• Durch die Beteiligung am ERP-Kreditprogramm fassten die DDR-Sparkassen im Bereich der Finanzierung mittelständischer Unternehmen Fuß. : © Historisches Archiv des OSV

  • Informationsblatt der KfW, welches auf die Antragstellung bei der Hausbank hinweist; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP- E 821/2010

  • Entwurf für eine Checkliste zur ERP-Antragstellung bei den DDR-Sparkassen; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP- E 722/2010 : © Historisches Archiv des OSV

Hilfskredite für kleine und mittlere Betriebe

Blogserie, Teil 24

Vor 30 Jahren versendete der Sparkassenverband der DDR sein erstes nummeriertes Rundschreiben. Es informierte unter anderem über die korrekte Abwicklung von ERP-Krediten. Dank der Hilfe des DSGV waren auch die ostdeutschen Sparkassen in dieses Kreditprogramm der Bundesrepublik Deutschland eingeschaltet worden.* Der Bund stellte damals aus einem Sondervermögen, von dem ein Teil noch aus Marshall-Plan-Hilfen der USA (European Recovery Program) stammte, sechs Milliarden DM bereit. Mit Darlehen sollten kleinere und mittlere Betriebe auch im Osten gefördert werden. Die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit galt es zu steigern und so die wirtschaftlichen Verhältnisse in der DDR zu verbessern. Hauptleihinstitute waren die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Deutsche Ausgleichsbank und die Berliner Industriebank.

Diese drei Banken stellten langfristige Refinanzierungskredite zur Finanzierung von Investitionen für private Betriebe, Handwerker Gewerbetreibende, Einzelhändler und Gastwirte, freiberuflich und sonstig selbstständig Tätige zur Verfügung. Des Weiteren waren in selbstständiger unternehmerischer Verantwortung geführte, mehrheitlich in privatem Eigentum befindliche Gesellschaften und genossenschaftliche Betriebe einbezogen. LPGs sowie Fischerei- und Gärtnerei-Genossenschaften waren ausgeschlossen.** Die Kredite galten vorrangig zur Förderung von Existenzgründungen, dem Umweltschutz, Modernisierungen, Produktionssteigerungen, Betriebserweiterungen und für Maßnahmen des Tourismus. Die Zuständigkeiten waren verteilt. So war etwa die KfW für das Modernisierungsprogramm, die Ausgleichsbank für Existenzgründungen und die Industriebank für Tourismus zuständig.

Die ostdeutschen Unternehmer konnten Anträge beim örtlichen Kreditinstitut ihrer Wahl stellen, zum Beispiel bei einer der 196 Sparkassen. Diese prüfte unter anderem die Sicherstellung der Investition, die Bonität des Darlehnsnehmers, seine fachliche Qualifikation sowie die wesentlichen Unternehmenseckdaten. Bei positivem Bescheid prüfte auch das Hauptleihinstitut. Es folgte die Zusage für den Refinanzierungskredit, wobei die Sparkasse vor Ort die vertraglich festgelegte Verwendung zu garantieren hatte. Die Ausreichung erfolgte in Deutscher Mark. Für die Rückzahlung hatte die Staatsbank für 1990 eine Relation von 1 DM = 2,40 Mark festgelegt. Die erste Sparkasse im Osten, die einen ERP-Kredit weitergab, war übrigens die Kreissparkasse Klötze, heute Sparkasse Altmark-West. Eine Fahrschule in Klötze erhielt Geld, um einen Ford zu kaufen, den sie für den Ausbildungsbetrieb umbauen ließ.***

Eigentlich hatten die DDR-Sparkassen für die fristgemäße Verzinsung und Rückzahlung der Kredite zu haften. Um Vorbehalte der Hauptleihinstitute hinsichtlich ihrer Bonität auszuräumen und gegenüber den Genossenschaftskassen, für die die Deutsche Genossenschaftsbank eintrat, wettbewerbsfähig zu bleiben, wurde im März 1990 die Unterstützung durch die Deutsche Girozentrale-Deutsche Kommunalbank geplant. Die Initiative kam vom DSGV. Zwei Monate später konnte die DGZ in Zusammenarbeit mit der Hessischen Landesbank/ Landeskreditkasse Kassel die Rolle eines Leitinstituts und die Primärhaftung für die Institute übernehmen. Dafür wurde ein Viertel der Zinsmarge von 1 %, welche die Ost-Sparkassen für die Durchleitung der ERP-Darlehen bekamen, fällig.****

