schulze, alias Friedrich Laun, in seinem Roman „Die Sparkasse“ 1822 aus und weiter heißt es: „Der Sonnabend ist der Tag, wo die Kasse geöffnet wird […] der Zulauf [ist] so groß, daß das Institut ausdrücklich erklärt hat, Summen über dreißig Thaler nicht annehmen zu können.“

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Buchempfehlung!
Wysocki, Josef: Stadtsparkasse Dresden 1821-1996, Geschichte und Gegenwart, Stuttgart, 1996.

Bildquellen:
Seetor, in: Krause, Bruno:  Die geschichtliche Entwicklung der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden vom sorbischen Dorfe an bis zur jetzigen Großstadt, Dresden, 1893.
Portrait F. Laun, in: Friedrich Laun’s gesammelte Schriften, Stuttgart, 1843.

  • Siegelmarke der Hauptsparkasse der Altmark : © Historisches Archiv des OSV

175 Jahre Sparkasse in Stendal

Im Königreich Preußen existierten früher besondere Flächensparkassen, deren Geschäftsgebiet sich über mehrere Landkreise erstreckte. So gab es seit dem 1. Oktober 1824 eine Sparkasse für die Niederlausitz und seit dem 1. Oktober 1830 eine für die Oberlausitz. Schließlich wurde auch für die Altmark eine Sparkasse eingerichtet. Als Eröffnungsdatum ist der 1. Januar 1846 belegt. Der Hauptsitz der Ständischen Hauptsparkasse der Altmark befand sich in Stendal. Dem dortigen Kommunallandtag der Altmark, der sich aus Vertretern der drei Stände – Ritter, Städte und Bauern – zusammensetzte, ist die Gründung zu verdanken.

Nebenkassen hatte die Hauptsparkasse in Arendsee, Gardelegen, Kalbe (Milde) und Seehausen. Sicherlich trugen auch sie zum Erfolg des Instituts bei. 1846 wurden insgesamt 8.764 Taler, 5 Silbergroschen und 4 Pfennige eingezahlt. Das ist ein stattlicher Betrag für das erste Geschäftsjahr. Natürlich lag das an der Größe des Geschäftsgebiets. Denn die Sparkasse der Altmark wirkte in den Kreisen Gardelegen, Osterburg, Salzwedel und Stendal. Zum Vergleich: die zeitgleich eröffnete Sparkasse des Saalkreises verzeichnete in dem Jahr Einlagen von 2.948 Talern.

Einzahlungen waren bei der Hauptsparkasse übrigens ab 15 Silbergroschen zugelassen. Das war schon ein kleiner Sparbetrag. Mit dem Geld hätten Sie auf dem Stendaler Markt etwa 35 Flaschen Bier oder 5 Flaschen Branntwein für die Silvesterfeier erwerben können. Weitere Waren und historische Maßeinheiten finden Sie hier. 2,5 % Zinsen bekam die Kundschaft damals, wenn sie nicht konsumierte, sondern sparte. Um diese zu erwirtschaften, erwarb die Sparkasse Wertpapiere und verlieh Geld gegen Pfand. Und weil auch sie selbst vorsorgen musste, wurde etwas zurückgelegt. Der erste Reservefonds betrug 30 Taler und 5 Silbergroschen.