Für die ostdeutschen Sparkassen waren Unternehmenskredite ein fast gänzlich neues Geschäftsfeld. Es brauchte Know-how. Die Hauptleiher qualifizierten die Sparkassen. Dazu und zur kostenlosen Abgabe von Unterlagen zur Kreditbereitstellung und von Informationsmaterial (Abbildung 2) waren sie verpflichtet. Große Unterstützung leistete die westdeutsche Sparkassenorganisation. Qualifizierungsmaßnahmen für Multiplikatoren fanden statt. So wurden etwa am 21./22. Februar 1990 ausgewählte Sparkassen zu den Grundsätzen der Gewährung von ERP-Krediten unter anderem von Mitarbeitern des DSGV, den Kreissparkassen Köln und Bonn sowie der Sparkasse der Stadt Berlin West geschult.***** In diesen Tagen entwickelten die Leitung der Sparkassenabteilung der Staatsbank und der DSGV auch einen Prospekt für die Sparkassenkunden in der DDR. 130.000 der Faltblätter mit dem Titel „ERP-KREDITE FÖRDERN PRIVATE INITIATIVEN“ lieferte der Deutsche Sparkassenverlag dann mit Merkblättern, auf welchen der junge Sparkassenverband der DDR die Sparkassenbeschäftigten zum Einsatz informierte.******

Gesendet wurde nicht nur Werbematerial. Zahlreiche Kreditfachleute reisten in den Osten und wurden bei Patensparkassen helfend tätig. Eine Informationsschrift des DSGV briefte sie für den Einsatz und bat um Einfühlungsvermögen und Verständnis hinsichtlich der andersartigen Verhältnisse der ostdeutschen Sparkassenwelt. Der Sparkassenverband der DDR konstatierte am 23. März: „Mitarbeiter der Sparkassen der BRD und der Sparkasse Berlin (West) stehen in einigen Bezirken in jeder Sparkasse, in einer zentral gelegenen Sparkasse mit Verantwortung für mehrere Sparkassen bzw. in der Bezirksstelle zur Verfügung.“******* Die personelle Unterstützung lief zufriedenstellend an. Einen Schwerpunkt der Qualifizierung stellte die Rentabilitätsvorschau (Abbildung 3) dar. Die Unterstützungsaktion bei der Abwicklung des ERP-Programms war letztlich erfolgreich. Die Maßnahmen bewährten sich. Die von den Sparkassen weitergereichten Kreditanträge waren von guter Qualität, sodass Ablehnungen wohl nicht vorkamen. Bis Mitte Mai betrug der Anteil der Sparkassen an den ERP-Anträgen in der DDR 40 bis 45 %.********

Fortsetzung am 25.04.2020

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* Vgl. Günther, Hans-Georg/ Geiger, Walter: Neugestaltung des ostdeutschen Sparkassenwesens 1990 bis 1995, Stuttgart, 1998, S. 165.

** Vgl. Verfahrensgrundsätze für die Abwicklung der ERP-Programme, S. 2, 16.02.1990; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP-E 813/2011

*** Vgl. undatierte Vorlage für eine Pressemeldung des Sparkassenverbandes der DDR; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP-E 813/2011

**** Vgl. Deutsche Girozentrale-Deutsche Kommunalbank an den Vorstand der Stadt- und Kreissparkasse Brandenburg, betr. Darlehnsgewährung zur Finanzierung privater Investitionen in der DDR, 11.05.1990, S. 3; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA 71-2004

***** Vgl. Deutscher Sparkassenverlag GmbH: Weiterentwicklung der Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen für die DDR nach der Sitzung des AA/ZWA, 26.03.1990; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP-E 617/2010

****** Vgl. Deutscher Sparkassen- und Giroverband: Informationen für die Sparkassenarbeit in der DDR, April 1990; Bestand: Historisches Achiv des OSV, HA Günther 9/2004

******* Vgl. Sparkassenverband der DDR: Stand der Kreditantragstellung im Rahmen der ERP-Finanzierung per 23.3.90; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP-E 813/2011

******** Vgl. Ergebnisvermerk über den Erfahrungsaustausch der DDR-Koordinatoren der regionalen Sparkassen- und Giroverbände des DSGV und des Sparkassenverbandes der DDR am 15./16.05.1990, S. 1; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-75/2004

  • Geschäftige Arbeitsatmosphäre - der vorläufige Verbandsrat diskutierte und beschloss in der Zeit seines Bestehens von April 1990 bis September 1991 zahlreiche Vorhaben. 15 delegierte Sparkassendirektorinnen und -direktoren aus allen Bezirken der DDR und der Stadt Berlin unter Vorsitz des Verbandspräsidenten Rainer Voigt arbeiteten auf zentraler Ebene an der Umgestaltung des Sparkassenwesens in Ostdeutschland. : © Historisches Archiv des OSV

  • Hier im Alexanderhaus nahe der Weltzeituhr begann der vorläufige Verbandsrat mit seiner Arbeit. : © Historisches Archiv der Berliner Sparkasse

Der vorläufige Verbandsrat nimmt seine Arbeit auf

Blogserie, Teil 23

Heute vor 30 Jahren tagten 15 Sparkassendirektorinnen und -direktoren aus der ganzen Republik* sowie der frisch ins Amt gewählte Präsident des Sparkassenverbandes der DDR, Rainer Voigt, und sein Stellvertreter, Hans-Georg Günther, im Sitzungssaal der Sparkasse der Stadt Berlin am Alexanderplatz. Punkt 1 der Tagesordnung – die Konstituierung des vorläufigen Verbandsrates durch alle Anwesenden – war schnell erledigt. Wie auch die Wahl von Rainer Voigt zum Vorsitzenden des soeben gebildeten Gremiums. Somit konnte das zweitwichtigste Organ des noch jungen Sparkassenverbandes mit seiner Arbeit beginnen.**

Insgesamt zehn Beschluss-Vorlagen wollten an diesem Tag beraten und bestätigt werden. Als Erstes wurde einstimmig der vorgeschlagene Stellenplan für die Verbandsgeschäftsstelle bestätigt. Dies war für den zukünftigen Aufbau und die Arbeitsfähigkeit des Verbandes von enormer Bedeutung. Die weiteren Beschlüsse waren thematisch breit gefächert. Sie reichten vom Beitritt aller DDR-Sparkassen zum Eurocheque-Verfahren über die Bildung von Versicherungsunternehmen bis hin zur Anschaffung von PKWs für den Verband und alle Bezirksgeschäftsstellen.

Zuletzt wurde unter Top 4 der Tagesordnung festgelegt, dass schnellstmöglich nach dem Tag der Währungsunion die neue Produktpalette für die Kunden zur Verfügung stehen sollte, und dass „alle Möglichkeiten zur Werbung neuer Geschäftskunden genutzt werden bzw. verhindert wird, daß bisherige Kunden der Sparkasse verloren gehen.“***

Fortan traf sich das Gremium mindestens einmal monatlich. 76 Beschlüsse**** wurden in den eineinhalb Jahren seines Bestehens gefasst. Erst nachdem die neue Verbandsversammlung am 17. September 1991 die Satzungsänderung verabschiedete und den Verbandsvorstand wählte, war der vorläufige Verbandsrat Geschichte.

Fortsetzung am 19.04.2020

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*Auf der Gründungsversammlung des Sparkassenverbandes der DDR am 20. März 1990, welche zugleich den ersten Verbandstag (das höchste Gremium) darstellte, wurde die Zusammensetzung des vorläufigen Verbandsrates festgelegt. Aus jedem Bezirk der DDR und der Stadt Berlin sollte eine Sparkassendirektorin bzw. ein -direktor in den Verbandsrat delegiert werden. Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP-E 423/2010.

**Ursprünglich sollten dem Verbandsrat, lt. Satzung vom 20. März 1990, neben den Direktorinnen und Direktoren noch je Bezirk ein Vertreter der für die Sparkassen verantwortlichen Stadt- bzw. Kreisräte und ein Vertreter des Städte- und Gemeindetages der DDR angehören. Aber die sich überschlagenden Ereignisse hinsichtlich der politischen Veränderungen in jenen Monaten, wie zum Beispiel die Bildung von Ländern oder das Gesetz über die Selbstverwaltung der Kommunen, ließen die satzungsmäßigen Vorschriften unwirksam werden. Um dennoch ein handlungsfähiges Gremium zu haben, beschloss der Verbandstag einen vorläufigen Verbandsrat einzusetzen. Vgl.: Geiger, Walter/Günther, Hans-Georg: Die Neugestaltung des ostdeutschen Sparkassenwesens 1990 bis 1995, Stuttgart 1998, S. 83f.

***Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP-E 715/2010.

****Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP-E 632/2010, Bd. 2.

  • © Foto Günter Ashauer, Köln 1992: Sparkassenhistorisches Dokumentationszentrum Bonn | Schreiben an alle Teilnehmenden an den Informationsseminaren am 4./5., 9./10. oder 11./12. April 1990: Historisches Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes

„die Notwendigkeit, von der Pike auf neu zu lernen“* – Qualifizierung als strategischer Erfolgsfaktor

Blogserie, Teil 22

Am 12. April 1990 fahren die ostdeutschen Führungskräfte mit einer Fülle an Unterlagen, Materialien und Anregungen nach Hause, die sie während ihres zweitägigen Informationsseminars in West-Berlin erhalten haben. Sie sind die letzten Teilnehmer von insgesamt drei zentralen Informationsseminaren, welche die Deutsche Sparkassenakademie Bonn für alle Direktorinnen und Direktoren der 196 DDR-Sparkassen organisiert hat. Mit welchen Gedanken und Eindrücken sie sich damals auf den Weg in ihre Heimatorte und ihre Sparkasse machten, lässt sich vielleicht erahnen, wenn man auf die vielschichtigen Inhalte dieser ersten wichtigen Weiterbildungsveranstaltung schaut.

Unter dem Titel „Die Sparkassen in der Bundesrepublik Deutschland – Geschäftstätigkeit, Geschäftspolitik, Verbund“ wird den leitenden Angestellten ein sehr kompaktes, aber auch abwechslungsreiches Programm mit spannenden und oftmals ganz neuen Themen geboten. Allein die Aufzählung der Schwerpunkte ist beeindruckend. Erkennt man doch den enormen Wissensbedarf zu diesem Zeitpunkt. Die Themen reichen von der Struktur des Kreditwesens über die Grundlagen des Bankwettbewerbs und seine Konsequenzen bis hin zu Informationen über Ziele und Instrumente der Geschäftspolitik, die Produktpalette und  Zielgruppen sowie über die Auswahl des Personals in Sparkassen. Außerdem  stellen sich vier bedeutende Verbundpartner vor: die LBS, die Deka, die öffentlichen Versicherer und der Deutsche Sparkassenverlag. Sie erläutern ihre Unterstützungsangebote und ihre Aufgaben sowie die bewährte Arbeitsteilung mit den Sparkassen, welche für die Ostdeutschen sicherlich sehr interessant war zu erfahren. Schließlich geht es, wie so häufig in diesen Umbruchzeiten, um aktuelle Fragen und Perspektiven der Sparkassenorganisation sowie um Kooperations- und Entwicklungsmöglichkeiten für die Sparkassen der DDR.

Die Seminarleitung übernimmt Professor Dr. Günter Ashauer persönlich. Er steht der Deutschen Sparkassenakademie in Bonn seit 1970 vor und wird in den nächsten Monaten aktiv die ostdeutsche Qualifizierungsoffensive begleiten.** Mit diesen ersten drei Informationsseminaren für die Direktorinnen und Direktoren der DDR-Sparkassen Anfang April 1990 verfolgt er das Ziel, „die Teilnehmer umfassend über die bundesdeutsche Sparkassenorganisation zu informieren und kollegiale Gespräche zwischen Führungskräften der Sparkassen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland zu ermöglichen.“***

Einladungen für diese wichtige Sofortmaßnahme in puncto Bildung gingen bereits Ende Februar 1990 an die Sparkassendirektorinnen und -direktoren. Rainer Voigt informierte als zuständiger Leiter der Abteilung Sparkassen der Staatsbank der DDR u. a. über das großzügige Angebot Geigers: „Die Sparkassenorganisation der BRD übernimmt alle entstehenden Kosten einschließlich der Unterbringung der Seminarteilnehmer.“****

Doch die Sofortmaßnahmen betrafen nicht nur die Sparkassenleiter. Allen Verantwortlichen war von Anfang an bewusst: Der Weg in eine erfolgreiche Zukunft konnte ausschließlich mit gut ausgebildeten Beschäftigten bewältigt werden. An ihnen war es, die Sparkassenkunden von der Qualität der Angebote und Leistungen zu überzeugen, sie professionell zu beraten. Damit kam der Mitarbeiterqualifizierung eine besondere, ja, eine strategische Bedeutung zu. Bis zum Sommer 1990 finden bereits Schulungen zu den ERP-Krediten sowie zum Aktiv- und Passivgeschäft nach bundesrepublikanischem Vorbild statt. Auch das „Training on the job“ startet mit Hilfe der westdeutschen Partnersparkassen rasch. Last but not least führen die Kommunalwahlen am 6. Mai 1990 zu Weiterbildungsbedarf bei Verwaltungsratsvorsitzenden, die neu in ihre Ämter kommen. Sie erhalten ebenfalls ein zentrales Informationsseminar, das über ihre Aufgaben und Funktionen innerhalb der Sparkassenorganisation aufklärt.*****

Wie es danach weiterging, und was es genau bedeutete, die schnellstmögliche Qualifizierung von über 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in geordnete Bahnen zu lenken sowie ab dem 1. September 1990 eine komplett neue Ausbildung zu organisieren, davon werden wir selbstverständlich an dieser Stelle berichten.

Fortsetzung am 17.04.2020

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*In der Publikation „Einweihung der Ostdeutschen Sparkassenakademie, 19. November 1996, Potsdam Am Luftschiffhafen“ bringt es Prof. Dr. Günter Ashauer in einem Gastbeitrag auf den Punkt, als er die Herausforderung für die Beschäftigten in der Situation der Wiedervereinigung Deutschlands betrachtet. Denn dies bedeutete seinerzeit nichts weniger als „die Notwendigkeit, von der Pike auf neu zu lernen, denn es änderte sich an allen Arbeitsplätzen fast alles.“; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-3/1999, OSA, Broschüre, S. 8.

**In einem Zeitzeugengespräch mit Berthold Deutscher, der ab Sommer 1990 den Aufbau einer Ostdeutschen Sparkassenakademie als Aufgabe übernahm, erinnert sich dieser an das erste Treffen mit Professor Ashauer. Auf einer Durchreise passte Deutscher ihn am Flughafen Tegel ab und stellte kurzerhand ein 14-Punkte-Programm zum Akademieaufbau-Ost mit ihm gemeinsam auf. Bestand: Historisches Archiv des OSV, ZZI Berthold Deutscher, 06.08.2014, S. 20.

***Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA-75/2004.

****Bestand: Historisches Archiv des OSV, Konvolut Horst-Dieter Hoffmann, D/13061/AUG; Aus demselben Bestand geht hervor, dass auch noch einmal der Deutsche Sparkassen- und Giroverband zum Informationsseminar in Berlin eingeladen hat. Ein Schreiben vom 15.03.1990 bestätigt die Reservierung eines Einzelzimmers im Hotel Esplanade, Lützowufer 15, D-1000 Berlin sowie die Kostenübernahme. Auch ein City-Plan mit Zielkennzeichnung liegt zur Orientierung für die Anreise mit dem Pkw bei.

*****Geiger, Walter ; Günther, Hans Georg: Neugestaltung des ostdeutschen Sparkassenwesens 1990 bis 1995, Stuttgart 1998, S. 174.

  • Die ersten vier Zahlen der DDR-Kontonummern fanden sich in den vor 30 Jahren festgelegten Bankleitzahlen wieder. Die Kreissparkasse Meißen bekam zum Beispiel die BLZ 85055002. (Aus dem Bestand: Depositum der Sparkasse Meißen) : © Historisches Archiv des OSV

  • Am 11. Mai 1990 informierte der Verband die Sparkassen über die Umstellung im Rahmen des EDV-Projekts. : © Historisches Archiv des OSV

Neues bei der EDV

Blogserie, Teil 21

Seit 1972 wurde der Zahlungsverkehr in der DDR beleglos mit Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung durchgeführt.* Grundlage war ein einheitliches System langer Kontonummern, die auch die Funktion der Bankleitzahl hatten. Die ersten drei Zahlen standen für den Kreis. An vierter Stelle konnte eines von insgesamt neun Geldinstituten verschlüsselt sein, zum Beispiel Sparkasse mit der 2. Die Institute nutzten gemeinsame EDV-Programme und Rechenzentren des VEB Datenverarbeitung der Finanzorgane. So befanden sich in allen 14 Bezirkshauptstädten und in Ost-Berlin Datenverarbeitungsstationen, die sämtliche Konten in den Bezirken führten. Alle Banken und Sparkassen mussten zudem an der zentralen Verrechnung über die Staatsbank teilnehmen und dort ein Konto halten.

Als reines Binnensystem, unter den Voraussetzungen einer festen Bankenstruktur mit einheitlichen Produkten und ohne Konkurrenz zwischen den Instituten, hatte das Zahlungsverkehrssystem lange funktioniert.** Rein technisch war schon das Hinzutreten neuer Geldinstitute mit dem begrenzten Kontonummernsystem nicht machbar. Grundsätzlich war das EDV-Einheitssystem nicht mit der Marktwirtschaft kompatibel. Es behinderte den Wettbewerb, erschwerte eine eigene Geschäftspolitik und die Etablierung individueller Leistungsangebote. Für die Ost-Sparkassen musste eine Lösung her. Der DSGV konstatierte:

„Der neu gegründete DDR-Sparkassenverband legt großen Wert auf möglichst schnelle EDV-Unterstützung, weil das bisherige Datenverarbeitungssystem auf die planwirtschaftliche Steuerung des Geldverkehrs durch die Staatsbank und auf eine sehr schmale Angebotspalette abgestellt war. Dieses System erlaubt keine individuelle Diversifizierung des Angebots durch unterschiedliche Banken und Bankengruppen. Eine besondere Datenverarbeitung auf die Bedürfnisse der DDR-Sparkassen abgestellt, ist deshalb unabweisbar.“ ***

Um ein leistungsfähiges einheitliches EDV-System zu bekommen, suchte der Sparkassenverband der DDR die Hilfe des Regionalverbandes in Niedersachsen und seines Rechenzentrums. Am 24. März 1990 wurde eine Kooperationsvereinbarung mit der dvg – Datenverarbeitungsgesellschaft der Niedersächsischen Sparkassenorganisation mbH in Hannover paraphiert.**** Auch der für die EDV der ostdeutschen Sparkassen zuständige Betrieb, der ab dem 1. April als VEB Datenverarbeitung der Geldwirtschaft firmierte, war mit an Bord. Nach der Vereinbarung begann er, Serviceverträge nach dem Muster der dvg mit ostdeutschen Sparkassen abzuschließen. Den Nutzen der Kooperation machte Verbandspräsident Rainer Voigt den Direktoren und Direktorinnen deutlich.

„Diese Vereinbarung wurde mit dem Ziel geschlossen, in einer langfristig angelegten Zusammenarbeit an der einheitlichen Entwicklung und wirtschaftlichen Nutzung der Datenverarbeitung für die Institute unseres Verbandes mitzuarbeiten. Das geschlossene Abkommen ist darüber hinaus die Basis zur Realisierung der künftigen Aufgaben des Zahlungs- und Verrechnungsverkehrs unter marktwirtschaftlichen Bedingungen. Unsere Position im künftigen Geld- und Finanzmarkt des Landes können wir nur behaupten und ausbauen, wenn Sie, Ihre Mitarbeiter und die der anderen DDR-Sparkassen in die Lage versetzt werden, eine möglichst weit gefächerte Angebotspalette anzubieten und dv-mäßig verwalten zu lassen.“ *****

Bei der schrittweisen Erweiterung des Angebots, die am 26. April im Blog thematisiert werden soll, spielte die damals noch unzureichende EDV-Kapazität eine Rolle.****** Es war nicht möglich, sofort alle Produkte der bundesdeutschen Sparkassen zu übernehmen. Übernommen wurde jedoch rasch das Bankleitzahlensystem der Bundesrepublik, um den baldigen Zahlungsverkehr zwischen Ost und West zu gewährleisten. Vereinbart war zwischen der Bundesbank und der Staatsbank vor 30 Jahren, dass die 1. bis 3. Stelle durch die Deutsche Bundesbank vergeben wurde. An vierter Stelle stand die 5 für Sparkasse.******* Die fünfte bis achte Stelle füllte die vierstellige Vorsatzziffer der DDR-Kontonummer, die ja den Kreis angab. Auch hinsichtlich der Kontonummern gab es Änderungen, über die der Verband informierte. Sehen Sie dazu Bild 2 zu diesem Beitrag.

Fortsetzung am 12.04.2020

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* Vgl. Wysocki, Josef/ Günther, Hans-Georg: Geschichte der Sparkassen in der DDR 1945 bis 1990, 1996, S. 305 ff.

** Günther, Hans-Georg: Einheitliches DDR-Giroverkehrssystem, in: Deutsche Sparkassen-Zeitung, Nr. 20, 13.03.1990, S. 4; Bestand: Historisches Archiv des OSV

*** DSGV-Mitteilung Nr. 7, 27.3.1990; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP-E 651/2010

**** Der Verbandsrat stimmte bei der ersten Sitzung mehrheitlich dafür. Vgl. Auszug aus dem Protokoll der Beratung des vorläufigen Verbandsrates des Sparkassenverbandes der DDR am 17.4.1990 – Vorlage 4/90; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP-E 651/2010

***** Sparkassenverband der DDR – Der Präsident, an die Direktoren der Stadt- und Kreissparkassen und Bezirksgeschäftsstellen des Sparkassenverbandes der DDR, betr. Sparkassen – Partner in Ost und West/ Zusammenarbeit im Bereich der Datenverarbeitung, 07.05.1990, S. 1; Bestand: Historisches Archiv des OSV, HAP-E 651/2010

****** Vgl. Rundschreiben Nr. 2 des Sparkassenverbandes der DDR – Verbandsdirektor, betr. Information über die schwerpunktmäßige Erweiterung der Produktenpalette, 26.04.1990, S. 2; Bestand: Historisches Archiv des OSV – Rundschreibenbestand

******* Vgl. Sparkassenverband der DDR – Verbandsdirektor, an alle Direktoren der Bezirksgeschäftsstellen des Sparkassenverbandes der DDR, betr. Beantragung der Bankleitzahlen, 23.04.1990; Bestand: Historisches Archiv des OSV – Rundschreibenbestand

  • DDR-Bankensystem zum Stand 01.04.1990 : © Historisches Archiv des OSV

  • DDR-Bankensystem vor der Reform : © Historisches Archiv des OSV

Kein Aprilscherz: Die Reform des DDR-Bankensystems vor 30 Jahren

Blogserie, Teil 20

Am 8. März 2020 sind im Blog Änderungen des Staatsbank-Gesetzes und des Sparkassen-Statuts der DDR thematisiert worden. Diese Maßnahmen erfolgten im Rahmen einer Bankenreform, die zum 1. April 1990 wirksam wurde. Die staatliche verordnete Aufgabenabgrenzung in der ostdeutschen Kreditwirtschaft fand ihr Ende. Die Staatsbank verlor ihre herausragende Stellung. Es gab nun ein zweistufiges Bankensystem. Unabhängig von der Zentralbank durften Geschäftsbanken mit verschiedenen Eigentumsformen tätig sein. Die Universalbanken konnten nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten entscheiden, welche Geschäfte sie führten.* Die Kundschaft wiederum hatte die Wahl, welche Bank sie nutzen wollte.

„Zur großen politischen Freiheit, die sich die Menschen in der DDR erkämpft haben, kommt nun auch in vielen wirtschaftlichen Bereichen die Freiheit der Auswahl, und so können unter anderem private Haushalte, Selbständige und Firmenleitungen auch ihre Geldadresse wählen. Zuteilung ist nicht mehr vorgesehen.“ **

Tätig war jetzt die Deutsche Kreditbank AG, die als Neugründung die Geschäftsbankfunktion der Staatsbank übernahm. Daneben bestanden: die Genossenschaftsbank Berlin, die Deutsche Außenhandelsbank AG, die Deutsche Handelsbank AG, die Genossenschaftsbanken für Handwerk und Gewerbe sowie Bäuerliche Handelsgenossenschaften mit Bankfunktion, Reichsbahnsparkassen und kirchliche Kreditgenossenschaften.*** Die Deutsche Post bekam eine Postbank.

Auch die Sparkassen erfüllten Geschäftsbankaufgaben. Ihnen wurde mit der Bankenreform die Möglichkeit geboten, sich zu universell tätigen Kreditinstituten zu entwickeln und viele bankwirtschaftliche Leistungen anzubieten. Sie konnten Kundengruppen gewinnen, für die sie bis dahin nicht zuständig sein durften.**** In ihren staatlich zugewiesenen Geschäftsbereichen, etwa Sparwesen, waren sie noch „Marktführer“. Es wurde ein harter Konkurrenzkampf erwartet, nicht nur mit oben genannten Instituten, sondern auch mit Niederlassungen von Banken aus der Bundesrepublik Deutschland und aus anderen Ländern. Sie standen in den Startlöchern, um den Markt im Osten „schnell und systematisch durch ein Filialnetz zu erobern“. *****

Fortsetzung am 06.04.2020

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* Vgl. Beschluss des Ministerrats zur Schaffung eines zweistufigen Bankensystems in der DDR vom 8. März 1990, S. 6 (Anlage); Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA Günther 1/2004

** Hennemann, Horst: DDR-Sparkassen auf Marktkurs, in: Sparkasse, 04/1990, S. 146; Bestand: Historisches Archiv des OSV

*** Beschluss des Ministerrats zur Schaffung eines zweistufigen Bankensystems in der DDR vom 8. März 1990, S. 7 (Anlage); Bestand: Historisches Archiv des OSV, HA Günther 1/2004

**** Rainer Voigt nannte in seiner Rede zum Verbandstag am 20. März 1990 zum Beispiel mittlere Produktions-, Handels- und Dienstleistungsbetriebe, die bislang die Staatsbank betreute.

***** Hennemann, S. 147

  • Am 8. März 1990 wurde der Sparkassenverband im Sparkassenstatut rechtlich verankert. : © Historisches Archiv des OSV

Rechtliche Weichenstellungen

Blogserie, Teil 17

Am 6. März 1990 beschloss die Volkskammer der DDR (Parlament) einstimmig die Änderung des Gesetzes über die Staatsbank. Das stellte einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem freien Bankenmarkt im Osten dar. Die Staatsbank sollte nicht mehr von der Regierung abhängig sein. Die Tätigkeit als Emissionsbank, als Kredit- und Verrechnungszentrum wurde festgeschrieben. Die Erhaltung der Stabilität der Währung stand im Mittelpunkt. Bisherige Aufgaben konnten Geschäftsbanken übertragen werden. Die Aufsicht über die Tätigkeit der Geschäftsbanken und Sparkassen wurde von der Staatsbank wahrgenommen.*

Am 9. März verkündete der Vorsitzende des Staatsrates die Regelungen. Bereits am Tag zuvor hatte der Ministerrat der DDR (Regierung) Änderungen des Statuts der DDR-Sparkassen bekanntgegeben. Die Sparkassen sollten zwar ihre Aufgaben nicht mehr in Durchführung der Beschlüsse der SED erfüllen, galten aber weiterhin als volkseigene Kreditinstitute.** Die Aufsichtsfunktion der Staatsbank und ihres Präsidenten wurde festgelegt. Auch § 12 des Einheitsstatuts von 1975 erhielt eine neue Fassung.

Aufgaben des Sparkassenverbandes der DDR

  • Die Sparkassen sind Mitglied des Sparkassenverbandes. Die Aufgaben des Verbandes sind in der Satzung des Sparkassenverbandes geregelt.
  • Der Verband ist in den Bezirken durch Bezirksgeschäftsstellen vertreten. Ihnen obliegt die Durchführung der Verbandsarbeit in den Bezirken.“

Am 20. März 1990 sollten diese Neuerungen gültig werden. An diesem Tag fand die Gründungsversammlung des Sparkassenverbandes der DDR statt, welche ursprünglich für den 15. März avisiert war.*** Auch der Ort war ein anderer. Nicht ins Haus der Ministerien in Ost-Berlin, sondern ins Tagungszentrum des Ministeriums für Nationale Verteidigung in Strausberg wurden die Direktoren und Direktorinnen der 196 Sparkassen eingeladen, um die Verbandssatzung zu beschließen. Über den Ablauf des Tages wird natürlich hier im Blog am 20. März 2020 berichtet werden.

Fortsetzung am 12.03.2020

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* Vgl. Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Staatsbank der deutschen Demokratischen Republik vom 6. März 1990, § 5, in: Gesetzblatt der DDR, Teil I, Nr. 16, 12.03.1990, S. 125; Bestand: Historisches Archiv des OSV

** Vgl. Bekanntmachung über die Änderung des Statuts der Sparkassen der Deutschen Demokratischen Republik vom 8. März 1990, § 1, in: Gesetzblatt der DDR, Teil I, Nr. 19, 23.03.1990, S. 174; Bestand: Historisches Archiv des OSV

*** Vgl. Zeitlicher Ablaufplan zur Vorbereitung der Bildung des Sparkassenverbandes vom 23.01.1990, in: Historisches Archiv des OSV Akte HA 69/2004, Bd. 1